Merida - Legende der Highlands [2012]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 12. Mai 2013
Genre: Animation / Komödie / Fantasy

Originaltitel: Brave
Laufzeit: 93 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Mark Andrews, Brenda Chapman
Musik: Patrick Doyle
Stimmen: Kelly Macdonald (Nora Tschirner), Billy Connolly (Bernd Rumpf), Emma Thompson (Monica Bielenstein), Julie Walters (Marianne Groß), Robbie Coltrane (Hartmut Neugebauer), Kevin McKidd (Tilo Schmitz), Craig Ferguson (Arne Elsholtz), Sally Kinghorn, Eilidh Fraser (Sabine Walkenbach), Steve Purcell (Axel Malzacher)


Kurzinhalt:
Merida (Kelly Macdonald / Nora Tschirner), die Tochter des schottischen Königs Fergus (Billy Connolly / Bernd Rumpf), hat ihren eigenen Kopf und ein großes Talent mit Pfeil und Bogen. Ihre Mutter Elinor (Emma Thompson / Monica Bielenstein) hat indes den Termin für Meridas Hochzeit im Sinn, denn nach einer Tradition steht es einem der Erstgeborenen der übrigen drei Clans, angeführt von Lord Dingwall (Robbie Coltrane / Hartmut Neugebauer), Lord MacGuffin (Kevin McKidd / Tilo Schmitz) und Lord Macintosh (Craig Ferguson / Arne Elsholtz) zu, die Hand der Prinzessin zu gewinnen. Ansonsten droht ein Krieg, wie es ihn vor langer Zeit bereits gegeben hat.
Doch Merida fügt sich nicht in ihr Schicksal, sondern brüskiert die Söhne der Lords. Mit ihrem Pferd Angus in den Wald geflohen, entdeckt sie ein Irrlicht, das sie zur Hütte einer Hexe (Julie Walters / Marianne Groß) bringt. Von ihr erbittet Merida einen Zauberspruch, um den Willen ihrer Mutter zu ändern und ihr Schicksal verändern zu können. Doch der Zauberspruch ändert mehr, als nur Elinors Wille ...


Kritik:
Merida - Legende der Highlands ist ein familienfreundliches, fantasievolles Märchen mit einer Aussage, die auch das junge Publikum ohne Umstände verstehen kann. Die liebenswerten Figuren haben ihr Abenteuer vor einer Kulisse zu bestehen, bei der man stellenweise nicht weiß, ob sie nun real ist, oder aus dem Computer stammt. Doch so viel Herz der Film bietet, ein Unterschied zu den bisherigen Pixar-Werken ist offensichtlich: Bot selbst der mit den prominenten Autos auf Kinder zugeschnittene Cars [2006] eine Geschichte, bei der erwachsene Zuschauer durch die melancholischen Untertöne auf andere Weise wie das Zielpublikum angesprochen wurde, gibt es bei Merida keine solche Botschaft. Das macht ihn nicht weniger gelungen, doch das gewisse Etwas, das Pixar bisher von Filmen wie Drachenzähmen leicht gemacht [2010] abhob, findet sich hier nicht.

Zum ersten Mal ist dabei eine weibliche Figur zentraler Angelpunkt eines ihrer Animationsabenteuer. Die junge Merida ist eine Prinzessin und kommt von ihrem Charakter her sehr nach ihrem Vater Fergus. Dass ihre Mutter Elinor plant, Merida der Tradition gemäß zu verheiraten, um den Frieden der vier Clans aufrecht zu erhalten, gefällt der selbständigen und eigensinnigen jungen Dame verständlicherweise nicht. Nachdem sie bei einem Wettkampf die Herzensanwärter vor den Kopf stößt, kommt es zum Streit mit ihrer Mutter. Im Wald führen sie Irrlichter zur Hütte einer Hexe, von der sie einen Zauber erbittet, mit dem sie ihr Schicksal verändern und den Willen ihrer Mutter ändern kann.
Was dann geschieht, ist zwar schon an vielen Stellen preisgegeben worden, sei hier aber nicht verraten. Es bleibt, wie soll es anders sein, nicht viel Zeit, um den Zauberspruch umzukehren. Dass Merida im Laufe der Geschichte außerdem einen Blick hinter die Legende der Gründung der vier Clans werfen darf, rundet das Gesamtbild dieses Märchenuniversums ab. Die Stimmung ist im Film ebenso durch die bestechende Landschaft eingefangen, wie durch die tolle Musik von Patrick Doyle und dem im englischen Original nicht immer ganz einfach verständlichen, schottischen Akzent.

Von den kreativen Umentscheidungen hinter der Kamera ist weder an der Story, noch an der Umsetzung etwas zu sehen. Autorin und Regisseurin Brenda Chapman, die nach vier Jahren im Projekt ausgetauscht wurde, gab danach bekannt, dass sie stolz auf den Film sei und ihre Vision nichtsdestoweniger sichtbar. Es ist eine Erzählung, welche die Beziehung zwischen Müttern und Töchtern im Kern erfasst. Und dass beide lernen müssen, mit den Vorstellungen des anderen, aber dennoch ihr eigenes Leben zu leben.
Dieses Thema kommt sowohl im ersten wie im letzten Drittel zur Geltung, während sich der Mittelteil auf das Abenteuer dahinter konzentriert. Insofern verwundert es, wie lange es dauert, ehe Merida den Zauberspruch der Hexe erhalten hat und wie geradlinig der Film dann auf die Auflösung hinarbeitet. Mit gerade einmal eineinhalb Stunden Laufzeit inklusive Abspann, fällt Merida in die Kategorie klassischer Animationskinderfilme und als solcher sollte man ihn auch sehen. Zuschauer, die auf einen weiteren, vielschichtigen Klassiker aus dem Hause Pixar hoffen, sollten nicht enttäuscht sein. Womöglich ging es den Filmemachern darum, ein Märchen zu erzählen, das den Klassikern aus der Feder der Gebrüder Grimm gleicht. Und das ist ihnen eindrucksvoll gelungen. Dass es sich vornehmlich an Kinder und nicht an Erwachsene richtet, ist kein Kritikpunkt. Im Gegenteil, wie viele Kinderfilme, die ihr Zielpublikum nicht für dumm verkaufen wollen oder mit hektischer Action überhäufen, finden sich heute noch? Oder anders gefragt, wie viele Kinderfilme, in denen sie auch noch Kinder sein dürfen?


Fazit:
Für ein ganz junges Publikum ist das Finale etwas düster geraten, doch davon abgesehen bietet Merida - Legende der Highlands alles, was ein gelungenes Kinderabenteuer ausmacht. Eine lebendige, fantasievolle Welt mit viel Humor und noch mehr Charme, unbekannte Orte, die es zu entdecken gilt und eine Hauptfigur, deren Mut die Zuschauer inspirieren kann und soll. Viele bisherige Filme der Animationsschmiede Pixar zeichneten sich dadurch aus, dass sie überdies die älteren Zuseher mit einer anderen Bedeutung oder Tiefe der Geschichte ansprachen. Diese Ebene sucht man hier vergebens.
Nachdem bereits die Fortsetzung von Cars den Esprit ihrer vorigen Filme vermissen ließ, enttäuscht Merida in diesem Bezug ebenfalls. Aber nur in diesem. Als kindgerechtes, eigenständiges Märchen, in dem Figuren mit Herz ihr Schicksal selbst entscheiden, anstatt es durch Tradition für sie gelebt zu sehen, ist der Film sehr gelungen und sowohl für junge Zuschauer, wie für junggebliebene sehr sehenswert.