Kevin - Allein in New York [1992]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 26. Dezember 2014
Genre: Komödie / Unterhaltung
Originaltitel: Home Alone 2: Lost in New York
Laufzeit: 120 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 1992
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Chris Columbus
Musik: John Williams
Darsteller: Macaulay Culkin, Joe Pesci, Daniel Stern, Catherine O'Hara, John Heard, Brenda Fricker, Tim Curry, Dana Ivey, Rob Schneider, Eddie Bracken, Devin Ratray, Hillary Wolf, Maureen Elisabeth Shay, Gerry Bamman, Terrie Snell, Kieran Culkin
Kurzinhalt:
Wieder steht bei der Familie McCallister der Weihnachtsurlaub an – und wieder wird Kevin (Macaulay Culkin) vom Rest seiner Familie getrennt. Während sie nach Miami fliegen, stürmt er ins falsche Flugzeug und reist nach New York. Das ist ihm schon deswegen lieber, da er sich Weihnachten ohne Schnee und Baum nicht vorstellen kann. Während seine Mutter Kate (Catherine O'Hara) und sein Vater Peter (John Heard) bei der Polizei um Hilfe bitten, ihren Sohn zu finden, quartiert sich Kevin dank der Kreditkarte seines Vaters im luxuriösen Plaza Hotel ein und genießt dort sämtliche Annehmlichkeiten.
Doch beim Weihnachtsshopping entdecken ihn die entflohenen Verbrecher Harry (Joe Pesci) und Marv (Daniel Stern), die sich dafür rächen wollen, dass er sie überhaupt erst hinter Gitter gebracht hat. Kevin gelingt zwar die Flucht, doch zurück im Hotel hat man herausgefunden, dass sein Vater die Kreditkarte als gestohlen gemeldet hat. Zu allem Überfluss hat Kevin mitgehört, dass Harry und Marv noch in der Nacht einen Spielwarenladen überfallen wollen. Dessen Tageserlöse sollen eigentlich an ein Kinderkrankenhaus gehen. Es scheint, als wäre Kevin der einzige, der ihnen die Stirn bieten kann ...
Kritik:
Mit Kevin - Allein in New York beweist Filmemacher Chris Columbus, dass es durchaus funktionieren kann, denselben Witz ein zweites Mal zu erzählen und die Menschen damit immer noch zum Lachen zu bringen. Die Fortsetzung zu seinem Komödienhit Kevin - Allein zu Haus [1990] erzählt dabei nicht nur grob, sondern mitunter sogar im Detail die Geschichte des ersten Films nach, erweitert sie um eine gelungene Nebenhandlung und wäre inhaltlich der bessere Film, hätte es den ersten nicht schon gegeben. So ist er in keiner Weise originell, aber dennoch immens unterhaltsam.
Wie der Titel bereits verrät, landet der Naseweis Kevin diesmal mit der Tasche seines Vaters in New York, nachdem er am Flughafen in den falschen Flieger gerannt ist. Seine Familie ist indes unterwegs nach Miami. Von seinem letztjährigen Versprechen, dass er sich mit seiner Familie gut vertragen will, ist nicht viel übrig geblieben: Bei einer Schulaufführung stellt ihn sein Bruder Buzz vor einem großen Publikum bloß und doch ist Kevin, nachdem er sich gerächt hat, irgendwie der Böse. Wieder wird sein Wunsch, allein in die Ferien zu fahren, erfüllt und dank der Kreditkarten und des Bargelds, die sich in der Tasche seines Vaters befinden, stehen Kevin im Big Apple alle Türen offen.
