Smallville: "Gelandet!" [2005]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 18. Juni 2006
Genre: Science Fiction / ActionOriginaltitel: Smallville: "Arrival"
Laufzeit: 42 min.
Produktionsland: USA / Kanada
Produktionsjahr: 2005
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: James Marshall
Musik: Mark Snow
Darsteller: Tom Welling, Kristin Kreuk, Michael Rosenbaum, Allison Mack, Erica Durance, John Glover, John Schneider, Annette O'Toole, Camille Mitchell, James Marsters, Terence Stamp, Alana De La Garza, Leonard Roberts
Kurzinhalt:
Nachdem der zweite Meteoritenschauer in nur 16 Jahren Smallville verwüstet hat, beginnen die Aufräumarbeiten – und die Angst um das Wohl der Verletzten setzt ein. Aber während Jonathan Kent (John Schneider) mit Lois Lane (Erica Durance) am Bett von seiner Frau Martha (Annette O'Toole) um ihr Leben bangt, sieht sich die ebenfalls verwundete Lana (Kristin Kreuk) mit zwei Außerirdischen konfrontiert, die mit einem Raumschiff während des Meteoritenregens auf die Erde kamen und nun jemanden namens Kal-El suchen, wobei sie eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Indes wird Clark (Tom Welling) von seinem leiblichen Vater Jor-El in der Arktis in die "Festung der Einsamkeit" gebracht, wo er sein Training beginnen soll, um die Zukunft der Menschheit zu sichern – aber als er entdeckt, dass die ebenfalls mit ihm dorthin gebrachte Chloe (Allison Mack) in der arktischen Kälte zu erfrieren droht, muss sich Clark zwischen seinem Schicksal und dem Leben seiner Freunde und seiner Familie entscheiden – und riskiert Opfer, egal welche Wahl er trifft.
Unterdessen erkennt Lex Luthor (Michael Rosenbaum), dass sein von einer fremden Macht ergriffener Vater Lionel (John Glover) ihm entschieden dabei helfen könnte, das Geheimnis der Höhlen und Clarks Verwicklung in die Angelegenheit zu lüften; eine Besessenheit, die zunehmend diejenige seines Vaters übersteigt – mit fatalen Folgen ...
Kritik:
Von den vielversprechendsten US-Serien, die im Herbst 2001 Premiere feierten, sind inzwischen nur noch zwei übrig geblieben. Nachdem sowohl Star Trek: Enterprise [2001-2005], als auch Alias – Die Agentin [2001-2006] mangels Zuschauerschaft eingestellt wurden, verwundert es etwas, dass die beiden übrig gebliebenen sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Die Thriller-Serie 24 [2001-2010] spricht nach wie vor eine große Fanbasis an, und mit "Gelandet!" gelang Smallville im US-Fernsehen zum ersten Mal das Kunststück, die meistgesehene Sendung jener Stunde am Abend zu sein.
Den Machern oblag es mit dem Staffelauftakt zur fünften Season, den Cliffhanger des letzten Teils, "Armageddon" aufzulösen. Während das Konzept von 24 auf eine solche Fortsetzungsgeschichte ausgelegt ist, hängen bei der Superman-Teenie-Serie nur wenige Episoden so umfassend miteinander zusammen, auch wenn Elemente meist eine Auswirkung für mehrere Episoden aufweisen. Gestaltete sich "Armageddon" zwar unterhaltsam, inhaltlich aber stellenweise arg absurd, scheint dies im Rückblick nur der Anfang gewesen zu sein, denn auch wenn die ersten Folgen der fünften Staffel ebenfalls nicht langweilig geraten sind, erwecken die arg konstruierten Geschichten und die überwiegend lächerlichen Erklärungen den Eindruck, dass man sich auf viel Absurderes wird einstellen dürfen.
Den Anfang macht bereits "Gelandet!" wo mit dem Eintreffen zweier Bewohner Kryptons (Clark Kents Heimatplaneten) eine Storyarc in Schwung gebracht wird, die aber alsbald auf später vertagt wird. In der Tat bleiben viele Elemente der Story offen und werden teilweise erst nach der dritten Folge abgeschlossen, beziehungsweise aufgelöst – "Gelandet!" losgelöst aus der gesamten Serie zu betrachten fällt insofern sehr schwer.
Nichtsdestotrotz wirkt der Inhalt stellenweise derart an den Haaren herbeigezogen und die Verhaltensweisen der Figuren so vollkommen außerhalb jeglicher Vernunft, dass man sich fragen muss, ob die beiden Autoren die bisherigen Episoden auch gesehen haben. Abgesehen davon schleichen sich derart viele inhaltliche Fehler und Lücken ein, dass sich der Zuschauer des Eindrucks nicht erwehren kann, es wurden weite Teile der Story der Laufzeit halber herausgenommen.
Allerdings, und dies ist ein Verdienst der Vorlage, überzeugen sowohl die Dialoge von Chloe, Lex und Lionel, als auch dass es der Geschichte gelingt, die Zuseher zu fesseln. Einerseits durch die gänzliche Unvorhersehbarkeit, andererseits dadurch, dass ständig etwas geschieht und man kaum zum Durchatmen kommt. Und doch täuschen die sehr unterhaltsamen 40 Minuten nicht darüber hinweg, dass man die verschiedenen Ebenen des Cliffhangers schon deshalb kaum auf befriedigende Art und Weise auflösen kann, weil dieser selbst in einem Maße übertrieben und konstruiert gewesen ist, dass er so kaum hätte verewigt werden dürfen.
