Ohne Limit [2011]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 20. November 2011
Genre: Thriller

Originaltitel: Limitless
Laufzeit: 105 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2011
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Neil Burger
Musik: Paul Leonard-Morgan
Darsteller: Bradley Cooper, Robert De Niro, Abbie Cornish, Andrew Howard, Anna Friel, Johnny Whitworth, Tomas Arana, Robert John Burke, Darren Goldstein, Ned Eisenberg, T.V. Carpio, Richard Bekins, Patricia Kalember, Cindy Katz, Brian Anthony Wilson


Kurzinhalt:
Eine Überraschung ist es für Eddie Morra (Bradley Cooper) nicht, als ihm seine Freundin Lindy (Abbie Cornish) den Schlüssel zu seiner Wohnung zurückgibt. Während sie erfolgreich zur Redakteurin befördert wurde, hat er außer einem Vorschuss für ein Buch bislang nichts vorzuweisen. Keine Seite hat er geschrieben. Auf dem Weg nach Hause begegnet er seinem Ex-Schwager Vernon (Johnny Whitworth), der ihm als Geschenk eine durchsichtige Pille übergibt. Angeblich sei es ein bereits zugelassenes Medikament, das die Person, die es schluckt, auf das gesamte Potential ihres Gehirns zugreifen lässt, solange es wirkt.
Die Pille wirkt bei Eddie wie versprochen. In Rekordzeit schreibt er sein Buch und investiert sein Geld an der Börse, das er in wenigen Tagen vervielfacht. Doch lässt er sich für das Startkapital auf den zwielichtigen Gennady (Andrew Howard) ein, der später von der Wunderdroge erfährt und beginnt, Eddie zu erpressen. Auch der Finanzexperte Carl Van Loon (Robert De Niro) ist an Eddie interessiert und nicht zuletzt wird er immer wieder von einem finsteren Mann verfolgt, der nichts Gutes im Schilde führt. Dabei gilt das Interesse weniger Eddie, als dem Pillenvorrat, den er immer bei sich trägt. Doch dann stellen sich die Nebenwirkungen der Droge ein, und Eddie ertappt sich dabei, wie ihm immer wieder Stunden abhandenkommen ...


Kritik:
Regisseur Neil Burger erforscht in seinem Thriller Ohne Limit eine interessante Prämisse: Welche Möglichkeiten würden sich ergeben, stünde uns von einem Moment auf den anderen das ganze Potential unseres Gehirns zur Verfügung? Zwar ist die landläufige Meinung, wir Menschen nutzen nur 10% unseres Gehirns schon deshalb fehlerhaft, weil uns dann Verletzungen an den übrigen 90% nichts ausmachen sollten, aber schon kleinste Unregelmäßigkeiten die Arbeitsweise des Gehirns vollkommen zunichtemachen, aber man sollte sich als Zuseher auf das Gedankenspiel einlassen. Gäbe es in der Tat kein Limit mehr? Und vor allem zu welchem Preis? Auf die erste Frage bietet der Film eine stimmige Antwort, bei der zweiten jedoch windet er sich um eine Aussage. Das hat zur Folge, dass man sich beim Abspann fragt, was uns der Film denn genau sagen möchte. Man hat beinahe das Gefühl, dass sich Ohne Limit auch hier um eine Stellungnahme drückt.

