Paddington in Peru [2024]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 14. Januar 2025
Genre: Unterhaltung / Komödie

Originaltitel: Paddington in Peru
Laufzeit: 106 min.
Produktionsland: Großbritannien / Frankreich / Japan / USA
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ohne Altersbegrenzung

Regie: Dougal Wilson
Musik: Dario Marianelli
Besetzung: Ben Whishaw (Elyas M’Barek, Stimme), Hugh Bonneville, Emily Mortimer, Madeleine Harris, Samuel Joslin, Julie Walters, Jim Broadbent, Olivia Colman, Antonio Banderas, Carla Tous, Imelda Staunton (Stimme), Hayley Atwell, Joel Fry, Sanjeev Bhaskar, Robbie Gee


Kurzinhalt:

Endlich wurde der sprechende Bär Paddington (Ben Whishaw / Elyas M’Barek) in Großbritannien eingebürgert und hat seinen eigenen Pass erhalten, da erreicht ihn ein Brief aus seiner Heimat in Peru. Seiner Tante Lucy (Imelda Staunton), mit der er in regelmäßigem Kontakt steht, gehe es nicht gut, schreibt Paddington die Leiterin des Heims für Bären im Ruhestand, Mutter Oberin (Olivia Colman). So bricht er mit der Familie Brown und Mrs. Bird (Julie Walters) zusammen auf nach Südamerika. Vor allem für Mary (Emily Mortimer) und Henry Brown (Hugh Bonneville), die beide miterleben, dass sich in ihrem Haus vieles verändert, da Tochter Judy (Madeleine Harris) in Kürze studieren gehen und auch Sohn Jonathan (Samuel Joslin) nicht mehr lange bei ihnen bleiben wird, ist es eine Möglichkeit, Zeit mit der ganzen Familie zu verbringen. In Peru angekommen, teilt die Mutter Oberin mit, dass Tante Lucy verschwunden ist. So wagen sich Paddington und die Browns tief in den Amazonas vor und machen sich, zusammen mit Bootskapitän Hunter (Antonio Banderas) und dessen Tochter Gina (Carla Tous), auf die Suche nach Tante Lucy. Dabei begeben sie sich gleichzeitig auf ein Abenteuer, das sie zu einer sagenumwobenen Stadt führt – und in Paddingtons Vergangenheit …


Kritik:
Sein drittes Leinwandabenteuer führt den gutherzigen Bären Paddington, gerade, nachdem er britischer Staatsbärger geworden ist, dorthin, wo seine Reise einst begann. Mit seiner Liebe für Marmelade und einer nicht zu unterschätzenden Portion Tollpatschigkeit macht er sich auf, zusammen mit Familie Brown seine verschwundene Tante Lucy zu finden. Paddington in Peru richtet sich dabei bewusst und spürbar an ein sehr junges Publikum. Das ist nur eine der Stärken der Geschichte.

Die beginnt damit, wie Paddington als Bärenjunges einst verloren ging. Inzwischen ist er nicht nur ein festes Mitglied der Familie Brown in London und allseits geschätzt, sondern ein waschechter Brite mit Pass und damit der Möglichkeit, vernünftig zu reisen. Das wird auch notwendig, als sich die Mutter Oberin des Heims für Bären im Ruhestand in Peru mit einem Brief an Paddington wendet. Sie berichtet, dass es seiner Tante Lucy nicht gut gehe, weshalb Paddington mit der gesamten Familie Brown nach Peru reist. Es ist für Mary Brown eine Möglichkeit, die Familie nochmals zusammen zu bringen, da ihre Kinder nun flügge werden. Doch in Peru angekommen, erfahren sie, dass Tante Lucy verschwunden ist. Es beginnt eine Rettungsmission, bei der Paddington und die Browns auf den Bootskapitän Hunter und seine Tochter treffen. Je tiefer sie in den Amazonas vordringen, umso größer werden die Gefahren und umso mehr scheint es, dass sich Paddingtons Tante auf die Suche nach einer sagenumwobene Stadt begeben hat.

