Mr. Brooks [2007]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 30. Dezember 2010
Genre: Thriller / KomödieOriginaltitel: Mr. Brooks
Laufzeit: 120 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2007
FSK-Freigabe: Keine Jugendfreigabe
Regie: Bruce A. Evans
Musik: Ramin Djawadi
Darsteller: Kevin Costner, Demi Moore, Dane Cook, William Hurt, Marg Helgenberger, Ruben Santiago-Hudson, Danielle Panabaker, Aisha Hinds, Lindsay Crouse, Jason Lewis
Kurzinhalt:
Earl Brooks (Kevin Costner) ist ein überaus erfolgreicher Geschäftsmann. Niemand in seinem Bekanntenkreis, auch seine Ehefrau Emma (Marg Helgenberger) nicht, würde vermuten, dass sich in ihm tiefe Abgründe auftun. Zwei Jahre dauerte seine letzte Trockenphase, doch nun ist in ihm wieder die Lust am Morden erwacht. Angeleitet von seinem imaginären Begleiter Marshall (William Hurt) tötet er ein Pärchen und richtet die Liebenden wie bei seinen vergangenen Arbeiten her. Dabei denkt er an alle Details, beseitigt alle Spuren und hinterlässt wie immer sein Markenzeichen: einen Daumenabdruck. Die polizeiliche Ermittlung kommt wie immer nicht voran, auch wenn Detective Tracy Atwood (Demi Moore) seine Vorgehensweise sofort zu den vergangenen Morden zuordnen kann. Doch ist sie abgelenkt von einem alten Fall. Der verurteilte Verbrecher ist geflohen und droht, ihr etwas anzutun, dabei steckt sie gerade mitten in einer schmutzigen Scheidungsschlacht.
Mr. Brooks hofft, nach dem letzten Mord Marshall endgültig im Zaum halten zu können, bis der Fotograf Mr. Smith (Dane Cook) in seinem Büro sitzt und ihn mit Fotos der letzten Tat konfrontiert. Doch Mr. Smith plant nicht, zur Polizei zugehen. Vom Gesehenen erregt, möchte er beim nächsten Mord mit dabei sein ...
Kritik:
Wir wissen nie wirklich, was unsere Nachbarn im Keller lagern. Selbst, wenn wir glauben, sie gut zu kennen. Im Falle des erfolgreichen Unternehmers Mr. Earl Brooks sind es zum einen die Apparaturen, um die Beweisstücke seiner nächtlichen Aktivitäten ohne Spuren zu vernichten. Zum anderen aber auch ein immer gleich aussehender Bausatz an unauffälliger Kleidung bis hin zu seinen "Arbeitsmaterialien". Denn Mr. Brooks ist ein Serienkiller. Nicht, dass es ihm Spaß machen würde, er ist durchaus bemüht, mit Gruppentreffen der Anonymen Alkoholiker, seine Sucht in den Griff zu bekommen. Aber das orgiastische Gefühl, das in ihm nach der Tat aufkeimt, ist mitunter einfach zu überwältigend, als dass er ganz darauf verzichten könnte.
Gespielt wird Mr. Brooks von Kevin Costner, dem man eine solche Rolle zwar nicht zutrauen würde, dessen Sympathiewerte die Figur aber umso interessanter gestalten. Er verkörpert Mr. Brooks als liebenden Familienvater und Ehemann, als umsorgenden Geschäftsmann, der eben diesen einen Makel hat: er tötet immer wieder Menschen. Dabei lässt er sie nicht unnötig leiden, doch versteht er sich durchaus als Künstler, der die Leichen auch entsprechend herrichtet und der Polizei somit nur noch mehr Rätsel aufgibt. Mr. Brooks versucht dabei sogar, gegen seinen Trieb anzukämpfen, wäre da nicht sein imaginärer Begleiter seit mehreren Jahrzehnten, Marshall (beunruhigend bedrohlich, aber nicht diabolisch gespielt von William Hurt), der ihn nicht nur zu den Taten überredet, sondern ihm sogar hilft, auf mögliche Spuren zu achten, die ihn verraten könnten. Bis eines Tages der junge Fotograf Mr. Smith in Mr. Brooks Büro sitzt und ihm Fotos seiner letzten Tat unter die Nase hält. Mr. Smith hat dabei nicht vor, zur Polizei zu gehen. Ihn hat das Beobachten der Tat so erregt, dass er von Mr. Brooks verlangt, beim nächsten Mord dabei sein zu können.