Zugutehalten muss man dem Skript allerdings, dass die Autoren seit langem bereit sind, die Figuren dauerhaft abzuändern und nicht nach der ersten Folge alles zum Alten zurückkehren zu lassen. Mann kann nur hoffen, dass sie sich diesen Mut bewahren.
Auch die Darsteller haben ihre Schwierigkeiten, mit den streckenweise arg hanebüchenen Momenten umzugehen, allen voran Krisin Kreuk, die in der ersten Hälfte von "Gelandet!" nicht überzeugen kann, sich später allerdings wieder fängt.
Auch Michael Rosenbaum scheint außergewöhnlich schwach, obgleich seine Szenen nach wie vor zu den amüsantesten gehören. Ihm steht die beginnende Paranoia weit weniger zu Gesicht, als seine kühle und rationelle Überlegenheit, die man in den bisherigen Staffeln gewohnt war.
John Glover hat zwar recht wenig zu tun, leistet aber wie Annette O'Toole solide Arbeit, wohingegen Erica Durance trotz oder gerade auf Grund ihres Miniauftritts nicht in ihrem Element zu sein scheint. John Schneider spielt wie gewohnt routiniert, wirkt aber ebenfalls unterfordert in den ersten 40 Minuten der fünften Staffel.
Wirklich gelungen sind die Szenen zwischen Tom Welling und Allison Mack, die sich gegenseitig gekonnt ergänzen und jeweils die Stärken des anderen auch zur Geltung kommen lassen. Ihre Aussprache im Krankenzimmer gehört zu den bestgespielten Momenten und definiert auf gekonnte Art und Weise ihre Freundschaft im Rahmen der Serie.
Von James Marsters ist kaum etwas zu sehen, und die Auftritte von Alana De La Garza und Leonard Roberts sind nicht der Rede wert. Insgesamt ist der Cast wie gewohnt gut ausgewählt, durch das eher schwache Skript aber nicht gefordert und deswegen merklich nicht in Höchstform.
An der handwerklichen Umsetzung gibt es indes nichts zu bemängeln, auch wenn für die Vielzahl der gezeigten Effekte offensichtlich das Budget der Episode nicht ganz ausgereicht hat. So sieht das Set der "Festung der Einsamkeit" bedeutend interessanter und überzeugender aus, als die Entstehung desselben, und auch die actionreiche Auseinandersetzung der Bewohner Kryptons mit der Polizei ist weit weniger spektakulär, als die Macher das dem Publikum weismachen wollen.
Zweifelsohne ist "Gelandet!" von Regisseur James Marshall routiniert umgesetzt und auch mit vielen einfallsreichen Kamerafahrten und Blickwinkeln gespickt, in der epischen Brisanz "Armageddon" allerdings nicht gewachsen und deswegen ein wenig enttäuschend.
Die musikalische Begleitung lässt kaum Wünsche offen, passt gut zu den Szenen, ohne negativ aufzufallen, bietet allerdings auch kein wieder erkennbares, eigenständiges Thema, obgleich bei den "Festung der Einsamkeit"-Szenen dezent John Williams Superman [1978]-Melodien eingewoben werden.
Dass sich in "Gelandet!" zahlreiche Anspielungen auf den Mythos des Mannes aus Stahl wiederfinden, ist offensichtlich und auch verständlich, und eben die Fans des Franchise werden mit dem Staffelauftakt auch am besten unterhalten werden.
Die übrigen Zuschauer werden sich stellenweise fragen, ob die Figuren immer so kopflos agieren und man muss dahingehend leider gestehen, dass dies nicht immer der Fall ist. Im Gegenteil, manche Verhaltensweisen widersprechen den bisherigen Charaktermomenten aufs schärfste, und eben dies kann man auch nicht verstehen. Gleichzeitig werden so viele neue Storylines begonnen, dass man sich fragen muss, wie viele von den alten eigentlich zum Abschluss gebracht wurden – weit weniger, als man meinen würde.
Zu guter Letzt bietet "Gelandet!" aber auch auf hohem TV-Niveau gut gemachte Unterhaltung für Science Fiction-Fans, und man kann als Stammzuschauer nur hoffen, dass den Autoren bessere Auflösungsmöglichkeiten für die kommenden Cliffhanger einfallen, als dieser konstruierte und doch wenig einfallsreiche Brei, bei dem man das Gefühl nicht los wird, man hätte all das in den letzten vier Jahren schon mehrfach durchgekaut.
Fazit:
Mit einer fast schon spielerischen Leichtigkeit kehren die Macher zum "Monster of the Week"-Konzept Smallvilles zurück, und lösen nebenher einen der umfassendsten Cliffhanger der Serie damit auf, dass sie keine konkreten Antworten liefern, sondern nur noch mehr Fragen stellen und deren Beantwortung in die Zukunft verschieben. Auch wenn das Publikum der Serie diese Taktik bereits gewohnt ist, gefallen muss sie einem dennoch nicht, zumal mit jedem weiteren Puzzlestück über Clark Kents Vergangenheit das mythologische Kartenhaus weiter ins Wanken gerät.
Wer sich daran aber nicht stört, sondern sich stattdessen der unterhaltsamen Seite der Medaille zuwenden möchte, ist mit "Gelandet!" gut bedient. Dank der gut aufgelegten Hauptdarsteller, von denen sowohl Tom Welling, als auch Allison Mack sehr gute Arbeit leisten, des hohen Produktionsstandards und der tadellosen Umsetzung vergehen die 40 Minuten wie im Fluge, um man darf am Ende des Staffelauftakts weiterrätseln, wann die Macher denn den dann eingeführten Cliffhanger auflösen werden – so viel sei verraten: Es wird nicht in Clarks nächstem Abenteuer geschehen.