Sleepless: Eine tödliche Nacht [2017]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 10. Juli 2017
Genre: Thriller / ActionOriginaltitel: Sleepless
Laufzeit: 95 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2016
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Baran bo Odar
Musik: Michael Kamm
Darsteller: Jamie Foxx, Michelle Monaghan, David Harbour, Scoot McNairy, Dermot Mulroney, Octavius J. Johnson, Gabrielle Union, T.I., Tim Connolly, Drew Sheer, Sala Baker
Kurzinhalt:
Als sich die Polizisten Vincent (Jamie Foxx) und Sean (T.I.) anbieten, einen tödlichen Drogendiebstahl der vergangenen Nacht zu untersuchen, ahnen ihre Kollegen nicht, dass die beiden ihn selbst begangen haben. Doch bei diesem Überfall haben sie Kasinobesitzer Rubino (Dermot Mulroney) bestohlen, der Vincent ausfindig macht und dessen Sohn Thomas (Octavius J. Johnson) entführt. Die Forderung ist eindeutig: Wenn Vincent nicht in wenigen Stunden die Drogen zurückbringt, stirbt Thomas. Denn das Diebesgut war für den unerbittlichen Novak (Scoot McNairy) bestimmt, der seine Partner bei Vertragsbruch nicht am Leben zu lassen pflegt. Doch als Vincent die Drogen ins Kasino bringt, kommen ihm die Polizisten Bryant (Michelle Monaghan) und Dennison (David Harbour) in die Quere, die sich auf der Suche nach korrupten Cops an seine Fersen geheftet haben ...
Kritik:
Die Idee von Sleepless: Eine tödliche Nacht verspricht im Grunde einen düsteren, harten Thriller um korrupte Polizisten im Drogenmilieu von Las Vegas, die sich mit einer erbarmungslosen Unterweltfamilie angelegt haben. Regisseur Baran bo Odar (Who Am I - Kein System ist sicher [2014]) lässt gelegentlich erkennen, welchen Film die Beteiligten machen wollten – nur spiegelt das Ergebnis wenig davon wieder. Stattdessen warten kaum definierte, grimmige Figuren, deren Schicksal nur wenig interessiert, da ihre Motivation den gesamten Film über undurchschaubar bleibt.
Dabei könnte die Ausgangslage packender kaum sein: Bei einem Angriff auf Drogenkuriere erbeuten Vincent und Sean mehr als 20 Kilogramm Kokain. Doch was als unproblematischer Einsatz gedacht war, gerät aus den Fugen, Vincent wird leicht verletzt und die Kuriere getötet. Vor allem erfahren die Auftraggeber der Kuriere Vincents Identität. Als wäre das nicht genug, sind Vincent und Sean Polizisten, die sich auf diese Art und Weise etwas dazuverdienen. Weswegen sie, allen voran Sean, überhaupt auf die schiefe Bahn geraten sind, wird nie erklärt. Vincent ist zwar die Hauptfigur und über seinen privaten Hintergrund verrät Sleepless zumindest etwas mehr, aber über seine bisherige Polizeikarriere schweigt sich der Thriller ebenso aus.
Die große Lieferung an Drogen gehörte Kasinobesitzer Rubino, der wiederum einen Vertrag mit dem skrupellosen Novak eingegangen war. Dessen erster Auftritt, in welchem er einen Cousin, der die Familie betrogen hat, misshandelt und verstümmeln lässt, dient einzig dazu zu zeigen, wie unerbittlich und bösartig er ist. Dabei würde die düstere und bedrohliche Ausstrahlung von Scoot McNairy hierfür bereits ausreichen. Die Szene erscheint daher grausam und brutal einfach der Grausamkeit und Brutalität Willen.
Hört man Vincent sich bei Rubino entschuldigen, sie hätten nicht gewusst, wem die Drogen gehören, stellt sich jedem vernunftbegabten Menschen eine einfache Frage: Wer würde auf die Idee kommen, einem Drogenboss so viel Kokain zu stehlen und erwarten, dass niemand dies vermissen würde?
Rubino lässt Vincents Sohn Thomas entführen und setzt den Cop damit unter Druck, die Drogen ohne Umwege zurückzubringen. Doch dabei kommen ihm die Kollegen Bryant und Dennison von der Internen Ermittlung dazwischen, die schon länger vermuten, dass Polizisten sich haben kaufen lassen.
Die Geschichte erscheint im ersten Moment komplizierter als sie sein müsste und die verschiedenen Parteien und Nebengeschichten wären nur dann wirklich sinnvoll, wenn Vincent im letzten Drittel die Fronten gegeneinander ausspielen müsste. Doch so komplex ist Sleepless leider nicht.
Stattdessen treffen sich Rubino, Vincent und Novak im Kasino, in dem sich der Rest des Films abspielt. Auch Bryant und Dennison stoßen noch hinzu, so dass sich Vincent Stück für Stück durchkämpfen muss, um seinen Sohn zu befreien. Das ist stellenweise recht brutal, aber reißt deshalb nicht mit, dass Vincents Verstrickung erst zu spät geklärt wird. Über die von Michelle Monaghan solide gespielte Bryant erfährt man bis auf eine rudimentäre Information zu Beginn ebenfalls nichts, so dass ihre Verbissenheit ebensowenig fesselt.
Dafür beweist Baran bo Odar grundsätzlich eine gute Hand bei den Perspektiven, auch wenn die Actionszenen zum Teil unübersichtlich schnell geschnitten sind. Eine wirkliche Enttäuschung ist jedoch die Musik von Michael Kamm, die mit ihren basslastigen, dumpfen Klängen entfernt an die Dark Knight-Trilogie [2005-2012] erinnert, ohne jemals deren Rhythmus oder Momentum zu erreichen. Mit einem eingängigeren Score würde diese Nacht in Las Vegas nicht in diesem Maße trostlos erscheinen.
Fans des Thrillers dürfen sich auf eine Heimvideoveröffentlichung von EuroVideo Medien freuen, die neben dem Film in bassiger Surround-Sound-Abmischung in deutscher und englischer Sprache Trailer zu anderen Filmen und – in erfreulicher Ausnahme – auch Sleepless: Eine tödliche Nacht selbst enthält. Darüber hinaus gibt es ein mit gerade einmal vier Minuten sehr kurzes Making of mit Hintergrundinformationen zum Dreh. Auf einen Audiokommentar des Regisseurs müssen Interessenten bedauerlicherweise verzichten.
Fazit:
Die zahlreichen Kritikpunkte klingen, als sei Sleepless: Eine tödliche Nacht ein grauenvoller Film – dem ist zum Glück nicht so. Der routinierte Jamie Foxx entschädigt ebenso wie Michelle Monaghan für Vieles und auch die Actionmomente bewegen sich über dem Niveau der meisten Videoproduktionen. Nur nicht deutlich genug. Die offensichtlichsten Hauptmankos sind die Geschichte selbst, die kalt angelegt und erzählt ist, aber zu viele Widersacher vorstellt, die in diesem Fall gar nicht nötig gewesen wäre. Darüber hinaus auch die einfallslos eintönige Musik.
Baran bo Odars Hollywoodeinstand ist ein düsterer Noir-Thriller, der zusammen mit den klischeehaften Story-Twists bedeutend mittelmäßiger ausfällt, als er hätte sein müssen. Unterhaltsame eineinhalb Stunden können Genrefans bei diesem düsteren Noir-Thriller trotzdem erleben.
Wertung der Heimvideo-Veröffentlichung: