Moonraker – Streng geheim [1979]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 16. September 2013
Genre: Action / Thriller / Science Fiction

Originaltitel: Moonraker
Laufzeit: 126 min.
Produktionsland: Großbritannien / Frankreich
Produktionsjahr: 1979
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Lewis Gilbert
Musik: John Barry
Darsteller: Roger Moore, Lois Chiles, Michael Lonsdale, Richard Kiel, Corinne Cléry, Bernard Lee, Geoffrey Keen, Desmond Llewelyn, Lois Maxwell, Toshirō Suga, Emily Bolton, Blanche Ravalec


Kurzinhalt:
Schon auf dem Rückweg von seiner letzten Mission begegnet der britische Agent James Bond (Roger Moore) seinem bekannten Widersacher Beißer (Richard Kiel), kann ihn allerdings buchstäblich abschütteln. Von seinem Vorgesetzten M (Bernard Lee) erhält er den Auftrag, den Verbleib des Space Shuttles Moonraker herauszufinden, dessen Trägerflugzeug auf dem Weg nach Großbritannien abgestürzt ist. Vom Shuttle allerdings fehlt jede Spur. Produziert wird Moonraker von einer Firma, die Hugo Drax (Michael Lonsdale) gehört, der über den vermeintlichen Verlust nicht erfreut ist. Aber bereits bei seinem ersten Besuch auf Drax' Anwesen in Kalifornien macht Bond Bekanntschaft mit dessen Gehilfen Chang (Toshirō Suga). Dass Drax etwas zu verbergen hat, steht für Bond außer Frage.
Um einer weiteren Spur nachzugehen, reist der Agent nach Venedig, wo er erneut auf Drax' Mitarbeiterin Dr. Holly Goodhead (Lois Chiles) trifft. Je weiter Bond forscht, umso mehr erhärtet sich sein Verdacht, dass Goodhead nicht diejenige ist, die sie vorgibt zu sein. Als sich die Hinweise verdichten, dass Drax große Mengen einer hochgiftigen Substanz hat herstellen lassen, läuft Bond die Zeit davon. Umso mehr, da Drax Beißer engagiert hat, um Bond endlich loszuwerden ...


Kritik:
Zwei Jahre nach Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung [1977] erobert auch der britische Spion den Weltraum in seinem bis dahin erfolgreichsten Abenteuer. Erst mit dem übernächsten Darsteller sollte ein noch größerer Erfolg möglich sein. Wer sich aber nur schwer vorstellen kann, wie James Bond in Moonraker – Streng geheim sogar im All als Weltenretter auftreten kann, der liegt mit seiner Ahnung richtig. Auch wenn was davor geschieht amüsant und temporeich ist, verlässt der Agententhriller die Erde, geht damit auch die Story über Bord.

Auf Der Spion, der mich liebte [1977] sollte laut Ankündigung am Ende des Abspanns eigentlich In tödlicher Mission [1981] folgen, doch nach dem Erfolg von Star Wars und Steven Spielbergs Unheimliche Begegnung der dritten Art [1977], an den es eine klangliche Anspielung gibt, wollten die Produzenten die Erfolgswelle des Science Fiction-Kinos für sich nutzen und entschieden sich kurzerhand um. Wie auch immer das Drehbuch von Tom Mankiewicz ausgesehen haben mag, das letztlich nicht verfilmt wurde, es kann kaum oberflächlicher gewesen sein, als das, das schließlich auf der Leinwand zu sehen war. Um das Publikum von der dürftigen Story abzulenken, die weit weniger komplex ist, als es bei der Lauflänge erscheinen mag, legen die Macher beim Erzähltempo noch einen Gang zu. Das wird nicht nur bei der eingangs gezeigten Entführung eines Moonraker Space Shuttles deutlich, sondern auch bei der anschließenden, beeindruckend umgesetzten Actionsequenz, bei der Bond ohne Fallschirm aus einem Flugzeug springt. Nach beinahe zwei Jahrzehnten scheint es auch für die Autoren der Reihe schwieriger zu werden, sich neue, spektakuläre Situationen auszudenken. Doch dafür entschädigt die Art und Weise, wie insbesondere die Actionmomente hier eingefangen sind. Bereits zu Beginn begegnet Bond erneut seinem vom letzten Auftrag bekannten Gegner Beißer, der aber im Vergleich zu Der Spion, der mich liebte weniger bedrohlich wirkt und vielmehr für die Humoreinlagen verantwortlich ist.

