Peter Hase™ 2 - Ein Hase macht sich vom Acker [2021]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 30. Juni 2021
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: Peter Rabbit 2: The Runaway
Laufzeit: 93 min.
Produktionsland: Australien / Indien / USA / Großbritannien / Kanada
Produktionsjahr: 2020
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Will Gluck
Musik: Dominic Lewis
Besetzung: Rose Byrne, Domhnall Gleeson, David Oyelowo, James Corden (Christoph Maria Herbst), Colin Moody (Tobias Müller), Margot Robbie (Heike Makatsch) ,Elizabeth Debicki (Jessica Schwarz), Aimee Horne ( Anja Kling), Lennie James, Hayley Atwell, Damon Herriman, Rupert Degas, Sia, Sam Neill


Kurzinhalt:

Nach dem ruppigen Start mit Thomas McGregor (Domhnall Gleeson), dem Erben des Gemüsegartens, den die Hasen um Peter Hase (James Corden / Christoph Maria Herbst), seine Schwestern Flopsi (Margot Robbie / Heike Makatsch), Mopsi (Elizabeth Debicki / Jessica Schwarz) und Wuschelpuschel (Aimee Horne / Anja Kling) sowie Peters Cousin Benjamin (Colin Moody / Tobias Müller) für sich beanspruchen, gibt es wenigstens einen Waffenstillstand. Vielleicht auch, weil Peter die Künstlerin Bea (Rose Byrne) so gern hat, die Thomas nun geheiratet hat. Ihre bisherigen Erlebnisse mit Peter hat sie in ein Buch illustriert, auf das Verleger Nigel Basil-Jones (David Oyelowo) aufmerksam geworden ist. Er bezirzt Bea, Peters Geschichte groß herauszubringen. Dafür müssen nur einige Anpassungen vorgenommen werden, bei denen Bea jedoch Gefahr läuft, das Wesentliche aus den Augen zu verlieren. Als Peter dann noch als Schurke seiner eigenen Geschichte dargestellt werden soll, ist er so enttäuscht, dass er sich dem Straßenhasen Barnabas (Lennie James) anschließt, der sich mit anderen Stadttieren nimmt, was er möchte, anstatt zu fragen. Mit Peters Hilfe wollen sie einen großen Coup landen, doch dafür muss Peter seine Familie um Hilfe bitten – und läuft tatsächlich Gefahr, von der rechten Bahn abzukommen …


Kritik:
Die Realfilm-Version von Peter Hase™ [2018] war schon deshalb eine kleine Überraschung, weil es den Verantwortlichen gelang, die immerhin mehr als ein Jahrhundert alten Kinderbuchgeschichten der britischen Autorin Beatrix Potter einem jungen Publikum nahezubringen, ohne dass die Umsetzung auf das Niveau von beispielsweise Die Schlümpfe [2011] oder Ähnlichem abgestürzt wäre. Mit Peter Hase™ 2 - Ein Hase macht sich vom Acker beweist Will Gluck nicht weniger überraschend, dass dies kein einmaliger Glücksfall gewesen ist. Die Fortsetzung setzt stellenweise erneut auf arg albernen Humor, mit dem sich das Zielpublikum zweifelsohne wird begeistern lassen. Doch anstatt hier erneut eine Rivalität zwischen den putzig animierten, sprechenden Tieren und den Menschen heraufzubeschwören, ist es der Titel gebende Peter Hase selbst, der hier beinahe zum „Bösewicht“ wird. Das funktioniert erstaunlich gut und es macht, je länger der Film dauert, umso mehr Spaß beim Zusehen.

Zu Beginn könnte es idyllischer kaum sein: Zwischen Peter und dem nicht mehr ganz so neuen Erben des Gemüsegartens, Thomas McGregor, herrscht so etwas wie ein Waffenstillstand. Wohl nicht zuletzt, weil Thomas und Bea eine Märchenhochzeit feiern und vor allem Bea die Hasen als ihre Familie ansieht. Bea hat die Geschichte von Peter als Kinderbuch illustriert und damit einen großen Erfolg trotz einer kleinen Auflage. So sehr, dass der charmante Nigel Basil-Jones eines großen Verlages an sie herantritt. Sie wollen Peter Hase als Kinderbuch groß herausbringen und laden die frisch verheirateten nach Gloucester ein. Dort präsentiert Nigel große Pläne mit Merchandisingartikeln, modernisierten Outfits der Hasen und sogar, dass der immer wieder für Probleme sorgende Peter als Bösewicht der Bücher aufgebaut werden soll. Während nicht nur Thomas, sondern auch die anderen Hasen, die mitgereist sind, Flopsi, Mopsi, Wuschelpuschel und Benjamin von den Plänen begeistert sind, ist Peter so gekränkt, dass er türmt und in der gefährlichen Stadt auf einen anderen, heimatlosen Hasen trifft: Barnabas. Der gibt vor, Peters Vater gekannt zu haben und nachdem sie in einem Tierheim gelandet sind und eine Privatwohnung um Essbares erleichtert haben, schließt sich Peter einer Gang an, die einen großen Coup plant.

