JGA: Jasmin. Gina. Anna. [2022]

Wertung: 0.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 25. Februar 2022
Genre: Komödie

Laufzeit: 118 min.
Produktionsland: Deutschland
Produktionsjahr: 2021
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Alireza Golafshan
Musik: Carlos Cipa
Besetzung: Luise Heyer, Taneshia Abt, Teresa Rizos, Dimitrij Schaad, Axel Stein, Trystan Pütter, Arnel Tači, Julia Hartmann, Jakob Geßner, Agnes Decker, Katjana Gerz, Julian Felix, Hassan Akkouch


Kurzinhalt:

Zusammen mit ihren Freundinnen Gina (Taneshia Abt) und Anna (Teresa Rizos) hat Jasmin (Luise Heyer) den Junggesellinnenabschied von Helena (Julia Hartmann) geplant. Doch die Überraschung verkehrt sich ins Gegenteil, als Helena ihnen verkündet, dass sie schwanger ist und daher nicht mit ihnen feiern kann. So fällt auch das geplante Wochenende auf Ibiza mit Alkohol, Stripper und Party ins Wasser. Doch die Flugtickets können nicht mehr storniert werden, weshalb Jasmin, Gina und Anna entscheiden, zu dritt nach Ibiza zu fliegen und es richtig krachen zu lassen. Doch kaum dort angekommen, werden ihre Koffer geklaut, das stornierte Hotelzimmer ist ihnen zu teuer und zu allem Überfluss läuft Jasmin ihr Verflossener Tim (Dimitrij Schaad) über den Weg, den sie seit acht Jahren nicht vergessen kann. Dass er ihr verkündet, selbst seinen Junggesellenabschied zu feiern, veranlasst Jasmin zu behaupten, sie sei auch die Braut – was das Wochenende nur komplizierter macht …


Kritik:
Das Beste an Alireza Golafshans Komödie JGA: Jasmin. Gina. Anna. ist, dass es für absehbare Zeit wohl kaum schlimmer kommen kann. Egal, welchen Aspekt man sich hier ansieht, sie sind im günstigsten Moment durchschnittlich, meistens jedoch auf eine das Publikum geradezu beleidigende Art und Weise weit darunter. Wäre es nicht um die Besetzung oder die unterschiedlichen, interessanten Interpretationen von Ludwig van Beethovens Klavierstück „Für Elise“, dann hätte dieser Kritiker wohl etwas getan, was er seit 20 Jahren nicht getan hat – und wäre nach einer Stunde aus der Vorstellung gelaufen.

Denn ein großes Manko an JGA ist auch, dass das Gezeigte quälend lange zwei Stunden dauert, die sich bedeutend länger anfühlen. So ergeht es bereits dem ausgebreiteten Auftakt, in der die Titel gebenden drei Single-Frauen Jasmin, Gina und Anna auf dem Weg zu einem weiteren Junggesellinnenabend sind. Diesmal kommt ihre gute Freundin Helena unter die Haube und soll mit einer alkoholhaltigen Feier inklusive Ausflug nach Ibiza überrascht werden. Doch Helena ist schwanger und so platzt der gemeinsame Abend ebenso wie der Trip. Da sich die Flugtickets nicht stornieren lassen, entscheiden Jasmin, Gina und Anna, zu dritt nach Ibiza zu fliegen und das Wochenende Party zu machen. Denn, so stellen sie selbst nach durchzechter Nacht fest, sie brauchen ihre anderen Freundinnen nicht, die lieber Mütter geworden sind, und Männer brauchen sie schon gleich gar nicht. Im Leben der drei Mittdreißigerinnen dreht sich schließlich alles nur um sie, selbst wenn Gina unter Alkohol fabuliert, Single-Frauen seien wie Obst, das irgendwann vor sich hinrottet und dass sie endlich heiraten müssten. So überzeugt scheinen sie dann doch nicht, zumal Jasmin seit acht Jahren ihrem damaligen Freund Tim hinterher trauert, dem sie einen Antrag machte und der sich daraufhin trennte. Just diesem Tim laufen die drei auf Ibiza über den Weg, denn er ist dort, um seinen eigenen Junggesellenabschied zu feiern.

JGA setzt viel auf unwahrscheinliche Zufälle, noch viel mehr jedoch darauf, dass sich das Publikum deshalb amüsiert, weil es sich für klüger glaubt, als die drei Frauenfiguren im Zentrum der Erzählung. Zugegeben, das wird auch der Fall sein, doch dass drei erwachsene Menschen derart naiv oder schlichtweg dämlich auftreten, darf man im Grunde gar nicht hoffen. Mit welchem Selbstverständnis die drei Hauptcharaktere ausgestattet sind, sieht man bereits zu Beginn, wenn Jasmin in voller JGA-Montur an einer Bushaltestelle sitzt, mit Glitzerjacke, knallig buntem Mädchenrock, Perücke und einem aufgeblasenen Penisballon. Als ein junger Mann zur Bushaltstelle kommt, beginnt sie ein Gespräch mit ihm und fragt, ob er ihr seine Nummer geben möchte, was er freundlich und höflich ablehnt. Anschließend fragt sie, ob er ihre Nummer haben möchte, was er ebenso ablehnt und dazu führt, dass Jasmin „alle Männer“ mit einem Schimpfwort belegt. Denn wie kann es sein, dass man sich nicht für sie interessiert? Diese Figur zu Beginn könnte Filmemacher Golafshan auf eine Reise schicken, eine Entwicklung durchmachen lassen. Doch er entscheidet sich für platten Humor, der in etwa dem entspricht, was man bei einem Junggesellenabschied mit Bauchkiosk in der Fußgängerzone erwarten kann.

