Jonah Hex [2010]

Wertung: 1.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 26. April 2011
Genre: Action / Fantasy

Originaltitel: Jonah Hex
Laufzeit: 81 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Jimmy Hayward
Musik: Marco Beltrami, Mastodon
Darsteller: Josh Brolin, John Malkovich, Megan Fox, Michael Fassbender, Will Arnett, John Gallagher Jr., Tom Wopat, Michael Shannon, Wes Bentley, Julia Jones, Luke James Fleischmann, Rio Hackford


Kurzinhalt:
Die 100-Jahr-Feier des Bestehens der Vereinten Staaten von Amerika steht bevor, und alles deutet darauf hin, dass Quentin Turnbull (John Malkovich), ein größenwahnsinniger, ehemaliger Konföderiertengeneral, ein schreckliches Attentat plant. Turnbull hatte Jonah Hex (Josh Brolin) nach dessen Verrat nicht nur gebrandmarkt, sondern seine Familie vor seinen Augen ermordet – und wenig später seinen eigenen Tod vorgetäuscht, weswegen ihn der inzwischen als Kopfgeldjäger angeheuerte Hex, der seit seiner Nahtoderfahrung übersinnliche Fähigkeiten entwickelt hat, nicht mehr suchte, um Rache zu nehmen.
Nun greift der amerikanische Präsident auf Hex' Dienste zurück, um Turnbull zur Strecke zu bringen. Doch Turnbull scheut keine Opfer von Zivilisten, um sein Ziel zu erreichen und lässt über seinen Gehilfen Burke (Michael Fassbender) Lilah (Megan Fox) kidnappen, die Hex nahesteht ...


Kritik:
Selbst, wenn man einen Film nicht danach beurteilt, was er hätte sein können, sondern nur danach, was er ist, gibt es über Jonah Hex nicht sehr viel Gutes zu sagen. Dabei liegt es nicht unbedingt daran, dass Regisseur Jimmy Hayward nicht talentierte Leute um sich scharen würde. Im Gegenteil. Sieht man sich allein die Besetzung bestehend aus Josh Brolin und John Malkovich an, kann man kaum glauben, dass es hier viel falsch zu machen gilt. Megan Fox hat bislang weniger durch ihr schauspielerisches Talent von sich reden gemacht, doch sorgt sie immerhin dafür, dass insbesondere männliche Zuschauer gerne einschalten.

Wie also konnte Jonah Hex das werden, was es ist? Der Comicvorlage hier einen Vorwurf zu machen, wäre nur dann richtig, würde man sie auch kennen. Da dies nicht der Fall ist, sollte man sich ansehen, was die Figur Jonah Hex zu bieten hat. Nur wenige Superhelden kommen letztlich ohne Superkräfte aus, Batman ist so jemand, stammt seine Überlegenheit gegenüber seinen Widersachern nur aus seinen technischen Spielereien. Jonah Hex ist ein wortkarger Einzelgänger im Wilden Westen, der sich als Soldat gegen die Gräueltaten seines Vorgesetzten Turnbull (blass und bisweilen absurd: John Malkovich) auflehnte, woraufhin Turnbull alles verlor, was er liebte. Folge dessen nahm er Hex alles, was ihm etwas bedeutete und brandmarkte ihn auf der rechten Wange, auf dass ihn alle Welt sofort erkennen soll. Diese Hintergrundgeschichte wird teils zu Beginn, teils während des Films erzählt. Was Turnbull überhaupt dazu brachte, als vermeintlich rechtschaffener Offizier, der er war, solche Verbrechen zu begehen, wird nie erklärt. Ebensowenig, was genau geschah, zwischen Hex und Turnbulls Sohn - was schließlich Auslöser für die bittere Fehde zwischen den beiden Männern ist. Nach seiner Nahtoderfahrung erlangte Hex übernatürliche Fähigkeiten, darunter, dass er Tote mit einer Berührung wiederbeleben kann, um sie anschließend zu befragen. Woher die Toten wissen sollen, was seit ihrem Ableben auf der Welt geschehen ist, wird jedoch nicht erklärt. Auch nicht, ob es zu Hex' Fähigkeiten gehört, deutlich widerstandsfähiger gegenüber Schusswaffen zu sein, als normale Menschen. Turnbull stirbt, so glaubt Hex, bevor dieser Rache nehmen kann und Hex, mit all jener Wut in sich, bietet seine Tötungsdienste als Kopfgeldjäger an, was wohl für Menschen in jener Zeit das Naheliegendste gewesen sein muss.

