Plane [2023]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. Januar 2023
Genre: Thriller / Action

Originaltitel: Plane
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2022
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Jean-François Richet
Musik: Marco Beltrami, Marcus Trumpp
Besetzung: Gerard Butler, Mike Colter, Yoson An, Tony Goldwyn, Daniella Pineda, Kelly Gale, Remi Adeleke, Haleigh Hekking, Lilly Krug, Joey Slotnick, Oliver Trevena, Paul Ben-Victor, Quinn McPherson


Kurzinhalt:

Die Verbindung Trailblazer 119 ist der letzte Flug von Pilot Brodie Torrance (Gerard Butler) an Silvester, ehe sich der verwitwete Vater nach Hawaii aufmachen will, um den Jahreswechsel mit seiner Tochter Daniela (Haleigh Hekking) zu verbringen. An Bord der kaum ausgebuchten Maschine befindet sich auch der verurteilte Mörder Louis Gaspare (Mike Colter), der nach 15 Jahren im Gefängnis an Kanada ausgeliefert wird. Doch bereits kurz nach dem Stadt in Singapur wird das Flugzeug in einem schweren Unwetter vom Blitz getroffen. Nur wenige Minuten bleiben, die Maschine ohne Radar oder Navigation zu landen und nach der Notlandung, müssen Brodie und Ko-Pilot Dele (Yoson An) feststellen, dass sie auf der südphillipinischen Insel Jolo gelandet sind, wo keine Regierung, sondern Separatisten und Militär die Kontrolle innehaben. Während Brodie zusammen mit Gaspare eine Möglichkeit sucht, Hilfe zu holen, werden die Notgelandeten von einer gewalttätigen Gruppe als Geiseln genommen …


Kritik:
Wäre Jean-François Richets unerwartet ernster Action-Thriller Plane nur halb so teuer gewesen, wie er angeblich war – er soll ein Budget von 50 Millionen Dollar haben –, wäre er in Anbetracht der eingeschränkten Möglichkeiten deutlich besser, als er im Grunde ist. So ist und bleibt er ein über weite Strecken routiniert umgesetzter Genrefilm, der nachhaltig vom Engagement seines Hauptdarstellers Gerard Butler lebt. Aus seiner Geschichte weiß er aber ebenso wenig zu machen, wie er willens ist, ihr Potential auszuloten.

Es ist Silvester, als sich der in Singapur ansässige Pilot Brodie Torrance ins Cockpit setzt, um mit einer Crew, die aus ihm und drei weiteren Personen besteht, 14 Fluggäste nach Toronto zu bringen. Brodies Ziel ist Hawaii, wo sich seine in Kalifornien studierende Tochter Daniela derzeit aufhält. Mit an Bord ist auch der Häftling Louis Gaspare, der seit 15 Jahren wegen Mordes im Gefängnis sitzt und nun ausgeliefert wird. Plane stellt all dies ins Kleinste vor und verbringt auch erstaunlich viel Zeit im Cockpit, aus dem heraus das Publikum den vollständigen Abflug gezeigt bekommt, inklusive der Ansage der Geschwindigkeiten usw.. Weiß man, worauf dies hinausläuft, vermutet man, dass all diese Informationen irgendwann noch wichtig werden, weshalb sollten sie sonst vorgestellt werden (Stichwort „Tschechows Waffe“). Doch tatsächlich braucht es diese vielen Details nicht wirklich und blickt man auf den Thriller zurück, hat es eher den Eindruck, als wollten die Verantwortlichen damit die Laufzeit strecken.

Kaum in der Luft, gerät die Maschine in ein schweres Unwetter und nach einem Blitzschlag ist die Bordelektronik ausgefallen. Dank der Batteriereserven haben Brodie und sein Ko-Pilot Dele nur zehn Minuten Zeit, das Flugzeug zu landen, ohne Radar oder Navigation. Die Notlandung gelingt und sie ist der packendste Abschnitt, wenn auch stark verwackelt eingefangen und leider sehr, sehr dunkel umgesetzt, vermutlich, um die allzu offensichtlichen Trickeffekte zu kaschieren. Als wäre es nicht bereits schlimm genug, dass zwei Personen bei der Notlandung ums Leben kommen, stellen Brodie und Dele fest, dass sie auf der südlichen Philippinen-Insel Jolo gelandet sind, die von Separatisten und Militär kontrolliert wird. Die nutzen Bürgerinnen und Bürger westlicher Nationen, um Lösegeld zu erpressen, oder Exempel zu statuieren. Da das Funkgerät nicht funktioniert und durch den Stromausfall kein Standort an die Fluggesellschaft gesendet wird, macht sich Brodie zusammen mit dem Häftling Gaspare auf, eine Möglichkeit zu finden, Hilfe zu holen. Doch kurz darauf werden die Notgelandeten von Separatisten als Geiseln genommen.

