Predator 2 [1990]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 31. Oktober 2004
Genre: Action / Science Fiction / Horror

Originaltitel: Predator 2
Laufzeit: 108 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1990
FSK-Freigabe: nicht unter 18 Jahren

Regie: Stephen Hopkins
Musik: Alan Silvestri
Besetzung: Danny Glover, Gary Busey, Rubén Blades, Maria Conchita Alonso, Bill Paxton, Kevin Peter Hall, Robert Davi, Adam Baldwin, Kent McCord, Steve Kahan


Kurzinhalt:
Im Kampf gegen rivalisierende Drogenbanden sehen sich Lieutenant Mike Harrigan (Danny Glover) und seine Kollegen Danny (Rubén Blades), Leona (Maria Conchita Alonso) und Jerry (Bill Paxton) einem neuen Feind gegenüber, der Mitglieder auf allen Seiten niedermetzelt. Während sich eine Spezialeinheit unter der Leitung von Peter Keyes (Gary Busey) angeblich der neuen Bedrohung annimmt, untersuchen auch die Polizisten die Vorfälle weiter.
Was sie entdecken, scheint unglaublich: Es hat den Eindruck, als würde ein außerirdisches Wesen, der Predator (Kevin Peter Hall), in den Straßen von Los Angeles Menschen wie Beute jagen. Dabei geht er nach einem offensichtlichen Schema vor: Wer sich als Trophäe anbietet, wird getötet.
Und möglicherweise könnte Harrigan ein würdiger Gegner sein ...


Kritik:
1987 machte der Science-Fiction-Action-Horror-Film Predator Regisseur John McTiernan zu einem der gefragtesten Männer Hollywoods – danach konnte er sich die Angebote aussuchen. Für Schauspieler Arnold Schwarzenegger war der Erfolg des Films ebenfalls ein Hilfsmittel, um auf der Karriereleiter eine Sprosse höherzuklettern.
Kein Wunder, dass bei einem Einspielergebnis von knapp 100 Millionen Dollar (fast das Siebenfache der Produktionskosten) schnell an eine Fortsetzung gedacht wurde. Als diese dann realisiert wurde, war allerdings keiner der vorher Genannten daran beteiligt. Schwarzenegger war der Meinung, es sei ein Fehler, das Geschehen vom Dschungel in die Stadt zu verlegen, und verließ deshalb das Projekt frühzeitig (ansich hätte er die Rolle von Gary Busey spielen sollen, die natürlich bedeutend größer ausgefallen wäre), auch John McTiernan sagte dankend ab und übernahm dafür Regie bei dem erfolgreichen Jagd auf Roter Oktober [1990].
Aber mit einem neuen Regisseur und Hauptdarsteller Danny Glover, der zuvor in den ersten beiden Lethal Weapon [1987/1989]-Teilen im Action-Genre bekannt geworden war, ließ sich das Studio zur Produktion überreden. Finanziell rechnete sich der zweite Einstand im Franchise um den außerirdischen Jäger leider nicht; als Film ist Predator 2 jedoch ein fulminantes Action-Spektakel, das den faszinierenden Alien um eine interessante Kultur erweitert und dem Zuschauer genau das bietet, was er von einer Fortsetzung erwarten darf: Mehr Action, mehr Predator.

Vor 14 Jahren als drittklassiger Aufguss verschrien, genießt Predator 2 heute glücklicherweise einen deutlich besseren Ruf. Dabei können Fans des ersten Teils an Stephen Hopkins Film eigentlich kaum etwas auszusetzen haben. Das Skript stammt erneut von Jim und John Thomas, die bereits den Vorgänger geschrieben, und sich für die Fortsetzung einige Bonbons haben einfallen lassen.
Nicht nur, dass das Geschehen nun in den "Großstadtdschungel" verlegt wurde, und sich hier ganz neue Möglichkeiten der Jagd eröffnen, auch die Neuerungen beim Predator selbst, wie seine neuen Waffen (die Disc ist sicherlich die perfideste, wenn auch einfallsreichste Idee) und sein kultureller Hintergrund auf der Erde – der sich aus einer wirklich atemberaubend in Szene gesetzten Schluss-Sequenz ergibt –, sind interessant und machen zusammen mit der faszinierenden Kreatur doch einen stimmigen Eindruck. Die Tatsache, dass sich der Predator die Opfer seiner Jagd nach wie vor bewusst aussucht, ergibt ebenso Sinn, wie die Schauplätze, an denen der Film seine Action-Feuerwerke zündet.
Dabei nutzen die Autoren die Situation und Atmosphäre in dem von Drogenkriegen gebeutelten brütend heißen Los Angeles gekonnt aus, die Predator 2 zudem in schwüle, erdrückende Farben taucht und ihn so zu einem idealen Sommerfilm werden lässt. Die Story ist zugegebenermaßen nicht unbedingt komplex, zieht ihre Spannung aber gerade aus den Szenenaufbauten und der Choreografie der Kämpfe. So besticht bereits die Eingangssequenz mit einigen sehr guten Einfällen, am klaustrophobischsten ist allerdings ohne Frage der Überfall in der U-Bahn, der eines der Highlights des Films darstellt. Das Finale selbst ist ausgesprochen lang, geht über mehrere Ebenen und steigert sich von einem weitläufigen Areal in immer kleinere Kampfgebiete – hier ziehen die Autoren die Spannungsschraube merklich an und liefern damit einen gelungenen Abschluss zu einem insgesamt überzeugenden Drehbuch, an dem allenfalls die Abschnitte mit Drogenboss King Willie ein wenig stören.