Die Ausgangslage ist dabei wie erwähnt überaus reizvoll. Der glücklose und wenig erfolgreiche Autor Eddie Morra (vielseitig verkörpert von Bradley Cooper) wird von seiner Freundin Lindy abserviert, was weder ihn noch uns wirklich überrascht. Doch wenig später trifft er seinen Ex-Schwager, der ihm als Gefallen eine kleine Pille in die Hand drückt. Mit ihr soll er auf das ganze Potential seines Gehirns zurückgreifen können. In was sich Eddie verwandelt, nachdem er die Tablette geschluckt hat, überrascht ihn selbst. Dank eines üppigen Vorrats an NZT-48, so der Name der Designerdroge, beendet er sein Buch in vier Tagen und kommt dahinter, dass er zu Größerem in der Lage ist. Doch dafür braucht er Kapital, das er in Rekordgeschwindigkeit an der Börse vervielfacht. Es scheint, als würde sich alles, was er je gelesen und gehört hat, in seinem Kopf zu einem sinnvollen Gesamtbild zusammenfügen, solange die Wirkung der Droge anhält. Um noch schneller noch mehr Geld zu machen, lässt sich Eddie mit dem dubiosen Gennady ein, während der Finanzexperte Carl Van Loon auf ihn aufmerksam wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Gennady hinter die Pille und ihre Wirkung kommt. Trotzdem ist es schwierig, Ohne Limit wirklich vorherzusehen, selbst wenn die Entwicklungen nicht überraschen. Dass auch Lindy mit hineingezogen wird erwarten wir ebenso, wie dass sich bei Eddie die Nebenwirkungen der Droge einstellen. Doch sollte er bei seiner gesteigerten Intelligenz nicht selbst darauf kommen?

Die Frage bleibt, was man bereit ist zu tun, um jenes Gefühl der Unbesiegbarkeit zu behalten oder zurückzuerlangen. Ist es dabei dem eigenen Überlebenstrieb geschuldet, um den Entzugserscheinungen mit einem neuen Schuss entgegenwirken zu wollen, oder dem Rauschzustand, sobald man die nächste Pille eingeworfen hat? Was Ohne Limit schuldig bleibt ist, dass sich Eddie für sein Verhalten oder die Auswirkungen, die er damit auf verschiedene Menschen um ihn herum hat, verantworten muss. Zwar muss er sich mehrmals eingestehen, dass er immer noch einen Schritt weiter gehen wird, um an das NZT zu kommen, doch außer auf seinen eigenen Stolz muss er darauf auf nichts verzichten. Zwar kann und sollte man nicht von jedem Film eine moralische Aussage erwarten, doch wird uns Eddie hier mehr als Opfer denn als Täter präsentiert. Was wir jedoch auf keinen Fall mit ihm haben sollten ist Mitleid.

Es ist der Umsetzung von Neil Burger zu verdanken, dass dies während der etwas mehr als eineinhalb Stunden nicht störend auffällt. Er kleidet seinen Film entsprechend der Stimmung seines Hauptcharakters in kaleidoskopartige Bilder und erzählt mit einem Tempo, das man mitunter eher mitgeschleift wird, als dass man dem bereitwillig folgen würde. Ungewohnte Perspektiven, 360°-Aufnahmen, die in ein normales Bild gepresst sind und eine einfallsreiche Wahl an ausgewaschenen oder überzeichneten Farben machen Ohne Limit zu einem optisch wie akustisch einnehmenden Film. Aufmerksame Zuseher sollten dabei in den letzten Einstellungen auf die Augen sowohl von Eddie wie auch von Lindy achten – ob man der Aussage, die er zuvor bezüglich seiner Abhängigkeit getroffen hat glauben soll oder nicht, sollte so recht eindeutig beantwortet werden.


Fazit:
Wozu wären wir in der Lage, wenn wir auf unser gesamtes Potential auf einmal zugreifen könnten? Vermutlich würden wir davon erdrückt werden. Dank einer Wunderdroge kann Eddie Morra seine freigelegte Intelligenz nutzen und erfährt, dass solange er die Pillen nimmt, nichts unmöglich ist. Doch wie lautet die Lektion, die er daraus lernt, wenn es eine gibt?
Handwerklich tadellos und erfrischend einfallsreich dargebracht richtet sich Ohne Limit an ein Publikum, das mit der Thematik differenzierter umzugehen vermag, als es dem Drehbuch gelingt. Würde man die Geschichte so wörtlich nehmen, wie sie erzählt ist, würde sie schlicht das falsche Signal aussenden. Als unterhaltsamer Thriller überzeugt mehr die Prämisse, denn die Auflösung derselben.