Knight Rider: „Goliath kommt zurück/Goliath wird vernichtet“ [1984]

Wertung: 4.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. Juli 2023
Genre: Action / Krimi / Unterhaltung

Originaltitel: Knight Rider: „Goliath Returns“
Laufzeit: 97 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1984
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Winrich Kolbe
Musik: Don Peake
Besetzung: David Hasselhoff, William Daniels (Gottfried Kramer), Edward Mulhare, Rebecca Holden, Ann Turkel, Peter Mark Richman, Suzanne Barnes, Cynthia L. James, John M. Banach, Chris Capen, Henry G. Sanders, Vicki Iovine


Kurzinhalt:

An sich soll sich Michael Knight (David Hasselhoff) für die Foundation um den für einen Vortrag geladenen Wissenschaftler Dr. Klaus Bergstrom (Peter Mark Richman) und dessen Tochter Christina (Suzanne Barnes) kümmern, als Devon Miles (Edward Mulhare) eine Hiobsbotschaft erreicht. Garthe Knight (David Hasselhoff) ist aus dem Gefängnis befreit worden, mit einem LKW, der unbeschädigt durch die Mauer brechen konnte. Offenbar hat jemand das mit K.I.T.T.s (William Daniels / Gottfried Kramer) unzerstörbarer Molekularlegierung ausgestattete Ungetüm Goliath wiederbelebt. Verantwortlich hierfür ist Adrianne Margeaux (Ann Turkel), mit der Michael und K.I.T.T. bereits zusammengetroffen sind, und die nun ihren Plan in die Tat umsetzen will, K.I.T.T. in Goliath zu übertragen. Garthe hingegen hat andere Pläne und will seine Rache an Michael vollenden. Um seinen Erzfeind anzulocken, kidnappt Garthe dafür Devon und April (Rebecca Holden). Aber auch die nächste Phase von Adriannes Plan birgt eine große Gefahr und betrifft Dr. Bergstrom …


Kritik:
Obwohl die zweite Staffel der Action-Serie Knight Rider bei manchen Fans keinen guten Ruf besitzt, wartet sie doch gleich mit mehreren einfallsreichen wie einprägsamen Geschichten auf und darüber hinaus zwei der interessantesten Bösewichte der gesamten Serie. Sogar noch vor dem Staffelfinale gibt es in der spielfilmlangen Doppelepisode Goliath kommt zurück/Goliath wird vernichtet etwas überaus Seltenes zu sehen: Ein Bündnis zweier bekannter Schurken, die Michael Knight und K.I.T.T. eine Falle stellen.

Wer das unter anderem ist, ist in Anbetracht des Titels kaum überraschend: Neben dem unzerstörbaren Sattelschlepper Goliath, der K.I.T.T. bereits im Staffelauftakt schwer zugesetzt hat, feiert auch dessen Erfinder Garthe Knight, der Michaels Zwillingsbruder sein könnte, seine Rückkehr. Er wird von niemand geringerem als Adrianne Margeaux aus dem Gefängnis befreit, die das Publikum bereits in K.I.T.T. sitzt in der Falle kennenlernte, und die damals den Plan ersann, mit Hilfe eines jugendlichen Hackers K.I.T.T. unter ihre Kontrolle zu bringen. In der Doppelfolge Goliath kommt zurück verbünden sich nun Adrianne und Garthe, wobei beide unterschiedliche Ziele verfolgen. Während Adrianne plant, K.I.T.T.s Prozessor in den durch sie wieder aufgebauten Goliath zu verpflanzen, will Garthe nicht nur Michael so leiden sehen, wie er selbst jahrelang im Gefängnis gelitten hat, auch Devon Miles soll sterben. Hierfür dringen schwerbewaffnete Einheiten bei der „Foundation für Recht und Verfassung“ ein, um Devon und April zu kidnappen. Darüber hinaus haben Garthe und Adrianne einen Plan ersonnen, der den renommierten schwedischen Wissenschaftler Dr. Klaus Bergstrom umfasst, der sich derzeit mit seiner Tochter Christina in den Vereinigten Staaten aufhält und für den Michael an sich als Fremdenführer agieren sollte.

