Moon [2009]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 16. August 2010
Genre: Science Fiction / Drama / Thriller

Originaltitel: Moon
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Duncan Jones
Musik: Clint Mansell
Darsteller: Sam Rockwell, Kevin Spacey, Dominique McElligott, Rosie Shaw, Adrienne Shaw, Kaya Scodelario, Benedict Wong, Matt Berry, Malcolm Stewart, Robin Chalk


Kurzinhalt:
Sam Bell (Sam Rockwell) ist, vom Roboter GERTY (Kevin Spacey) einmal abgesehen, die einzige Besatzung der Mondbasis und in seinem drei Jahre dauernden Vertrag dafür zuständig, die Maschinen in Schuss zu halten, welche die für die Erde so wichtigen Energiezellen aufladen. Seit er sich erinnern kann, ist die direkte Live-Videoverbindung zur Erde gestört, Sam kommuniziert auch mit seiner Frau Tess (Dominique McElligott) nur über Botschaften und erhält nur so Nachrichten. Die Einsamkeit macht ihm zu schaffen, auch wenn sein Vertrag in zwei Wochen erfüllt sein wird und er auf die Erde zurückkehren soll.
Doch dann erwacht Sam nach einem Unfall in der Krankenstation der Basis und muss GERTY überlisten, um zu dem defekten Sammler auf der Mondoberfläche zurückzukehren. Was er dort findet, lässt ihn an seinem Verstand zweifeln und bringt schließlich seine Welt zum Einsturz ...


Kritik:
Drei Jahre auf einem verlassenen Felsbrocken zu arbeiten, ganz auf sich allein gestellt und ohne richtigen Kontakt zur Welt, ist in der Tat eine Horrorvorstellung. Was einen am Leben hält ist die Hoffnung auf die Rückkehr zu den Menschen, die man zurück gelassen hat. Drei Jahre sind dabei an sich zu lang, das gesteht auch Sam Bell, der in zwei Wochen seine Reise vom Mond zurück zur Erde antreten soll. Seit er sich zurückerinnern kann, ist auf Grund eines technischen Defekts keine direkte Verbindung mit der Erde möglich. Er kommuniziert mit seiner Frau nur über Videoaufzeichnungen, ebenso wie mit den Verantwortlichen des Konzerns, für den er auf dem Mond für die Energiegewinnung arbeitet. Man kann als Zuschauer gut nach empfinden, wie es Sam in der Einsamkeit der Mondbasis ergeht, mit GERTY, einem für die Station verantwortlichen Roboter als einzige Ansprechperson. Immerhin sind die drei langen Jahre bald vorbei, bis bei Sam seltsame Halluzinationen einsetzen und er Dinge und Menschen sieht, die nicht da sind. Wie würde sich eine so anhaltende Isolation auf den Menschen auswirken? Wer würde nicht irgendwann den Verstand verlieren, in einer Umgebung, die sich auf ein paar Quartiere beschränkt und nur mit sich selbst, einigen Pflanzen und einer künstlichen Intelligenz als Gesellschaft?
Regisseur Duncan Jones nutzt seine Grundidee wie viele intelligente Science Fiction-Autoren vor ihm, um essentielle und existenzielle Fragen aufzustellen. Er zeigt in Moon eine Figur in einem Habitat, das nicht nur auf Grund des begrenzten Raums klaustrophobische Angstzustände auslöst, sondern auch auf Grund der lebensfeindlichen Umwelt – auf dem Mond kann man schließlich nicht einfach einen Schritt vor die Tür setzen. Doch abgesehen von den philosophischen Ansätzen, erzählt der Regisseur eine Geschichte, die Themen unserer Zeit weiterspinnt und begibt sich in der zweiten Hälfte des knapp eineinhalb Stunden dauernden Films auf die Suche nach den Hintergründen des doppelten Sam. Wenn Sam sich selbst in einem verunglückten Fahrzeug entdeckt, und einer der beiden schwach und ruhig, der andere temperamentvoll und aufbrausend ist, fragt man sich doch, ob sich nicht verschiedene Eigenschaften seiner Persönlichkeit manifestieren. Nach drei Jahren Gesellschaftsentzug wäre das ja durchaus möglich.

Moon ist eines jener seltenen Beispiele eines Regiedebuts, das trotz des geringen Budgets nicht zu einem Kunstfilm verkommt, sondern seine intelligenten und hintersinnigen Ansätze trotz allem einem breiten Publikum zugänglich macht. Sam Rockwell, der hier gleich mehrere Rollen auf einmal übernimmt, begibt sich auf eine Tour de Force, die insbesondere in der zweiten Filmhälfte durch die Vielseitigkeit seines Spiels mitreißt. Er verkörpert den selbstbewussten und kampfbereiten Sam Bell ebenso gelungen wie den resignierten und geschwächten. Seine Verzweiflung angesichts der Hoffnungslosigkeit wird ebenso spürbar wie sein Selbstzweifel. Rockwell trägt den Science Fiction-Film, der mehr Drama als Thriller ist, mit einer Souveränität, die dem Skript auch gerecht wird. Storyautor und Regisseur Duncan Jones gelingt trotz eines sehr kleinen Budgets ein überzeugender Einstand, nicht nur im fantastischen Genre. Die ruhige Erzählweise richtet sich bewusst an ein Publikum, das bereit ist mitzudenken. Dafür spricht auch, dass nicht alle Details erklärt werden, sondern man sich Vieles erschließen muss. Fans intelligenter Science Fiction mit relevanten Gesellschaftsthemen werden Moon dafür zu schätzen wissen.


Fazit:
Dass sich Filme wie Moon nicht an ein breites Publikum richten, ist verständlich, dafür werden auch die an sich allgemein gültigen Aussagen in zu genrespezifische Storys verpackt. Nichtsdestoweniger gibt sich der minimalistische Science Fiction-Film nicht als Kunstkino, sondern bleibt allen Zuseher zugänglich. Wie ein Kammerspiel erzählt rückt Regisseur Duncan Jones seine Hauptfigur in den Mittelpunkt und schildert in der ersten Hälfte die Auswirkungen einer so umfassenden Isolation. Was in der zweiten Hälfte folgt fordert zum Mitdenken auf und stellt moralische Fragen in den Raum, ohne darauf aber eine vorgefertigte Antwort zu liefern.
Von Sam Rockwell eindrucksvoll und herausragend gespielt, überrascht Moon durch eine bestechende Technik, eine beherrschte und kluge Optik sowie eine atmosphärische Musik, die alle dazu beitragen, den Regieeinstand zu einem modernen Paradebeispiel für zeitlose und kluge Science Fiction zu machen.