Lizenz zum Töten [1989]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 03. Januar 2014
Genre: Thriller / ActionOriginaltitel: Licence to Kill
Laufzeit: 133 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 1989
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: John Glen
Musik: Michael Kamen
Darsteller: Timothy Dalton, Carey Lowell, Robert Davi, Talisa Soto, Anthony Zerbe, Frank McRae, David Hedison, Wayne Newton, Benicio Del Toro, Anthony Starke, Everett McGill, Desmond Llewelyn, Pedro Armendáriz Jr., Robert Brown, Priscilla Barnes, Don Stroud, Caroline Bliss
Kurzinhalt:
Auch wenn James Bond (Timothy Dalton) bei Felix Leiters (David Hedison) Hochzeit "nur" der Trauzeuge sein sollte, als der CIA-Agent auf dem Weg zur Kirche von den Kollegen der Drogenfahndung informiert wird, dass der Drogenbaron Franz Sanchez (Robert Davi) auf den Bahamas eingetroffen ist, begleitet 007 seinen Kollegen dabei, Sanchez dingfest zu machen. Dies gelingt sogar, doch kann der einflussreiche Schurke wenig später fliehen und schwört Rache.
So macht sich Bond gegen direkte Anweisung seines Vorgesetzten M (Robert Brown) auf, Sanchez endgültig zur Strecke zu bringen. Hierfür bittet er die Pilotin Pam Bouvier (Carey Lowell) um Hilfe, doch Sanchez lässt sein Anwesen von seiner privaten Armee bewachen. Nachdem er dessen Geschäftspartner Milton Krest (Anthony Zerbe) empfindlich getroffen hat, ergibt sich für Bond die Chance in Sanchez Nähe zu gelangen. Dessen Freundin Lupe (Talisa Soto) erkennt Bond zwar wieder, hofft aber selbst darauf, von ihm gerettet zu werden. Nur Sanchez rechte Hand Dario (Benicio Del Toro) weiß Bonds wahre Absichten einzuschätzen – und ihm wird Bond zweifelsfrei begegnen, wenn er den Drogenbaron beseitigen will ...
Kritik:
Zu behaupten, Lizenz zum Töten wäre kein Erfolg gewesen, wäre eine Untertreibung. Doch die stark zurück gegangenen Zuschauerzahlen in den USA deuteten den Produzenten, dass das Publikum Timothy Dalton in der Rolle des britischen Spions nicht akzeptierte. Zumindest nicht in gleichem Maß wie dessen Vorgänger. Das ist insofern sehr bedauerlich, da Dalton mit seinem zweiten Film beweist, dass er der Rolle gewachsen ist und die Figur gekonnt zu den Wurzeln ihres Autors zurückführen kann. Dass der Film der bis dahin brutalste der Reihe ist, heißt nicht, dass er kein erstklassiger Agententhriller ist, dessen Story gerade im Vergleich zu den früheren Teilen greifbarer und glaubwürdiger ist.
Der Teaser vor dem Vorspann gehört bereits zur eigentlichen Story des Films und erzählt keine losgelöste Episode. Darin gelingt es dem CIA-Agenten und Freund Bonds, Felix Leiter, am Tag seiner Hochzeit, den Drogenbaron Franz Sanchez zur Strecke zu bringen, der seinen sicheren Zufluchtsort verlassen hat.
Wenn Nachahmung ein Zeichen für Bewunderung ist, sollten sich Regisseur John Glen und die Autoren Michael G. Wilson und Richard Maibaum durchaus geschmeichelt fühlen, immerhin hat niemand geringeres als The Dark Knight [2008]-Regisseur Christopher Nolan mehrere Ideen für seine Comic-Verfilmung übernommen. Die ungewöhnliche Flugzeugentführung zu Beginn von Lizenz zum Töten zählt dabei ebenso zum Besten, was die Agenten-Reihe bis dahin auf die Leinwand gebracht hat, wie das unerreichte Finale mit den Tanker-Trucks.