Mehr als im ersten Teil reiht sich in der Großstadt ein Product-Placement an das andere, angefangen von der kostenlosen Werbung für das Plaza Hotel über den Spielzeugladen, in dem Kevin einkaufen geht, bis hin zur Coca-Cola, die so prominent in Szene gesetzt wird, dass es kaum jemand wird übersehen können. Während Kevins Familie im verregneten Miami angekommen ist, genießt er selbst den Luxus des Zimmerservice und beinahe grenzenloser Möglichkeiten – bis er mit den aus dem Gefängnis entflohenen Gangstern Harry und Marv zusammenstößt, denen er in Kevin - Allein zu Haus bereits Weihnachten zur Hölle gemacht hat.
Man würde erwarten, dass Kevin - Allein in New York den Spieß nun umdreht, so dass er sich gegen die beiden Schurken wehren muss. Doch die haben nach dem Debakel vom letzten Jahr immer noch nicht dazugelernt und plaudern aus, dass sie noch an Heilig Abend nach Ladenschluss ein Spielwarengeschäft ausrauben wollen. Das kann Kevin nicht akzeptieren und lockt beide in ein Haus, das derzeit renoviert wird, um sie erneut durch einen grausigen Parcours zu schicken. Viele Fallen nehmen dabei Ideen des ersten Teils auf und führen sie auf mitunter perfide Art und Weise weiter. Dass man trotz der gemeinen Einfälle dennoch lachen muss, liegt zum großen Teil am komödiantischen Talent von Joe Pesci und Daniel Stern, die als Harry und Marv sehr viel einstecken müssen. Das geht so weit, dass man nicht erst mit ihnen mitfühlt, wenn Harry wehrlos am Boden liegend nur noch ein abwehrendes "Nein" zustande bringt angesichts einer Metallstange, die auf sie niederregnet.
Dabei kann man darüber streiten, ob es pädagogisch wertvoll ist, wenn der zehnjährige Kevin mit Ziegelsteinen nach ihnen wirft oder mit Petroleum hantiert. Chris Columbus behält die aus dem ersten Film überzogene Komik bei, die nie brutal, mindestens aber bösartig wirkt. Aufgewogen wird das durch Kevins Zusammentreffen mit der Taubenlady, die ihm im Central Park zuerst unheimlich erscheint, aber nachdem er sie kennengelernt hat als sensible, warmherzige Frau überrascht. Sie ist das Pendant zu Kevins Nachbar Marley aus dem ersten Film und bringt eine ungeahnte Tiefe zur Geschichte. Sie ist es auch, die – zusammen mit einigen der gemeinsten Hinterhalte, die Kevin für Harry und Marv vorbereitet – am meisten bei Kevin - Allein in New York in Erinnerung bleibt.
Fazit:
Wie beim Vorgänger erzählt Filmemacher Chris Columbus seine Komödie mit viel Augenzwinkern, als wäre sie sich selbst bewusst, dass sie im Vergleich zu Teil eins nichts Neues beiträgt, aber weiß dass es dem Publikum trotzdem gefallen wird. Die familienfreundliche Botschaft ist darum ebenso gelungen wie die fiesen Fallen des hier selbstsicherer auftretenden Kevin, den Macaulay Culkin gewohnt sicher verkörpert. Gaststars wie Tim Curry und Dana Ivey als Teil des von Kevin vorgeführten Hotel-Personals veredeln Kevin - Allein in New York ebenso wie Joe Pesci und Daniel Stern, die hier viel mitmachen müssen.Irgendwann wünscht man sich gar, dass sie ihren Peiniger wirklich in die Finger bekommen.
Die Story ist eine Nacherzählung von Kevin - Allein zu Haus und funktioniert deshalb genauso gut wie zwei Jahre zuvor. Zum Glück ist sie so leichtfüßig vorgebracht, dass man sie nicht ernst nehmen kann und dank der kleinen Änderungen sowie Brenda Frickers Auftritt als die Taubenlady so charmant und einladend, dass es ist wie der Nachschlag beim Weihnachtsessen: Er ist zwar nicht notwendig, denn satt ist man bereits, aber er ist einfach zu gut, um darauf verzichten zu wollen.