Manolo und das Buch des Lebens [2014]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 08. Februar 2015
Genre: Animation / Fantasy / Liebesfilm

Originaltitel: The Book of Life
Laufzeit: 96 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2014
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren

Regie: Jorge R. Gutiérrez
Musik: Gustavo Santaolalla
Stimmen: Diego Luna (Giovanni Zarrella), Zoe Saldana (Pegah Ferydoni), Channing Tatum (Daniel Fehlow), Ron Perlman (Oliver Stritzel), Christina Applegate (Katrin Fröhlich), Ice Cube (Ron Williams), Kate del Castillo (Carolina Vera-Squella), Hector Elizondo (Abelardo Decamilli), Danny Trejo


Kurzinhalt:

Die bezaubernde Museumsführerin Mary Beth (Christina Applegate / Katrin Fröhlich) führt eine Schulgruppe durch das Museum. In der mexikanischen Abteilung stellt sie den Schülern das Buch des Lebens vor, in welchem die Geschichte von jedem auf der Welt niedergeschrieben ist. Die Legende, die sie erzählt, erzählt von einem mexikanischen Dorf, wo die beiden besten Freunde Manolo (Diego Luna / Giovanni Zarrella) und Joaquin (Channing Tatum / Daniel Fehlow) nach Jahren mit ihrer Liebe Maria (Zoe Saldana / Pegah Ferydoni) wiedervereint werden.
Während Joaquin ein berühmter Soldat geworden ist, ist Manolo widerwillig in die Fußstapfen seiner Ahnen getreten und Stierkämpfer geworden. Was sie und Maria nicht ahnen, sie stehen im Zentrum einer Wette, welche die Geister La Catrina (Kate del Castillo / Carolina Vera-Squella) und Xibalba (Ron Perlman / Oliver Stritzel) abgeschlossen haben. Das Abenteuer, das Manolo bevorsteht, wird ihn in das Reich der Toten führen. Doch wahre Liebe kennt keine Grenzen ...


Kritik:
Auch wenn sich Manolo und das Buch des Lebens an ein junges Publikum richtet, Erwachsene können aus dem ungewöhnlichen, charmanten Animationsfilm mindestens ebenso viel mitnehmen. Gekleidet in farben- und lebensfrohe Bilder, setzt sich die Geschichte um zwei Freunde und ihre große Liebe Maria mit dem Thema auseinander, das man zuallerletzt mit Farben, Musik oder Humor in Verbindung bringen würde: Dem Tod. Gerade das macht den Film zu etwas ganz besonderem.

Bei einem Museumsbesuch erzählt die Führerin Mary Beth den eingangs wenig daran interessierten Kindern vom Buch des Lebens. Ihre Geschichte spielt in Mexiko, einfach, da Mexiko das Zentrum des Universums ist. Filmemacher Jorge R. Gutiérrez und Produzent Guillermo del Toro erwecken das kleine Dorf San Angel zum Leben, in dem Manolo als Sohn einer Stierkämpferfamilie aufwächst. Auch wenn er lieber Musiker wäre, sein Vater Carlos zwängt ihn in die Schuhe, in die die Männer der Familie seit Generationen gezwängt wurden. Sein bester Freund Joaquin ist der Sohn eines gefallenen Helden, der immer in dessen Schatten lebt. Beide sind in die temperamentvolle Maria verliebt, die von ihrem Vater nach Europa geschickt wird und erst als junge Frau zurückkehrt.

Was sie alle nicht wissen, seit Kindesbeinen sind sie Teil einer Wette zwischen La Catrina (in manchen Sprachfassungen auch 'La Muerta' genannt) und Xibalba. Beide sind Teil des Reichs der Toten, aber während La Catrina Herrscherin über das bunte Reich der Erinnerten ist, herrscht Xibalba über das öde Reich der Vergessenen.
Auf beinahe spielerische Weise stellt Manolo und das Buch des Lebens einen Teil mexikanischen Kultur vor und das im Vergleich zum europäisch christlich geprägten Glauben ganz andere Verständnis für den Tod. In San Angel findet dabei der Tag der Toten statt, einer der bedeutendsten Feiertage Mexikos. In der Zeit vom 31. Oktober bis zum 02. November wird regional ganz unterschiedlich der Verstorbenen gedacht. Doch im Vergleich zum hiesigen Glauben geschieht dies nicht im Stillen mit gedämpften Farben oder gar einem gesetzlich auferlegten Verbot für Tanz und Musik. Stattdessen ist 'Día de los Muertos' ein farbenfrohes Fest, an dem das ganze Dorf teilnimmt.

La Catrina und Xibalba wetten darum, wer am Ende Marias Herz für sich erobert – sollte Xibalbas Schützling Joaquin gewinnen, darf er mit La Catrina die Plätze um die Herrschaft im Reich der Erinnerten tauschen. Was dies bedeutet, erfährt man später, wenn die Geschichte beide Reiche besucht. Dabei soll Maria Joaquin von Seiten ihres Vaters aus heiraten, da der zum stattlichen Soldaten herangewachsene Joaquin der Einzige ist, der das Dorf gegen den Banditen Schakal und seine Schergen verteidigen kann. Dass er nur auf Grund einer ihm von Xibalba überreichten Medaille unbesiegbar und furchtlos ist, ist jedoch Joaquins Geheimnis.

Mit einer Dreiecksliebesgeschichte, der Vorstellung von drei Unterweltreichen, einem drohenden Angriff von Seiten des Schurken und dem Konflikt zwischen Manolo und seinem traditionsbewussten Vater ist somit einiges geboten in Manolo und das Buch des Lebens. Gerade deshalb wäre es schön, Filmemacher Guitérrez würde sich mehr Zeit nehmen, um seine Geschichte zu erzählen. Umso mehr, da Manolo und das Buch des Lebens optisch mit der Holzfigurenoptik, den Hintergründen und Charakteren so andersartig, einfallsreich und magisch geraten ist, dass man die Bilder genießen möchte, anstatt von einer Szene zur nächsten gehetzt zu werden. Doch das Animationsabenteuer legt eine derartige Geschwindigkeit vor, dass man es mehrmals anschauen müsste, um alle Anspielungen – und was im Hintergrund geschieht – miterleben zu können.


Fazit:
So angenehm ein flottes Erzähltempo sein kann, gerade junge Zuschauer dürfte es hier in Zusammenspiel mit den vielen Eindrücken für Augen und Ohren überfordern. Zudem gerät der verbale Humor mitunter überzogener als es dem Charme der skurrilen Figuren dient. Dafür entschädigen die inhaltlich überraschend vielschichtigen Musikeinlagen.
Die verschrobene und farbenprächtige Fantasywelt ist leichter zugänglich als bei Nightmare Before Christmas [1993] und begeistert auf Grund des einzigartigen, einfallsreichen Designs. Nicht nur, da Manolo und das Buch des Lebens seinem Publikum den Tod als einen bunten Ort vorstellt, vor dem man keine Angst zu haben braucht, vor allem die herzerwärmenden Figuren und die positiven Aussagen für Jung und Alt machen den Film so sehenswert.