Die Darsteller scheinen motiviert bei der Sache zu sein.
Danny Glover mimt den zerfurchten, erfahrenen Polizisten mit einer Impulsivität, dass es eine Freude ist, ihm zuzusehen. Dabei macht er in keiner Sekunde den Eindruck, als wolle er seine Rolle aus der Lethal Weapon-Reihe wieder aufleben lassen, sondern agiert angesichts der außergewöhnlichen Umstände stets nachvollziehbar. Dass er sogar hier seine komödiantischen Seiten (wenngleich nur in sehr kleinem Maße) zeigen darf, wird Fans ebenso freuen, wie der kleine Gastauftritt von Steve Kahan, ebenfalls bekannt aus der vierteiligen Action-Reihe mit Glovers Film-Partner Mel Gibson.
Gary Busey wirkte in seiner Karriere schon in zahlreichen eher mittelmäßigen bis schlechten Werken mit, und obwohl er in Predator 2 nicht allzu sehr zur Geltung kommt, gefällt er in seinen Szenen mit einem routinierten Schauspiel und der für einen besessenen "Bösewicht" durchtriebenen Art.
Die zwei Rollen von Robert Davi (James Bond 007 – Lizenz zum Töten [1989]) und Kent McCord würden heutzutage vermutlich in einer zusammengefasst, und wahrscheinlich wäre das sogar besser, denn nun haben zwar beide ein paar Szenen, aber keiner kommt richtig zum Zug.
Mit Rubén Blades, Maria Conchita Alonso (Running Man [1987]) und Bill Paxton (Dämonisch [2001]) haben sich ein paar wirklich gute Darsteller eingefunden, die alle gebührende Momente zugeschrieben bekommen. Blades Part ist leider recht klein (was er zeigt, überzeugt trotzdem tadellos); Alonso und Paxton können ihre sympathischen Figuren voll ausspielen und haben jeweils bei ihrem letzten Auftritt auch schauspielerisch etwas zu tun.
Unter seiner Maske nicht zu erkennen, ist zum zweiten Mal der Darsteller Kevin Peter Hall, der wie in Predator in dem Ganzkörperkostüm steckt. Allerdings darf er sich in Teil zwei agiler als noch im ersten Film geben und bedeutend mehr aktiv eingreifen, anstatt nur aus der Ferne zu handeln. Der über 2,10 Meter große Hüne verstarb ein Jahr nach den Dreharbeiten an AIDS aufgrund einer infizierten Blut-Transfusion.
Die Besetzung ist selbst in den Nebenrollen passend ausgesucht, hat sichtlich Spaß der Arbeit und ermöglichen so ein uneingeschränktes Filmvergnügen.

Obwohl Regisseur Stephen Hopkins (bislang bekannt durch Filme wie Explosiv - Blown Away [1994] und Der Geist und die Dunkelheit [1996] – jüngst auch durch die Serie 24 [seit 2001]) mit seiner Inszenierung nicht ganz an die Bildkompositionen von John McTiernan heranreicht, fällt von Beginn an die ständig bewegte Kamera auf, die zu jeder Zeit das Geschehen aus dem bestmöglichen Winkel einfängt und ein rasantes Tempo vorlegt.
Wirklich überraschende und innovative Blickwinkel gibt es beispielsweise, wenn der Predator in das Apartment kommt, indem die jamaikanischen Drogenhändler sich einen Konkurrenten vorgeknöpft haben. Was gerade bei dieser Szene positiv heraussticht, ist die Tatsache, dass Hopkins die Gewalt zwar grundsätzlich zeigt, aber die Kamera immer im Moment des erwarteten Ekeleffekts rechtzeitig vom Geschehen wegrichtet. Deshalb bleibt Predator 2 natürlich trotzdem ein immens brutaler Film – der ausschließlich für Erwachsene gedacht ist, und seine hohe Altersfreigabe vollends zu Recht erhalten hat – dennoch würden gerade in der heutigen Zeit, in der Horror-Filme wieder brutaler werden, viele andere Regisseure die eigentliche Gewalt wohl leider noch viel stärker auskosten.
Kamera und Schnitt sind nicht nur in den Actionsequenzen sehr gut ausbalanciert, sondern fangen die ruhigen Szenen genauso gelungen ein. Die Szenen wirken nie "verschnitten", oder überfrachtet, suggerieren aber gleichzeitig die Übermacht, derer sich die Figuren gegenübersehen. Am Handwerk gibt es deshalb ganz und gar nichts auszusetzen.

