Kevin - Allein zu Haus [1990]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 18. Dezember 2014
Genre: Komödie / Unterhaltung

Originaltitel: Home Alone
Laufzeit: 103 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1990
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Chris Columbus
Musik: John Williams
Darsteller: Macaulay Culkin, Joe Pesci, Daniel Stern, Catherine O'Hara, John Heard, Roberts Blossom, Angela Goethals, Devin Ratray, Gerry Bamman, Hillary Wolf, John Candy


Kurzinhalt:

Zu Weihnachten planen die McCallisters einen Familienurlaub in Frankreich. Doch als Kate (Catherine O'Hara) und Peter (John Heard) im Flugzeug sitzen fällt Kate ein, dass sie ihren jüngsten Sohn Kevin (Macaulay Culkin) vergessen haben. Während sie darum bemüht ist, den erst möglichen Flug aus Frankreich nach Hause zu bekommen, hat sich für Kevin sein größter Wunsch erfüllt, fand er seine Familie doch unerträglich.
Aber während er mit dem Ersparten seines großen Bruders einkaufen geht und sich Pizza bestellt, die jetzt endlich ihm ganz allein gehört, machen sich die Einbrecher Harry (Joe Pesci) und Marv (Daniel Stern) daran, die Häuser der Straße leerzuräumen. Dass die Bewohner weggefahren sind, haben sie schon vorher ausgekundschaftet. Doch mit Kevin haben sie nicht gerechnet und der kleine Junge, der sein Haus mit allem verteidigt, was ihm zur Verfügung steht, entpuppt sich als hartnäckiger, als sie gedacht haben ...


Kritik:
Auch nach beinahe 25 Jahren wird noch diskutiert, ob Kevin - Allein zu Haus für einen Familienfilm den Schurken nicht zu rabiat zu Leibe rückt. Dass dies von dem achtjährigen Held ausgeht, der sein Zuhause mit allen Mitteln zu verteidigen sucht, ändert an dem Gezeigten nichts. Doch stellt Regisseur Chris Columbus bereits in den ersten Minuten klar, dass sein moderner Weihnachtsklassiker ein lebendig gewordener Slapstick-Film im Stil von Zeichentrickclips ist, den man genießen und nicht ernst nehmen sollte. Nebenbei gelingt ihm eine herzliche Komödie mit einer schönen Botschaft für Groß und Klein.

Je länger es her ist, dass man Kevin - Allein zu Haus zuletzt gesehen hat, umso größer kann die Überraschung sein, wenn man ihn sich wieder ansieht. Columbus' Geschichte bietet für alle Altersklassen Grund genug, weswegen man mit dem jüngsten Mitglied der Familie McCallister mitfiebern kann. Kevin fühlt sich von seinen älteren Geschwistern und seinen Eltern nicht verstanden und reagiert entsprechend, als ihn sein großer Bruder ein ums andere Mal reizt. Zur Strafe muss Kevin im Zimmer auf dem Dachboden übernachten und wünscht sich nichts mehr, als dass er seine Familie endlich los wäre. Am nächsten Morgen reisen seine Eltern mit den Kindern samt Kevins Onkel und Anhang in Eile ab, um den Flug nach Frankreich noch zu erwischen – und vergessen Kevin!

Wie oft hatte man als Kind das Gefühl, dass einen niemanden verstehen würde? Und wie oft hat man als Erwachsener den Eindruck, dass sich Kinder wie Wesen von einem anderen Planeten verhalten? Es scheint eine Ironie des Lebens, wie sehr sich hier die Perspektiven wandeln und wer als Kind Kevin - Allein zu Haus um ersten Mal gesehen hat, wird ihn viel mehr verstehen als seine Mutter Kate, die – nachdem es ihr wie Schuppen von den Augen fällt, dass sie Kevin vergessen hat – alles daran setzt, an den Weihnachtsfeiertagen wieder nach Hause zu ihrem Jungen zu kommen.
Kevin kann sein Glück indes kaum fassen und kann endlich all das tun, was ihm die anderen immer verbieten. Bis er feststellt, dass die Einbrecher Harry und Marv alle Häuser der Straße, deren Bewohner verreist sind, ausräumen und es auf seines abgesehen haben.

Was folgt erinnert vom Grundgedanken her ein wenig an Stirb langsam [1988] mit einem Achtjährigen, der mit allen Mitteln das Haus gegen die Halunken verteidigt. So stellt er Fallen für Harry und seinen Kumpanen Marv auf, die dem schlagfertigen Kevin schon geistig unterlegen scheinen. Weiß man, worauf die einzelnen Hinterhalte abzielen, macht es das Gezeigte nur umso perfider. Dabei hat Regisseur Chris Columbus schon am Anfang das ganze Haus inklusive des dunklen Kellers vorgestellt, damit man sich im letzten Drittel ganz auf das Geschehen konzentrieren kann.
Sieht man, mit wie viel Gespür für Kleinigkeiten die Beteiligten Kevin - Allein zu Haus umgesetzt haben und sei es nur die im Hintergrund anspringende Weihnachtsbeleuchtung, wenn Kevin für den Showdown nach Hause eilt, um das Ankommen der Schurken wie zuvor gesehen zu unterstreichen, dann wird erst deutlich, welcher Detailreichtum heutigen Filmproduktionen fehlt.

So grausam manche Ideen beim Finale auch sein mögen, sie sind allesamt derart überzogen dargebracht und die Einbrecher so tollpatschig, dass sich niemand dadurch animiert fühlen sollte, es nachzuahmen.
Schon vorher hat Kevin erkannt, dass nicht nur Weihnachten, sondern schon der Alltag ohne seine Familie doch nicht so schön ist, wie er es sich gedacht hat. Und auch die Nebengeschichte um den Nachbarn Marley (zurückhaltend gespielt vom charismatischen Roberts Blossom) bietet Erkenntnisse fürs Herz.


Fazit:
Bereits die geniale Musik von John Williams, die man unverwechselbar mit Kevin - Allein zu Haus verbindet, stellt den wissentlich verspielten Aspekt in den Vordergrund. Danach folgen die weihnachtlichen Hymnen und erst darauf die düsteren, temporeichen Stücke. Er unterstreicht, worum es Regisseur Chris Columbus geht und sieht man sich mit etwas Abstand seinen temporeichen, witzigen und trotzdem charmanten Abenteuerfilm in der richtigen Jahreszeit an, dann fällt es schwer, nicht von der sympathischen Energie angesteckt zu werden.
Kinderstar Macaulay Culkin verleiht dem jungen Helden ein Gesicht, mit dem man sich identifizieren kann und auch die Einbrecher sind nicht so böse, dass sich junge Zuseher fürchten müssten. Der Abenteuerspaß besitzt einige sadistische Züge, die ihn nicht weniger unterhaltsam machen, doch die tolle Situationskomik nimmt ihm viel von seiner Schärfe. So bietet er etwas für (fast) alle Altersklassen – mehr kann man sich von einem Familienfilm nicht wünschen.