Die Ausgangslage bei Bruce A. Evans ungewöhnlichem Thriller Mr. Brooks überrascht insbesondere durch die Art und Weise, wie selbstverständlich der Film erzählt wird. Als wäre es für Mr. Smith das normalste Erlebnis, jemanden bei einem Mord zu beobachten und diesen dann zu erpressen, beim nächsten schon aktiv mitwirken zu dürfen. Und auch Mr. Brooks akzeptiert diese Anfrage ohne große Bedenken. Was erschwerend hinzu kommt ist die Tatsache, dass auch die ermittelnde Polizistin Tracy Atwood (routiniert gespielt von Demi Moore) bei Befragungen dahinter kommt, dass mit Mr. Smith etwas nicht stimmt. Nur wird sie noch von einem alten Fall abgelenkt, bei dem der Verurteilte geflohen ist und geschworen hat, sich an ihr zu rächen. Der zweite Erzählstrang wirkt dabei etwas halbherzig dargebracht, würden die auf der Heimvideoveröffentlichung bereitgestellten Deleted Scenes nicht verdeutlichen, dass Atwood mehr zugeschrieben war. Das hätte zwar den Film unnötig länger gemacht, aber ihre Figur nicht so überflüssig erscheinen lassen.
Erzählt wird Mr. Brooks meist aus der Sicht von der titelgebenden Hauptfigur, die von ihrem normalen Leben mit der bezaubernden Ehefrau Emma (Marg Helgenberger) nicht enttäuscht ist, aber doch irgendwo gelangweilt. Entweder stellt Mr. Smith für ihn eine Herausforderung dar, denn sollte dieser bekommen, was er verlangt, wird er Mr. Brooks als einzigen Zeugen vermutlich töten wollen. Oder aber Mr. Smith könnte sein Vermächtnis sein, würde er sich nicht so dumm und ungeschickt anstellen. Wonach er auf der Suche ist, weiß Earl vermutlich selbst nicht. Als sich jedoch herauskristallisiert, dass ein ungeahnter Nachfolger bereits in der Entstehung sein könnte, wandelt sich seine Ambition.
Dank der tadellos agierenden Darsteller überzeugen sogar Figuren, die einem als Zuseher nicht sympathisch sein sollten. Kevin Costner kleidet Mr. Brooks mit seinem Selbstzweifel und seiner düsteren Überzeugung jedoch in ein Gewand, das die Figur nicht nur bösartig erscheinen lässt. Marg Helgenberger als Gegenpol scheint die Unschuld in Person, während Demi Moore und William Hurt in ihren Rollen ebenfalls überzeugen. Eine Überraschung ist Danielle Panabaker, die als Brooks' Tochter Jane eine Mischung ihrer Eltern bildet. Dane Cook hingegen gelingt es als Mr. Smith, eine verachtenswerte Persönlichkeit so überzeugend darzustellen, dass Mr. Brooks im Gegenzug noch sympathischer erscheint. Immerhin lassen Brooks' Motivation und seine Unfähigkeit, diesen Zwang im Griff zu halten, ihn wenigstens menschlich erscheinen.
Gut gefilmt konzentriert sich Mr. Brooks mehr auf die Figuren als auf die spannende Umsetzung der verschiedenen Katz-und-Maus-Spiele. Wer einen packenden Thriller erwartet, wird enttäuscht werden. Auch was Regisseur Evans mit seinem Film aussagen wollte, bleibt im Dunkeln. Wäre es nur, dass es sympathischere und weniger sympathische Serienkiller gibt, dann wäre es eine sehr bedenkliche Feststellung. Ob weitere Teile der angeblich als Trilogie erdachten Reihe entstehen werden bleibt fraglich. Ob sie notwendig wären ebenso.
Fazit:
Die Ermittlung eines Serienkillers nicht durch die Augen der Polizisten, sondern das Leben durch die Augen des Täters zu zeigen, ist durchaus ein neuer Ansatz. Mit Mr. Smith als gewissenlosem Mitläufer, der im Film die Schwelle zum aktiven Mörder überschreitet, gibt es sogar einen eindeutig definierten Bösewicht. Nur welche Rolle Mr. Brooks einnehmen soll, beziehungsweise was Bruce A. Evans Film aussagen möchte, bleibt unklar.
Mr. Brooks ist gut gefilmt, wenn auch nicht auf den Spannungsaspekt ausgelegt, sondern auf die Zeichnung der Figuren. Überzeugend und überraschend leichtfüßig gespielt – allen voran von Kevin Costner und William Hurt – ist er auch unerwartet unterhaltsam. Nur wirkt die Verteilung zwischen Ermittler und Suchttäter wider Willen nicht ausbalanciert.