Sieht man vielen der älteren Bond-Filmen die Zeit an, in der sie entstanden sind – und wirken sie deshalb mitunter aus heutiger Sicht etwas eingerostet – ist das beim insgesamt sechzehnten Film der Agentensaga in keiner Weise der Fall.
Nachdem Sanchez freigekommen ist und auf grausame Art Rache genommen hat, wirft der britische Spion alles über Bord, was ihm bis dahin wichtig war, und geht eigenmächtig auf Mission, Sanchez zur Strecke zu bringen. Dass er hierfür weder auf Rückendeckung aus London zählen kann, wie auf Verstärkung aus dem eigenen Lager, macht ihn nur umso gefährlicher.
Einer der größten Stärken des in Bezug auf den Hintergrund der Macht der Drogenbosse überaus realistischen Skripts, ist dabei die Tatsache, dass sich Bond auf ständig ändernde Gegebenheiten einstellen muss. Verhandelt er mit Sanchez, der ihn nicht kennt, um eine Anstellung bei ihm erhalten zu können, erinnert Bonds Improvisationskunst oder die Art und Weise, wie er die Schurken gegeneinander ausspielt, stark an Goldfinger [1964], eben weil der Agent mehr reagieren muss, anstatt seinen Plan mühelos in die Tat umgesetzt zu sehen. Dass Bonds Vorgehen dabei nicht nur andere Operationen gefährdet, sondern sogar Opfer fordert, verdeutlicht umso mehr, wie sehr er die Situation eingangs unterschätzt hat.
Ob Lizenz zum Töten allerdings so brutal sein musste, wie der Film letztlich geworden ist, sei dahingestellt. Kenner werden angesichts der aktuellen, sehr gut restaurierten High Definition-Auflage überrascht sein, dass sich trotz gleichbleibender FSK-Freigabe zusätzliche Bilder und auch Töne eingefunden haben, die bis dahin in keiner deutschen Fassung zu sehen und zu hören waren. Dabei sind sowohl der Hai-Angriff zu Beginn, als auch die Sequenz in der Druckkammer bereits von der Idee her so grausam, dass man sie sich nur schwer in einem James Bond-Film vorstellen kann. Ob sie notwendig sind, sei dahingestellt.
Wer sich damit arrangiert, bekommt mit Timothy Daltons zweitem und letzten 007-Film einen hervorragend gemachten, ernsten und packenden Thriller geboten, der nicht nur innerhalb der Film-Reihe neue Maßstäbe gesetzt hat. Nur sollte man bedenken, dass dieser zu Recht einem erwachsenen Publikum vorbehalten ist.
Fazit:
Nicht erst beim Finale erkennt man, wie reibungslos alle Beteiligten hier ineinandergreifen. Lange Zeit hält sich Komponist Michael Kamen zurück, um die Wirkung der Bilder nicht zu untergraben. Wenn er mit dem bekannten Thema allerdings einsetzt, traut man sich als Zuschauer endlich wieder durchzuatmen. Die Action ist so explosiv, dass sich die meisten heutigen Filme ein Beispiel daran nehmen sollten. Dabei ist die Story komplex und doch so gut erzählt, dass keine Szene zu viel enthalten ist.
Angefangen von Timothy Dalton als Geheimagent James Bond, über Robert Davi als eiskalter und berechnender Bösewicht, bis hin zu Carey Lowell und Talisa Soto ist der Film hervorragend besetzt. Dass David Hedison erneut in die Rolle von Felix Leiter schlüpfen darf, wird Fans ebenso auffallen, wie die zahlreichen Anspielungen und Anekdoten, die sich in Lizenz zum Töten verbergen. All das macht den Thriller zu einem durchweg erstklassigen Film, bei dem allenfalls die gezeigte Gewalt aufstößt. Immerhin geht diese nie auf so grausame Art vom Helden aus.
Auf Grund der ernsteren Stimmung, ist der Film zweifelsohne nicht für alle Zuschauer geeignet, doch er zählt zu den besten der Reihe, wenn man sich darauf einlässt.