So wird Peter tatsächlich so etwas wie der Bösewicht seiner eigenen Geschichte, doch ist das mit allerlei Slapstickhumor präsentiert, wie wenn Peter, Barnabas und die anderen Stadttiere einer Hausbewohnerin das Leben schwermachen, so dass Kinder im Publikum hiervon kaum etwas mitbekommen werden. Wie bei Kinderfilmen nicht unüblich, werden lustige Momente bei Peter Hase™ 2 oft mehrmals wiederholt und während Erwachsene dies vermutlich bereits beim ersten Mal nicht zum Schreien komisch fanden, ist es für die „Kleinen“ ein großer Spaß. Auch, weil sich Peter und die anderen Tiere wie Menschen verhalten, so gut wie alles tun können, was Menschen tun und für gewöhnlich buchstäblich ungeschoren davonkommen. Die Geschichte nutzt Filmemacher Gluck jedoch dazu, Peter und später auch die anderen Tiere, die er zum Mitmachen überredet, auf ein Abenteuer zu schicken, das stellenweise anmutet wie ein Heist-Film. Anspielungen an die Mission: Impossible- oder die James Bond-Reihe finden sich nicht nur in dem eingängigen, leichtfüßigen Score von Komponist Dominic Lewis wieder. Manche Abschnitte sind ebenso rasant inszeniert und spielen mit den Erwartungen des Publikums.

Was Peter Hase™ 2 darüber hinaus auszeichnet, ist die Tatsache, dass nicht erneut der Konflikt der Tiere mit den Menschen heraufbeschworen wird, sondern Peter seinem eigenen Glück gewissermaßen selbst im Weg steht. Dies garniert das erfreulich selbstironische Skript mit einer ganzen Reihe an Anspielungen, die bei Kindern zwar für Lachen sorgt, die sich aber eindeutig an die Erwachsenen Zuseherinnen und Zuseher richten. Beispielsweise wenn Bea voller Enthusiasmus davon berichtet, dass sie „Peter Hase“ als eine Reihe mit weiteren 23 Büchern und innigen Verbindungen zwischen den individuellen Charakteren vorgesehen hat (insgesamt gibt es 24 Bücher mit dem Titel gebenden Hasen), oder warum sich Gemüse in Essensboxen von Kindern findet und wie Zucker auf den Körper wirkt. Dass darüber hinaus sogar die von Nigel beabsichtigten, absurd klingende Modernisierungen, wie Hasen im Weltraum, durchaus eine Entsprechung in der Vorlage finden, unterstreichen das große Augenzwinkern, mit dem die Verantwortlichen hier zu Werke gehen – bis hin zum pinken Sonnenuntergang am Ende.

Das klingt arg albern und stellenweise ist es das auch, insbesondere, wenn der von Domhnall Gleeson geradezu aufopferungsvoll gespielte Thomas für die körperlichen Witze sorgt. Doch findet Peter Hase™ 2 auch immer wieder nachdenkliche Momente und letztendlich gibt es für die Menschen – selbst Bea, die sich vom Erfolg mitreißen lässt – wie die Tiere eine Lektion zu lernen. Aber selbst, wenn hier Tierfänger unterwegs sind, ist das nie zu düster für die Jüngsten und dabei handwerklich tadellos präsentiert. Wenn überhaupt, sehen die computergenerierten Tierhelden hier noch etwas flauschiger aus und wie sie mit der Welt interagieren noch etwas besser, als beim letzten Film. Für Kinder ist das ohne Zweifel bestens geeignet und wer sich beim Vorgänger unterhalten fühlte, wird hier mindestens ebenso mitgenommen werden.


Fazit:
Wenn Peter mit den anderen Stadttieren einen großen Raub plant und Thomas als Tomatenzüchter vor Stolz beinahe platzt, überrascht es zumindest die Älteren im Publikum nicht, welche Erzählstränge sich auf dem Stadtmarkt letztlich kreuzen. Trotzdem bietet die Geschichte der Fortsetzung zahlreiche Überraschungen und sei es bereits, dass Peter hier mehr über sich selbst lernt, als erwartet. Oder, dass Filmemacher Will Gluck Agentenfranchises ebenso Tribut zollt, wie einem Caperfilm. Diese Anspielungen wird das Zielpublikum nicht verstehen, aber Erwachsene werden das Augenzwinkern kaum übersehen können. Kinder werden dafür von den lustigen Momenten mitgerissen, der nie zu schnellen, aber flotten Action, dem körperbetonten, kindgerechten Humor und den rundum putzig in Szene gesetzten Tieren. Tadellos gemacht, entwickelt Peter Hase™ 2 - Ein Hase macht sich vom Acker dadurch mehr Charme als der Vorgänger und hat nicht nur dank des letzten Drittels das Herz am rechten Fleck. Die Botschaften, selbst wenn altbekannt, sind für alle Altersgruppen nicht zu dick aufgetragen und doch nicht übersehbar. Als modernes Peter Hase™-Märchen mit viel Selbstironie ist das ein rundum gelungener Kinderfilm mit besten Absichten, bei dem auch Erwachsene mühelos unterhalten werden. Schön!