Shaun das Schaf - Der Film: UFO‑Alarm [2019]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 15. August 2019
Genre: Animation / Komödie / Science Fiction

Originaltitel: A Shaun the Sheep Movie: Farmageddon
Laufzeit: 86 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien / Frankreich
Produktionsjahr: 2019
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Will Becher, Richard Phelan
Musik: Tom Howe
Stimmen: Justin Fletcher, John Sparkes, Amalia Vitale, Kate Harbour, Richard Webber, Simon Greenall, Emma Tate, Andy Nyman


Kurzinhalt:

Während Bitzer (John Sparkes) zunehmend entnervt ist angesichts der Streiche, die Shaun (Justin Fletcher) und die übrigen Schafe auf der Farm veranstalten, ist Shaun zunehmend gelangweilt. Doch dann steht das Schaf urplötzlich einem Wesen in der Scheune gegenüber, das offensichtlich nicht von dieser Welt stammt: Lu‑la (Amalia Vitale). Sie hat nicht nur besondere Fähigkeiten, sondern auch den Weg zu ihrem Raumschiff aus den Augen verloren. Doch die UFO-Landung ist nicht unbemerkt geblieben und während sich in dem kleinen Ort eine regelrechte UFO-Hysterie ausbreitet, die der Farmer (John Sparkes) zu seinem Vorteil nutzen will, macht sich Shaun daran, Lu‑la zu ihrem Raumschiff zurück und nach Hause zu bringen. Aber nicht nur, dass Bitzer ihm das unnötig schwer macht, eine geheime Organisation plant, Lu‑la gefangen zu nehmen. So muss Shaun auch dafür sorgen, dass die neugierige Lu‑la nicht von den Menschen entdeckt wird …


Kritik:
Auch wenn es am Ortsschild von Mossingham noch heißt, „Besucher willkommen“, staunen die Bewohner des beschaulichen, englischen Örtchens nicht schlecht, als dort ein UFO gesichtet wird. Und während die mediale Aufmerksamkeit nur von derjenigen einer geheimen Regierungsorganisation übertroffen wird, sieht sich Shaun das Schaf einer waschechten Außerirdischen gegenüber. In seinem zweiten Kinoabenteuer, Shaun das Schaf - Der Film: UFO‑Alarm, geht Shaun dorthin, wo noch nie ein Schaf zuvor gewesen ist. Das ist wie gewohnt toll gemacht und steckt voller Anspielungen – mehr jedoch (leider) nicht.

Dass die Macher nicht nur den Stop-Motion-Ursprüngen der langlebigen Kinderserie Shaun das Schaf [2007-2016] treu bleiben, sondern auch diesen Film vollkommen ohne gesprochene Dialoge erzählen, ist ihnen hoch anzurechnen. Glücklicherweise gibt es bei UFO‑Alarm weniger zu lesen, als noch bei Shaun das Schaf – Der Film [2015], so dass auch ein ganz junges Publikum der Geschichte ohne Schwierigkeiten wird folgen können. Die beginnt damit, dass Wachhund Bitzer Shaun und den anderen Farmbewohnern den Spaß in ihrem sonst so eintönigen Alltag nimmt, da sie sich nicht einmal mit außer-schafigen Aktivitäten wie Frisbee spielen, die „Schaf-Kanonenkugel“ oder allgemeiner Akrobatik ablenken dürfen. Doch die Langeweile ist im Nu verflogen, als Shaun einem außerirdischen Wesen gegenübersteht, das sich auf die Farm verirrt hat. Lu‑la kann Dinge mit ihren Gedanken bewegen, hat mindestens vier Arme, zwei Fühler und einen riesigen Appetit. Aber sie ist auch immens neugierig. Allerdings hat sie den Weg zurück zu ihrem Raumschiff vergessen und so begleitet Shaun Lu‑la, während eine geheime Organisation die UFO-Landestelle bereits ausgemacht hat und die Leiterin darauf aus ist, das Alien gefangen zu nehmen.

