Madagascar 2 [2008]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 21. Juli 2009
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: Madagascar: Escape 2 Africa
Laufzeit: 89 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2008
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Eric Darnell, Tom McGrath
Musik: Hans Zimmer
Stimmen: Ben Stiller (Jan Josef Liefers), Chris Rock (Rick Kavanian), David Schwimmer (Bastian Pastewka), Jada Pinkett Smith (Claudia Urbschat-Mingues), Sacha Baron Cohen (Stefan Gossler), Cedric the Entertainer (Roland Hemmo), Andy Richter (Gerald Schaale), Bernie Mac (Engelbert von Nordhausen), Alec Baldwin (Klaus-Dieter Klebsch), Sherri Shepherd (Almut Zydra), Will i Am (Friedemann Benner), Elisa Gabrielli (Heike Schroetter), Tom McGrath (Michael Beck), Chris Miller (Thomas D), Christopher Knights (Smudo), Conrad Vernon (Andreas Rieke)


Kurzinhalt:
Bevor der Löwe Alex (Ben Stiller / Jan Josef Liefers) im Central Park Zoo in New York zur Attraktion wurde, lebte er in Afrika – und auch wenn er es schon lange vergessen hat, dort hat er seine Wurzeln. Diese Instinkte erwachen wieder zum Leben, als er zusammen mit dem Zebra Marty (Chris Rock / Rick Kavanian), der Giraffe Melman (David Schwimmer / Bastian Pastewka), der Nilpferddame Gloria (Jada Pinkett Smith / Claudia Urbschat-Mingues) und den beiden Lemuren Julien (Sacha Baron Cohen / Stefan Gossler) und Maurice (Cedric the Entertainer / Roland Hemmo) auf dem Weg von Madagaskar nach New York in Afrika notlandet.
Während die vier Pinguine darum bemüht sind, das demolierte Flugzeug wieder funktionstüchtig zu machen, erkunden die New Yorker Zootiere ihre neue Umgebung. Marty trifft auf eine Herde Zebras, die ihn daran zweifeln lassen, dass er wirklich einzigartig ist, während Melman mit sich ringt, Gloria seine Gefühle für sie zu gestehen. Diese lässt sich unterdessen mit dem aufgeblasenen Nilpferd Moto Moto (Will i Am / Friedemann Benner) ein. Unterdessen trifft Alex auf seinen Vater Zuba (Bernie Mac / Engelbert von Nordhausen), dessen Widersacher Makunga (Alec Baldwin / Klaus-Dieter Klebsch) daraufhin die Zeit gekommen sieht, Zubas Position an der Spitze der Tiere einzunehmen. Dazu nutzt er den leichtgläubigen Alex aus ...


Kritik:
Ganz ohne Frage wollten die Produzenten einen größtmöglichen Erfolg von Madagascar 2 garantieren. So muss man Madagascar [2005] nicht einmal gesehen haben, um die Fortsetzung zu verstehen. Der erste Teil wird als Rückblick zu Beginn im Schnelldurchlauf erzählt.
Die vielleicht einzig neue Erkenntnis des zweiten Teils mag dabei sein, dass Pinguine sehr wohl fliegen können – nur tanken können sie nicht.

Die Geschichte beginnt dabei beim Abschied von Madagaskar und dem Flug zurück in die Heimat der Zoobewohner. Doch da sich die fracktragende, militante Verschwörungstruppe verschätzt hat, landet der Flieger mit Alex, Marty, Melman, Gloria, den beiden Lemuren und der "Crew" in Afrika. Wer allerdings auf einen Zusammenprall der Kulturen hofft, der wird enttäuscht. Was die vier Freunde im Land ihrer Vorfahren erwartet, ist weitaus simpler Natur. Über die Gepflogenheiten der Tiere in ihrer freien Wildbahn oder der Situation in Afrika in den Naturschutzgebieten oder außerhalb, erfährt man nichts. Stattdessen trifft Alex auf seinen Vater. Doch auch hier verbirgt sich keine "Suche nach dem Vater" hinter der Story, vielmehr erkennen sich beide sehr schnell und werden von dem hinterhältigen Makunga ausgetrickst, der seit Jahren schon die Führung über die Herde übernehmen wollte.
Welche Dokumentationen sich die Autoren von Madagascar 2 angesehen haben, um den Eindruck zu gewinnen, in Afrika würden Giraffen, Nilpferde, Zebras, Löwen und allerlei andere Tiere eine einzige große Herde bilden, lässt sich beim besten Willen nicht erklären. Entdeckte Alex im ersten Film nach einer gewissen Zeit in freier Wildbahn noch seine ursprünglichen Instinkte wieder und musste seinen Jagdtrieb unterdrücken, ist davon hier gar nichts zu spüren. Hier vertragen sich alle Tierarten untereinander, gehen gemeinsam am Wasserloch trinken und verspeisen zum Abendessen vermutlich einen Tofu-Bratling.
Was dabei mit Marty passiert, übertrifft Alex Erlebnis beinahe noch. Er muss erkennen, dass alle Zebras im Reservat genauso sind wie er. Es gibt also keine weiblichen und männlichen Zebras, auch keine schwarzen mit weißen Streifen und weiße mit schwarzen Streifen (wie in der Natur), vielmehr scheint Marty Teil einer unzählige Male geklonten Herde zu sein, die auch alle seine Stimme besitzen. Dass dieser Witz des "doppelten Marty" damit schon nach dem zweiten Erwähnen klingt, als hätte man ihn schon Hundert Mal gehört, verwundert nicht. Doch das hält die Autoren nicht davon ab, daraus einen Running Gag zu machen. Zum Dauerwitz wird dabei leider auch ein Moment aus Madagascar, den man an sich schon lange wieder vergessen hatte. Wer sich an die alte Oma erinnert, die Alex vor laufenden Fernsehkameras verprügelte, der darf sich auf ein Wiedersehen einstellen. Und wie nicht anders zu erwarten, verprügelt sie Alex erneut, dann verprügelt sie ein paar andere Tiere und zu guter Letzt schließlich verprügelt sie ... aber das wäre zuviel verraten.
Die einzigen beiden Figuren, die ein wenig weiterentwickelt werden, sind Gloria und Melman, die dabei aber gleichzeitig am wenigsten zu tun bekommen. Selbst das Lemurenduo Julien und Maurice werden hier stärker eingespannt, wobei deren überkanditeltes, weltfremdes Verhalten ebenfalls aus dem ersten Film bekannt ist und hier lediglich in der Masse bis zum Unerträglichen gesteigert wird. Wer allenfalls für einige gute Momente sorgt ist die Truppe Pinguine, die im letzten Film auch witziger waren als hier, dafür aber zumindest für Lacher sorgen, wo sich sonst Langeweile breit machen würde.

