jOBS - Die Erfolgsstory von Steve Jobs [2013]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 31. Dezember 2014
Genre: Biografie / DramaOriginaltitel: jOBS
Laufzeit: 128 min.
Produktionsland: USA / Schweiz
Produktionsjahr: 2013
FSK-Freigabe: ab 6 Jahren
Regie: Joshua Michael Stern
Musik: John Debney
Darsteller: Ashton Kutcher, Dermot Mulroney, Josh Gad, Lukas Haas, Matthew Modine, J.K. Simmons, Lesley Ann Warren, Ron Eldard, Ahna O'Reilly, Abby Brammell, Annika Bertea
Kurzinhalt:
Im Jahr 1976 arbeitet Steve Jobs (Ashton Kutcher) für Atari, doch er hat das Gefühl, als könnte er solange nichts Großartiges erreichen, wie er sich vor seinen Vorgesetzten rechtfertigen muss. Als er entdeckt, dass sein Arbeitskollege und Freund Steve Wozniak (Josh Gad) als Hobbyprojekt an einem Computer arbeitet, erkennt er das Potential in der Technik. Sein Traum ist es, dass in jedem Wohnzimmer ein Computer steht – auch wenn die Menschen bislang gar nicht wissen, wofür sie ihn benutzen sollen. So gründet er zusammen mit Wozniak die Firma Apple und dank des Startkapitals von Mike Markkula (Dermot Mulroney) nehmen Steves Visionen Gestalt an.
Doch der junge Unternehmer ist von seinem eigenen Perfektionismus besessen und trotz erster Erfolge ist die Stimmung im aufstrebenden Unternehmen schlecht. Steves Projekte verschlingen gleichzeitig Unsummen, ohne dass sie sich auszahlen würden. Dass er außerdem Menschen wie Daniel Kottke (Lukas Haas), die geholfen haben, die ersten Apple-Computer zu bauen, auf dem Weg nach oben fallen lässt, verspielt ihm weitere Sympathien. Im Jahr 1985 muss Jobs die Firma auf Druck unter anderem vom Aufsichtsratsvorsitzenden Arthur Rock (J.K. Simmons) verlassen und die Firmenleitung an John Sculley (Matthew Modine) übergeben. Dabei stehen Apples erfolgreichste Jahre erst noch bevor – wieder mit Jobs an der Spitze ...
Kritik:
Sieht man sich die leidenschaftlichen Verrisse zu jOBS - Die Erfolgsstory von Steve Jobs an, befürchtet man noch bevor der Titel zu sehen ist, dass dies ein erschreckend schlechter Film sein muss. In Wahrheit ist er davon weit entfernt. Die nicht autorisierte Biografie über Apple-Mitbegründer Steve Jobs deckt die Jahre von 1974 bis 2001 ab, von seiner College-Zeit bis zur firmeninternen Präsentation des ersten iPod. Beinahe 30 Jahre in knapp zwei Stunden unterzubringen, ist kaum möglich. Eine ganze Persönlichkeit ohnehin nicht.
Wer so etwas erwartet hat, wird verständlicherweise enttäuscht. Ebenso, wer mehr über die private Seite von Steve Jobs erfahren wollte. jOBS erzählt seine Jahre bei Apple nach, wie es zu der aus einer Garage heraus betriebenen Firma kam, bis zu seinem Rauswurf und seiner Wiedereinstellung. Was zwischen den letzten beiden Zeitpunkten geschah überspringt Filmemacher Joshua Michael Stern in weniger als einer Minute und beraubt seine Hauptfigur somit der Wandlung, die sie durchgemacht hat. Denn als Jobs die Firma verlassen muss, ist er einer der unsympathischsten Personen, die je so erfolgreich geworden sind. Bei seiner Rückkehr ist er ein Anführer, jemand der Menschen leiten kann, anstatt sie zu zerbrechen. Weshalb er Jahre später ausgeglichener erscheint, nun selbst eine Familie hat, obwohl er seine erste Tochter Lisa jahrelang verleugnete, verschweigt der Film.
