Rambo II - Der Auftrag [1985]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 02. März 2015
Genre: Action

Originaltitel: Rambo: First Blood Part II
Laufzeit: 96 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1985
FSK-Freigabe: nicht unter 18 Jahren

Regie: George P. Cosmatos
Musik: Jerry Goldsmith
Darsteller: Sylvester Stallone, Richard Crenna, Charles Napier, Steven Berkoff, Julia Nickson, Martin Kove, George Cheung, Andy Wood, William Ghent, Voyo Goric, Dana Lee


Kurzinhalt:

Nachdem er in die Ecke gedrängt worden war und eine Kleinstadt in Schutt und Asche gelegt hat, sitzt der ehemalige Soldat einer Eliteeinheit John Rambo (Sylvester Stallone) seine Strafe ab. Bis Colonel Trautman (Richard Crenna) auf ihn zukommt und ihm einen Handel anbietet: Rambo könnte begnadigt werden, wenn er für Marshall Murdock (Charles Napier) einen gefährlichen Auftrag annimmt. Tief im vietnamesischen Dschungel soll er Bilder von dort vermuteten amerikanischen Kriegsgefangenen machen. Rambo willigt ein und trifft sogar auf seine Kontaktperson Co (Julia Nickson). Doch angesichts der Gefangenen kann Rambo nicht anders und greift ein – dabei hat Murdock selbst ganz andere Absichten und so fällt Rambo dem sadistischen Podovsky (Steven Berkoff) in die Hände ...


Kritik:
Wenn John Rambo mit einem Kampfhubschrauber ein Militärlager in Vietnam zerlegt und dabei ekstatisch aus vollen Lungen brüllt, schwingt auch 30 Jahre später noch der Befreiungsschlag mit, den Rambo II - Der Auftrag für das kriegstraumatisierte Amerika darstellt. Der einst gebrochene Veteran wird hier zum schweigsamen, unbesiegbaren Superheld und gleichzeitig zum im Pathos ertränkten Abziehbild des einen Soldaten, der einen ganzen Krieg gewinnen kann. Immerhin ist es zum Lachen.

Man sollte Drehbuch-Co-Autor James Cameron (ja, der Terminator [1984]/Abyss – Abgrund des Todes [1989]/Avatar - Aufbruch nach Pandora [2009]- und Aliens - Die Rückkehr [1986]-James Cameron) zugutehalten, dass an der Drehbuchvorlage von Rambo II auch andere Schreiber beteiligt waren. Seiner eigenen Aussage nach hat Sylvester Stallone große Teile umgeschrieben und es bleibt zu hoffen, dass die Dialoge ebenfalls nicht aus Camerons Feder stammen. Die sorgen zwar durchaus für Erheiterung, das aber selten beabsichtigt. John Rambos flammendes Plädoyer am Schluss, dass er wie alle Veteranen von seinem Land so geliebt werden will, wie sie es lieben, ist dabei nur das Tüpfelchen auf dem i.

Bis es soweit ist, soll der nach den Ereignissen des ersten Teils inhaftierte Elitesoldat weit hinter feindlichen Linien Fotos von amerikanischen Kriegsgefangenen machen, mit denen der Leiter der vermeintlichen Rettungsaktion Marshall Murdock den Senat überzeugen will, die Kriegsgefangenen nach dem Vietnamkrieg endlich nach Hause zu holen. Damit griff Rambo II ein durchaus aktuelles Thema auf, hatte der republikanische US-Präsident Ronald Reagan doch einen Wandel in Bezug auf das Vietnamkriegstrauma angekündigt. So soll Murdock wohl für die demokratische Partei in den USA stehen, während Rambo statt nur zu beobachten handelt und dabei selbst ins Visier der vietnamesischen Soldaten gerät.

Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass all dies nur geschieht, damit Rambo zu den Waffen greifen und als unbesiegbarer (und beinahe unverwundbarer) Held eine ganze Kleinarmee dezimieren kann. Am Anfang des Films wird Rambos Akte zitiert, laut der er im Vietnamkrieg bestätigt 59 Menschen getötet haben soll – die Zahl wird in Rambo II knapp verdoppelt. Dass hierbei auch ein ganzes Dorf von Zivilisten in Schutt und Asche gelegt wird, ist als Kollateralschaden zu verbuchen und "zum Glück" hat ohnehin Moskau seine Finger im Spiel, so dass der Film nicht nur den alten Feind der USA, sondern auch den neuen entsprechend in Szene setzen kann. Wie kriegsverherrlichend George P. Cosmatos' Actioninferno ist, ist aus heutiger Sicht vielleicht noch offensichtlicher als damals.

Was all das erträglich macht ist die Tatsache, dass Rambo II - Der Auftrag nie viel Zeit lässt, über das Gezeigte nachzudenken. Der Film legt ein gutes Tempo vor und findet Gefallen an den groß angelegten Actionszenen, in denen buchstäblich der Dschungel brennt. Auf Grund der gelungenen Umsetzung – samt der unvergleichbar genialen Musik von Jerry Goldsmith – ist es kein Wunder, dass dieser als einziger Film der Reihe für einen Oscar nominiert war. Sieht man sich Hauptdarsteller Sylvester Stallone an, dessen Mimik seltsam unwirklich erscheint, oder hört die klischeebeladenen, grausigen Dialoge, überrascht es auch nicht, dass der Film vier Goldene Himbeeren gewonnen hat – die für die Regie hätte er zudem auch verdient gehabt.


Fazit:
Sieht man Rambo II - Der Auftrag als inhaltlich absurde, vor Pathos triefende Action-Realitätsflucht-Phantasie an, erfüllt er durchaus seinen Zweck. Dafür bietet er genügend Explosionen und Schusswechsel, die im Laufe des Films immer aufwendiger werden. Obwohl weder John Rambo, noch seine Gegner dabei wenig zimperlich vorgehen, scheint die Altersfreigabe ab 18 Jahren im ersten Moment überaus hoch (wobei es zu bedenken gilt, dass der Film jahrzehntelang indiziert war). Doch sollte man dabei nicht übersehen, dass George P. Cosmatos Regiearbeit dank Sylvester Stallones Darbietung eine ganz klare Agenda verfolgt.
Selten hat ein Hollywoodfilm seinem Publikum so sehr zugerufen, dass es Zeit ist, in den Krieg zu ziehen, um das "Richtige" zu tun. Selten schienen die Macher so sehr davon überzeugt. Blendet man all das aus und schickt den Verstand vor dem Einschalten in den Ruhezustand, kann man sich durchaus ansehnlich unterhalten lassen. Die Frage ist, ob ein jugendliches Publikum dies kann – und ob ein erwachsenes es sollte.