Prince of Persia - Der Sand der Zeit [2010]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 27. November 2010
Genre: Action / Fantasy / KomödieOriginaltitel: Prince of Persia: The Sands of Time
Laufzeit: 116 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Mike Newell
Musik: Harry Gregson-Williams
Darsteller: Jake Gyllenhaal, Gemma Arterton, Ben Kingsley, Alfred Molina, Steve Toussaint, Toby Kebbell, Richard Coyle, Ronald Pickup, Reece Ritchie, Gísli Örn Garðarsson, Claudio Pacifico, Thomas DuPont
Kurzinhalt:
Als kleiner Junge wurde Dastan (Jake Gyllenhaal) von König Sharaman (Ronald Pickup) in dessen Familie aufgenommen und ist seither neben Tus (Richard Coyle) und Garsiv (Toby Kebbell) ein Prinz von Persien. Sie entscheiden zusammen mit ihrem Onkel Nizam (Ben Kingsley), die Stadt Alamut einzunehmen, da einem Spion zufolge Alamut Waffen an Sharamans Feinde verkauft. Die Einnahme gelingt dank Dastans Mut, doch werden keine Waffen gefunden. Die Prinzessin Tamina (Gemma Arterton) soll sich mit Tus vermählen, um einen dauerhaften Frieden zu sichern.
Dann fällt Sharaman, der nach der Einnahme Alamuts angereist war, einem Attentat zum Opfer – Dastan wird beschuldigt. Zusammen mit Tamina gelingt ihm die Flucht aus der Stadt und auf der Suche nach dem wahren Attentäter entdeckt Dastan, dass er im Besitz eines magischen Dolches ist, mit dem sich die Zeit zurückdrehen lässt. Während er durch Tamina mehr über die Wirkung des Dolches erfahren will, sind ihnen die Hassansinen, ein Bund von Attentätern, dicht auf den Fersen, so dass sie sich mehrmals mit Scheich Amar (Alfred Molina) einlassen müssen, den im Zweifel nur das Geld interessiert. Und auf Dastans Kopf ist eine beträchtliche Belohnung ausgeschrieben ...
Kritik:
Prinz Dastan, ein mittelloser armer Junge, wird im alten Persien auf Grund seines selbstlosen Mutes vom weisen König in dessen Familie aufgenommen und als sein eigener Sohn großgezogen. Jahre später wird der König nach einem siegreichen Kampf um die heilige Stadt Alamut mit einem vergifteten Objekt ermordet und Dastan die Schuld in die Schuhe geschoben. Auf der Flucht und der Suche nach einem Weg, seine Unschuld zu beweisen, fällt Dastan ein sagenumwobenes Objekt in die Hand: der Dolch mit dem Sand der Zeit, mit dem sich die Zeit zurückdrehen und die Geschichte ändern lässt. Wer nach den ersten 30 Minuten von Prince of Persia - Der Sand der Zeit noch nicht durchschaut hat, wie der Film enden wird, der hat in der ersten halben Stunde wohl nicht aufgepasst. Unterschwellig angepriesen als Fluch der Karibik [2003] im alten Persien, versucht die Videospielverfilmung, den Charme jenes Abenteuertrios zu kopieren und scheitert bereits bei der Vorbereitung.
Sei es nun Lara Croft: Tomb Raider [2001], Doom - Der Film (Extended Edition) [2005] oder sogar Super Mario Bros. [1993], Spieleverfilmungen sind in Hollywood nichts neues, aber meistens zum Scheitern verurteilt. Tief im Kern von Prince of Persia mag dabei ein durchaus unterhaltsamer Fantasyfilm schlummern, diesen zutage zu fördern ist den Machern aber nicht gelungen. Dabei versucht man, der Vorlage durch viele Kameratricks, Zeitlupen und Zeitraffer, bewegter Actionkamera oder unmöglichen akrobatischen Tricks zwar nahe zu kommen, doch das Ergebnis erinnert eben daran, als würde jemand anders den Controller in der Hand halten und spielen, während man selbst nur zusieht. Der Reiz der Spiele ist es aber, die Kombinationen selbst heraus zu bekommen und "aktiv" zu werden. Wenn das zu erreichende nur abgespult wird, bleibt es eben bedeutend weniger packend.
