Lieber verliebt [2009]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 13. Januar 2010
Genre: Liebesfilm / KomödieOriginaltitel: The Rebound
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Bart Freundlich
Musik: Clint Mansell
Darsteller: Catherine Zeta-Jones, Justin Bartha, Lynn Whitfield, Kelly Gould, Andrew Cherry, Jake Cherry, Kate Jennings Grant, Joanna Gleason, Art Garfunkel, John Schneider, Sam Robards
Kurzinhalt:
Auf einem Geburtstagsvideo entdeckt Sandy (Catherine Zeta-Jones), dass ihr Ehemann (Sam Robards) sie betrügt. Darum zieht sie mit ihren Kindern Sadie (Kelly Gould) und Frank (Andrew und Jake Cherry) in die Stadt, um neu anzufangen. Dort bekommt sie auch eine Anstellung bei einem Sportsender, kann sich darum aber nicht mehr in dem Maße um die Kinder kümmern. Der Mittzwanziger Aram (Justin Bartha), der seit seinem Studienabschluss in einem Coffee-Shop arbeitet, wird ihr Kindermädchen.
Doch während der berufliche Aufwind Sandy gut tut, bleibt ein persönlicher Erfolg aus und verschiedene Dates enden alle in Enttäuschungen. Überraschend bahnt sich zwischen Sandy und Aram etwas an. Aber so schön dies auch sein mag, kann eine Beziehung zwischen zwei Personen funktionieren, wenn der Altersunterschied 15 Jahre beträgt? Wie werden Sandys Kollegen darauf reagieren, von den Kindern ganz zu schweigen ...
Kritik:
Eine Beziehung zwischen einem älteren Mann und einer jungen Frau ist (nicht zuletzt sogar in der Politik) nichts Neues. Ist die Frau aber 15 bis 20 Jahre älter als der Mann, wird das Paar meist mit seltsamen Blicken bedacht. Ist der Mann dann noch Anfang bis Mitte 20, fällt das gesellschaftliche Urteil meist sehr ähnlich und voreingenommen aus. Sandy ist 40 als sie zufällig erfährt, wie ihr Mann sie vermutlich nicht das erste Mal betrügt. Darum nimmt sie ihre beiden Kinder und zieht in die Stadt, raus aus den Zwängen der Vorstadt. Dort muss sie ihren Alltag erst einmal meistern, ihn organisieren lernen und entwickelt gleichzeitig Gefühle für den Babysitter ihrer Kinder: einen 25jährigen, der nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll. Aus der Ausgangslage ließen sich eine Vielzahl von Geschichten entwickeln. Sei es, wie Sandy ihre Wut über die Machtlosigkeit der Situation zu Beginn verarbeiten lernt, oder wie es ihr schwer fällt, nach so langer Zeit wieder berufstätig und gleichzeitig für ihre Kinder da zu sein. Oder wie der junge Aram eine Orientierung in der Welt gewinnt, sich der Altersunterschied der sich anbahnenden Beziehung zur gesellschaftlichen Hürde gestaltet, die es zu überwinden gilt. Man hätte auch erzählen können, wie die Kinder sich einer neuen Vaterfigur im Haushalt verweigern. Doch Autor und Regisseur Bart Freundlich scheint dies nicht wirklich zu interessieren. Stattdessen gestaltet er Lieber verliebt als seichte Unterhaltung mit dem Touch einer Gesellschaftskritik und lässt stattdessen lieber die Darsteller wirken, anstatt ihnen etwas zu tun zu geben.
So sieht man im Schnelldurchlauf wie Sandy – routiniert und sympathisch, aber nie verletzlich verkörpert von Catherine Zeta-Jones – ihr Leben wieder in geordnete Bahnen lenkt, wie sie in ihrem Beruf Fuß fasst und wie peinlich das ein oder andere Date ausfällt. Hier gleitet die ansonsten sehr harmlos gehaltene Komödie stellenweise in eine Alberei ab, die ihr nicht gut tut. Ebenso wenig wie die unnatürlich und verkrampft wirkende vulgäre Aussprache in der ersten Filmhälfte. Insbesondere wenn Kinder solche Ausdrücke wiedergeben, regt sich bei den vernünftigen Zuschauern Widerstand gegen die Dialoge. Diese werden sich auch fragen, weswegen nur kurz angedeutet wird, wie verletzt Sandy durch den Betrug tatsächlich ist, und ob ihr vermeintlich starkes Auftreten nicht vielmehr Fassade ist. Auch geht unter, weswegen sich Aram überhaupt zu ihr hingezogen fühlt, denn außer ihrem Äußeren scheint sie für ihn vorerst keine Reize zu besitzen. Es ist den Darstellern, insbesondere dem charmanten und charismatischen Justin Bartha (Das Vermächtnis der Tempelritter [2004], Das Vermächtnis des geheimen Buches [2007]) zu verdanken, dass die Liebeskomödie dennoch funktioniert. Ihm gelingt es sehr gut, sein augenscheinlich kindliches Verhalten im späteren Verlauf als ruhige Gelassenheit erkenntlich zu machen. Auch stimmt die Chemie zwischen den beiden Akteuren. Bis sie endlich zueinander finden, und dies vielmehr aus der Situation heraus geboren, als dass sich beide wirklich ineinander verliebt hätten, ist die Hälfte des Filmes vorbei. Dann widmet sich Freundlich kurz der Frage, wie eine solche Beziehung in der Gesellschaft akzeptiert wird, und begleitet die beiden Figuren schließlich in Zeitraffer in ihrer Entwicklung, die sie zweifellos noch sympathischer macht, wenngleich sie auch einer Idealvorstellung entsprechen mag. Für eine wirkliche Komödie fehlt es Lieber verliebt an Situations- oder Dialogkomik. Für einen richtigen Liebesfilm scheint der zündende Moment zu fehlen, in dem jener Funke zwischen den Partnern überspringt. Als Mischung ist das zwar durchweg unterhaltsam, lässt aber gerade im Nachhinein viele Wünsche offen. Routiniert umgesetzt und mit ansprechenden Liedern angereichert, ist es den beiden Hauptdarstellern zu verdanken, dass der glücklicherweise wenig zotenreiche Film nicht enttäuscht. Nur als Charakterstudie oder herzerwärmende Romanze überzeugt er gleichsam nicht. Und das ist angesichts der Beteiligten sehr bedauerlich.
Fazit:
Wenn Aram zum zweiten Mal in so kurzer Zeit enttäuscht und von Sandy allein auf dem Bürgersteig zurückgelassen wird, hat er die Zuschauer längst für sich gewonnen – dies gelingt ihm bereits mit seiner klugen Bemerkung beim Abendessen mit Sandys Kollegen. Justin Bartha ist der stille Star des Films und beweist, dass er mehr kann als nur in zweiter Reihe stehen. Die Chemie zwischen dem Leinwandpaar stimmt, auch wenn es nicht unbedingt knistert.
Hätte sich Regisseur Bart Freundlich dazu entschließen können, was er nun denn genau zeigen wollte, sei es nun eine handfeste Komödie, ein Charakterdrama um eine enttäuschte Liebe (oder die zerstörte Illusion eines behüteten Lebens), oder sogar die Selbstfindung zweier unterschiedlicher Personen, dann hätte aus Lieber verliebt ein sehr viel besserer Film werden können. Doch um wirklich mitfiebern zu können sind die Figuren zu flach und der Ablauf zu vorhersehbar, auch wenn Manches durchaus authentisch erscheint. Dank der Besetzung und einiger Ideen bleibt dies unterhaltsam, mehr aber leider nicht.