Wer jedoch befürchtet, dass die UFO-Jäger allzu jungen Zuseherinnen und Zusehern Angst machen könnten, sei beruhigt: Die in gelben Ganzkörpergefahrenanzügen dahinstolpernden Agenten sind nie eine Gefahr für Shaun oder Lu‑la, einzig die stets in schwarz und oft mit Sonnenbrille gekleidete Anführerin besitzt genügend Verstand, die Situation wirklich zu erfassen. Aber auch hier entwickelt sich nie eine Bedrohlichkeit, so dass Kinder eher vom Humor eingenommen, als beunruhigt werden.
Dass bei Shauns Abenteuer, Lu‑la nach Hause zu bringen, nicht alles glattgehen kann, versteht sich von selbst und macht die Dramaturgie der Geschichte aus. Deshalb kommt die auch früher oder später (hier jedoch recht spät) an einem obligatorischen Tiefpunkt an, an dem alles verloren scheint. Wenn Shaun nicht erneut eine rettende Idee kommt.

Das klingt alles recht oberflächlich und das ist auch der größte Kritikpunkt an Shaun das Schaf - Der Film: UFO‑Alarm. Zu sehen, wie der Farmer von dem UFO-Hype profitieren möchte, ist zwar ganz amüsant und die Macher persiflieren damit gelungen den Kommerz, der UFO-Sichtungen seit jeher begleitet. Aber diese Erzählebene wird dem eigentlichen Zielpublikum eher verborgen bleiben. Ebenso die vielen Anspielungen an Genreklassiker, wie ein Werbeschild für „H.G. Wheels Autos“, die „Roswell-Marmelade“, oder Szenen, die allgemein an Filmklassiker wie 2001 - Odyssee im Weltraum [1968], E.T. - Der Außerirdische [1982], Unheimliche Begegnung der dritten Art [1977], WALL·E - Der letzte räumt die Erde auf [2008], oder auch Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI [1993-2002] erinnern. Das bleibt den Älteren im Publikum vorbehalten und sorgt dafür, dass sich Erwachsene auch nicht langweilen werden. Es gibt jedoch keine universelle Aussage, die hier ins Auge springt. Das ändert nichts daran, dass das zweite Kinoabenteuer von Shaun und seinen Freunden ein perfekt gemachter, beseelter Animationsfilm mit tollem, kindgerechten Humor ist. Nicht nur, dass sich einem ein Schmunzeln im Gesicht bildet, wenn man die handgemachte Animation sieht, die Fingerabdrücke auf den Figuren, Shaun das Schaf - Der Film: UFO‑Alarm strahlt eine Wärme aus, die sich unabhängig des Alters des Publikums überträgt. Das zu sehen, ist einfach schön!


Fazit:
Dass auch Timmy hier eine größere Rolle übernimmt, dürfte die zahlreichen Fans von Shauns Cousin freuen. Allgemein hebt die Detailverliebtheit Shaun das Schaf - Der Film: UFO‑Alarm merklich über das Niveau hinaus, das die Geschichte selbst nie verlässt. Das heißt nicht, dass Will Becher und Richard Phelan einen mittelmäßigen Film gemacht hätten, ganz im Gegenteil. Nur will das zweite Kinoabenteuer nie mehr sein, als ein reiner Kinderfilm mit einer geradlinig erzählten Geschichte. Dagegen ist nichts einzuwenden und das Zielpublikum wird seinen Spaß auch haben. Eine lehrreiche Botschaft prägt sich den Kindern dabei jedoch nicht ein und das scheint eine verpasste Möglichkeit. Die fantastische Machart ist über jeden Zweifel erhaben und Fans von Science Fiction-Filmen sind mit den vielen Anspielungen an Genregrößen durchaus beschäftigt. Selbst eine Anlehnung an das Krieg der Welten Musical [1978] von Jeff Wayne hat es in den Film geschafft und ich bin mir nicht sicher, ob beim Abspann nicht kurz ein Todesstern durchs Bild huscht.
Inhaltlich ist das zwar nur für das Zielpublikum packend, aber auch sonst nie langweilig. Allein schon, weil einige Momente und Situationen ansteckend witzig geraten sind. Als familiengerechte Unterhaltung mit einem besonders kreativen Touch, kann man nicht mehr erwarten und wird hier auch bestens versorgt.