Knight Rider: „K.I.T.T.s Unfall mit Folgen“ [1985]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 11. Februar 2024
Genre: Action / Krimi / UnterhaltungOriginaltitel: Knight Rider: „Knight of the Juggernaut“
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1985
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Georg Fenady
Musik: Don Peake
Besetzung: David Hasselhoff, William Daniels (Gottfried Kramer), Edward Mulhare, Patricia McPherson, Peter Parros, John Considine, Mary Kate McGeehan, Nicholas Worth, Mary Woronov, Laurence Haddon, Pamela Susan Shoop, Richard Fullerton, Blair Underwood
Kurzinhalt:
Im ersten Moment klingt der Auftrag, den Michael Knight (David Hasselhoff) von Devon Miles (Edward Mulhare) erhält, nicht allzu anspruchsvoll. Zusammen mit K.I.T.T. (William Daniels / Gottfried Kramer) soll Michael in Chicago den Transport eines wertvollen, aber instabilen Isotops beaufsichtigen. Doch als Devon unverhofft zu einem unaufschiebbaren Termin gerufen wird, ist es an Michael, an einer Sitzung des Aufsichtsrats der „Foundation für Recht und Verfassung“ teilzunehmen, bei der die Tochter des Stiftungsgründers, Jennifer Knight (Mary Kate McGeehan), ihre Pläne vorstellt: sie will die Foundation auflösen und untersagt Michael und K.I.T.T. bis auf Weiteres sämtliche Aktivitäten. Gerade jetzt wird Michael das Gefühl nicht los, dass mit Devon etwas nicht stimmt und als er und K.I.T.T. von einem gepanzerten Juggernaut-Fahrzeug angegriffen und schwer in Mitleidenschaft gezogen werden, erhärtet sich nicht nur der Verdacht, dass Phillip Nordstrom (John Considine) das Isotop stehlen will, sondern auch Devon in seiner Gewalt hat. Michael und Ingenieurin Bonnie (Patricia McPherson) wären ganz auf sich gestellt, wäre es nicht um Reginald Cornelius III (Peter Parros), der auf den Straßen von Chicago für Recht und Ordnung sorgt …
Kritik:
Nach einer guten zweiten und einer soliden dritten Staffel, die neben der Rückkehr einer der Hauptfiguren der Serie auch zahlreiche Bekannte, mitunter in neuen Rollen, vorgestellt hat, beginnt die vierte und letzte Staffel der Actionserie Knight Rider mit einer Episode in Spielfilmlänge, die den unsäglichen deutschen Titel K.I.T.T.s Unfall mit Folgen trägt. Es ist mit eine der besten Folgen der Serie, die den restlichen Verlauf stärker prägt, als man es auf den ersten Blick vermuten würde.
Denn nicht nur, dass Wunderauto K.I.T.T. auf einen Widersacher trifft, dem er nicht gewachsen ist, mit Reginald Cornelius III, kurz RC3, wird das Team zum ersten Mal um ein Mitglied erweitert. Gleichzeitig wird die Hintergrundgeschichte der „Foundation für Recht und Verfassung“ ausgeschmückt und die Zerbrechlichkeit der gesamten Organisation herausgestellt, deren Leiter, Devon Miles, hier so verletzlich erscheint, wie nie zuvor. Dabei klingt Michael Knights Auftrag nach nicht mehr, als reiner Routine. Er soll mit K.I.T.T. den Transport eines von der Foundation zufällig entdeckten, besonderen Isotops in Chicago bewachen. Aber nicht nur, dass dieses in den Blick des skrupellosen Phillip Nordstrom geraten ist, der einen ausgefeilten Plan erarbeitet hat, das Isotop zu stehlen, um es an den Meistbietenden zu verkaufen, die Tochter von Stiftungsgründer Wilton Knight, Jennifer, die bislang eine zurückgezogene Rolle innerhalb der Stiftung wahrnahm, bringt sich nun stärker ein. Dabei will sie die exorbitanten Kosten senken und die Foundation für Recht und Verfassung ganz auflösen. Die Vision, dass ein Mann etwas verändern kann, droht daher endgültig zu scheitern. Als Michael schließlich befürchtet, dass Devon entführt und durch einen Doppelgänger ausgetauscht wurde, während K.I.T.T. bei einem verheerenden Angriff zerstört wird, sind er und Ingenieurin Bonnie schließlich ganz auf sich gestellt.
Das ist schließlich der Moment, in dem RC3 die Bühne betritt und die Art und Weise, wie diese neue Figur eingebunden wird, ist überaus gelungen. Ebenso, wie die Verantwortlichen darum bemüht sind, den Star der Show, K.I.T.T. mit neuen Funktionen interessant zu halten. Beschränkten sich diese bislang auf neue Überwachungs- oder Abwehrtechnologien, wird nun nicht nur das Aussehen des Cockpits verändert, auch das Äußere des schnittigen Pontiac Firebird Trans Am erhält ein in einer Hinsicht gelungenes, in anderer eher abstruses Update, das jedoch einem jungen Publikum zurecht ein Staunen abringen wird. K.I.T.T.s Unfall mit Folgen wartet in dieser Beziehung mit zahlreichen Neuerungen auf und bedroht nicht nur das Leben einer zentralen Figur, sondern auch die berufliche Existenz des gesamten Teams. Die ernstere Ausrichtung der Doppelfolge erscheint insoweit durchaus passend und auch Michael Knights Ansprache gegenüber dem Aufsichtsrat der Foundation, an Jennifer Knight gerichtet, die auf Drängen von David Hasselhoff eingefügt wurde, verleiht der Geschichte spürbar mehr Gewicht. Fans der Serie erhalten darüber hinaus einen weiteren Einblick in die Familienstammbaum der Knight-Familie, nicht zuletzt dank der Erwähnung von Jennifers Bruder Garthe, auf den Michael bereits zweimal getroffen war.