Auf Ibiza angekommen, trifft Jasmin wie bereits erwähnt ihre große Liebe Tim und um ihr Gesicht wahren zu können, gibt sie vor, selbst die Braut zu sein. Wer glaubt, Jasmin könnte nicht tiefer sinken, wird überrascht, denn später machen die drei Frauen Tim und seine Freunde glauben, Jasmins imaginärer Ehemann hätte Krebs – einfach, weil das Publikum lebensbedrohende Krankheiten lustig finden soll. Auch lassen sie am Strand in der Öffentlichkeit einen Stripper tanzen … vor Kindern. JGA: Jasmin. Gina. Anna. ist voller „Humor“, der nicht einmal mit Alkohol zu ertragen und auf eine geradezu widerwärtige Weise zum Fremdschämen inszeniert ist. Und das ist noch, bevor Jasmin, Gina und Anna einwilligen, für Tims Freund Stefan Drogen zu besorgen, und anschließend Kontakt mit einem Drogendealer aufnehmen. Das tun sie, weil sie in Tims Villa unterkommen, nachdem sie sich ihre Koffer haben stehlen lassen. Nicht nur, dass die einzelnen Situationen und Dialoge inhaltlich, um es freundlich zu formulieren, lebensfremd sind, sie sind voller unsympathischer Figuren, die dumme Dinge tun, in ausgewalzt langen Szenen. Die drei Hauptfiguren sind dabei selbstsüchtig, maßlos selbstüberschätzend, betrügen und lügen, wie es ihnen passt, und sie hummeldumm zu nennen, wäre eine Beleidigung für das Insekt.

Hinzu kommt eine Inszenierung, die in den ersten zwei Dritteln unvorstellbar einfallslos statisch geraten ist, und der es dabei nicht einmal gelingt, das Flair der Insel passend einzufangen. So unbeholfen wie behäbig, bessert sich das allenfalls im letzten Akt, wenn JGA inhaltlich zu einem weiteren Sturzflug ansetzt. Bei alledem kann einem die Besetzung im Grunde nur leid tun, denn sie ist durchaus motiviert. Das sieht man nicht nur an Axel Stein oder Taneshia Abt, denen wenigstens ein paar gute Momente und bissige Sprüche gelingen. Auch die anderen spielen im Grunde wirklich gut, doch womit die Beteiligten hier arbeiten müssen, ist so indiskutabel und weltfremd, dass sie das Gezeigte nicht zu retten vermögen.
Eine Komödie, deren Hauptfiguren offen Verachtung für alle anderen Beteiligten der Geschichte wie auch für das Publikum zeigen, kann das Herz des Publikums nicht gewinnen. Da spielt es auch keine Rolle mehr, dass die Werte, die hier vermittelt werden, als regelrecht unmoralisch zu bezeichnen sind.


Fazit:
Was sich früh abzeichnet und am Ende überdeutlich wird, keine der hier gezeigten Figuren möchte man zur Freundin oder zum Freund haben, denn sie machen aus Selbstsucht bewusst Momente kaputt, die andere als schöne Erinnerung würden behalten wollen. Die Gags, die Filmemacher Alireza Golafshan präsentiert, sind ebenso wie die „Wendungen“ lange absehbar, die Aussprachen der Charaktere voller Klischees und mit unzählige Male gehörter Küchenpsychologie durchsetzt. Wer glaubt, dass insbesondere Jasmin eine Entwicklung durchmachen würde, wird eines Besseren belehrt und nichts, was sie erlebt (oder tut), würde sie ein Happy End verdienen lassen. JGA: Jasmin. Gina. Anna. ist ein Film, der aus jeder Situation nur das Schlechteste zeigt, von einem Junggesellinnenabschied zum Fremdschämen, das vermeintliche Urlaubsparadies, bis zu einer Hochzeit, die mit surrenden Fotodrohnen, nervig-quatschenden Gästen und Diavorträgen direkt aus der Hölle zu kommen scheint. Jasmin muss in einer für sie schrecklichen Welt leben, an der stets nur andere schuld sind. Aber kein Junggesellenabschied und kein Hochzeitsspiel ist so unerträglich und zäh wie dieser Film. Es ist einer der schlechtesten des Jahres – so wenigstens die Hoffnung.