Selbst wenn das Drehbuch sich nun nicht mehr auf einen Dschungel beschränkt, sondern in der Großstadt spielt, konzentrieren sich die Autoren auf abgeschlossene Räume, um ihren Hauptakteur in Aktion treten zu lassen. Hier haben die Setdesigner jederzeit eine hervorragende Arbeit geleistet, um das Ambiente von Los Angeles angemessen auf die Leinwand zu bringen. Von dem Lagerhaus zu Beginn über das Apartment, bis hin zum Schlachthaus beim Finale werden alle Sets nicht nur toll in Szene gesetzt, sondern sind höchstdetailliert und werden meistens bis ins Kleinste demoliert.
Nicht weniger gut geraten sind die Spezialeffekte, die jederzeit zu überzeugen wissen und hier, wie bereits im Vorgänger, subtil und stets im Dienst der Geschichte eingesetzt werden.
Ein besonderes Lob gebührt verständlicherweise Stan Winston, der die Predator-Maske noch um zusätzliche Details und Agilität erweitert hat und somit eine der aufwändigsten und faszinierendsten in der Filmgeschichte schuf. Dass er sich gerade für die Schluss-Sequenz unterschiedliche Masken aufgehoben hat, zeugt von seinem Talent. Winston arbeitete zudem bereits an Aliens – Die Rückkehr [1986] mit, worauf übrigens das Skelett des Alien-Kopfes als Trophäe an der Wand im Predator-Raumschiffes zurückzuführen ist. Was zunächst nur als Insider-Gag für Genre-Fans gedacht war, ließ Gerüchte aufkommen, dass ein Crossover-Film zwischen Alien und Predator in Planung sei – ja es begründete gar ein eigenes Franchise, das zunächst als Comic, dann als Videospiel und 2004 als Film vermarktet wurde. Mit einem derartigen Interesse hatte 1990 sicher keiner gerechnet.

Ein Genuss stellt einmal mehr Alan Silvestris Score dar, der auf das bekannte Predator-Thema zurückgreift und es um zahlreiche Rhythmen bereichert; besonders das jamaikanische Thema, das er geschickt einwebt, bleibt im Gedächtnis.
Wer die anderen Werke des Komponisten kennt, wird darüber hinaus bekannte Motive aus Zurück in die Zukunft [1985] entdecken, die hier mit einem etwas anderen Tempo eingespielt werden und den Film gerade in seinen spannendsten Momenten unterstützen. Silvestri gelang die Verlegung der Musik vom Dschungel in die Stadt ebenso, wie Regisseur Hopkins diesen Spagat im Filmischen umsetzte.
Das "Predator"-Hauptthema eignet sich erstklassig für jedes Terrain. Leider gibt es den Soundtrack nur in einer stark gekürzten 45-Minuten-Fassung auf CD – es bleibt also zu hoffen, dass sich das Studio irgendwann erbarmt und wie vom ersten Teil einen deutlich umfangreicheren Score veröffentlicht.

Was nach den etwas mehr als 100 Minuten bleibt, ist ein sehr guter Film, der genau dieselbe 80er-Jahre-Atmosphäre ausstrahlt, wie der erste Teil drei Jahre zuvor – nur auf neuem Gebiet. Mit zahlreichen Einfällen und einem zweifelsohne interessanten Hauptcharakter (in Form des Predators) erweist sich Predator 2 als mitreißender, spannender Action-Horror, der in seinem Genre zwar keine Maßstäbe setzt, jedoch nach wie vor bedeutend besser ist, als vieles, was vor und nach ihm kam.
Für Jugendliche ist allerdings auch der zweite (und vermutlich letzte) Teil des Predator-Franchise überhaupt nicht geeignet, das sollte Erwachsene, die den ersten Teil schon gern gesehen haben, aber nicht abhalten.


Fazit:
Regisseur Stephen Hopkins übernahm das schwere Zepter, das McTiernan hinterließ und interpretierte die Story auf seine eigene Weise.
Handwerklich ähneln sich die Filme stark, sind beide sehr gut gefilmt und geschnitten und versetzen den Zuschauer in kürzester Zeit zu den Akteuren in die hitzige Situation. Dank des charismatischen Danny Glover und des faszinierenden Predators entpuppt sich Predator 2 als würdige Fortsetzung, die die Stärken des ersten Teils ausbaut und die Figur um zahlreiche Hintergründe erweitert.
Mit noch mehr Action und mehr Nahkampfszenen mit dem Predator selbst gespickt, sollte der zweite Teil all diejenigen zufriedenstellen, die schon Predator mochten. Dass das Testosteron nur so von der Decke trieft, stört dabei kaum – es ist vielmehr Teil einer vergangenen Ära, in der Sommerfilme neben einer soliden Story und coolen Sprüchen vor allem auch einen großen Unterhaltungswert besaßen.