Der vielleicht größte Fehler des Regisseurs passiert bereits in der Eröffnungssequenz. Sie stellt uns bei der iPod-Präsentation Jobs so vor, wie man ihn danach kannte: Jeans, Rollkragenpullover, Turnschuhe, weniger werdende, graue Haare und eine große, runde Brille. Während Ashton Kutcher Jobs' Bewegungen, seine Sprechweise und sogar seine Betonung überraschend gut wiedergibt und man bei Blickwinkeln von schräg hinten oder gar aus großer Ferne kaum sagen kann, ob nun der richtige, oder der falsche Jobs zu sehen ist, zerstören Nahaufnahmen des Gesichts die Magie. So gut Kutcher den jungen Steve Jobs verkörpert, so wenig überzeugt er als der ältere.
Danach schildert jOBS, was man in zahlreichen Büchern und in vielen Dokumentationen bereits erfahren konnte: Nach einer Reise nach Indien kehrt Jobs zurück, muss erkennen, dass es ihm schwerfällt, Weisungen von anderen zu folgen und gründet wenig später mit Steve Wozniak und Mike Markkula das Unternehmen Apple. Seine Visionen sind kühn, er geht Wege, die andere wenn überhaupt, dann nur begonnen, aber nie zu Ende gegangen sind. Er erkennt Potential und hat ein beinahe krankhaftes Gespür für Details. Auch diese Mischung aus Genie und Unbeherrschtheit gelingt Kutcher sehr gut und wer glaubt, die Biografie würde Jobs als unfehlbaren Heilsbringer porträtieren, der irrt. Von der Leugnung seiner Tochter abgesehen, lässt Jobs Menschen fallen, die seinen Visionen vermeintlich im Weg stehen, auch wenn er es meist selbst ist. John Sculley bringt es auf den Punkt, wenn er Jobs vorwirft, dass er sein eigener größter Feind ist.
Kenner von Walter Isaacsons Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers [2011] werden viele Wegstationen wiedererkennen. Von der Produktpräsentation des Apple II, des legendären 1984-Werbespots bis hin zu den Diskussionen über Jobs' gescheitertes Projekt "Lisa", seine Versessenheit auf klare Typografie oder seine Pedanterie in Bezug auf Ordnung auch an Stellen, die nie jemand zu sehen bekommt. Der Film vermittelt das Gefühl, wie es den Menschen in Jobs' Umgebung ergangen sein muss, wenn sie von seiner Energie und seinem Enthusiasmus angesteckt wurden und Dinge erreichten, die zuvor für unmöglich gehalten wurden.
Doch auf Grund der Länge des Films und der abzudeckenden Zeitspanne, ist der Blick auf Jobs' Leben entsprechend wenig tiefgehend. Große Teile werden schlicht übergangen – wie seine Suche nach seinen leiblichen Eltern oder die Tatsache, dass er sich mit seiner Tochter Lisa aussöhnte – über seine Jugend ist gar nichts bekannt und wer sich in der Biografie des Protagonisten nicht auskennt, wird es schwer haben, die einzelnen Segmente des Films den Stationen in seinem Leben zuordnen zu können. Hier gibt es schlicht zu wenige Übergänge. Vielleicht wäre eine zehnteilige Miniserie geeigneter gewesen. Dann hätte auch die Möglichkeit bestanden, nicht nur zu erfahren wie Steve Jobs war, sondern weshalb er so war.
Fazit:
Kaum eine Filmbiografie wird der beschriebenen Person vollends gerecht werden. Bei jOBS - Die Erfolgsstory von Steve Jobs entscheiden sich die Macher dafür, die Persönlichkeit, die im Zentrum steht, mit ihren kreativ-positiven Eigenschaften, aber auch mit ihren Schattenseiten zu beleuchten. Beides gelingt ihnen gut, auch dank der Darbietung von Ashton Kutcher, der die negativen Eigenheiten von Steve Jobs passend widerspiegelt, ohne das Aufblitzen der Erkenntnis in seinen Augen angesichts der Möglichkeiten, die sich ihm bieten, zu unterschlagen.
Als Biografie an sich kommen viele Elemente zu kurz in den zwei Stunden. Nicht nur, dass der Film nicht das ganze Leben seiner Hauptfigur wiedergibt, innerhalb der Abschnitte gibt es Sprünge, die wenig informierte Zuschauer nicht verstehen werden. Dennoch erzeugt Regisseur Joshua Michael Stern ein greifbares Flair des Silicon Valley in einer Zeit, in der diese Industrie wie kaum danach geprägt wurde. Auf Grund des Umfangs der Thematik kann er nur an der Oberfläche kratzen. Viel tiefer kann man bei einer solchen Persönlichkeit vielleicht auch nicht kommen.