Jungle Cruise [2021]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 28. Juli 2021
Genre: Action / Komödie / Fantasy

Originaltitel: Jungle Cruise
Laufzeit: 127 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Jaume Collet-Serra
Musik: James Newton Howard
Besetzung: Emily Blunt, Dwayne Johnson, Jack Whitehall, Jesse Plemons, Paul Giamatti, Edgar Ramírez, Veronica Falcón, Sulem Calderon, Andy Nyman, Raphael Alejandro, Simone Lockhart, Quim Gutiérrez


Kurzinhalt:

Als MacGregor Houghton (Jack Whitehall) in England im Jahr 1916 eine Forschungsgesellschaft darum bittet, ein Artefakt studieren dürfen, das ihn zu einem von Sagen umwobenen Baum in Südamerika führen soll, dessen Blüten, die „Tränen des Mondes“ genannt, in der Lage sein sollen, jede Krankheit zu heilen, ahnt seine Schwester Lily (Emily Blunt) bereits, dass die Bitte abgelehnt wird. Darum stiehlt sie kurzerhand das Artefakt, eine Pfeilspitze, und macht sich mit ihrem Bruder auf nach Brasilien. Dort finden sie in dem verschuldeten Skipper Frank (Dwayne Johnson) jemanden, der sie über den Fluss dorthin bringen soll, wo laut einer Karte der Mythos versteckt liegen soll. Doch auf der Suche nach dem Baum sind sie nicht allein. Der mit einer Armee ausgestattete Prinz Joachim (Jesse Plemons) ist ihnen auf den Fersen und schreckt auch nicht davor zurück, den vor Jahrhunderten verfluchten, untoten spanische Konquistador Aguirre (Edgar Ramírez) samt dessen Crew für seinen Zweck einzuspannen. Auch sie sind auf der Suche nach den „Tränen des Mondes“, um ihren Fluch zu brechen und sie schrecken vor nichts zurück, ihr Ziel, dem sie nie näher waren, zu erreichen …


Kritik:
Waren die Fluch der Karibik-Filme allesamt mehr oder weniger erfolgreich darum bemüht, eine weitreichende Mythologie aufzubauen und in dieser Welt eine Geschichte zu erzählen, macht Filmemacher Jaume Collet-Serra keinen Hehl daraus, dass Jungle Cruise die Verfilmung einer Themenpark-Attraktion ist. Das Publikum wird zwar hin und her geschleudert, es ist laut und manchmal etwas zu dicht an den Fahrgästen, während die Umgebung in keiner Sekunde die Illusion erzeugt, man wäre tatsächlich dort, wo man sein soll, aber am Ende löst sich alles schnell in Wohlgefallen auf. Bis es soweit ist, bekommt man viel Bekanntes zu sehen, doch das heißt nicht, dass man sich nicht davon unterhalten lassen könnte.

Beginnend in England im Jahr 1916, betonen die Verantwortlichen zu Beginn, dass der Große Krieg seit zwei Jahren in Europa wütet. Der Hinweis soll darauf vorbereiten, woher die Schurken der Geschichte stammen. Wegen des Krieges steht in London der wohlhabende MacGregor Houghton vor einer feinen Forschungsgesellschaft und darum bittet, dass er ein sagenumwobenes Artefakt ausleihen und studieren dürfe, da sich mit den Blüten eines aus Überlieferungen bekannten Baumes in Südamerika, den sogenannten „Tränen des Mondes“, alle Krankheiten heilen ließen. Das Artefakt soll einer Expedition den Weg weisen, die MacGregors Schwester und wahre Abenteurerin Lily plant. Noch bevor die Gesellschaft die Bitte ablehnt, hat Lily die Pfeilspitze bereits gestohlen, unmittelbar als sie dem Schurken Prinz Joachim ausgehändigt werden sollte, der alle tötet, die auch nur von seiner Identität erfahren. Das macht inhaltlich zwar wenig Sinn, hilft aber, die Böswilligkeit derjenigen zu unterstreichen, mit denen es die Geschwister zu tun haben. Die heuern in Brasilien bei dem Skipper Frank an, der sie zu dem versteckten Ort des Sagenbaumes bringen soll und der die Sorte Skipper ist, die mühelos Wildkatzen zähmen kann. Was folgt, ist gewissermaßen eine Achterbahnfahrt auf dem Fluss.

