Stichtag - Schluss mit gemütlich [2010]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 12. September 2011
Genre: Komödie

Originaltitel: Due Date
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Todd Phillips
Musik: Christophe Beck
Darsteller: Robert Downey Jr., Zach Galifianakis, Michelle Monaghan, Jamie Foxx, Juliette Lewis, Danny McBride, RZA, Matt Walsh, Brody Stevens, Jakob Ulrich, Naiia Ulrich, Todd Phillips, Bobby Tisdale, Sharon Morris, Nathalie Fay


Kurzinhalt:
Peter Highman (Robert Downey Jr.) ist auf dem Weg nach Los Angeles. In fünf Tagen wird seine Frau Sarah (Michelle Monaghan) ihr erstes Kind zur Welt bringen. Doch der Nerv tötende Ethan Tremblay (Zach Galifianakis) ist dafür verantwortlich, dass Peter aus dem Flugzeug geworfen wird. Schlimmer noch, nach dem Zwischenfall steht er auf einer Liste von Personen, die kein Flugzeug besteigen dürfen. Seine Brieftasche und sein Gepäck sind allerdings bereits auf dem Weg nach Los Angeles.
Da er auch kein Mietauto ohne Ausweis anmieten kann, lässt sich Peter auf Ethans Angebot ein, mit ihm die Strecke nach Los Angeles zu fahren. Aber nicht nur Ethans Art, oder seine erzwungenen Umwege lassen die Reise länger werden, als sie sein müsste. Peters Leidensweg endet auch noch nicht, als sein Freund Darryl (Jamie Foxx) anbietet, ihm zu helfen. Als dann bei Sarah auch noch die Wehen einsetzen, scheint alles zu spät zu sein ...


Kritik:
Es ist immer wieder erstaunlich, wie es Studios gelingt, in eine nicht einmal zweieinhalbminütige Filmvorschau alle witzigen Szenen einer mehr als 90 Minuten dauernden Komödie zu packen. Oder sollte man stattdessen eher sagen, es verwundert, wie man nur mit einer Handvoll Gags einen ganzen Film erzählen will, der ja von seinen witzigen Momenten lebt? Die Trailer zu Stichtag verraten wirklich alle halbwegs lustigen Ideen, während was dort nicht vorweg genommen wird, letztlich nur noch absurder, aber deswegen nicht unterhaltsamer ist.

Es beginnt dabei nicht einmal unwitzig mit Peter Highman, einem gut gestellten Architekten, der sich auf den Weg nach Los Angeles zur Geburt seines ersten Kindes machen will. Doch die Begegnung mit dem trotteligen Ethan am Flughafen macht diese Pläne zunichte. Nicht nur, dass er wegen Ethan mit einem Gummigeschoss niedergestreckt wird und auf einer "no-fly"-Liste landet, auch sein Portemonnaie ist weg und damit die letzte Möglichkeit, ein Auto für die Rückfahrt anzumieten. Da begegnet ihm Ethan und bietet ihm an, zusammen mit seinem Hund nach Los Angeles zu fahren. Nicht erst an dieser Stelle fragen wir uns, was in Peter vorgeht, dass er sich darauf einlässt. Bereits zuvor beobachten wir ihn, wie er am Flughafen versucht, eines der geparkten Autos zu stehlen, auch wenn er Ethan später zu belehren versucht, wie Erwachsene Probleme lösen. Es beginnt ein Trip quer durchs Land, der mit Handschellen, Drogenkonsum, einem bekifften Hund, einem Totalschaden, gebrochenen Knochen, einer Schussverletzung und (wie in solchen Filmen üblich) der Flucht vor dem Gesetz endet. Dazwischen erfahren wir mehr über Ethan als über Peter, der nur gesteht, dass er an seinen Wutausbrüchen arbeitet, wobei wir uns zumindest zu Beginn wünschen, er würde sich bei dem, was ihm hier widerfährt, nicht zurückhalten. Ethan kann man erst im Verlauf der Geschichte zugutehalten, was anfangs schwer zu verstehen ist: bei allem was er tut, was er anrichtet und verursacht, ist er nie bösartig. Dass er meist noch das Quäntchen Glück gepachtet hat, damit ihm nicht die Decke auf den Kopf fällt, lässt ihn zwar unerträglicher erscheinen. Doch wenn schließlich die wenigen persönlichen Momente mehr über ihn verraten, wir in ihm eher den Geist eines Kindes, als den eines Mannes sehen, kann man ihn auch akzeptieren. Nur gibt es jene Figur, jene Wandlung, in unzähligen Road Movies und damit fehlt Stichtag auch hier ein neues Element. Wirklich sympathisch ist dabei keiner von beiden, zumal wir anfangs mit Peter mehr nachfühlen, der immerhin einen triftigen Grund hat, nach Los Angeles zu reisen, wohingegen sich dieses Verständnis später nicht wirklich verschiebt, sondern lediglich Peter in weniger gutem Licht dasteht.

Regisseur Todd Phillips zeichnet unter anderem für die Komödie Hangover [2009] verantwortlich, die in gewissem Sinne den erwachsenen Humor im Kino wieder salonfähig gemacht hat. Stichtag gelingt es allerdings nicht, uns wirklich für die Figuren zu interessieren, schlichtweg, weil sie nicht interessant sind und was sie tun uns zu Beginn eher wütend macht, anstatt dass es uns zum Lachen bringt. Da hilft es auch nicht viel, dass Robert Downey Jr. und Zach Galifianakis eine kumpelhafte Chemie entwickeln, beziehungsweise beiden auch die abstrusesten Momente leicht zu fallen scheinen. Es sind vielmehr die wenigen ernsteren Situationen, in denen sie glaubhaft wirken. Doch die sind schnell vorbei und rar gesät. So endet die Fahrt, wo sie enden muss, auch wenn was dazwischen geschieht kaum vorhersehbar ist. Spannend oder lustig ist es allerdings ebenso wenig.


Fazit:
Wenn der chic gedresste Peter zu Beginn von einem Traum erzählt, in dem ein Grizzlybär die Nabelschnur seines neugeborenen Babys durchtrennt habe, um es dann stolz zu präsentieren, wissen wir schon, wie der Ausflug von Ethan und Peter enden wird. Was sie bis dahin allerdings erleben, klingt so übertrieben, wie es nur Hollywood hervorbringen kann und weil wir es nicht glauben, werden wir auch nicht mitgerissen. Zugegeben, zu sehen, wie Ethan in der Mitte des Films auch einstecken muss, anstatt die ganze Zeit nur auszuteilen, sorgt durchaus für Genugtuung, auch wenn man sich hierfür hinterher schuldig fühlt. Aber sowohl er, wie auch alle übrigen Nebenfiguren, von der drogendealenden Mutter, bis hin zum athletischen Footballspieler, wirken zu glatt, zu naiv und zu oberflächlich.

Stichtag ist gut in Szene gesetzt, tadellos gespielt und handwerklich eine Komödie, wie sie besser nicht zu machen ist. Nur ist sie völlig unspannend, inhaltlich abstrus und hat man ihre Gesetzmäßigkeiten einmal akzeptiert, auch innerhalb der Szenen vorhersehbar. Die Darsteller harmonieren erstaunlich gut und wirken bei weitem nicht so gelangweilt wie das Publikum, auch wenn sie mehr in den ernsteren Situationen aufblühen. Nur wer darauf verzichten und die witzigen Momente sehen möchte, kann sich mit dem Trailer zum Film viel Zeit sparen – und verpasst nur wenig.