Men in Black II [2002]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 04. Juni 2012
Genre: Science Fiction / Komödie / Action

Originaltitel: Men in Black II
Laufzeit: 88 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2002
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Barry Sonnenfeld
Musik: Danny Elfman
Darsteller: Tommy Lee Jones, Will Smith, Rip Torn, Lara Flynn Boyle, Johnny Knoxville, Rosario Dawson, Tony Shalhoub, Patrick Warburton, Jack Kehler, David Cross, Colombe Jacobsen-Derstine, Peter Spellos, Michael Rivkin, Michael Bailey Smith


Kurzinhalt:
Vor fünf Jahren gab Agent Jay (Will Smith) seinem älteren Partner Kay (Tommy Lee Jones) sein Leben zurück – und löschte alle seine Erinnerungen, dass Kay die letzten 35 Jahre Teil der Geheimorganisation "Men in Black" gewesen war, die den Aufenthalt und das Verhalten außerirdischer Wesen auf der Erde so koordiniert, dass die normale Bevölkerung davon gar nichts bemerkt. Seither arbeitet Kay bei der Post.
Das außerirdische Wesen Serleena (Lara Flynn Boyle) hat Jahre zugebracht, etwas im Universum zu suchen und kehrt auf die Erde zurück, um zu Ende zu bringen, was sie begonnen hat. Nur Kay wusste, wo der Gegenstand versteckt war, doch sein Gedächtnis ist ausgelöscht. Auf Befehl von Jays Vorgesetztem Zed (Rip Torn) holt er Kay wieder zurück, doch den beiden bleibt nicht viel Zeit. Das Schicksal der ganzen Welt steht auf dem Spiel – und lastet auf Kays Schultern ...


Kritik:
Men in Black [1997] kostete satte 90 Millionen Dollar und spielte in den USA allein über 250 Millionen wieder ein. Men in Black II kostete fünf Jahre später 140 Millionen Dollar und spielte lediglich 190 Millionen ein – man könnte beinahe behaupten, selbst das ist noch zu viel.
Als Zuschauer fragt man sich berechtigterweise, wie 88 Minuten Spielzeit im Verhältnis stehen zu 140 Millionen Dollar Budget. Und in der Tat war nach den Gagen für die beiden Hauptdarsteller offensichtlich nicht mehr allzu viel für den eigentlichen Film übrig.

Auch Men in Black war seinerzeit kein ausdauernder Film, doch konnte er schon nach kurzer Zeit eine treue Fangemeinde um sich scharen, die gleichermaßen von den Outfits der Figuren angetan war, wie von den humorvollen, originellen Science Fiction-Elementen. Den Unterhaltungswert zieht jener Film aus seinem Spaßfaktor und dem Hauptdarstellerduo Jones und Smith. Weswegen man aber genau diese Balance am Ende des ersten Teils zerstören musste, ist schleierhaft. Vor allem jedoch scheinen die Autoren in den weniger als eineinhalb Stunden von Men in Black II keinen Weg zurück zu jener Chemie zu finden.

Als wäre das nicht genug, erinnert die Handlung selbst frappierend an die des Vorgängers und ist Großteils gleich gestrickt. Alle Örtlichkeiten werden mindestens zwei Mal besucht und was dazwischen geschieht ist zwar durch die lähmenden, sich wiederholenden Dialoge zusammengehalten, aber letztlich passiert in Men in Black II nicht viel.
Geradezu verschwenderisch geht Regisseur Barry Sonnenfeld mit den Trickeffekten um und präsentiert sie dabei doch nicht nur sichtbarer, sondern auch unnötiger als im ersten Film. Sei es ein riesiger Wurm in den U-Bahn-Tunneln, ein Außerirdischer mit zwei Köpfen oder eine Bösewichtin, die sich in Größe und Gestalt in so ziemlich alles verwandeln kann – man sieht in jeder Szene, dass die 'Illusion' aus dem Computer stammt. Von den Blue- oder Greenscreens während der Autofahrten ganz abgesehen.

Auch wird man das Gefühl nicht los, als hätten die Autoren alle guten Ideen aus dem ersten Teil übernommen, um sie hier in Massen zu präsentieren. Darum werden alle Witze so oft durchgekaut, bis sie schlicht und ergreifend nicht mehr witzig sind:
Da ist Frank, der sprechende Hund, der zweifelsohne ein paar coole Sprüche zum Besten gibt, aber an dem Witz selbst – einem sprechenden Hund – ändert es nichts und soll doch in jeder Szene von Neuem begeistern.
Das vielgerühmte "Blitzdingsen", mit dem die Men in Black die Erinnerung eines Zeugen bis zu einem vordefinierten Zeitpunkt auslöschen und neue "einreden" können, wurde im ersten Teil spärlich eingesetzt. Doch jetzt wird an jeder Ecke geblitzdingst; kommen gigantische Würmer aus der Kanalisation, oder fliegen Raumschiffe durch New York, gibt es für alles den Neuralisator als Antwort. Dabei muss insbesondere Agent Jay seine Opfer gleich mehrmals blitzdingsen, weil er ihnen nach dem ersten Mal eine Standpauke hält, anstatt dass er ihnen eine neue Erinnerung eingibt. Und das geschieht wie bei Men in Black II üblich natürlich gleich mehrmals.

