Prometheus - Dunkle Zeichen [2012]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 10. August 2012
Genre: Science Fiction / Horror / Thriller / Drama
Originaltitel: Prometheus
Laufzeit: 124 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Ridley Scott
Musik: David Hirschfelder
Darsteller: Noomi Rapace, Michael Fassbender, Charlize Theron, Idris Elba, Logan Marshall-Green, Sean Harris, Rafe Spall, Guy Pearce, Emun Elliott, Benedict Wong, Kate Dickie, Branwell Donaghey, Ian Whyte
Kurzinhalt:
Im Jahr 2089 entdeckt die Wissenschaftlerin Elizabeth Shaw (Noomi Rapace) bei einer Höhlenmalerei erneut die Darstellung einer bestimmten Sternenkonstellation. In vielen verschiedenen Ausgrabungen bei unterschiedlichen Kulturen und in unterschiedlichen Zeitaltern der Menschheit hat sie dasselbe Sternbild gefunden. Vier Jahre später befindet sich Shaw zusammen mit ihrem Partner Charlie Holloway (Logan Marshall-Green) an Bord des Forschungsraumschiffs Prometheus. Finanziert von Peter Weyland (Guy Pearce) sollen Shaw und Holloway herausfinden, ob ihre Theorien über den Ursprung menschlichen Lebens richtig sind. Sie vermuten hinter den Zeichen eine Einladung und dort Wesen, Konstrukteure genannt, die in irgendeiner Form an der Entstehung der Menschen beteiligt waren.
Während Captain Janek (Idris Elba) die Leitung des Schiffes innehat, wahrt Meredith Vickers (Charlize Theron) die Interessen der hinter der Expedition stehenden Firma. Der Androide David (Michael Fassbender) hat während der langen Reise alte Sprachen und Schriften studiert und soll als Übersetzer dienen, sollte die Prometheus fündig werden. Auf dem Planeten, genauer gesagt dem Mond LV-223, angekommen, finden sie Strukturen außerirdischen Ursprungs. Als sie darin vordringen setzen sie Ereignisse in Gang, die den Untergang der gesamten Menschheit bedeuten könnten ...
Kritik:
Es ist nicht schwer zu erkennen, was die Autoren Jon Spaihts und Damon Lindelof mit Prometheus aussagen wollten – selbst als das Projekt noch einen anderen, nicht so bedeutungsvollen Namen hatte. Das hierzulande verliehene "Prädikat wertvoll" ist dabei ebenso irreführend, wie viele Behauptungen der Filmemacher selbst, dass Regisseur Ridley Scott einer der bedeutendsten Science-Fiction-Filme der neueren Zeit gelungen sei. Prometheus bemüht sich beständig, bedeutsame Aussagen zu treffen, oder vielmehr: Wichtige Fragen zu stellen. Doch dies als Basis zu nehmen, reicht eben nicht, wenn die Durchführung der Idee mäßig und unstrukturiert ausfällt. Scotts größter Kniff dabei ist, dass einen dies während der knapp zwei Stunden nicht immer übermäßig stört. Doch je länger man hinterher darüber nachdenkt, umso ärgerlicher ist es, was aus der Prämisse letztlich geworden ist.
Bereits im Vorfeld wurde immer wieder spekuliert, ob die Rückkehr von Regisseur Ridley Scott in das Science Fiction-Genre bedeuten würde, dass er sich demjenigen Film nähern würde, der seinen internationalen Durchbruch ermöglichte: Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt [1979]. Diese Gerüchte wurden zuerst dementiert, später hieß es, Prometheus würde den Teil einer Vorgeschichte zu Alien erzählen. Scott meinte selbst kürzlich, dass um an Alien anschließen zu können, noch zwei weitere Filme notwendig wären. Stattdessen entwickelt Prometheus eine eigenständige Mythologie, deren Ideen es durchaus wert sind, erzählt zu werden. Weswegen sich der Film im letzten Drittel jedoch so viel Mühe gibt, eine Überleitung zu schaffen, die am Ende doch unfertig und lückenhaft bleibt, ist unverständlich.
Bis es soweit ist, erlebt man als Zuseher, wie das Forschungsschiff Prometheus zu einem weit entfernten Planeten unterwegs ist. In verschiedenen Kulturen und Höhlenmalereien wurde immer wieder dasselbe Piktogramm gefunden und die Wissenschaftler Elizabeth Shaw und Charlie Holloway glauben, dass dies eine Einladung der von ihnen "Konstrukteure" genannten Wesen ist. Die Prometheus ist aufgebrochen, diese These zu bestätigen oder zu widerlegen. Welche genauen Funktionen die übrigen Besatzungsmitglieder erfüllen, erfährt man nicht, allenfalls Captain Janek wird erwähnt und der Androide David vorgestellt. Meredith Vickers ist die Leiterin der Unternehmung und wie es sich für solche Persönlichkeiten gehört, nicht sehr sympathisch. Die übrigen Crewmitglieder bekommen nicht einmal mehr vollständige Namen zugewiesen. Sie alle sind im Auftrag des über 100 Jahre alten Unternehmers Peter Weyland unterwegs, der Kennern der Alien-Reihe ein Begriff sein dürfte.
