Margos Spuren [2015]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. Mai 2016
Genre: Unterhaltung / Liebesfilm / Drama

Originaltitel: Paper Towns
Laufzeit: 109 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2015
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Jake Schreier
Musik: Son Lux
Darsteller: Nat Wolff, Cara Delevingne, Austin Abrams, Justice Smith, Halston Sage, Jaz Sinclair, Cara Buono, Meg Crosbie, Josiah Cerio, Hannah Alligood, Griffin Freeman


Kurzinhalt:

Seit sie Kinder waren, ist Quentin (Nat Wolff) in Margo (Cara Delevingne) verliebt. Als sie kurz vor dem Abschlussball der High School auftaucht und ihn um Hilfe bittet, kann Quentin nicht ablehnen. Ihr gemeinsamer Rachefeldzug dauert nur eine Nacht und Quentin hofft, dass er sie näher zusammen bringt, doch am kommenden Tag ist Margo verschwunden. Erst einige Tage später entdeckt er Hinweise, die wohl Margo hinterlassen hat und ihn auf ihre Spur bringen sollen. Zusammen mit seinen Freunden Ben (Austin Abrams) und Radar (Justice Smith) macht sich Quentin daran, die Rätsel zu entschlüsseln, in der Hoffnung, sie wiederzufinden ...


Kritik:
Auch wenn Margos Spuren sich als Lovestory für Heranwachsende gibt, der auf einem Roman von John Green (Das Schicksal ist ein mieser Verräter [2014]) basierende Film erzählt vielmehr vom letzten Abenteuer dreier Freunde, die sich seit Kindertagen kennen und nach der High School getrennte Wege gehen. Die Feststellungen, die Regisseur Jake Schreier hierbei trifft, sind allesamt nicht neu, aber für das Zielpublikum ansprechend umgesetzt und mit einem aufdringlich beworbenen Soundtrack untermalt.

Aufdringlich insofern, als dass man bereits nach dem ersten Akt den Eindruck bekommt, man habe sämtliche Tracks des 24 Songs umspannenden Soundtracks bereits gehört. Die Geschichte wird – wie es gerade bei solchen um Heranwachsende derzeit üblich ist – von Hauptfigur Quentin aus dem Off begleitet. Er erzählt, dass er sich bereits als Kind in die gleichaltrige Margo von nebenan verliebt hat. Obwohl die beiden nie ein Paar geworden sind, wurde seine Zuneigung nie weniger. Inzwischen stehen sie kurz vor dem Schulabschluss, als Margo eines Nachts in Quentins Zimmer steht und seine Hilfe braucht: Er soll ihr Komplize bei einem Rachefeldzug sein. Das klingt erst einmal interessant, ist aber nicht die eigentliche Geschichte, die erst nach mehr als einer halben Stunde beginnt, wenn Margo spurlos verschwunden ist und Quentin glaubt, dass sie ihm Hinweise hinterlassen hat, wo sie zu finden ist.

Im Kern ist Margos Spuren also eine Schnitzeljagd, an deren Ende auf Quentin Margo wartet, so zumindest seine Überzeugung. Um die Rätsel zu lösen, verpflichtet Quentin seine beiden Freunde Ben und Radar. Wäre es nicht um die Chemie, welche die Darsteller Nat Wolff, Austin Abrams und Justice Smith hier entwickeln, würde man gar nicht zusehen wollen. Sowohl der Wortwitz, als auch die Natürlichkeit, mit der die drei hier auftreten, macht Margos Spuren zumindest zum Großteil unterhaltsam. Nur weswegen sich Quentin überhaupt auf die Suche nach Margo machen sollte, wird bis zum Schluss nicht deutlich.
Ja, er erzählt eingangs, dass er verliebt in sie ist, doch es ist eine Liebe, die mehr als zehn Jahre vollkommen ungehört verhallt. Margos beste Freundin Lacey bringt es kurz vor Schluss treffend auf den Punkt, wenn sie bezogen auf die Suche nach Margo Quentin die Frage stellt: "Würde sie es für Dich tun?"

Auch wenn die von Cara Delevingne treffend abweisend und unterkühlt gespielte Margo eine Hauptfigur ist, sie ist im Film kaum zu sehen. Ihr erster wirklicher Auftritt ist, wenn sie Quentin fragt, ihr zu helfen. Selbst der Tanz zum Schluss ihres "Rachefeldzugs" und der letztliche Abschied scheinen, als würde Margo Quentin einen Gefallen tun wollen, aber nicht, weil sie es für sich möchte. Was er an ihr findet, ist und bleibt somit ein Rätsel.
Während die Liebesgeschichte nicht zündet, trifft Regisseur Jake Schreier bei den drei Freunden die richtigen Töne. Auch wenn er nicht an das Gefühl anknüpfen kann, das Filme wie Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers [1986] so treffend auf den Punkt gebracht haben, er macht deutlich, weswegen ihnen der Abschied schwerfällt. Ob die zwei Storys notwendigerweise dasselbe Publikum ansprechen, sei allerdings dahingestellt.


Fazit:
Bis Margo ihre Spuren legt, ist der Film zu einem Drittel schon vorbei. Über sie hat man in dieser Zeit kaum etwas gelernt und auch nicht, weshalb sie so ist, wie sie ist. Sie bleibt – wohl beabsichtigt – rätselhaft, was aber schon deshalb nicht hilft, weil nie deutlich wird, was Quentin in ihr sieht. Der "nette Junge von nebenan" scheint sich vielmehr in ein Mädchen verliebt zu haben, das sich nie sonderlich für ihn interessiert hat, es sei denn, sie will irgendetwas. Daraus eine Liebesgeschichte zu zaubern, gelingt Margos Spuren bedauerlicherweise nicht.
Die Bilder sind durchaus gelungen, erinnern mit den vielen Zeitlupen jedoch sehr an gängige Musikvideos, wozu auch der aufdringlich eingespielte Soundtrack beisteuert. Das Zielpublikum wird es nicht stören und wer sich von der Chemie der drei Freunde anstecken lässt, die hier ein letztes Abenteuer zusammen erleben, ehe sich ihre Wege trennen, der wird sich vielleicht daran erinnern, wie das war, als es einem selbst so erging. Das ist nett anzusehen, aber unentschlossen und nie wirklich packend.