Der größte Schwachpunkt der Geschichte sind unzweifelhaft die Schurken selbst. Angefangen bei Phillip Nordstrom, über dessen Geliebte Dr. Von Furst, bis hin zum Gehilfen Hower, denen von Seiten des Drehbuchs kein entsprechender Hintergrund verliehen wird, so dass ihre finsteren Pläne wirklich packen könnten. Der Handlungsstrang um das neu entdeckte Isotop ist nicht mehr als das „MacGuffin“ der Geschichte, dafür notwendig, dass sie überhaupt in Gang kommt, doch die Bedrohung, die Nordstrom und seine Schergen für Michael und K.I.T.T. bedeuten, ist ungemein mitreißender, als der lange geplante Diebstahl. Sieht man über diesen Aspekt hinweg, bietet K.I.T.T.s Unfall mit Folgen eine durchaus packende Geschichte, bei der für die Figuren und die Foundation merklich mehr auf dem Spiel steht, als bislang. Tadellos in Szene gesetzt, ist den Verantwortlichen auch hoch anzurechnen, dass der Vorspann und die Übergänge bei den Werbeeinblendungen bewusst nicht verraten, welch neue Funktionen K.I.T.T. am Ende der Doppelfolge haben wird. Man hat den Aufwand nicht gescheut, speziell für den Staffelauftakt einen neuen Vorspann zu produzieren, um die Überraschungen nicht zu verderben.
So gelungen und vielversprechend der Auftakt der letzten Staffel ist, es ist bedauerlich, dass die Serie dieses Momentum nicht halten kann. Was dafür letztlich verantwortlich ist, kann man nur mutmaßen. Einerseits pochte das Studio NBC darauf, die Kosten der Serie zu senken, andererseits war Produzent Robert Foster als ausführender Produzent damit betraut, eine Spin-Off-Serie auf die Beine zu stellen, die ihren Ursprung in der Doppelepisode Goldschmuggel/Das Schlangenmaul [1984] der zweiten Staffel hatte. Unter der Belastung litt, nach seinen eigenen Aussagen, Knight Rider und in gewisser Hinsicht ist das auch zu sehen. Interessante oder gar packende Episoden wie es sie auch in der dritten Staffel gab, beispielsweise mit Michael fällt in Ungnade oder Der schwarze Teufel taucht wieder auf, in dem K.I.T.T.s böser Bruder K.A.R.R. ein Comeback feierte, sucht man in der vierten Season vergeblich. Ebenso einen weiteren Zweiteiler, der eine größere Geschichte ermöglicht hätte. Die Figuren ins Zentrum zu rücken und erwachsenere Geschichten zu erzählen, wie David Hasselhoff es selbst wollte, gelang leider nicht und ausgerechnet mit einer der schwächsten Episoden der ganzen Serie, Der geheimnisvolle Ohrclip, endet Knight Rider nach nur 90 Episoden. Es ist ein Abschied, der weder dem Vermächtnis der prägenden Serie, noch ihrem Unterhaltungswert gerecht wird. Umso weniger, wenn man bedenkt, dass die Episode Duft einer Rose den (passenderen und alle Möglichkeiten offen haltenden) Abschluss darstellen sollte, ehe das Studio sich über den Wunsch von Hauptdarsteller David Hasselhoff hinwegsetzte. Immerhin geraten auch die 22 Folgen der letzten Staffel durchweg unterhaltsam.
Fazit:
Die vierte und letzte Staffel von Knight Rider beginnt mit einer der stärksten Doppelepisoden der gesamten Serie. Das Geschehen in die Großstadt Chicago zu verlagern, verleiht dem Kampf von Michael Knight und seinem futuristischen Auto K.I.T.T. eine Dimension, die vielen anderen Episoden fehlt, selbst wenn man sie dort nicht vermisst. Gleichzeitig werden beide auf eine harte Probe gestellt. K.I.T.T. trifft auf einen Widersacher, dem er schlicht unterlegen ist, während Michael nicht nur seinen Partner, sondern auch seinen Mentor Devon Miles verliert. Gleichzeitig steht die Zukunft der Foundation auf dem Spiel – es geht also um viel, mehr, als je zuvor. Sicher darf man über K.I.T.T.s neue Funktionen nicht näher nachdenken, doch sie revitalisieren den Star der Sendung gekonnt, ohne an der bekannten Formel, die den Erfolg ausgemacht hat, zu rütteln. K.I.T.T.s Unfall mit Folgen wartet mit zahlreichen Überraschungen auf und markiert inhaltlich in gewisser Hinsicht eine Kurskorrektur der Serie durch einen Neuzugang, der das Team willkommen erweitert. Es ist bedauerlich, dass die restliche Staffel weder inhaltlich, noch hinsichtlich des Einfallsreichtums hieran anschließen kann. Dem schieren Unterhaltungswert schadet das kaum, doch hätte man den Verantwortlichen insbesondere einen passenderen Abschluss gewünscht, der auch eine angemessene Würdigung dessen darstellt, welchen Einfluss die Serie auf eine ganze Generation hatte.