Vermittelt die Filmvorschau von Plane den Eindruck eines actiongeladenen Thrillers, gibt sich der Film selbst deutlich ruhiger als erwartet. Tatsächlich konzentrieren sich die waffenstarrenden Auseinandersetzungen auf die zweite Hälfte. Bis es soweit ist, baut Regisseur Richet eine überaus bedrohliche Stimmung auf, zuerst an Bord des Flugzeugs und später auch am Boden auf einer Insel, bei der die Überlebenden vermutlich Schlimmes erwartet. Schon deshalb ist Plane kein spaßiger Actionfilm, was nicht als Kritik gemeint ist. Doch anstatt die Stimmung vollends für sich zu nutzen, das Publikum an die Seite dieser Figuren zu stellen, schwenkt die Story regelmäßig zur Konzernzentrale der Fluggesellschaft, wo die Führungsetage einerseits darum bemüht ist, Schadensbegrenzung zu betreiben und andererseits, soweit möglich eine Rettungsmission zu organisieren. Hierbei greift der Krisenmanager Scarsdale sogar auf eine Truppe Söldner zurück, was letztlich zwar für ein bleihaltiges Finale sorgt, aber kaum glaubwürdig ist.

In dieser Manier schwankt Plane zwischen durchaus bedrohlich und daher packend sowie inhaltlich absurd mit zahlreichen Ungereimtheiten und bekannten Klischees nebst kitschigen Dialogen bei den unterschiedlichen Handlungssträngen. Dies beginnt bereits bei der Vorstellung der Figuren, die geradezu aufdringlich plakativ eingeführt werden, wobei das Publikum alle Informationen in einem Moment erhält. Dass die Charaktere in dieser Ausnahmesituation Angst haben, merkt man ihnen aber an und dies überträgt sich auch, selbst wenn die Inszenierung dem nur selten wirklich gerecht wird. Lange Zeit ist sie routiniert, doch gerade in den actionreichen Momenten würde man sich mehr Übersicht wünschen, während die Kamera beispielsweise beim ersten Angriff auf Brodie so dicht an den Figuren verharrt, dass man kaum etwas erkennt. Das macht es schwer, Jean-François Richets Umsetzung einzuschätzen und wäre es nicht um die Besetzung, angeführt von einem starken Gerard Butler, der mehr Engagement in die Rolle wirft, als sie verdient, dann wäre der Film nur halb so gelungen. So bietet er solide Genrekost, die für eine Veröffentlichung direkt im Heimvideobereich überraschend stark gewesen wäre, angesichts des Budgets und des Release im Kino aber gleichermaßen Punkte zu wünschen übrig lässt.


Fazit:
Dass Jean-François Richet seine Geschichte ruhiger erzählt, als man erwarten würde, muss kein Nachteil sein. Doch viele Elemente wie der sehr detaillierte Start am Anfang oder die zahlreichen Szenen in der Trailblazer-Zentrale erwecken den Anschein, als brauchte man die darin vermittelten Informationen, wobei sie letztlich nicht wichtig sind. So beängstigend die Notlandung selbst, so bedrückend die Stimmung auf der Insel voller gewaltbereiter Separatisten in einer Umgebung, die sich als ebenso lebensfeindlich entpuppt. Was die Action anbelangt und die Szenen, die daraus erwachsen, bei der Landung oder den Schusswechseln später, wirkt Plane ambitionierter, als er umgesetzt ist. Das kann kaum am Budget gelegen haben, zumal der Action-Thriller auf der anderen Seite zu wissen scheint, was er ist und sich in seinem Rahmen durchaus Mühe gibt. Vor allem in Form von Hauptdarsteller Gerard Butler, der merklich investiert in seine grobgeschnitzte Rolle schlüpft. Als Genrefilm kann das überzeugen, selbst wenn aus der Idee weit mehr zu machen gewesen wäre.