Looper [2012]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 09. März 2013
Genre: Science Fiction / Thriller

Originaltitel: Looper
Laufzeit: 119 min.
Produktionsland: USA / China
Produktionsjahr: 2012
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Rian Johnson
Musik: Nathan Johnson
Darsteller: Joseph Gordon-Levitt, Bruce Willis, Emily Blunt, Jeff Daniels, Paul Dano, Noah Segan, Piper Perabo, Pierce Gagnon, Qing Xu, Tracie Thoms, Frank Brennan, Garret Dillahunt, Nick Gomez


Kurzinhalt:
Joe (Joseph Gordon-Levitt) traut seinen Augen nicht, als am vereinbarten Treffpunkt vor ihm sein dreißig Jahre älteres ich (Bruce Willis) auftaucht, das er als so genannten Looper exekutieren soll. Drei Jahrzehnte in der Zukunft werden Menschen ins Jahr 2044 zurückgeschickt, die das mächtige Verbrechersyndikat des "Regenmachers" eliminieren möchte. Die Looper in der Vergangenheit, organisiert von Abe (Jeff Daniels), sind für die Beseitigung zuständig. Wer sein eigenes ich aus der Zukunft entsorgt, wird mit einer großen Abfindung entlassen und hat 30 Jahre Zeit, sein Leben zu genießen. Doch Joes älteres ich gelingt die Flucht.
Während Abes Schergen sowohl hinter dem alten, als auch dem jungen Joe her sind, fasst der ältere einen gefährlichen Plan, der die Geschichte verändern könnte. Der jüngere Joe, der unter den Entzugserscheinungen seiner Drogensucht leidet, wird indes von Sara (Emily Blunt) und ihrem Sohn Cid (Pierce Gagnon) auf ihrer Farm aufgenommen. Doch da alles, was der junge Joe erlebt, eine Erinnerung des alten Joe wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis er ihn finden wird, wenn dies Abe nicht schon vorher gelingt ...


Kritik:
"Das mit den Zeitreisen [...] verbrutzelt einem total das Gehirn" offenbart Abe dem jungen Joe in einem Gespräch zu Beginn von Looper. Dabei spricht Abe aus eigener Erfahrung, stammt er doch aus einer Zeit 30 Jahre in der Zukunft. Er wurde vom Kopf eines Verbrechersyndikats geschickt, um im Jahr 2044 das Netzwerk der Looper aufzubauen. Diese sind Killer, die an einem definierten Zeitpunkt auf Zeitreisende aus der Zukunft warten und diese exekutieren und verschwinden lassen. Es ist die beste Möglichkeit für Verbrecher in der Zukunft, unerwünschte Personen loszuwerden. Im Jahr 2074 sind Zeitreisen zwar verboten, doch das Geschäft der Looper floriert. Für jeden Auftragsmord erhalten sie kostbares Silber, das dem Opfer auf den Rücken gebunden ist. Finden sie dort einmal Gold vor, war es ihr zukünftiges Selbst, das sie getötet haben. Damit haben sie ihren Loop geschlossen, das unausweichliche Schicksal eines jeden Loopers. Von dem Moment an haben sie 30 Jahre Zeit, ihr Leben zu genießen, ehe es unausweichlich (in der Vergangenheit) zu Ende geht. Wie gesagt, mit Zeitreisen ist es so eine Sache.
Während viele Drehbuchautoren nur kurz auf dieses Element eingehen, es als gegeben hinnehmen, aber die Dynamik dahinter großteils ausblenden, um sich nicht in Logiklöchern zu verlieren, geht Autor und Regisseur Rian Johnson hier einen anderen Weg und beschäftigt sich sogar damit, was passiert, wenn eine ältere Person aus der Zukunft in die Vergangenheit reist und durch die Ankunft beim jüngeren ich urplötzlich neue Erinnerungen entstehen, die die ältere Person bis dahin noch nicht gekannt hat. Looper ist ein Science Fiction-Film für Genrefans, der sich aber gleichzeitig an ein erwachsenes Publikum richtet. Dabei sieht die Zukunft, sei es nun in 30 oder 60 Jahren, nicht sehr vielversprechend aus.

