Mission: Impossible – Fallout [2018]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 21. Juli 2018
Genre: Action / ThrillerOriginaltitel: Mission: Impossible – Fallout
Laufzeit: 147 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Christopher McQuarrie
Musik: Lorne Balfe
Darsteller: Tom Cruise, Henry Cavill, Ving Rhames, Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Sean Harris, Angela Bassett, Vanessa Kirby, Michelle Monaghan, Wes Bentley, Frederick Schmidt, Alec Baldwin, Liang Yang, Kristoffer Joner
Kurzinhalt:
Zwei Jahre nachdem Ethan Hunt (Tom Cruise) den Anführer des „Syndikats“, Solomon Lane (Sean Harris), dingfest machen konnte, terrorisieren die übrig gebliebenen Mitglieder der Verbrecherorganisation die Welt. Als bekannt wird, dass diese Personen kurz davor stehen, Plutonium in ihre Gewalt zu bekommen, mit dessen Hilfe sich mehrere Bomben bauen ließen, soll Hunt mit seinem Team bestehend aus Luther (Ving Rhames) und Benji (Simon Pegg) das strahlende Material abfangen. Doch auf Grund einer Entscheidung Ethans, wird es gestohlen. Für eine Mission, das Plutonium wiederzuerlangen, besteht CIA-Direktorin Sloan (Angela Bassett) darauf, dass ihr Agent Walker (Henry Cavill) Teil des Teams wird. In Paris treffen sie auf eine Vermittlerin (Vanessa Kirby), deren Kunde das Plutonium tauschen würde – gegen Solomon Lane. So muss Hunt mithelfen, einen der gefährlichsten Verbrecher der Welt zu befreien. Damit stellt er sich auch der MI6-Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) in den Weg, deren Motive ebenso undurchsichtig sind, wie die Loyalitäten der meisten Personen, mit denen Ethan bei dieser Mission zu tun hat …
Kritik:
Der inzwischen sechste Teil der Mission: Impossible-Reihe ist in gleich mehrerlei Hinsicht eine Premiere innerhalb der inzwischen seit mehr als 20 Jahren bestehenden Agentenfilm-Serie. Nicht nur, dass mit Christopher McQuarrie zum ersten Mal ein Regisseur für einen weiteren Film zurückkehrt (einst hatte Hauptdarsteller und Produzent Tom Cruise stets frisches Blut auf dem Regiestuhl als eine der Stärken der Filme gelobt), er stellt auch eine unmittelbare Fortsetzung des vorangegangenen Mission: Impossible - Rogue Nation [2015] dar. Dass beides eine gute Idee ist, sieht man unter anderem daran, dass Mission: Impossible – Fallout der packendste und erbarmungsloseste Action-Thriller ist, der vermutlich nicht nur dieses Jahr im Kino zu sehen sein wird.
Dabei bleiben sich die Macher insofern treu, dass die Story um IMF-Agent Ethan Hunt wieder mit allerlei aberwitzigen und waghalsigen Stunts und Action-Sequenzen versehen ist, bei denen der britische Film-Spion James Bond vor Neid erblassen müsste. Dabei geht gar nicht so viel zu Bruch, wie das in vielen Hollywood-Krachern sonst der Fall ist; vielmehr muss sich Hunt aus so mannigfaltig gefährlichen Situationen befreien, dass man irgendwann aufhört, mitzuzählen. Wie in dem Filmgenre üblich, findet all das vor exotischen Kulissen rund um den Globus statt. So treffend das Spionageflair eingefangen ist, die Umsetzung ist von der Leichtfüßigkeit von Mission: Impossible - Phantom Protokoll [2011] weit entfernt, was nicht als Kritik gemeint ist.
Die Geschichte beginnt zwei Jahre nach dem vorigen Film und spinnt die Geschichte um das „Syndikat“ weiter, das ohne Anführer Solomon Lane buchstäblich zerfallen ist. Die übrig gebliebenen Mitglieder nennen ich nun die „Apostel“ und treten als Terroristen und Söldner auf, die man für die jeweiligen Zwecke anheuern kann. Damit streift Regisseur und Autor McQuarrie zumindest kurz, was nach dem Sturz von Tyrannen in dem entstehenden Machtvakuum geschehen kann.
Als bei einem Einsatz von Hunt und seinem Team Plutonium gestohlen wird, mit dessen Hilfe sich drei verheerende Bomben bauen lassen – und das auf Grund einer Entscheidung, die Ethan selbst getroffen hat – könnte nicht mehr auf dem Spiel stehen. Zusammen mit CIA-Agent Walker soll Ethan das Plutonium zurückholen, was einfacher klingt, als vermutet. Denn laut der Mediatorin, die sie in Paris treffen, ist der Schwarzmarkthändler, der im Besitz der Ware ist, nicht an Geld interessiert. Vielmehr will dieser das spaltbare Material gegen Solomon Lane tauschen, den Hunt aus der Haft befreien soll.
