Maleficent: Mächte der Finsternis [2019]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 22. Februar 2020
Genre: FantasyOriginaltitel: Maleficent: Mistress of Evil
Laufzeit: 119 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien
Produktionsjahr: 2019
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Joachim Rønning
Musik: Geoff Zanelli
Besetzung: Angelina Jolie, Elle Fanning, Harris Dickinson, Michelle Pfeiffer, Robert Lindsay, Sam Riley, Chiwetel Ejiofor, Ed Skrein, David Gyasi, Jenn Murray, Juno Temple, Lesley Manville, Imelda Staunton, Warwick Davis
Kurzinhalt:
Seit fünf Jahren ist Aurora (Elle Fanning) nun Königin des Reichs der Moore mit seinen Fabelwesen und Geschöpfen. Als Prinz Philip (Harris Dickinson) um ihre Hand anhält, scheint für dessen Vater, König John (Robert Lindsay), und auch Aurora selbst ein dauerhafter Frieden zwischen den Mooren und dem Königreich der Menschen in greifbarer Nähe. Doch ihre Ziehmutter Maleficent (Angelina Jolie), die als dunkle Fee bei den Menschen gefürchtet ist, untersagt ihr die Hochzeit auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen mit der vermeintlich großen Liebe. Auch Königin Ingrith (Michelle Pfeiffer) bleibt skeptisch, was ein dauerhaftes Bündnis anbelangt. Unterdessen werden Pläne in Gang gesetzt, die nicht nur die Königreiche gegeneinander aufbringen, sondern einen kriegerischen Konflikt heraufbeschwören, bei dem sich Philip und Aurora auf unterschiedlichen Seiten wiederfinden. Im Zuge dessen erfährt Maleficent, dass sie nicht die einzige Fee ihrer Art ist – und sie ihre Bestimmung noch lange nicht erfüllt hat …
Kritik:
Dass Maleficent: Mächte der Finsternis, die Fortsetzung der düsteren Märchenadaption Maleficent - Die dunkle Fee [2014], nur etwas mehr als die Hälfte des Vorgängers an den Kinokassen wieder eingenommen hat, überrascht nicht. Trotz des dahinterstehenden Aufwands und der renommierten Besetzung, wissen die Filmemacher um Regisseur Joachim Rønning offenbar nach wie vor nicht, wie oder welche Geschichte um die von Angelina Jolie gespielte Titelfigur sie erzählen sollen. Das Ergebnis ist so uneinheitlich, dass es niemanden wirklich verärgern dürfte – oder begeistern.
Die Geschichte setzt fünf Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils an, in dem die dunkle Fee Maleficent, die einst die Tochter des Königs, der sie hintergangen hatte, Aurora, mit einem Fluch belegt hatte, durch den sie an ihrem 16. Geburtstag in einen tiefen Schlaf gefallen war. Dieser konnte nur durch einen Kuss der wahren Liebe gebrochen werden. In ihrer tiefen Zuneigung zu der Tochter, die ihr selbst verwehrt blieb, entdeckte die durch ihre imposanten Hörner finster erscheinende Maleficent ihre Gute Seite und das Publikum die bisherige Randfigur eines beliebten Märchens neu. Konnte Die dunkle Fee in manchen Belangen nur leidlich überzeugen, gelang es Hauptdarstellerin Angelina Jolie dennoch, ihrer Figur eine Verletzlichkeit zu verleihen, die man ihr auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte. Aber auch wenn sie nach wie vor die Titelfigur sein mag, Regisseur Rønning verbringt merklich mehr Zeit mit der neuen Königin des von Fabelwesen bewohnten Moorlandes, Aurora, und ihrem zukünftigen Gemahl, Prinz Philip.
Dessen Eltern stehen für die beiden Seiten in einem Konflikt, den sie selbst erst heraufbeschwören. Während König John die kommende Hochzeit zwischen seinem Sohn und Aurora als Zeichen der Hoffnung sieht, einen dauerhaften Frieden zwischen seinem Königreich Ulstead und den jenseits des Flusses liegenden Mooren zu sichern, ist Königin Ingrith anderer Meinung. Sie sieht die Möglichkeit gekommen, Maleficent und die Feen ein für alle Mal zu besiegen. So wird ein Krieg heraufbeschworen, der in einer verheerenden Schlacht im letzten Drittel des Films mündet. Bis es soweit ist, erfährt Maleficent jedoch, dass sie nicht die einzige ihrer Art ist – und gleichzeitig die letzte Nachfahrin eines sagenumwobenen Wesens.
Das klingt geheimnisvoll und tatsächlich ist dieser Aspekt von Maleficent: Mächte der Finsternis merklich interessanter, als die vermeintliche Intrige am Königshof, die inhaltlich wenig einfallsreich und mühelos durchschaubar ausfällt. Überraschend ist allenfalls, wie wenig all dies mitreißt. Denn bis es soweit ist, dass sich Maleficent erneut der Missgunst und der Feindseligkeit der Menschen gegenübersieht, ist beinahe die Hälfte des Films vergangen. Mit den Hochzeitsvorbereitungen, der weiteren Vorstellung der Moore, die von zahlreichen seltsamen wie fantasievollen Wesen bevölkert sind, sowie den eigenmächtigen Plänen der Königin, die sogar Fabelwesen für ihre Zwecke einspannt, ist im Grunde viel geschehen. Aber dennoch bleibt das Publikum zu unbeteiligt, die Figuren zu unnahbar oder wenig greifbar, als dass man von ihrem Schicksal ergriffen würde.
