Speed 2 - Cruise Control [1997]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. März 2010
Genre: Action

Originaltitel: Speed 2: Cruise Control
Laufzeit: 121 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1997
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Jan de Bont
Musik: Mark Mancina
Darsteller: Sandra Bullock, Jason Patric, Willem Dafoe, Temuera Morrison, Brian McCardie, Christine Firkins, Mike Hagerty, Colleen Camp, Lois Chiles, Francis Guinan, Tamia, Jeremy Hotz, Enrique Murciano, Jessica Diz, Joe Morton


Kurzinhalt:
Mehr als ein halbes Jahr ist Annie (Sandra Bullock) nun schon mit ihrem neuen Freund Alex (Jason Patric) zusammen. Bislang dachte sie, er habe einen langweiligen Job am Strand, muss aber feststellen, dass auch er für eine Spezialeinheit der Polizei tätig ist. Um die Beziehung auf die nächste Ebene zu führen, lädt Alex Annie auf eine Karibikkreuzfahrt ein. Mit an Bord ist auch John Geiger (Willem Dafoe), der jedoch ganz andere Pläne verfolgt.
Er bringt das Luxusschiff in seine Gewalt und zwingt die Passagiere, in den Rettungsbooten auszusteigen. Doch kommen nicht alle rechtzeitig von Bord, als Geiger Kurs auf eine Insel setzt. Um seine Spuren zu verwischen, plant Geiger einen Kollisionskurs und es liegt an Alex und Annie, das Boot rechtzeitig zum Halten zu bringen – aber noch hat Geiger, der weiterhin an Bord ist, die Kontrolle ...


Kritik:
Nach dem Überraschungserfolg von Speed [1994] war schnell klar, dass eine Fortsetzung von Seiten des Studios und der Beteiligten gewünscht war. Als erste Pläne für Speed 2 ihren Weg an die Öffentlichkeit fanden und klar wurde, dass Keanu Reeves nicht mehr mit an Bord sein würde, waren viele Fans enttäuscht. Vorrangig von ihm. Als der Film schließlich in den Kinos lief, wurde offensichtlich, weswegen Reeves eine Beteiligung abgelehnt hatte. Verschlang die Fortsetzung ein Rekordbudget von über 150 Millionen Dollar (mehr als der erste Film in den USA eingenommen hatte), spielte er weltweit mit Mühe seine Kosten wieder ein. Zuschauer und Kritiker zerrissen die Actionparade in der Luft und bis dato war der vorige Film von Jan de Bont Twister [1996] sein erfolgreichster. Dabei unterscheidet Speed 2 - Cruise Control nicht allzu viel von seinem Vorgänger. Man könnte beinahe sagen, die Fortsetzung erzählt dieselbe Geschichte mit einem anderen Gefährt.

Annie muss erschrocken feststellen, dass ihr neuer Freund Alex (routiniert aber nicht sehr charismatisch gespielt von Jason Patric) zu eben derselben Spezialeinheit der Polizei gehört wie ihr letzter Freund Jack (in Speed Keanu Reeves). Immerhin überrascht er sie mit einer Karibikkreuzfahrt, damit sich beide näher kennen lernen können. Schon beim actionreichen Auftakt wird deutlich, wie sehr das Skript ursprünglich darauf zugeschnitten war, die Beziehung von Jack und Annie zu vertiefen. Mit Alex eine neue Figur einzuführen, mag im ersten Moment nicht stören, doch hätte Reeves sicher dazu beigetragen, die Fortsetzung authentischer wirken zu lassen.
An Bord des Luxusliners findet sich auch der psychopathische John Geiger ein, dem Willem Dafoe teilweise eine beunruhigende Aura verleiht, ehe seine Figur durch übertriebene Handlungen unglaubwürdig wird. Dann wird das Kreuzfahrtschiff auf Kollisionskurs gebracht und die Technik so blockiert, dass sich das Schiff nicht verlangsamen lässt. Dass die Grundidee ursprünglich als ein weiterer Teil der Stirb langsam-Reihe gedacht war, ist nicht zu leugnen. Aber statt klaustrophobische Action zu bieten, verzettelt sich Regisseur Jan de Bont in verkrampft humorvollen Momenten, die schließlich keine Bedrohung für die Figuren aufkommen lassen. Schien Annie in Speed von der Situation teilweise eingeschüchtert und vielleicht sogar überfordert, macht sie hier entweder einen gelangweilten Eindruck, oder wirft trotzig die Hände über Kopf zusammen, weswegen ausgerechnet ihr der Urlaub verdorben werden muss. Das macht sie trotz ihrer positiven Ausstrahlung nicht immer sympathisch. Es ist jedoch ein Element, das sich bei Speed 2 vom ersten Moment an bis zum Schluss immer wieder finden lässt: der Regisseur scheint seine Produktion nicht unter Kontrolle zu haben. Zu bemerken ist dies einerseits an einer verwackelten und nicht wirklich temporeichen Verfolgungsjagd zu Beginn und ebenso unstrukturierten Sequenzen während des gesamten Films. Auch das Finale auf dem Motorboot wirkt unnötig in die Länge gezogen, als wolle man um jeden Preis den Aufbau des ersten Films kopieren, wohingegen die beiden Cameoauftritte der aus dem ersten Film bekannten Figuren gut gelungen sind. Nur wird auch hier in den Actionszenen so viel geredet und unnötige Sprüche eingeschoben, dass man vom eigentlichen Geschehen eher abgelenkt wird.

Insofern erinnert der zweite Teil über weite Strecken stark an den ersten, ohne aber je dessen Originalität oder gar seinen Charme zu erreichen. Allein die größere Szenerie mit den noch größeren Explosionen und den größer angelegten Actionszenen reicht nicht aus, um zu packen. Nichtsdestoweniger sieht man Speed 2 - Cruise Control den dahinterstehenden Aufwand durchaus an. Nicht zuletzt die Hafenkollision ist besser kaum zu machen und auch zuvor wirken sämtliche Einstellungen authentisch. Letztlich ändert das aber nichts an der Tatsache, dass Jan de Bonts erste Fortsetzung inhaltlich enttäuscht und schließlich nicht mehr bietet als eine Wiederholung des ersten Films an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Das ist durchweg unterhaltsam, wenn man sich auf die mit unnötig lockeren Sprüchen versetzten Actionszenen einlässt. Mehr darf man aber nicht erwarten und wird auch nicht geboten.


Fazit:
Nicht zuletzt auf Grund des enorm hohen Budgets weckt Speed 2 - Cruise Control gewisse Erwartungen, die aber leider nicht erfüllt werden. Zwar werden getreu den Regeln der Fortsetzungen mehr Explosionen geboten, größere Sets gezeigt und eine größere Materialschlacht zelebriert. Nur geht das Drehbuch einen Schritt zurück und reduziert die Figuren auf weniger als im ersten Film. Annie, von Sandra Bullock routiniert aber blass verkörpert, scheint sich stellenweise beinahe zu langweilen. Und auch der Bösewicht bleibt nur ein Schatten seiner selbst.
Wer die Maßstäbe geringer anlegt, bekommt einen tadellos und aufwändig gemachten, handwerklich ordentlich gefilmten Actionfilm geboten, von dem man mehr als zwei Stunden Unterhaltung nicht erwarten sollte. Nach Speed ist dies aber nicht zuletzt auf Grund des fehlenden Charmes und der nicht vorhandenen Chemie zwischen den Hauptfiguren ein Rückschritt.