Riesige Luftsprünge, Akrobatik, die selbst in Schwerelosigkeit schwer nachzumachen wäre und Bewegungsabläufe, die so schnell sind, dass sie auch einstudiert kaum echt sein können zeugen von physikalischen Gesetzen in Prince of Persia, die in unserer Zeit nicht gelten. Dagegen wäre nichts einzuwenden, würde das Gezeigte denn wenigstens handwerklich überzeugen. Doch zoomt die Kamera in einer großen Fahrt erst einmal um einen digitalen Jake Gyllenhaal, der vor einer gemalten Kulisse einer altertümlichen Stadt steht herum, um wenig später den echten Darsteller vor einem offensichtlichen Green Screen zu zeigen, dann ist es auch mit der Überzeugungsfähigkeit nicht mehr weit her. Zugegeben, viele der Spezialeffekte bewegen sich im oberen Drittel der besten Hollywoodmanier, nur sind viele eben auch offensichtlich. In welche Richtung Regisseur Mike Newell dabei gehen möchte, scheint er nicht recht zu wissen. Die grundsätzlich ernste Grundgeschichte, die (wie sollte es anders sein) die drohende Apokalypse zum Thema hat, würde Spielraum genug bieten, um einen der Zeit authentischen Film mit einer düsteren Stimmung anzugehen. Dennoch versucht das Drehbuch in regelmäßigen Abständen Lacher unterzubringen, die so weit überzogen sind, dass Alfred Molina mit den Worten seines Filmcharakters "die Werbetrommel rührt" oder von "Geschlechtskrankheiten in einem türkischen Harem" berichtet. Das klingt nicht nur wenig glaubwürdig, sondern wirkt schlichtweg störend.
Angeführt wird der Cast von Jake Gyllenhaal, der dank seiner körperlichen Fitness einen physisch überzeugenden Dastan darbringt. Schade nur, dass die Kampfszenen so schnell geschnitten sind und es keinen langen Zweikampf gibt, in dem er seine Körperbeherrschung auch zeigen darf. Das wilde Herumgehüpfe über die Straßendächer erinnert an eine Sequenz aus Das Bourne Ultimatum [2007], nur dass sie hier bei weitem nicht so temporeich, für den Helden bedrohlich, oder aus einem Guss wirken würde. An seiner Seite zu sehen ist Gemma Arterton, die ihre Sympathiewerte zwar ausspielen kann, aber keine Chemie mit Gyllenhaal entwickelt. Ihre Streitereien und romantische Avancen wirken ebenso künstlich wie die unterirdischen Bauten, die offensichtlich aus dem Computer stammen. Ben Kingsley setzt seine typische Schurkenmaske auf und von Steve Toussaint, Tobey Kebbell und Richard Coyle ist nicht zu viel zu sehen.
Eine Szene fasst Prince of Persia gut zusammen: mit Prinzessin Tamina auf der Flucht erzählt ihr Dastan nach einem Seitenhieb ihrerseits, dass er nicht aus einer wohlhabenden Familie stammt. Am Ende des kurzen Monologs schließt er mit den Worten "Was Du siehst ist der Gang eines einfachen Mannes, der gerade alles verloren hat" – und blickt dann teilnahmslos, mit leichtem Grinsen in die Kamera. Wenn Dastan sein Schicksal nicht weiter berührt, er keine Wut verspürt oder ihm seine Aufgabe wichtiger als alles auf der Welt ist, wieso sollte es dann das Publikum in irgendeiner Weise packen?
Fazit:
Wie Prince of Persia ausgehen wird, ist den allermeisten Zuschauern wohl kurz nach Beginn bereits klar. Wie vorhersehbar und langatmig der Weg dorthin sein wird, ist aber überraschend. Der Prinz von Persien hetzt den Leveln seines Spiel-Alter-Egos gemäß dem Sand der Zeit, dem Dolch der Zeit und der Hüterin des Dolches der Zeit hinterher, hat immer genügend Luft, um einen flapsigen Spruch abzuliefern und sich den Kabelleien mit der Prinzessin Tamina hinzugeben.
Das ist oberflächlich unterhaltsam, aber trotz der sympathischen Darsteller eher müßig, da das Filmpaar keine genügend große Chemie zueinander entwickelt. Mit vielen Kameramätzchen aufbereitet, wirkt der Film zu künstlich, um zu überzeugen. Und wenn der vorprogrammierte Schlusssong beim Abspann erklingt, weiß man schließlich, dass alle Beteiligten den genretypischen Formeln treu blieben und sich nicht wundern müssen, weswegen nicht mehr als ein formelhafter 08/15-Sommerfilm dabei herauskam.
Aufwändig, aber charmelos enttäuschend.