Die Ausgangslage allein verleiht Mission: Impossible – Fallout neben einem erstaunlich düsteren Teaser bereits eine ungewohnte Ausgangslage und wer angesichts der Filmvorschau befürchtet, dass sich Ethan erneut als Opfer einer Verschwörung innerhalb des IMF wiederfindet, darf beruhigt aufatmen: Auch dieses Klischees ist sich der Film wohl bewusst und versieht es mit einer überraschenden Wendung. Die Story ist dabei nie so komplex, dass es für die temporeiche Inszenierung hinderlich wäre, Interessenten sollten dennoch aufmerksam bleiben, um keine Details zu verpassen.
Das kann auch angesichts der fantastisch choreografierten Action-Sequenzen geschehen, die kaum Zeit zum Durchatmen lassen. Bereits der Fallschirmsprung über Paris ist brillant gefilmt und inhaltlich klasse konzeptioniert. Steigt dabei bereits die Temperatur im Kinosaal merklich an, stellt die Motorrad-Verfolgungsjagd wenig später eines der Highlights des Thrillers dar. Hier macht sich auch das 3D positiv bemerkbar, so dass man sich unmittelbar an der Seite von Hunt wähnt, während dieser in waghalsigem Tempo durch die Stadt brettert. Selbst die Faustkämpfe besitzen eine raue Vehemenz, so dass die einzelnen Treffer regelrecht spürbar werden. Dass die gezeigte Brutalität sich nicht in der FSK-Freigabe widerspiegelt, ist unverständlich.
So erstaunlich es im Grunde bereits ist, dass es den Machern immer noch gelingt, selbst vertraut beginnenden Action-Szenen neue Impulse zu verleihen, dass dies in Mission: Impossible – Fallout so gut funktioniert, liegt zum großen Teil an Hauptdarsteller Tom Cruise selbst. Der beweist eine ausdauernde Fitness und körperliche Präsenz, die nicht nur beeindruckt, sondern den Actionmomenten auch einen nicht zu unterschätzenden Realismus verleiht. Unterstützt wird er durch eine aus vorigen Teilen bekannte Besetzung. Während Ving Rhames hier seinen emotionalsten und besten Auftritt in allen Mission: Impossible-Filmen präsentieren darf, gehen Simon Pegg als im Einsatz befindlicher Benji und Rebecca Ferguson als Ilsa wie gewohnt in ihren Rollen auf. Der Gastauftritt von Michelle Monaghan als Hunts frühere Ehefrau Julia ist nicht nur toll gelungen, er verknüpft die Handlungen verschiedener Vorgängerfilme und bringt sie zu einem stimmigen Abschluss. Dazu passend muss nicht erst beim Finale das ganze Team zusammenarbeiten, sondern ist stets mit eingebunden. Auch deshalb ist Fallout der bislang beste Teil der Reihe. Dass er unerbittlich temporeich erzählt ist, schadet dabei natürlich nicht.
Fazit:
Wer der Meinung ist, dass das bekannte Titelthema von Komponist Lorne Balfe hier geradezu wütend eingespielt wird, der irrt nicht. Der tolle Score bringt die düstere Story fantastisch auf den Punkt und veredelt den Titel-Vorspann, in dem wieder Szenen aus dem späteren Film zu sehen sind. Dass Spionage im Zweifel ein schmutziges Geschäft ist, arbeitet Christopher McQuarrie gelungen heraus, während er Hauptfigur Ethan Hunt buchstäblich an seine Grenzen bringt. Das ist insgesamt sicherlich 15 Minuten länger als erforderlich, aber nie lang oder gar langweilig. Immer dann, wenn der IMF-Agent improvisieren muss, steigt die Spannung zusätzlich merklich an und sorgt am Ende für eine schweißtreibend flotte Erzählung. So traumhaft die Kulissen und Landschaftsaufnahmen, so atemberaubend sind die Stunts, die was unmöglich ist, wieder einmal steigern. Das Finale auf mehreren Ebenen ist hervorragend gelungen und die Situationen auch davor – so überzogen sie sein mögen – inhaltlich doch zumindest so realistisch, dass einzige die Tatsache, dass ein Mann all das überlebt, kaum vorstellbar erscheint.
Mission: Impossible – Fallout ist eine adrenalingeladene Achterbahnfahrt; ein fantastisch gefilmter und perfekt geschnittener Action-Thriller für ein Publikum, das auch einen trockenen Humor zu schätzen weiß. Als solcher ist das die bislang beste Mission: Impossible.