Einem älteren Publikum wird dabei schnell auffallen, dass sowohl die Mutter Oberin als auch Kapitän Hunter mehr im Schilde führen, als sie erkennen lassen. Dass man selbst die aus dem Nichts erscheinende und durchaus fehlplatzierte Liedeinlage verzeiht, liegt hauptsächlich daran, dass Darstellerin Olivia Colman merklich Spaß an ihrer stets um ein aufgesetztes Lächeln bemühten Figur findet. Ebenso ergeht es Antonio Banderas als einen von den Geistern seiner Vorfahren heimgesuchten Bootsführer. Er bringt den Charakter geradezu charmant überzogen zur Geltung, so dass selbst seine Entwicklung am Ende durchaus im Bereich des Möglichen scheint. Es unterstreicht den familienfreundlichen Charakter der Erzählung, dass selbst die Schurken der Geschichte nie so bösartig auftreten, sodass den Jüngsten im Publikum nachhaltig angst und bange werden muss. Selbst wenn die Familie Brown dabei durchaus eine prominente Rolle spielt und mit dem Erwachsenwerden der Kinder und den neuen Prioritäten der Eltern ein etwas melancholischer Aspekt mitschwingt, der sich eher älteren Zuseherinnen und Zusehern erschließt, steht doch Paddington Bär bzw. Paddington Brown im Zentrum.

Der zeichnet sich, plüschig-putzig zum Leben erweckt, in Paddington in Peru weiterhin dadurch aus, dass er stets das Gute in den Menschen sieht und sie damit auch motiviert, besser zu werden bzw. besser zu sein, als sie sind. Dabei ist er nicht naiv, sondern von einer warmen Güte durchdrungen, die sich auf die Menschen in seinem Umfeld überträgt. Es hilft ungemein, dass Filmemacher Dougal Wilson auf jeglichen Sarkasmus, irgendeine Bitterkeit oder dergleichen verzichtet. Es gibt auch keinen Meta-Humor wie in vielen anderen Geschichten, die sich an Kinder richten und mit Anspielungen ein älteres Publikum ansprechen sollen. Paddington, dem der Schlamassel, in den er die Familie Brown mitunter verwickelt, aufrichtig leid tut, bewahrt sich eine beinahe kindliche Offenheit und Aufrichtigkeit, die den körperlichen Slapstickhumor merklich aufwiegt. Den gibt es zur Genüge, aber er ist nie derart überzogen, dass die Geschichte ins Lächerliche abgleiten würde.

So bleibt die Erzählung um den anthropomorphen Bären, wollte man es negativ ausdrücken, ebenso wie der Humor seicht und harmlos. Doch dies ist nicht als Schwachpunkt zu sehen. Vielmehr ist es ein Abenteuer, ohne jede Boshaftigkeit und mit einer knuddeligen Hauptfigur, die ein Potential in den Menschen um sich herum sieht, das sie selbst nicht erkennen können. Wird er beim Finale bedroht, ist das nie so ernst, dass Zweifel aufkommen, wie all dies endet, aber doch nehmen die Verantwortlichen seine Sorge bei der Suche nach Tante Lucy ernst genug. Es ist eine Balance, die vielen anderen Familienfilmen nur schwer gelingt. Dass Paddington in Peru überzeugend genug aussieht, die Reise in den Regenwald zum Leben zu erwecken, hilft hierbei ungemein. Ebenso, dass sich der bärige Protagonist dort wie auch im Familienleben nahtlos einfügt. Geschulte Augen werden die Trickeffekte dabei oftmals erkennen, doch mindert das nicht das Erlebnis. Es trägt vielmehr zu seinem Charme noch bei.


Fazit:
Wenn Paddington beobachtet, dass sich Mrs. & Mr. Brown fragen, wie es weitergeht, nun, da die Kinder groß sind und die Familie in einem Haus wohnt, aber kaum Zeit miteinander verbringt, dann trifft er den Kern dessen, was die Menschen um ihn herum bewegt, selbst wenn sie es selbst nicht sehen können oder wollen. Genau damit berührt er ihre Herzen und setzt so etwas in ihnen in Gang, das sie verändert. Ältere Zuschauerinnen und Zuschauer mag Paddingtons Reise kaum überraschen und nur wenig mitreißen, doch stehen die hier nicht im Fokus und das ist völlig in Ordnung so. Filmemacher Dougal Wilson fängt den Kern dessen gekonnt ein, was die Faszination des eine unbändige Wärme ausstrahlenden Paddington ausmacht und führt ihn gleichzeitig dorthin zurück, wo alles begann. Große Botschaften oder gewichtige Aussagen gibt es für ihn nicht zu lernen, außer, dass Heimat und wo man zuhause ist, nicht dasselbe sein muss. Stellenweise überaus temporeich und vor allem für die Jüngsten amüsant, erzählt Paddington in Peru in einer schönen Atmosphäre, die sich wie eine Kuscheldecke anfühlt, ein unterhaltsames Abenteuer für die ganze Familie. Mehr kann man sich kaum erhoffen.