Kingsman: The Golden Circle [2017]

Wertung: 2 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 23. Juli 2018
Genre: Action / Thriller / Komödie

Originaltitel: Kingsman: The Golden Circle
Laufzeit: 141 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Matthew Vaughn
Musik: Henry Jackman, Matthew Margeson
Darsteller: Taron Egerton, Mark Strong, Colin Firth, Pedro Pascal, Julianne Moore, Halle Berry, Edward Holcroft, Channing Tatum, Jeff Bridges, Michael Gambon, Hanna Alström, Tom Benedict Knight, Sophie Cookson, Poppy Delevingne


Kurzinhalt:

Bei einem verheerenden Anschlag werden sämtliche Standorte der Geheimorganisation Kingsman vernichtet. Bis auf Eggsy (Taron Egerton) und Merlin (Mark Strong) sterben alle Agenten in Großbritannien. Dahinter steckt die einflussreichste Drogenproduzentin Poppy (Julianne Moore), die die Kingsman aus dem Weg räumen wollte, damit ihrem eigentlichen Plan nichts im Wege steht. Um vom US-Präsidenten (Bruce Greenwood) eine Legalisierung der Drogen und Straffreiheit für die Produzenten zu erpressen, hat sie alle Konsumenten ihrer Waren vergiftet. Sie werden in Kürze sterben, sofern ihren Forderungen nicht nachgekommen wird. Einem alten Protokoll folgend, finden Eggsy und Merlin in Kentucky die Statesman, das amerikanische Pendant zu den Kingsman. Unterstützt von Ginger Ale (Halle Berry) und Whiskey (Pedro Pascal) versuchen sie, Poppy aufzuhalten. Dabei erhalten sie unverhofft Hilfe von dem totgeglaubten Galahad / Harry (Colin Firth), den die Statesman retten konnten. Aber nicht nur, dass er nicht ganz der alte ist, es könnte sein, dass sich unter ihren neuen Verbündeten ein Verräter befindet. Zu allem Überfluss ist auch Eggsys Freundin Tilde (Hanna Alström) mit Poppys Gift infiziert – und ihre Zeit wird knapp …


Kritik:
Nachdem in Kingsman: The Secret Service [2014] mit Eggsy eine neue Generation an Agenten der Geheimorganisation von Elitespionen, Kingsman, eingeführt wurde, geht Regisseur Matthew Vaughn einen Schritt weiter und entledigt sich aller anderen. Beinahe auf sich allein gestellt muss es der schlagkräftige Eggsy mit der Drogenbaronin Poppy aufnehmen, die einen teuflischen Plan verfolgt. Das Ergebnis ließe sich um eine halbe Stunde gestrafft sicherlich flott erzählen. Aber so frenetisch die Inszenierung, so langatmig ist die Geschichte von Kingsman: The Golden Circle erzählt. Der gekünstelte Humor ist dem überdies nicht zuträglich.

Dabei klingt die Story gar nicht uninteressant: Um noch mehr Profit zu machen und sich selbst aus dem Schatten zu katapultieren, hat die weltgrößte Drogenproduzentin Poppy einen finsteren Plan ersonnen. Ihre Produkte enthalten einen Stoff, durch den die Konsumenten nach wenigen Tagen in einen katatonischen Zustand fallen und schließlich sterben – alle zur gleichen Zeit wohlgemerkt. Sie allein besitzt ein Gegengift, das sie jedoch nur dann bereitstellt, sofern der amerikanische Präsident ein Dekret unterzeichnet, durch das Drogen aller Art legal werden und die Händler Immunität erlangen. Während der US-Präsident gewillt ist, hunderte Millionen Konsumenten sterben zu lassen, um den Krieg gegen die Drogen ein für allemal zu gewinnen, macht sich Eggsy zusammen mit Merlin daran, Poppy aufzuhalten. Dass seine Freundin, die schwedische Prinzessin Tilde, ebenfalls infiziert ist, ist ein notwendiges Klischee.
Erschwert wird die Mission dadurch, dass es Poppy im Vorfeld gelingt, die Kingsman mit einem koordinierten Schlag quasi auszulöschen. Einzig Eggsy und Merlin sind übrig. Glücklicherweise bleiben sie aber nicht allein, sondern finden einen Hinweis auf das amerikanische Pendant zu den Kingsman, den Statesman, die nicht nur den tödlich verwundeten Harry (Colin Firth) gerettet haben, sondern sie im Kampf gegen Poppy unterstützen.