Dieser zweite Storyzweig ist es auch, der am Ende derart kurz kommt, dass er keinen großen Sinn ergibt. Die finsteren Pläne von Garthe und Adrianne erinnern zwar durchaus an Schurken eines James Bond-Abenteuers, was sie jedoch mit einer durchgeführten, aufwändigen, plastischen Chirurgie erreichen wollen, erläutern sie nicht. Zumindest nicht nachvollziehbar. Auch der Plan, K.I.T.T.s Computer in Goliath einzubauen – in Anbetracht der schieren Masse des unzerstörbaren Ungetüms eine wahre Horrorvorstellung – wird ab einem gewissen Punkt nicht mehr weiterverfolgt. Dabei wären beides interessante Ansätze, die der Doppelepisode ein enormes Tempo und Gewicht verleihen könnten. Stattdessen zieht sich das Drehbuch darauf zurück, mehrmals Garthe Knight in Szene zu setzen, der betont finster ankündigt, wie sehr er sich an allen rächen will, die ihn in der Vergangenheit hintergangen oder enttäuscht haben. Der Auftritt in jener Doppelrolle gelingt David Hasselhoff auch gut, zumal Garthe und Michael dank gelungener Schnittarbeit sogar gleichzeitig zu sehen sind. Doch das Potential der Geschichte wird kaum genutzt, obwohl mit Vater und Tochter Bergstrom nur wenige zusätzliche Figuren vorhanden sind.

Dass es recht lange dauert, ehe K.I.T.T. und Goliath aufeinandertreffen, ist kein Kritikpunkt und der Cliffhanger in der Mitte der Episode für sich genommen auch gelungen, selbst wenn die Auflösung ein aufmerksames Publikum kaum überrascht. Schade ist allerdings, dass das Finale so abrupt eingeläutet wird, dass es vorbei ist, bevor es überhaupt richtig begonnen hat. Zusammen mit Adriannes Gefühlen für Michael hätte es sich durchaus angeboten, die Konfrontation in eine andere Richtung zu lenken, um dennoch beim selben Ergebnis anzukommen. Nichtsdestotrotz ist Goliath kommt zurück handwerklich solide umgesetzt, selbst wenn man sich für Goliath selbst und Garthe insbesondere einen würdigeren Abschluss gewünscht hätte. Dass ihr Verbleib im Epilog nicht thematisiert wird, ist darüber hinaus ein Versäumnis. Regisseur Winrich Kolbe kommt dabei zugute, dass das Drehbuch den Zusammenschluss der beiden gelungenen Schurken Garthe und Adrianne, die beide ihrem Ziel bereits so nahe waren und deren vereinte Kräfte damit eine noch größere Bedrohung darstellen, so stimmig vorbereitet und ihre Gefährlichkeit herausstellt. Es ist eine einfallsreiche Idee, wie man sie sich öfter wünschen würde.


Fazit:
Als Adrianne Margeaux K.I.T.T. kaperte und Michael ohne sein sprechendes Wunderauto auskommen musste, hatte sie im Grunde bereits gewonnen. Was sie als Bösewichtin in Kombination mit der schieren Brutalität und Entschlossenheit eines hasserfüllten Garthe Knight erreichen könnte, wollen sich Fans der Serie, die die zweite Season bislang verfolgt haben, kaum ausmalen. Insofern erzeugt Goliath kommt zurück/Goliath wird vernichtet bereits von Beginn an eine bedrohliche Atmosphäre, auch auf Grund der Tatsache, dass sich die Doppelfolge lange auf die Schurken konzentriert. Erfährt man dann noch, dass es die Absicht ist, K.I.T.T. in den Stahlkoloss zu übertragen, ist die Gefahr, auch in Anbetracht von Adriannes bisherigen Erfolgen mit Händen zu greifen. Umso bedauerlicher, dass dieser Aspekt der Geschichte nicht weiterverfolgt wird. Auch die übrigen, finsteren Pläne des Duos sind zu wenig greifbar, als dass das Momentum des Auftakts den zweiten Teil der Doppelepisode tragen könnte. Der ist insoweit schwächer, als die ersten 45 Minuten, die jedoch für Vieles entschädigen. Gut gespielt und getrickst, ist dies eines der Highlights der zweiten Staffel, in der die Serie ihren Weg spürbar gefunden hat und die Figuren voranbringt, ohne dass darunter die unbeschwerte Serienunterhaltung leiden würde.