Panic Room [2002]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 6. Mai 2017
Genre: Thriller

Originaltitel: Panic Room
Laufzeit: 112 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2002
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: David Fincher
Musik: Howard Shore
Darsteller: Jodie Foster, Kristen Stewart, Forest Whitaker, Dwight Yoakam, Jared Leto, Patrick Bauchau, Ann Magnuson


Kurzinhalt:

Nach einer eher hässlichen Trennung von ihrem Noch-Ehemann zieht Meg Altman (Jodie Foster) mit ihrer Tochter Sarah (Kristen Stewart) in ein luxuriöses, mehrstöckiges Anwesen in New York. Der kürzlich verstorbene vorige Eigentümer hatte einen sogenannten Panik-Raum einrichten lassen. Dieser mit Stahlwänden und Beton abgeriegelte Raum verfügt über eine separate Stromversorgung und kann in der Theorie nicht aufgebrochen werden. In der ersten Nacht nach Megs und Sarahs Einzig dringen drei Einbrecher in das Haus ein, angeführt von Junior (Jared Leto), ein Enkel des Vorbesitzers. Zusammen mit dem Experten für Sicherheitssysteme Burnham (Forest Whitaker) und dem unberechenbaren Raoul (Dwight Yoakam) will er eine große Menge Geld stehlen, die er in einem Tresor im Haus vermutet. Es gelingt Meg, mit Sarah in den Panik-Raum zu fliehen, doch genau dort befindet sich der Tresor ...


Kritik:
Wenige Filmemacher besitzen ein solches Gespür für Optik wie David Fincher. Sein Thriller Panic Room, der heuer 15 Jahre alt wird, besitzt bereits im Vorspann ein Hitchcocksches Flair, was einerseits an der Musik von Howard Shore liegt, andererseits an der Art und Weise, wie Fincher die Szenerie einfängt. Er tut dies wie ein Beobachter, jemand, dem es erlaubt ist, sich frei zu bewegen. Wenn er sich daher später entscheidet, die Charaktere großteils in Großaufnahmen einzufangen, erzeugt er eine Beklemmung, die ihresgleichen sucht.

Er bringt das Publikum damit so dicht an die Figuren, dass wir uns an ihrer Seite fühlen, die Bedrohung, der sich die die beiden Frauen gegenübersehen, wird geradezu greifbar. Wenn er in der letzten Einstellung die Perspektive wieder zurückzieht, sich aus der unmittelbaren Nähe der Charaktere löst, besitzt das etwas ungemein befreiendes, als wenn die Anspannung von einem abfällt. Bis es soweit ist, präsentiert er einen Thriller, der Elemente aus Stirb langsam [1988] und Kevin - Allein zu Haus [1990] vereint und in den ersten 50 Minuten eine unerwartete Leichtigkeit besitzt.

Meg Altman – fantastisch gespielt von einer verletzlich erscheinenden Jodie Foster – bezieht mit ihrer Tochter Sarah ein riesiges Anwesen in New York. Noch in der ersten Nacht dringen drei Männer ein, auf der Suche nach Geld, das der vorige Besitzer dort in einem Safe hinterlassen haben soll.
Mit einer schier endlos erscheinenden Kamerafahrt zeichnet der Filmemacher damit gleich am Anfang nicht nur ein Bild des begrenzten "Spielraums", in dem sein Film stattfinden wird, er verschafft seinem Publikum gleichzeitig ein Überblick über die räumlichen Gegebenheiten und wo sich Meg und ihre Tochter im Zeitpunkt des Einbruchs befinden. Wenn die Männer Stockwerk für Stockwerk höher steigen auf der Suche nach einem Einlass in das Haus, schleicht sich die Gefahr immer dichter an die Protagonistinnen heran.

Den beiden Frauen gelingt es, sich in den Panik-Raum zu retten, einen hermetisch abgeriegelten Raum, der an sich verhindern soll, dass jemand darin eindringen kann. Nur befindet sich der Safe, in dem das Geld vermutet wird, genau dort drin. Die Dynamik der drei Einbrecher, bestehend aus Jared Leto, dem immer großartigen Forest Whitaker und dem den undurchschaubaren Raoul spielenden Dwight Yoakam, besitzt zu Beginn eine überraschende Komik. Nicht nur, dass sie zu tollpatschig scheinen, den Coup über die Bühne zu bringen, sie wirken mehr mit sich selbst beschäftigt, als mit Meg und Sarah, die sie irgendwie dazu bringen müssen, den Raum zu verlassen. So versuchen sie, Meg zum Handeln zu zwingen, die – ähnlich wie die Hauptfigur in Stirb langsam – anfangs nur reagiert, dem Rhythmus der Schurken folgt, anstatt selbst die Richtung vorzugeben.

Das mündet in einem buchstäblich explosiven Höhepunkt des Films, der auch beim wiederholten Ansehen angesichts der Auswirkungen für die Bösewichte in gewissem Sinne Spaß macht. Doch als der erste Mord geschieht, ändert sich die Stimmung im Film schlagartig und gewaltig. Das bis dahin bedrohliche, aber irgendwie unbeschwerte Setting in Panic Room weicht einer Brutalität, die die zweite Filmhälfte noch intensiver gestaltet.
Wie in Alien3 [1992] erzeugt Fincher eine klaustrophobische Atmosphäre, die durch Megs Hilflosigkeit angesichts der zusätzlich komplizierenden Erkrankung ihrer Tochter, noch verstärkt wird. Mit hervorragend eingefangenen Sequenzen erzeugt er eine Spannung, die sich dann noch verstärkt, wenn Meg mit den Einbrechern die Plätze tauscht und in die Offensive gezwungen wird. Gerade deshalb büßt der Thriller auch beim erneuten Ansehen nichts von seiner Zugkraft ein.


Fazit:
Die hervorragende Besetzung bis hin zu Kristen Stewart, deren Sarah sich gerade angesichts der außergewöhnlichen Situation wie ein Teenager verhält, veredelt einen Thriller, dessen Ausgangslage viele bekannte Elemente mit sich bringt, diese dank David Koepps einfallsreichem Skript aber bestmöglich zu nutzen versteht. Der Erzählrhythmus scheint immer wieder zur Ruhe zu kommen, als würden die Figuren durchatmen, ehe es gilt, die nächste Etappe zu nehmen. Bei jeder steigt der Einsatz und somit, was auf dem Spiel steht. Handwerklich perfekt umgesetzt, bietet Panic Room nervenzerrende Spannung auf kleinem Raum. Durch die merklich brutalere zweite Filmhälfte ist das zwar nichts für Zartbesaitete, aber für ein erwachsenes Publikum eine packende Achterbahnfahrt.