An sich bietet Kingsman: The Golden Circle genügend Inhalt, um einen packenden Agenten-Thriller zu erzählen. Doch konzentriert sich Regisseur Vaughn mehr auf die ausladenden Action-Szenen, anstatt auch Erklärungen zu liefern. Wieso nimmt sich Poppy beispielsweise nur der Kingsman an, nicht aber der Statesman? Angesichts ihres Plans und der Armee, die sie unterhält, wäre es nicht einfacher, die Agenten den Drogen auszusetzen und sie so unschädlich zu machen? Es hätte in jedem Fall weniger Aufmerksamkeit erregt, als halb London in Schutt und Asche zu legen.
Dass bei Filmen wie diesem nicht unbedingt größter Wert auf eine stimmige Story gelegt wird, sei ihm nachgesehen. Aber wenn dem Publikum die Zeit gegeben wird, sich darüber Gedanken zu machen, ist das mehr als ärgerlich. Dabei ist es nicht, als wäre Filmemacher Vaughn nicht um eine ständige Actionbeschallung bemüht. Die Komödie ist mit zahlreichen Situationen gespickt, in denen unzählige Kugeln fliegen und wie beim ersten Teil in immens langen Einstellungen Zweikämpfe choreografiert werden. Nur ist bei all diesen Sequenzen allzu offensichtlich, dass sie nicht echt bzw. mehr oder weniger erfolgreich getrickst sind. Auch werden sie mitunter schneller abgespielt, als dies in Wirklichkeit der Fall wäre, was die Unübersichtlichkeit nur noch steigert.

So ist die Action in Kingsman: The Golden Circle leider weder sonderlich mitreißend, noch die Situationen überhaupt spannend. Die ständige Flucherei aller Figuren, die wohl so etwas wie einen Running Gag darstellen soll, ist nicht per se witzig und die übrigen Scherze sind ebenso flach wie vorhersehbar. Dass Julianne Moore als Drogenbaronin Poppy in ihrer Rolle ebenso verwurstet wird, wie ihre Filmfigur dies mit ihren Opfern tut, macht all das nicht unterhaltsamer. Amüsant sind hier einzig die Auftritte des mit seinen Fähigkeiten hadernden Harry, den Colin Firth merklich veredelt. Dass Mark Strong so wenig zu tun bekommt, ist ein Jammer und wer vermutet, dass Channing Tatum eine tragende Rolle spielt, der irrt.
Am Ende lassen die Macher einmal mehr anklingen, dass dies nur ein Vorgeplänkel, eine erweiterte Ursprungsstory gewesen sei. Als müsste man auf den nächsten Film warten, in dem es dann richtig losgehen werde. Es klingt nach einer müden Ausrede – und als wären die Macher mit dem Ergebnis selbst nicht zufrieden.


Fazit:
Auch wenn Regisseur Matthew Vaughn hier im Vergleich zum ersten Film glücklicherweise auf eine menschenverachtende Gewaltdarstellung großteils verzichtet, Kingsman: The Golden Circle ist nicht weniger brutal als Teil eins. Man mag argumentieren, dass die Darstellung so überzeichnet ist, dass dies niemand ernst nehmen kann, doch erklärt das nicht, weswegen die Filmemacher die Darstellung überhaupt für notwendig erachtet haben. Bedeutend auffälliger ist jedoch, dass weder die Story einen großen Sinn ergibt, noch sich das Drehbuch trotz einer Lauflänge von beinahe zweieinhalb Stunden die Zeit nimmt, wenigstens die offensichtlichsten Lücken zu schließen. Stattdessen wirkt der Humor – und dazu zählen auch die peinlichen Auftritte von Sir Elton John – ungeschliffen und ungelenk (man denke an die Szene, in der Eggsy Tilde bittet, für die Rettung der Welt mit einer anderen Frau schlafen zu dürfen und der anschließenden „Befruchtung“ mit einem Peilsender, bei der man sich bereits beim Hinsehen geradezu unwohl fühlt). Gleichzeitig gehen die Stunts in den offensichtlichen Trickaufnahmen und der unnatürlich beschleunigt-fahrigen Inszenierung unter. Das Ergebnis ist ein Film, der bedeutend langatmiger ist, als er sein sollte und der am Ende wieder auf eine Fortsetzung verweist, die wohl alles besser machen soll. Einen Beweis, dass es sich lohnt, darauf zu warten oder gar zu hoffen, bleiben die Beteiligten hier jedoch schuldig.