Allerdings verrät der Film erstaunlich wenig über die Welt insgesamt. Angesiedelt in Kansas sieht man zwar, dass Verbrechersyndikate die Straßen kontrollieren, auf denen ohnehin mehr Selbstjustiz als Recht und Gesetz herrschen, doch wie die politischen Kräfte auch weltweit verteilt sind, darüber schweigt sich das Skript aus. Joe ist einer der Looper, die für Abe arbeiten. Dieser wurde vom so genannten Regenmacher aus der Zukunft geschickt, um das Looper-Netzwerk zu betreuen. Doch als eines Tages Joe sich selbst zur Exekution vorgesetzt wird, gerät sein geordnetes Leben aus den Bahnen. Dem älteren Joe gelingt die Flucht und auch wenn er darauf aus ist, seinem jüngeren ich nicht über den Weg zu laufen, muss er ihn doch beschützen. Sollte Abe oder einer seiner Helfer dem jungen Joe etwas antun, würde sich dies direkt auf den älteren Joe auswirken. Eines der bewährtesten Mittel, wenn ein Looper seinen Loop nicht geschlossen hat.
Im Jahr 2044 angekommen, hat der ältere Joe einen Plan gefasst – könnte er den Regenmacher in jungen Jahren ausfindig machen, könnte er dessen Schreckensherrschaft in der Zukunft ein Ende setzen und auch das System der Looper ausschalten. Welche Auswirkungen das tatsächlich haben würde, da dann auch der jüngere Joe nie von Abe hätte rekrutiert werden können und womöglich seine Jungend nie überlebt hätte, sei dahingestellt. Ein solches Gedankenspiel würde den Rahmen des Films sprengen, der nach der Hälfte der Erzählung einen merklichen Knick erfährt. Dann führt Looper Sara und ihren Sohn Cid ein, die zurückgezogen auf einer Farm leben. So actionreich die erste Filmhälfte endet, so vorsichtiger und ruhiger beginnt die zweite. Dass Hauptdarsteller Bruce Willis ab diesem Moment nur noch in einer Nebenrolle zu sehen ist, mag viele Zuseher verärgern, doch in den Szenen, die sich um ihn und seine schwierigen Entscheidungen drehen, beweist Willis, dass er mehr kann, als er in vielen seiner jüngsten Produktionen erkennen lässt. Emily Blunt verleiht einer schwierigen Figur von Beginn an eine zurückhaltend melancholische Tiefe, deren Ursprung sich erst im letzten Drittel erkennen lässt, während Joseph Gordon-Levitt tadellos überzeugt. Der einzige Kritikpunkt an seiner Darstellung ist nicht ihm anzulasten: Um ihn seinem älteren Film-Alter-Ego Bruce Willis ähnlicher zu machen, ist er in Looper mit einer Maske versehen, die seine Gesichtsform verändert. Das ist in vielen Einstellungen unauffällig gelungen, in manchen jedoch weniger gut und insbesondere Zuschauer, die Gordon-Levitt aus seinen bisherigen Rollen kennen, werden das Gefühl nicht loswerden, dass er vom Aussehen her nicht er selbst ist.

Handwerklich überzeugt Regisseur Rian Johnson durch interessante Perspektiven und eine Zukunftsvision, die überraschend unaufgeregt und deshalb glaubhaft ist. Auch in der zweiten Filmhälfte beweist er ein Gespür für Szenenkomposition und dank einer tollen Schnittarbeit wirkt sowohl das Finale, als auch Joes Erkenntnis auf erschreckende Weise beunruhigend. Das geringe Budget merkt man dem Zukunftsthriller nicht an, im Gegenteil. Genrefans werden sich, sobald die Motive des älteren Joe feststehen, an den prägenden Twelve Monkeys [1995] erinnern und auch Elemente aus X-Men - Der letzte Widerstand [2006] sind zu beobachten. Doch bringt dies das Genre leider mit sich und es steht dem cleveren Skript auch nicht entgegen. Die vielen Facetten jener Welt in knapp 30 Jahren und die Details machen den Thriller ebenso sehenswert wie die Darsteller, die in der verzwickten Story aufgehen. Nicht zu vergessen ist hier auch Jeff Daniels in einer gelungenen Nebenrolle.


Fazit:
Am Ende zeichnet Autor und Regisseur Rian Johnson ein Testament für die Kraft der Liebe in seinem Science Fiction-Thriller Looper. Sie kann aus einem schlechten Menschen einen guten machen, dafür sorgen, dass sich jemand für einen anderen opfert – ihretwegen werden auch Morde begangen. Trotz des Zeitreise-Elements rückt der Film letztendlich sehr menschliche Aussagen in den Mittelpunkt, auch wenn die zwei größten "Überraschungen" der Story für Filmfans absehbar sind.
Hinter der mit einem nicht sichtbar geringen Budget ausgestatteten Produktion verbirgt sich ein erstaunlich harter Thriller, der Dank eines durchdachten Drehbuchs zu überzeugen weiß. Die namhafte Besetzung macht ihn einem größeren Publikum zugänglich, auch wenn die entscheidenden Szenen nur mit wenigen Akteuren vor der Kamera stattfinden, als wollte der Filmemacher diese Momente nicht durch unnötige Figuren verwässern. Gelungen ist ihm dabei eine interessante, wenn auch nicht wirklich neue Geschichte, die beiläufig eine Zukunftsvision skizziert, die zumindest in der Hoffnungslosigkeit der Menschen durchaus plausibel erscheint. Interessenten sollten nur bedenken, dass das Tempo der ersten Hälfte nicht bis zum Schluss hält, da die Geschichte dann einen persönlicheren Schwerpunkt ins Auge fasst.