Sieht man sich Jonah Hex bereits zu Beginn des Films an, muss man sich fragen, wer dieser Figur bereitwillig durch eine Geschichte folgen würde? Er demonstriert in keinem Moment, dass er mehr ist, als ein egoistischer, kaltblütiger Killer, der in seinem Beruf lediglich eine Legitimation dafür fand, Mensch töten zu dürfen. Was überhaupt den amerikanischen Präsidenten dazu bewegt, auf Hex als letzte Hilfe zurückzugreifen, um die Zukunft Amerikas zu retten, oder was die durchaus schlagfertige Lilah dazu bringt, ihre Hoffnungen in ihn zu setzen, bleibt das Geheimnis der Drehbuchautoren. Die kommen immerhin auf eine 'völlig unvorhergesehene' Wendung, laut der Turnbull seinen Tod nur vorgetäuscht hatte, und nun mit einer "Nationenkillerwaffe" die USA bei ihrer 100-Jahr-Feier ins Nirwana pusten möchte. Wie der Schurke seinen Tod vortäuschte, bleibt im Unklaren, ebenso, woraus die seltsam golden leuchtenden Kugeln der Monsterwaffe bestehen. Jonah Hex nutzt diese hanebüchenen Elemente, die ohne näher erläutert zu werden dazu dienen, den Plot voranzubringen, ohne jedoch eine wirkliche Geschichte zu erzählen. Stattdessen verlässt sich der Regisseur darauf, dass es dem Publikum reichen muss, wenn ein zusehends gelangweilter Josh Brolin zähneknirschend in immer wiederkehrenden Einstellungen durch die Prärie reitet, während sein Widersacher richtig böse Dinge tut, nur, weil er sonst nicht noch böser wäre als Hex.

Wäre all das zumindest so gut eingefangen, dass man sich in dem Bilderreigen verlieren könnte, hätte man nach den mageren 80 Minuten Film nicht vollends das Gefühl, seine Zeit auf das falsche Pferd gesetzt zu haben. Doch gibt sich Jonah Hex ausgesprochen mangelhaft inszeniert. Dies reicht von einer nicht schlüssigen Farbpalette, bis hin zu offensichtlichen Spezialeffekten und unglaubwürdigen Shootouts. Auch die rockige Musik passt nicht so recht ins Geschehen und wer mit den abstrusen Visionen von einer (imaginären) Konfrontation Turnbulls mit Hex, die auch noch während des zu kurzen Finales eingestreut wird, noch nicht genug bekommen hat, der darf sich auf weitere, hochtrabende Dialogschnipsel zum Schluss freuen.
Die weniger als eine Handvoll guter Sprüche, die Jonah Hex zu bieten hat, sind allesamt im Trailer bereits zu sehen. Dass die besten von Megan Fox stammen, ist so überraschend wie bezeichnend.


Fazit:
Nicht nur, dass Jonah Hex an den Kinokassen kein Erfolg war, es darf auch bezweifelt werden, dass die Beteiligten den Eintrag gern in ihrer Biografie angeben werden. Die Comicverfilmung ist gelinde gesagt eine Ansammlung von Ideen auf der Suche nach einer Struktur. So zerfahren wie die verschiedenen Stilrichtungen der Inszenierung und der Musik, so uninspiriert wirken die Darsteller, von denen am ehesten Megan Fox überzeugt, was auch daran liegen mag, dass sie die geringste Schuld trifft. Josh Brolin mag ein überzeugender Jonah Hex sein, nur überzeugt die Figur nicht.
Die Mischung aus Fantasy und Thriller im Wilden Westen ist nicht nur überzogen, sondern dabei sogar unterdurchschnittlich dargebracht. So ziehen sich sogar die nur 80 Minuten, die im letzten Drittel eher schwerer, als leichter zu ertragen sind. Weniger, weil hier so viel Potential verschwendet wurde, sondern vielmehr, weil Jonah Hex einfach kein guter Film ist. Und er wird im Lauf der Erzählung nicht besser.