Mamma Mia! Here We Go Again [2018]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 18. Juli 2018
Genre: Musical / Komödie / Liebesfilm

Originaltitel: Mamma Mia! Here We Go Again
Laufzeit: 114 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2018
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Ol Parker
Musik: Anne Dudley, Benny Andersson, Björn Ulvaeus
Darsteller: Lily James, Amanda Seyfried, Dominic Cooper, Cher, Christine Baranski, Pierce Brosnan, Colin Firth, Andy Garcia, Stellan Skarsgård, Julie Walters, Jeremy Irvine, Celia Imrie, Hugh Skinner, Josh Dylan, Jessica Keenan Wynn, Alexa Davies, Meryl Streep

Kurzinhalt:

Nach dem Tod ihrer Mutter Donna (Meryl Streep) eröffnet ihre Tochter Sophie (Amanda Seyfried) ihr zu Ehren in dem alten Bauernhaus, in dem sie aufgewachsen ist und das auf Donnas Trauminsel Kalokairi liegt, ein Hotel. Doch auf der prominenten Gästeliste der Einweihungsfeier fehlen Harry (Colin Firth) und Bill (Stellan Skarsgård), zwei ihrer Väter. Einzig Sam (Pierce Brosnan) ist dort, so wie Donnas Freundinnen Tanya (Christine Baranski) und Rosie (Julie Walters). Auch Sky (Dominic Cooper) wird wohl nicht bei der Eröffnung dabei sein können. Als wäre all das nicht bereits deprimierend genug, zieht ein Sturm auf, dank dem die Feierlichkeiten buchstäblich ins Wasser zu fallen drohen. Dabei gibt es zwischen Sophies Bemühungen und dem Werdegang ihrer Mutter Donna (Lily James), die 1979 auf die Insel kam, viele Parallelen. Sie musste sich damals ein ganz neues Leben aufbauen und hatte sich vor Ort in gleich drei Männer verliebt – Sophies Väter Sam (Jeremy Irvine), Harry (Hugh Skinner) und Bill (Josh Dylan) …


Kritik:
10 Jahre nach der überaus erfolgreichen Filmadaption des seit 1999 ebenso erfolgreichen Bühnenmusicals Mamma Mia! [2008] kehren die Macher mit Mamma Mia! Here We Go Again auf die Leinwand zurück. Mit im Gepäck sind weitere Songs basierend auf Vorlagen der schwedischen Band ABBA, der größte Teil der ursprünglichen Besetzung und eine Story, die wieder auf der griechischen Insel Kalokairi angesiedelt, Sommer, Sonne und gute Laune verspricht. Dieses Versprechen wird auch eingehalten, solange man die Erwartungen nicht zu hoch ansetzt.

Die Geschichte beginnt einige Zeit nach den Ereignissen des ersten Films. Die junge Sophie ist etwas älter geworden und hat ihrer verstorbenen Mutter Donna (Meryl Streep) zu Ehren deren Haus auf der griechischen Trauminsel in ein Hotel umgebaut. Doch die Eröffnung steht unter keinem guten Stern: Außer Sam kann keiner ihrer Väter an der Eröffnungsfeier teilnehmen, selbst Sky ist nicht vor Ort, sondern macht in New York eine Ausbildung zum Hotelfachmann, wo man ihm eine Festanstellung angeboten hat. Zu allem Unglück verkündet Hotelmanager Fernando, dass ein Unwetter aufziehen wird. Ergänzt wird die Geschichte durch einen zweiten Erzählstrang im Jahr 1979, der schildert, wie Donna auf die Insel Kalokairi kam und wie es geschah, dass sowohl Sam als auch Harry und Bill als Sophies Väter in Frage kommen.

Würde man die grundsätzliche Frage stellen, was für eine Botschaft Mamma Mia! Here We Go Again dem Publikum mit auf den Weg gibt, weshalb es also notwendig ist, die Geschichte zu erzählen, wäre dies hinsichtlich der Erwartungen zweifellos zu hoch gegriffen. Die Frage, die sich Regisseur und Drehbuchautor Ol Parker jedoch stellen lassen muss ist, wozu braucht es überhaupt einen zweiten Erzählstrang? Wäre es nicht ausreichend gewesen, sich entweder auf die Geschichte um Sophie und Donnas Vermächtnis, oder Donnas Story und ihren Weg zu ihrer Trauminsel zu konzentrieren?
Es hat den Anschein, als wollten die Macher hier sicher gehen, sich das größtmögliche Publikum offen zu halten. Denn mit einem Skript, das sich auf Sophie stützt, würde man all diejenigen verlieren, die von Meryl Streeps Auftritt im ersten Teil hingerissen waren, während Donnas Geschichte im Jahr 1979 in Grundzügen bereits bekannt ist und somit keine große Zugkraft besitzt. Herausgekommen ist ein Story-Mix, bei dem die einzelnen Erzählstränge nicht nur nebenher erzählt werden, sondern gewissermaßen parallel, sprich Sophies und Donnas Geschichte zur gleichen Zeit an denselben Orten und denselben Tief- oder Wendepunkten ankommen. Das klingt nicht nur unnötig, es ist es inhaltlich auch.