Ebenso die eigentlich amüsante Idee mit dem Autopiloten des neuen Mercedes, der in das Lenkrad eingesogen wird. Beim ersten Mal ist das noch witzig, wenn es aber vier Mal passiert, verliert man selbst die Lust am Lachen.
Vor allem werden manche Gags so verkrampft in die mittelmäßigen Actionszenen eingebracht, dass sämtliche Dynamik aus dem Moment genommen wird, als müsse die Action anhalten, um den billigen Lacher zu präsentieren. Eine Dringlichkeit, ein Wettlauf gegen die Zeit, der einem ständig durch Kay vorgehalten wird, gibt es nicht.
Auch fragt man sich rückblickend, wofür Serleena diesen sagenumwobenen Gegenstand, den sie auf der Erde sucht, überhaupt benötigt, wenn man sie im Vorspann einen Planet nach dem anderen vernichten sieht. Immerhin wird die Abwesenheit von Linda Fiorentino, die am Ende des ersten Teils zu den "Men in Black" gewechselt war, in einem Nebensatz erwähnt.

Wie weit sie hinter ihrem eigenen, im ersten Film aufgezeigten Niveau feststecken, scheinen auch die beiden Hauptdarsteller zu bemerken. Tommy Lee Jones wirkt derart versteinert, dass man seine zwei netten Kommentare beinahe überhören kann. Und Will Smith, dessen Filmfigur Jay unpassend immer wieder als unbeholfener Dilettant entblößt wird, macht einen so gelangweilten Eindruck, als wäre es ihm zum Ende hin peinlich, mit sich selbst in einem Bild zu sein. Von der einstigen Coolness, die beide im ersten Teil besessen haben, ist leider nicht viel übrig geblieben.

Wie es abstruse, unlustige Ideen wie ein heulender MiB-Agent zu Beginn, Zeds große Stunde mit einem Schlagabtausch in Matrix-Manier mit Serleena, oder die jammernden Würmer im Rambo-Kostüm, überhaupt in den endgültigen Film geschafft haben, und nicht gleich auf dem Boden des Schneideraums gelandet sind, verstehe wer will. Man möchte kaum glauben, dass Regisseur Sonnenfeld, der ja nicht nur den Vorgänger und die ersten beiden amüsanten Addams Family [1991/1993]-Filme zum Erfolg geführt hat, hier hinter der Kamera stand.

Gegen einen zweiten Men in Black-Film wäre eigentlich nichts einzuwenden, das Konzept bietet genügend Potential. Doch was die Beteiligten hier vorlegen ist ein Paradebeispiel, wie man es nicht machen sollte.
Die Witze sind entweder nur mäßig unterhaltsam, oder aber aus dem ersten Teil bekannt, die Figuren bekommen keinen Hintergrund zugeschrieben und selbst bei Kay verzichtet man auf irgendeine Charakterisierung. Die Spezialeffekte überzeugen meist nicht, sondern sind eindeutig als störender Effekt erkennbar, und nicht zuletzt nahm der Trailer von Men in Black II schon die besten Szenen vorweg.


Fazit:
Immerhin befindet sich Men in Black II in guter Gesellschaft, wenn man schließlich festhält, dass es eine völlig unnötige Fortsetzung ist, die lediglich vom Charme des ersten Teils profitiert. Nach Wild Wild West [1999] unterbieten sich Regisseur Barry Sonnenfeld und Will Smith mit einer weiteren Zusammenarbeit, die wie eine ungewollte Pflichtaufgabe aussieht, an der keiner der Beteiligten Freude hatte.
Selbst wenn man bei Teil eins stellenweise herzhaft lachen konnte, vergeht es einem hier spätestens, wenn derselbe Witz zum dritten oder vierten Mal präsentiert wird. Vom coolen Auftreten der Figuren ist ebenso wenig übrig, wie vom skurrilen Charme des Science-Fiction-Universums. Stattdessen wünscht man sich nach den zähen eineinhalb Stunden, dass man selbst geblitzdingst würde – so könnte man sich zumindest die gute Erinnerung an den Vorgänger erhalten, ohne sie durch diesen Aufguss auch noch zu beschmutzen.