Minions [2015]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 2. Januar 2016
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: Minions
Laufzeit: 91 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Kyle Balda, Pierre Coffin
Musik: Heitor Pereira
Stimmen: Sandra Bullock (Carolin Kebekus), Pierre Coffin, Jon Hamm (Sascha Rotermund), Michael Keaton (Pierre Peters-Arnolds), Allison Janney (Christin Marquitan), Steve Coogan (Marcus Off / Uli Krohm), Jennifer Saunders (Ulrike Möckel), Geoffrey Rush (Erich Räuker), Steve Carell (Oliver Rohrbeck)


Kurzinhalt:

Seit es die Minions (Pierre Coffin) gibt, sind sie auf der Suche nach dem bösesten Schurken, dem sie dienen können. Jahrmillionen haben sie gesucht und die Hoffnung aufgegeben, ehe Kevin zusammen mit Bob und Stuart eine letzte, große Reise wagt. Sie landen in den USA im Jahr 1968, wo in Kürze eine Versammlung von Superschurken abgehalten wird. Dort stoßen sie auf Scarlet Overkill (Sandra Bullock / Carolin Kebekus) und sind von ihr fasziniert. Doch damit sie für sie arbeiten können, müssen Kevin, Bob und Stuart etwas für sie erledigen. Nur was immer die Chaoten berühren, endet ganz anders, als es ursprünglich geplant …


Kritik:
Als die Minions, die quietschgelben, kleinen Schurkenhelfer, in Ich - Einfach unverbesserlich [2010] zum ersten Mal auftraten, stahlen sie den anderen Figuren die Show. Insbesondere bei Kindern sind sie ein Hit und es wundert nicht, dass es inzwischen fast alles mit ihren Gesichtern darauf zu kaufen gibt. Ihr erster eigenständiger Film Minions belegt dabei, dass die knuddeligen Figuren eine Lizenz zum Gelddrucken sind: Mehr als das Fünfzehnfache seines Budgets spielte der Film weltweit in die Kassen, deutlich über eine Milliarde Euro. Dabei spielt es für das Zielpublikum keine Rolle, ob ihr Abenteuer eine wirkliche Geschichte erzählt.

Man muss Drehbuchautor Brian Lynch dabei zugutehalten, dass er sich zumindest bemüht, eine Rahmenhandlung zu finden. Die begeisterten jungen Zuseher werden ohnehin die einzelnen Momente mit den Minions interessieren, die in allerlei alltäglichen Situationen für humorvolle Einlagen sorgen. Dass all das als Film dennoch enttäuscht, liegt an den Minions selbst. Nach dem Überraschungsauftritt in Ich - Einfach unverbesserlich folgte Ich - Einfach unverbesserlich 2 [2013], der den Vorgänger in allen Belangen übertraf. Wieder waren die Minions mit an Bord, doch der Grund, weshalb der Film so gut funktionierte, waren die übrigen Figuren. Die gelben Chaoten kann man buchstäblich ins Weltall schießen, sie teeren und federn, hängen, explodieren lassen, vergiften und zum Leuchten bringen – ihnen wird nichts passieren. Anders die übrigen Charaktere, deren Schicksal nicht gewiss ist. Geraten in Minions also Bob, Kevin und Stuart in Gefahr, ist das relativ und nur selten Grund zum Mitfiebern.

Die Geschichte versucht darum, die Sympathien des Publikums auf andere Art und Weise zu wecken: Seit Jahrmillionen sind die Minions bereits auf der Erde und immer darauf aus, dem größtmöglichen Schurken zu dienen. Doch sie scheinen ihren Herren kein Glück zu bringen. Nachdem sie sich in einer Höhle im ewigen Eis verschanzt hatten, macht sich Kevin zusammen mit Bob und Stuart auf, einen neuen Meister für sie und die übrigen 896 Minions zu finden. Es ist das Jahr 1968 und wie es scheint, haben die Minions Glück: Schurke sein ist ein aufstrebendes Berufsbild. So zieht es Kevin, Bob und Stuart nach Florida, wo die streng geheime Verbrecher-Messe (Villain-Con) abgehalten wird.
Je mehr man über Minions darüber hinaus verrät, umso mehr der wenigen Überraschungen nimmt man vorweg. Sagen wir, die drei wollen unbedingt für die größte Verbrecherin aller Zeiten arbeiten, Scarlet Overkill, die aber nicht weiß, worauf sie sich bei den Minions einlässt.

Was man mit Sicherheit sagen kann ist, dass Minions nie langweilig wird. Das heißt zwar nicht, dass die Story wirklich packt, aber es ist zumindest immer etwas los, um die jungen Zuseher bei Laune zu halten. Ältere Zuschauer bekommen allerlei Anspielungen beispielsweise auf Jimi Hendrix oder die Beatles präsentiert und das Soundtrack-Album weist einige wirkliche Klassiker jener Zeit. Doch die Brotkrumen, die hier für die älteren Zuschauer ausgestreut werden, sind zwar nett, aber nie wirklich zum Lachen. Auch erwächst der Humor hier nie aus der Situation, sondern ist immer als reine Slapstick-Einlage konzipiert. Das liegt in der Natur der Minions, ist aber auch entsprechend eintönig.

Wer mit der Erwartung an den Film herangeht, dass sich dieser mehr noch als die Ich - Einfach unverbesserlich-Filme an Kinder richtet, denen hier zahlreiche neue Kostüme und Verkleidungen präsentiert werden, in denen sie die Minions aus den Händen der Verkäufer werden reißen können, der wird zumindest durchweg unterhalten. Doch dem Film fehlt erstaunlicherweise der Charme des letzten Teils um Superverbrecher Gru, daran ändern auch die prominenten Sprecher in der US-Fassung nichts.


Fazit:
Was geschieht, wenn man knuffigen Nebenfiguren, die immer für Lacher sorgen und eine unverständliche Sprache sprechen, einen 90minütigen Film zuschreibt? Ein gigantisches Merchandisingfest voll unverständlicher Dialoge und Humor, der sich schneller wiederholt, als man "Banana!" sagen kann. Minions ist kein schlechter Film, es fällt beinahe schon schwer, ihn überhaupt als Film zu sehen.
Inhaltlich wirkt er vielmehr wie drei Episoden, die mit einer Rahmenhandlung notdürftigst zusammengeschnürt werden. Eine wirkliche Aussage gibt es nicht, die übrigen Charaktere wie beispielsweise Scarlet Overkill sind kaum ausgebaut und noch weniger gefordert. Sieht man darüber hinweg und versucht man, den Film aus der Sicht eines sechsjährigen Kindes zu sehen, dann ist das zumindest durchweg unterhaltsam und trotz der eigentlich ausgeübten Gewalt harmlos. Originell oder herzerwärmend ist es aber leider nicht.