Während Streep selbst nur einen kurzen, aber inhaltlich überaus gelungenen Auftritt genießt, wird Donnas Story von Lily James dargestellt, die ohne Frage die größte Bereicherung für Mamma Mia! Here We Go Again darstellt. Sie versprüht eine Fröhlichkeit und Energie, besitzt eine einnehmende Ausstrahlung, die sich nicht nur auf ihre Ko-Darsteller und -Darstellerinnen überträgt, sondern auch auf das Publikum. Dank ihr machen auch Donnas Musical-Einlagen Spaß, die zumeist nach demselben Schema ablaufen. So beginnen eine oder zwei Personen zu singen, ehe wenig später sämtliche Statisten um sie herum zu tanzen anfangen. Wirkliche Dialoge innerhalb der Songs gibt es nicht, auch sind diese stilistisch allesamt gleich (Unterschiede in der „Handschrift“ oder Tonalität wie beispielsweise bei Greatest Showman [2017] sucht man leider vergebens). Dafür überraschen die Song-Einlagen mit langen Kamerafahrten und einfallsreich gelungenen Übergängen zwischen den einzelnen Szenen und Örtlichkeiten. Dass dies in der zweiten Filmhälfte merklich nachlässt, liegt auch daran, dass diese mehr in der heutigen Zeit als in den Rückblicken spielt.

Obwohl die eigentliche Geschichte ab der Hälfte merklich auf der Stelle tritt, gewinnt der Film Dank der vermehrten Auftritte von Christine Baranski, Julie Walters, Pierce Brosnan, Colin Firth und Stellan Skarsgård deutlich an Humor und Ausstrahlung. Selbst ihre kurzen Szenen verdeutlichen auf beinahe schmerzliche Weise, dass den jungen männlichen Darstellern – allen voran von Sam, aber auch von Harry und Bill – das notwendige Charisma fehlt, um mit ihren älteren Alter Egos, oder gar Lily James mithalten zu können. Die drei jungen Akteure sind zweifellos die größten Schwachpunkte des Musicals. Dafür wartet das Finale von Mamma Mia! Here We Go Again mit einem Auftritt von Cher auf, der die Herzen der Fans höher schlagen lässt. Ihr Duett mit Andy Garcia ist ein Highlight und für Viele bereits den Ticketpreis wert.

So routiniert die erste Filmhälfte umgesetzt ist, so sympathisch das Musical gespielt und leichtfüßig die Story erzählt, die Geschichte ist insgesamt weder bewegend, noch verleiten die gelungenen Songs so sehr zum Mitwippen wie bei Teil eins. Deshalb ist die sommerliche Atmosphäre nicht weniger ansteckend und dank des melancholischen Endes bleibt der Film besser in Erinnerung, als er eigentlich ist, aber an das, was zuvor geschah, können die Macher hier nicht heranreichen. Für erfrischende Unterhaltung ist das aber auch gar nicht notwendig.


Fazit:
Nicht nur, dass Filmemacher Ol Parker die Frage schuldig bleibt, wer die Rückblicke aus Donnas Vergangenheit überhaupt erzählt, er stellt auch nicht heraus, weshalb Mamma Mia! Here We Go Again sie eigentlich benötigt. Es ist beinahe, als wollte man unter allen Umständen eine Ursprungsgeschichte erzwingen, die wie die meisten Originstorys absolut Alles und jedes Detail der bekannten Figuren erklären muss, selbst wenn Fans gar nicht danach gefragt haben. Zusammen mit den absehbaren Szenen und der zumindest wenig offensichtlich aufwändigen Choreografie, bleibt der Eindruck eines Musicals von der Stange, das sehr auf den Charme des ersten setzt, ohne diesen je selbst zu erreichen. Dank der sympathischen Besetzung, allen voran Lily James in der Hauptrolle und den älteren Akteuren beider Geschlechter in der heute erzählten Story, kann das zumindest überzeugen. Sie machen Mamma Mia! Here We Go Again zur leicht zugänglichen Sommerunterhaltung mit einigen tollen Momenten und einer ansteckenden Prise Humor. Das ist nicht wichtig und wird beim wiederholten Ansehen schneller seinen Reiz verlieren, als noch Teil eins, aber mit dem richtigen Publikum sorgt das dennoch für einen spaßigen Abend – wie ein erfrischender Sommer-Cocktail.