Snakes on a Plane [2006]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 29. Oktober 2023
Genre: Thriller

Originaltitel: Snakes on a Plane
Laufzeit: 105 min.
Produktionsland: USA / Deutschland
Produktionsjahr: 2006
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: David R. Ellis
Musik: Trevor Rabin
Besetzung: Samuel L. Jackson, Julianna Margulies, Nathan Phillips, Rachel Blanchard, Flex Alexander, Kenan Thompson, Keith Dallas, Sunny Mabrey, Mark Houghton, David Koechner, Bobby Cannavale, Todd Louiso, Tom Butler, Samantha McLeod, Taylor Kitsch, Byron Lawson


Kurzinhalt:

Zufällig beobachtet Sean Jones (Nathan Phillips) einen brutalen Mord und soll, um den einflussreichen Killer verurteilen zu können, der sich bislang der Strafverfolgung entzogen hat, für seine Aussage von Hawaii nach Los Angeles geflogen werden. Für seinen Schutz ist FBI-Agent Neville Flynn (Samuel L. Jackson) verantwortlich, der für den Linienflug extra die gesamt erste Klasse hat buchen lassen. Trotzdem wurde bekannt, in welchem Flugzeug Sean zu seiner Zeugenaussage unterwegs ist. Um dafür zu sorgen, dass er nie an seinem Ziel ankommt, wurden hunderte giftige Schlangen an Bord des Flugzeugs geschmuggelt, die nach dem Start freigelassen werden. Während die Flugbegleiterin Claire (Julianna Margulies) anfangs noch darum bemüht ist, die verärgerten Passagiere angesichts der geschlossenen ersten Klasse zu beruhigen und sich gegen die Anzüglichkeiten von Co-Pilot Rick (David Koechner) zu wehren, werden alle an Bord schon bald von aggressiven Schlangen heimgesucht. Es beginnt, hoch über den Wolken, ein Kampf ums Überleben …


Kritik:
Die Idee von Snakes on a Plane ist so einfach wie hanebüchen und gleichzeitig erschreckend. Was, wenn Dutzende, ja Hunderte hochgiftige Schlangen in einem Flugzeug die Passagiere angreifen würden? Als wäre das nicht bereits Horrorvorstellung genug, erzählt Filmemacher David R. Ellis um die Ausgangslage herum eine Thrillerstory um einen Augenzeugen, der eine wichtige Aussage machen soll, und den FBI-Agenten, der ihn begleitet. Würde das Drehbuch den Aspekt der Geschichte wichtiger nehmen, würde der nur stellenweise leichtfüßig erzählte B-Film womöglich auch mehr mitreißen.

Man sollte dabei nicht vergessen, in welcher Zeit Snakes on a Plane erschien und was seinerzeit die Besonderheit des Films war. Die Idee der Story war bereits seit mehr als 10 Jahren immer wieder auf diversen Schreibtischen Hollywoods gelandet, bis dahin aber nicht aufgegriffen worden. Wäre es nicht um Hauptdarsteller Samuel L. Jackson, der bereits früh Interesse zeigte und ohne den der Film wohl auch anders heißen würde, wäre er vielleicht gar nie in den Kinos gelandet. Auf dem Papier bringt Ellis’ Film viele Eigenschaften typischer Exploitation-Video-Produktionen mit. Eine absurde Story, ein niedriges Budget, das man insbesondere bei den vielen Trickeffekten zum Ende hin bemerkt, sowie eine oftmals unnötige Gewaltdarstellung und etwas nackte Haut, die das Publikum ebenso unterhalten soll, wie die vielen trockenen Einzeiler, die noch vor Veröffentlichung Kultstatus erlangt hatten. Zusammen mit dem mehrfach ausgezeichneten Jackson in der Hauptrolle, erzeugte das einen Internethype, der insbesondere für eine solche Produktion damals vollkommen neu war. Die vielen Interessenbekundungen im Internet im Vorfeld der Veröffentlichung führten dazu, dass das Studio mehr Geld bereitstellte, so dass die Verantwortlichen den Erwartungen des Publikums eher gerecht werden konnten. Geholfen hat es wenig, weder dem Film selbst, dessen teils exzessiv brutale Szenen eine eingangs unbeschwerte Erzählung belasten, noch dem Erfolg, blieb Snakes on a Plane doch merklich hinter den Erwartungen zurück. Das mag einerseits daran liegen, dass bei weitem nicht alle, die sich für das Konzept eines Films interessieren, auch ein Kinoticket lösen. Aber vermutlich auch daran, dass man der endgültigen Erzählung die vielen Überarbeitungen und Anpassungen merklich ansieht.