Teilweise gelingt es den zumindest im Englischen Original prominent besetzten Stimmen, über die inhaltlichen Schwächen hinweg zu täuschen. Die vier Hauptfiguren werden von Ben Stiller, Chris Rock, David Schwimmer und Jada Pinkett Smith routiniert vorgetragen, während Sacha Baron Cohen am ehesten darunter zu leiden hat, dass seine Figur die Nerven der Zuschauer arg überstrapaziert. Erstaunlich farblos bleibt Alec Baldwin als Bösewicht, der (das muss man zu seiner Verteidigung sagen) jedoch kaum etwas zu tun bekommt und auch nicht wirklich böse sein darf. Sehr gut getroffen wurde Alex Vater von Komödiant Bernie Mac. Umso tragischer ist, dass der talentierte Mime im letzten Sommer überraschend verstarb.
So uninspiriert wie die vier Hauptstimmen klingen, so belanglos gibt sich auch die musikalische Untermalung von Hans Zimmer, die durch eine x-beliebige hätte ausgetauscht werden können. Da helfen auch die aufdringlichen, gesungenen Songs nicht weiter.

In den drei Jahren seit Madagascar haben die Macher zumindest ihre Hausaufgaben in Bezug auf die verwendete Technik gemacht. War der erste Film was die blassen Hintergründe und die kantigen Figuren anging hinter der Konkurrenz der anderen Pixelfirmen zurück geblieben, wirkt DreamWorks Animations Madagascar 2 merklich frischer. Die Charaktere sind nach wie vor sehr eckig, doch wirkt deren Fell immerhin nicht mehr so lieblos texturiert. Eine Augenweide sind dafür die Hintergründe, die die Schönheit der Natur in bezaubernde Farben und Perspektiven einfängt. Auch die verwendeten Schärfen und Unschärfen wirken natürlich, ebenso wie die stellenweise bewegten Kamerafahrten, welche die Inszenierung lebendig erscheinen lassen.
Die Präsentation verblüfft dabei immer noch nicht so sehr wie beispielsweise Pixars Ratatouille [2007], doch ist hier ein Schritt in die richtige Richtung erkennbar. Das kann man vom Drehbuch leider nicht behaupten, das ganz im Gegenteil, eher noch einen Schritt zurück geht. Auch nach 15 Jahren sollte man also bei diesem Thema lieber zu Der König der Löwen [1994] greifen.


Fazit:
Die Kritikpunkte an Madagascar waren seinerzeit ganz klar und bei allen älteren Zuschauern dieselben. Doch scheinen die Filmemacher auf ihre Zuseher nicht hören zu wollen. Statt eine griffige Story zu bieten, versumpft das Afrika-Abenteuer in realitätsfernen Belanglosigkeiten. Eine richtige Aussage abgesehen vom universellen "auf Freunde kann man immer zählen"-Gefasel gibt es nicht und sollten Kinder die Darstellung der afrikanischen Wildnis und der Tiere darin so für bare Münze nehmen, wie sie hier beschrieben werden, wundert einen auch das Pisa-Ergebnis nicht.
Wer über die Witze im ersten Teil lachen konnte, darf sich freuen, sie werden hier allesamt zehnfach wiederholt. Wirkliche neue Späße gibt es aber nicht. Routiniert inszeniert und ebenso mittelmäßig dargeboten, trägt der Film nichts Neues zu den Figuren bei. Und wäre es nicht um die schönen, "gezeichneten" Hintergründe oder darum, dass man sich mit viel Leerlauf mäßig unterhält, dann wäre Madagascar 2 nicht einmal ein durchschnittlicher Film.