So enden auch aufwändige Stunts und im Grunde genommen packende Situationen wie der Kampf auf einer nahe Rio de Janeiro befindlichen Gondel in einem slapstickartigen Abgang Beißers, der sich aus seinem selbst verschuldeten Chaos befreien muss. Darüber gerät die eigentliche Geschichte des Thrillers beinahe in Vergessenheit, vielleicht auch, da ihr Bösewicht noch farbloser ist, als der des letzten Films.
Hugo Drax hat die Vision einer Welt, in der nicht mehr Menschen aller Arten ihr Dasein fristen, sondern eine überlegene Rasse. Um diesen Plan in die Tat umzusetzen, bedarf es unter anderem des Moonraker Shuttles. Bei seinen Nachforschungen reist Bond von London nach Kalifornien, nach Venedig und bis nach Südamerika und begegnet dabei immer wieder Drax' Mitarbeiterin Dr. Goodhead, die aber mehr ist, als sie vorgibt zu sein. So austauschbar die Pläne des Schurken bei Moonraker – Streng geheim mit denen früherer Teile der Filmreihe sind, so unausgereift sind auch die Figuren selbst. Immerhin hat Drax eine elegante Lösung für die Problematik gefunden, dass er nicht Herrscher über eine zerstörte Welt sein möchte, sondern sich diejenige Teile erhalten kann, die er benötigt. Trotzdem scheint er Bond weder in punkto Redegewandtheit, noch körperlich ebenbürtig und wäre es nicht um den großgewachsenen, tölpelhaften Hünen Beißer oder dessen Vorgänger Chang, würde man Drax nicht zutrauen, sein Imperium überhaupt so eisern leiten zu können.

Das Highlight des Films sind wie gewohnt die zahlreichen Actionszenen, zu denen hier gleich zwei Bootsverfolgungsjagden gehören. Diejenige in Venedig ist dabei origineller als die später folgende in Südamerika, die stark an Der Mann mit dem goldenen Colt [1974] erinnert. Der Kampf im venezianischen Glasmuseum hingegen ist packend und einfallsreich, ebenso wie die Sequenz mit der Zentrifuge, in der Bond ein jähes Ende droht. Zu verdanken ist hiervon Vieles dem Produktionsdesigner Ken Adam, dem auch im letzten Drittel im Weltall eines der atemberaubendsten und sichtbar aufwändigsten Sets der Reihe gelingt. Der gestiegene Produktionsaufwand schlägt sich allerdings in einem ständig sichtbaren Product Placement nieder, das in manchen Szenen mit Werbeplakaten, die alle paar Sekunden gezeigt werden, regelrecht aufdringlich wird.
Ob man Moonraker wie manch andere als einen der besten Filme mit Roger Moore in der Rolle des Geheimagenten in Erinnerung behalten wird, oder als einer der schwächsten, hängt entscheidend davon ab, was man von einem James Bond-Film erwartet. An eine geerdete Agentenstory ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht zu denken und gerade im Vergleich zu den Science Fiction-Filmen, welche die Macher hier als Inspiration nahmen, ist auch das Finale zu wenig packend oder innovativ. Dafür aber vollkommen abstrus.


Fazit:
In vielen Filmen der Agenten-Reihe ist der Bösewicht nur so gut wie sein Gehilfe. Pläne, einige von ihnen zurückzubringen, gab es wohl schon öfter – dass die Macher ausgerechnet den wenig glaubhaften Beißer zurückholen, ist angeblich dessen Beliebtheit insbesondere beim jüngeren Publikum geschuldet. Dass sie ihn außerdem noch deutlich verwässern, ihn als wandelnde Humoreinlage gebrauchen, erschwert den Zugang zum Film noch mehr. Roger Moore fühlt sich als 007 merklich wohl, doch auch wenn er als Spion keine Rücksicht beim Erreichen seines Ziels nimmt, die Figur ist hier weniger kantig, beinahe weich. Ähnlich ergeht es den übrigen Charakteren, die allesamt unterfordert sind. Von den zahlreichen Frauen, die Bonds Charme im Lauf des Films erliegen, ist gar nur eine länger als 10 Minuten zu sehen.
Die Geschichte hangelt sich zwar von einem Actionmoment zum anderen und lässt dazwischen kaum Zeit zum Nachdenken, bietet aber erstaunlich wenig Substanz. Da viele Situationen aus vorigen Filmen bekannt sind, reißt das nicht wirklich mit. Und verlässt der britische Agent für das Finale die Erde, hebt auch die Story in ungeahnte Sphären ab. Es fehlen bei Moonraker – Streng geheim neue, beziehungsweise vernünftige Ideen, damit sich die aufwändige Umsetzung nicht in Rauch auflöst. Interessanterweise hatte James Bond-Erfinder Ian Fleming bereits beim Schreiben des gleichnamigen Romans [1955] die Verfilmung im Kopf. Dass die Vorlage nur wenig mit dem Film gemeinsam hat, überrascht aber nicht.