Die Geschichte beginnt auf Hawaii, wo der Surfer Sean den brutalen Mord an einem Staatsanwalt aus Los Angeles durch den einflussreichen Gangster Eddie Kim beobachtet. Um nicht dasselbe Schicksal zu erleiden, will Sean an sich schweigen, doch Kims Schergen machen ihn ausfindig und so willigt er ein, von FBI-Agent Neville Flynn nach Los Angeles gebracht zu werden, wo er gegen Kim aussagen soll. Da sie davon ausgehen, dass der Gangster auch Kontakte in den höchsten Polizeikreisen besitzt, soll Sean inkognito mit einem Linienflugzeug aufs Festland gebracht werden. Das hat Kim aber wohl vorausgesehen und dafür gesorgt, dass an Bord unzählige, hochgiftige Schlagen versteckt sind, die mittels Pheromonen noch aggressiver gemacht werden. So nimmt er in Kauf, dass das ganze Flugzeug abstürzt und es dauert nicht lange, ehe an Bord die Hölle losbricht und immer mehr Passagiere den Reptilien zum Opfer fallen.

In gewisser Hinsicht erinnert Snakes on a Plane an einen typischen Katastrophenfilm. Anfangs werden allerlei Figuren vorgestellt, deren Schicksal nach Ausbruch der Schlangen erneut beleuchtet wird. Von den meisten erfährt man zwar nicht einmal die Namen, aber wenigstens ihre Gesichter und was sie in das Flugzeug geführt hat, ist bekannt. Brechen die Schlangen schließlich aus, liefert Filmemacher David R. Ellis ziemlich genau, was der Titel verspricht. Umso mehr, da es nicht nur einige wenige Schlangen sind, die nacheinander den Passagierraum oder das Cockpit heimsuchen. Es sind gefühlt alle auf einmal. Das entstehende Chaos, wenn die Passagiere von den Schlangen in allerlei Körperteile gebissen werden und sich mitunter gegenseitig tottreten, unterstreicht nur die Ausweglosigkeit der Situation. Doch wiederholen sich die Momente und Ideen dabei merklich oft, was nicht nur die ohnehin knappe Laufzeit zusätzlich in die Länge streckt, sondern auch spürbar an der Spannung nagt. Männer, Frauen, Kinder, niemand bleibt verschont und es fällt merklich schwer, die Schlangen zu verteufeln, kann man sie nicht nur individuell nicht ausmachen, sondern werden sie doch von einem Schurken benutzt, der nach seinem Auftritt ganz zu Beginn den Rest des Films keine Rolle mehr spielt.

Auch deshalb wirkt die Ausgangslage unnötig konstruiert, denn eine Handvoll Schlangen, die schlichtweg illegalerweise transportiert werden, freikommen und im Flugzeug ihr Unwesen treiben, wäre eine ebenso bedrückende Vorstellung. Es hat beinahe den Anschein, als wollte Snakes on a Plane andeuten, dass Eddie Kim zusätzlich noch Schergen im Flugzeug versteckt hat, was der Situation eine andere Dynamik verliehen hätte. Doch daraus wird ebenso nichts, wie das gesamte letzte Drittel mit einer absehbaren Notlandung, vielen Produktplatzierungen und noch offensichtlicheren Trickeffekten als zu Beginn, groß Sinn ergibt. Das ist insofern schade, da Regisseur Ellis mit einer routinierten Optik und einer tadellosen Inszenierung aufwartet, die das Publikum merklich in jenes Flugzeug hineinversetzt. Doch so gut das aus handwerklicher Sicht gelungen ist, es ist ebenso wenig packend, wie der zweite Handlungsstrang um Flynns Kollegen, der versucht, einen Schlangen-Experten zu finden, um den Passagieren helfen zu können. Dass sich die Erzählung währenddessen zu ernst nimmt, macht es nicht wirklich besser.


Fazit:
Mit einer vollkommen abstrusen Ausgangsidee könnte David R. Ellis’ Film genau die Art von Realitätsflucht bedienen, die man sich von einem reinen Unterhaltungsfilm erwartet. Zu Beginn hat es sogar den Anschein, als würde den Verantwortlichen dies gelingen, doch dann hat das Drehbuch kein wirkliches Interesse an den Figuren, teils gespielt von einer namhaften Besetzung, die nichts zu tun bekommt, außer sich in klischeebeladenen Dialogen und Situationen wiederzufinden. Werden die Schlangen freigelassen und veranstalten ein regelrechtes Massaker unter den Passagieren, verliert die Erzählung viel von ihrer Leichtigkeit, die im letzten Drittel mit noch mehr hanebüchenen Klischees und aufgesetzten Sprüchen zurückgewonnen werden soll. Auch dank Samuel L. Jackson ist das überwiegend unterhaltsam, doch hat Snakes on a Plane mehr Spaß an der Gewalt, als an der Absurdität der Ausgangslage. Das macht es schwer, sich in der Geschichte gedankenlos zu verlieren und ist schon deshalb schade, weil hier merklich mehr möglich gewesen wäre.