Dabei gibt sich Jungle Cruise jedoch nicht allein mit bösen Kriegstreibern zufrieden, die den Helden hinterherjagen. Neben der Wunderwirkung der Baumblüten, gibt es verfluchte, untote Konquistadore, die der Schurke im Verlauf der Geschichte ebenfalls heraufbeschwört. Die werden zwar bereits zu Beginn kurz vorgestellt, doch das sehr prominente Fantasy-Element erscheint eher aufgesetzt, als ein notwendiger Bestandteil der Geschichte. Beinahe, als wollten die Verantwortlichen die Story näher an Fluch der Karibik denn an Indiana Jones heranrücken, wobei an letzteres insbesondere die in khakifarbene Abenteuerkleidung getauchte Lily erinnert. Gerade ihre Actionmomente besitzen den beinahe etwas chaotisch anmutenden Screwball-Charme des legendären Filmarchäologen. Doch obwohl die Sets, die Umgebungen, in denen die Actionszenen angesiedelt sind, immens groß und weitläufig sind, mit Siedlungen in irrsinnig hohen Bäumen, gigantische unterirdische Bauten oder vielstöckigen Flussbuchten, was darin geschieht, ist weit weniger komplex, als erwartet. Packende Actionhighlights auf mehreren Erzählebenen sucht man ebenso vergebens wie eine glaubhafte Gefahr für die Heldinnen und Helden der Geschichte. Nichts hiervon ist wirklich neu. Ein Grundproblem an den Actionszenen ist, dass sie allesamt eine Ernsthaftigkeit vermissen lassen. Wenn das Leben der Figuren in Gefahr schwebt, nehmen die sich die Zeit, einen Witz zu machen, als wenn ihnen ohnehin nichts geschehen könnte.

Dabei schwanken die Trickeffekte zwischen überzeugend und stark offensichtlich. Von unechten Tieren bis hin zu computergenerierten Landschaften und glibberigen Untoten ist alles vertreten. Dass die Besetzung, angeführt von einer immens sympathischen Emily Blunt und einem Dwayne Johnson, der mehr als meistens seine komödiantischen Muskeln spielen lassen darf, tatsächlich in Brasilien unterwegs ist, ganz zu schweigen von einem U­‑Boot auf dem Amazonas, glaubt man in keinem Moment. In der Figur von Lilys Bruder schlüpft Jack Whitehall in die vielleicht emotional greifbarste Rolle des Films. So viel Story und Mythologie Jungle Cruise in den ersten 25 Minuten vorstellt, so wenig baut die Geschichte danach diese Grundlagen aus. Je länger all das dauert, je größer die Hallen und Konstruktionen werden, in denen sich Lily und Frank, gefolgt von Prinz Joachim und seinen identitätslosen Helfern, wiederfinden, umso mehr erinnern die in luftiger Höhe umher kletternden Charaktere an ein Videospiel. Von denen gab es sicherlich bereits schlechtere Verfilmungen, aber bei allen erzählerischen Freiheiten, die die Verantwortlichen hier hatten, bleibt das Ergebnis doch hinter den Erwartungen zurück.


Fazit:
Anstatt eine einheitliche Mystik aufzubauen, vermischt das Drehbuch mehrere Fantasy-Elemente, durch die die Geschichte erscheint, als hätten die Verantwortlichen Fluch der Karibik [2003] und Die Mumie [1999] – und damit auch Indiana Jones – in einen Topf geworfen und notdürftig verrührt. Das Ergebnis ist alles andere als rundum gelungen und lässt trotz einiger ausladender Actionsequenzen in den spürbaren zwei Stunden viel Zeit, darüber nachzudenken. Doch muss das nicht heißen, dass man hier nicht unterhalten wird. Die Atmosphäre erinnert nicht von ungefähr an Abenteuerklassiker, auch dank der gelungenen musikalischen Untermalung, so dass man lange Zeit mit einem Lächeln zusieht, selbst wenn die offensichtlichen Trickeffekte die Illusion kaum aufrechterhalten. Trotz der vielen bekannten Versatzstücke und des absehbaren Ablaufs, kann Jungle Cruise als reine Popcorn-Unterhaltung, so wie eben auch eine Achterbahnfahrt – und auf einer solchen Disneyland-Attraktion basiert der Film –, durchaus gefallen. Wer die Erwartungen trotz der namhaften und grundsympathischen Besetzung im Zaum hält, wird sich nicht nur treiben lassen können, wenn auch selten mitreißen. Man mag sich sogar ausmalen, wie eine Fortsetzung aussehen könnte. Es muss nicht die schlechteste Idee sein.