Mad Max [1979]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 10. Januar 2016
Genre: Thriller / Action

Originaltitel: Mad Max
Laufzeit: 88 min.
Produktionsland: Australien
Produktionsjahr: 1979
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: George Miller
Musik: Brian May
Darsteller: Mel Gibson, Joanne Samuel, Hugh Keays-Byrne, Steve Bisley, Tim Burns, Roger Ward, Lisa Aldenhoven, David Bracks, Bertrand Cadart, David Cameron, Vincent Gil


Kurzinhalt:

In naher Zukunft steht die Welt am Abgrund. Die Zivilisation ist großteils zerfallen, die Straßen werden von Verrückten und skrupellos gewalttätigen Rockerbanden beherrscht. Ihnen steht einzig eine unterlegene Polizeitruppe gegenüber, die ebenso brutal agiert. Nachdem der Polizist Max Rockatansky (Mel Gibson) den Anführer einer Rockergang in einer Verfolgungsjagd getötet hat, kehren dessen Anhänger unter Toecutter (Hugh Keays-Byrne) zurück und bringen Tod und Zerstörung mit sich. Zusammen mit seiner Frau Jessie (Joanne Samuel) und seinem kleinen Sohn zieht sich Max aufs Land zurück, doch auch dort lauert Gefahr ...


Kritik:
Was immer man über den Inhalt von Mad Max verrät, ist an sich ein Spoiler. Das nicht, weil der Film so unvorhersehbar wäre, sondern vielmehr, weil George Millers erste Regiearbeit so wenig tatsächliche Handlung besitzt, dass wenn sie denn einsetzt, im Film nur noch 15 Minuten übrigbleiben. Dass man hier die Überraschungen dennoch vorwegnimmt ist jedoch deshalb zu entschuldigen, da es nicht darauf ankommt, wovon Mad Max handelt, als vielmehr, wie der Inhalt dargebracht wird.

Angesiedelt ist die Geschichte in naher Zukunft in Australien. Die wenigen Informationen, die der Film über diese Welt liefert, lassen nichts Gutes erahnen: Gangs beherrschen die Straßen und terrorisieren die Bevölkerung. Die hoffnungslos unterlegene Polizei hält zwar den Kampf mit ihnen, greift dabei aber zu ebenso skrupellosen Mitteln. Benzin ist ein knappes Gut und sieht man das zerfallende Polizeipräsidium, dann sieht es so aus, als wäre die Welt kurz vor dem Sprung über den Abgrund.
In dieser Welt gibt es keine Helden, so der allgemeine Tenor. Eine goldene Ausnahme ist der Polizist Max Rockatansky (ein blutjunger Mel Gibson in der Rolle, die ihn international bekannt gemacht hat). Ihm gelingt es auch, den aus dem Gefängnis geflohenen Boss der Rockergang "Höllenjockeys", der sich Nightrider nennt, nach einer waghalsigen Verfolgungsjagd zu stoppen.

Bereits in den ersten Minuten wird dabei klar, worum es in Mad Max geht und weshalb der Streifen seinem Ruf als Exploitationfilm durchaus gerecht wird: Das Tempo, das Miller in seinem Film in den Verfolgungsjagden erzeugt, ist beeindruckend und die Crashs buchstäblich atemberaubend. In einer Zeit vor computergestützten Zerstörungsorgien ist die Action hier durchweg handgemacht. Manches erzeugt der Filmemacher nur durch eine beschleunigte Wiedergabe der Aufnahmen. Jagt man in einer Stoßstangenansicht oder vom Sitz des Motorradfahrers mit halsbrecherischem Tempo über den Highway, kommt ein unvergleichliches Gefühl für Geschwindigkeit auf.

Nach dem Tod ihres Anführers kommen die Jockeys in die Gegend, um seinen Leichnam abzuholen und verbreiten weiter Angst und Schrecken. Der Polizei sind die Hände gebunden und nachdem auch ein Polizist der Gang zum Opfer fällt, will Max seine Marke an den Nagel hängen. Was alles geschieht, bis er seinen Rachefeldzug startet, von dem man immer hört, sei hier nicht verraten. In Anbetracht dessen, was viele andere Filmemacher heute zeigen, findet George Miller einen Weg, die Gewalt nicht zu sehr auszuschlachten.

Dass Mad Max nicht nur eine ganze Generation an Filmemachern beeinflusste, sondern auch einen bleibenden Eindruck in der Popkultur hinterlassen hat, sieht man nicht zuletzt daran, dass mehr als 35 Jahre später mit Mad Max: Fury Road [2015] ein vierter Film der Reihe in die Kinos kam. Angesichts des Beginns der Figur hier fällt es in gewisser Weise schwer, die Popularität nachzuvollziehen. Nicht, weil George Miller kein guter Film gelungen wäre, sondern weil sein Film kaum von seinen Figuren lebt. Mel Gibson ist die Hälfte des Films wenig gefordert und beginnt schließlich sein Abstieg zu "Mad" Max, geht all das sehr, sehr schnell. Über die Welt, in der er lebt, verrät der Film außergewöhnlich wenig und die Handlung scheint selbst für die eineinhalb Stunden dürftig. Handwerklich gesehen jedoch ist Mad Max eine wirkliche Überraschung und mit den langen Einstellungen, den spektakulären Crashs und dem langen Aufbau der bedrohlichen Spannungsmomente überaus gelungen.


Fazit:
Die unpassend säuselnde musikalische Untermalung reißt einen beinahe aus der düsteren Endzeitvision heraus. Mad Max ist ganz offensichtlich ein Kind seiner Zeit und das nicht im Positiven. Die Geschichte ist arg in die Länge gezogen, die Figuren unterhalten sich teils so gekünstelt und hölzern, als wären sie nicht einmal gemeinsam im selben Zimmer. Dennoch funktioniert die Geschichte dank der sehenswerten und nicht nur für die damalige Zeit bemerkenswerten Umsetzung.
Dass das Schicksal der Sympathiefiguren interessiert, liegt an den Darstellern, die aus ihrem spärlichen Dialog das Beste machen und an der Inszenierung der Bedrohung, die hier durchaus spürbar wird. Wer sich darauf einlässt, bekommt den Ursprung einer Figur gezeigt, die auf Grund der immer noch gültigen Aussage Jahrzehnte überdauert hat. Das ist inhaltlich nicht wirklich überraschend oder wertvoll, aber fulminant in Szene gesetzt.