Was die Besatzung der Prometheus auf dem fremden Planeten findet, sei hier nicht verraten, außer dass sich etwas Düsteres dahinter verbirgt. Die Fragen, die dabei aufgeworfen werden, erfahren im Prolog eine interessantere Beantwortung, als im Mittelteil oder dem letzten Akt. Was jedoch eklatant auffällt, sind die absurden Verhaltensweisen der Crew, die im Laufe der Erzählung immer schlimmer werden. So wagen es die Wissenschaftler nicht nur, in einer fremden, wenngleich atembaren Umgebung ihre Schutzhelme abzunehmen, sie berühren fremde Materie ohne Schutzanzüge, wollen außerirdische Flora oder Fauna tätscheln und verheimlichen einander nicht nur die offensichtliche Infektion mit einem außerirdischen Organismus, sondern verschweigen im Zweifel sogar dem Team-Leiter auch noch, dass sich jemand anderes infiziert hat. Das Abnehmen der Helme ist insofern schon irrsinnig, weil sie sich ja nicht nur mit Keimen infizieren könnten, sondern auch die mitgebrachten Keime die Umgebung kontaminieren könnten. Eine solche Vorgehensweise bei Wissenschaftlern zu sehen, kostet sämtliche Figuren von Prometheus ihre Glaubwürdigkeit und lässt nur den Schluss zu, dass sie in ihrem Leben nie einen Science-Fiction-Horrorfilm gesehen haben, denn sonst wüssten sie, wie ein solches Verhalten in Filmen jener Art bestraft wird.
Kurzum, wer sich an irgendein Klischee des Genres erinnern kann, darf sicher sein, es in Prometheus auch umgesetzt zu sehen. Das steigern die Filmemacher sogar soweit, dass die Protagonistin selbst für finstere Pläne benutzt wird. Was der Handlungsstrang der Figur zumutet, ist ebenso abwegig wie unnötig. Vor allem jedoch steuert damit die Geschichte selbst zusammen mit der Parallelhandlung auf einen Höhepunkt zu, der einem Finale gleich kommt – nur damit nach einer Reihe von Stellungnahmen und Erklärungen die letzte halbe Stunde des Films eingeleitet wird, die einen eigenständigen Spannungsbogen benötigt. Das wirkt in die Länge gezogen und unausgereift, wobei die kantigen Dialoge zum halbfertigen Eindruck des Films beitragen.
Dafür, als würde es in den Augen des Studios alles aufwiegen, wird Prometheus in 3D präsentiert. Dass Filme jenes Genres in aller Regel eher dunkel ausfallen ist der Technik nicht zuträglich, doch kann man den Machern zugutehalten, dass der Science Fiction-Film erstaunlich hell gelungen ist. Man möchte sagen, fast schon so hell, dass nur selten eine bedrohliche Atmosphäre aufkommt. Die Plastizität des Bildes kommt dabei vor allem in Hologrammen zur Geltung, der Rest erscheint hingegen ebenso platt wie die Figuren.
Auch die 3D-Technik war für die Deutsche Film- und Medienbewertung ausschlaggebend bei der Vergabe des Prädikats "wertvoll". Ob das für die Zuschauer eine Empfehlung sein soll, muss jeder für sich entscheiden. Man sollte jedoch bedenken, dass auch Filme wie Rambo III [1988] mit diesem Siegel ausgezeichnet wurden.
Fazit:
Unbestritten sind die Fragen, die das Drehbuch sowohl zu Beginn, wie auch später aufwirft, durchaus interessant, wenn auch keineswegs neu. Im Gegenteil, Genrefans werden viele Elemente aus Büchern und Serien schon kennen. Doch wenn die Fragen nur gestellt und bei der Beantwortung auf eine Fortsetzung verwiesen wird, fühlt man sich als Zuseher zu Recht betrogen. Was dazwischen geschieht, ist in dem jeweiligen Moment unterhaltsam, aber im Rückblick mehr als nur unbefriedigend. Die Figuren verhalten sich nicht ihrer Qualifikation entsprechend und ihre Entscheidungen werden stets absonderlicher.
Immerhin, und dies rechtfertigt letztlich auch die Wertung, ist Prometheus hervorragend gemacht und insbesondere von Michael Fassbender als David und Noomi Rapace als Elizabeth Shaw großartig gespielt. Sie helfen über manche Stellen hinweg, die inhaltlich zum Haare ausraufen sind. Dass Ridley Scott streckenweise tolle Bilder bei seinem erstklassigen Set-Design findet, entschädigt überdies. Doch wirkt das erste Drittel des Films, als wollte er sich was das Erzähltempo und den Aufbau angeht, an Alien orientieren, hatte bei der action- und bombastlastigen zweiten Hälfte wohl das amerikanische Studio das Sagen. Die Prämisse um die Existenz und die Herkunft des Lebens ist dabei zweifelsohne erzählenswert. Nur was bei Prometheus daraus wird, ist für das Publikum ebenso frustrierend, wie die Entdeckungen für die Wissenschaftler.