Das mag auch daran liegen, dass sich die Geschichte – wie schon im ersten Film – nicht entscheiden kann, ob sie nun ernst, oder lustig sein soll. Gewinnt ein Gespräch zwischen Ingrith und Maleficent bei einem Abendessen ungewohnt und schnell an inhaltlicher Schärfe, werden die tiefen Gräben zwischen diesen unterschiedlichen Welten so offenbar und erfährt die dunkle Fee wenig später, wie verheerend es um ihr eigenes Volk bestellt ist, sind die Szenen dazwischen regelmäßig mit geradezu albernem Humor versehen. Seien es die drei Elfen, die wieder mit dabei sind, oder lockere Dialoge, die im Gegensatz zu dem stehen, was der Inhalt im Grunde vorgibt.
Dies mündet schließlich darin, dass buchstäblich nur Minuten, nachdem bei einem Finale unzählige Menschen und Feen ihr Leben gelassen haben, die übrig gebliebenen zu einer fröhlichen Zeremonie zusammenkommen und vergessen zu haben scheinen, was gerade geschehen ist. Ganz zu schweigen davon, dass selbst der Schrecken derjenigen Personen, die für das Leid und den Hass verantwortlich sind, am Ende nicht besiegt, sondern verharmlost und in tierischer Gestalt ins Lächerliche gezogen wird.
Die Heimvideoveröffentlichung von „Walt Disney Studios Home Entertainment, A Division of the Walt Disney Company (Germany) GmbH“ wartet, wie zu erwarten, mit einer gelungenen Bild- und Tonqualität der Blu-ray auf. Der Film selbst wird in einer Auflösung von 1080p präsentiert, die deutsche Tonspur liegt in Dolby Digital Plus 7.1 vor, während die englische Sprachspur auch in DTS‑HD Master Audio 7.1 verfügbar ist. Weitere Sprachspuren (italienisch und polnisch) sind ebenso vorhanden wie Untertitel in deutsch, englisch für Hörgeschädigte, italienisch, polnisch und griechisch.
Ein Audiokommentar ist bedauerlicherweise nicht enthalten, dafür jedoch zwei Erweiterte Szenen, das Musikvideo zu Bebe Rexhas „You Can’t Stop the Girl“, welches beim Abspann zu hören ist, ein kurzer Einblick in Pannen vom Dreh sowie Featurettes zur Fantasy-Welt von Maleficent selbst: „Die Herkunft der Feen“, „Auroras Hochzeit“, „Wenn man Flügel hätte“ und ein Blick auf die Trickeffekte. Die Gesamtspielzeit der Kurz-Dokumentationen ist mit 12 Minuten jedoch leider sehr überschaubar. Fans des Films dürfen sich somit zumindest über einen kleinen Einblick hinter die Kulissen freuen, selbst wenn man sich auch ohne eine „Collector’s Edition“ über etwas umfangreicheres Bonus-Material gefreut hätte.
Fazit:
Sieht man, wie mühelos es Angelina Jolie gelingt, mit einem einzigen Blick oder einem bewusst unbeholfen erscheinenden Lächeln ihrer Figur eine Unsicherheit zu verleihen, wie sie die Szenen ausfüllt, in denen sie zu sehen ist, dann muss man sich durchaus fragen, weshalb Regisseur Joachim Rønning seiner Hauptdarstellerin so wenig zu tun gibt. So interessant und vielversprechend die Idee um weitere Feen ihrer Art ist, so reizvoll es wäre, zu sehen, wie sie zu deren Anführerin aufsteigt, so absehbar ist die Geschichte, die Maleficent: Mächte der Finsternis letztlich erzählt. Unbestritten ist Elle Fanning nach wie vor eine gute Besetzung für die junge Herrscherin Aurora, doch erfährt sie hier keine Entwicklung und Michelle Pfeiffer würde man einen gewaltigeren Abgang wünschen. Es ist, als würden die Macher immer noch nicht wissen, ob dies nun ein düsteres Märchen für ein jugendliches, oder ein lustiges für ein kindliches Publikum sein soll. Bei allem Potential, das dabei für die Entwicklung der Titelfigur zu sehen ist, die Mischung richtet sich an niemanden richtig und kann deshalb leider immer noch nicht wirklich überzeugen. Dabei ist die Fantasy-Welt selbst bemerkenswert detailliert zum Leben erweckt.
Blu-ray-Wertung:
Maleficent: Mächte der Finsternis ist ab dem 27. Februar 2020 als Blu-ray, DVD und auch digital von Walt Disney Studios Home Entertainment erhältlich! |
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Urheberrecht des Bildes liegt bei Walt Disney Studios Home Entertainment, A Division of the Walt Disney Company (Germany) GmbH. Verwendet mit freundlicher Genehmigung. |