Iron Man 2 [2010]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 19. November 2011
Genre: Action / UnterhaltungOriginaltitel: Iron Man 2
Laufzeit: 124 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2010
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren
Regie: Jon Favreau
Musik: John Debney
Darsteller: Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow, Don Cheadle, Scarlett Johansson, Sam Rockwell, Mickey Rourke, Samuel L. Jackson, Clark Gregg, John Slattery, Garry Shandling, Paul Bettany, Kate Mara, Leslie Bibb, Jon Favreau, Christiane Amanpour, Philippe Bergeron
Kurzinhalt:
Ein halbes Jahr ist vergangen, seit Tony Stark (Robert Downey Jr.), Sohn des Rüstungsindustriellen Howard Stark (John Slattery), vor laufenden Kameras bekannt gab, er sei Iron Man – jener Held in einer schimmernden Rüstung, der beinahe im Alleingang den Weltfrieden salonfähig machte und in seinem Kampfanzug unbesiegbar scheint. Damals bereits hatte Ivan Vanko (Mickey Rourke) den Plan gefasst, Stark zu Fall zu bringen, koste es was es wolle. Wegen den Starks hatte seine Familie zu sehr gelitten. Doch während das US-Militär von Tony die Herausgabe der Technologie des Iron Man-Anzugs fordert, hat dieser mit seiner Vergiftung durch den Reaktor in seiner Brust zu kämpfen.
Dann sieht sich Tony in Monaco Vanko in explosiver Montur gegenüber und Iron Man scheint wieder gebraucht zu werden. Als Vanko später von Starks geschäftlichem Konkurrenten Justin Hammer (Sam Rockwell) noch technische Unterstützung erhält, ist Iron Man eindeutig unterlegen. Dabei verliert sich Tony zunehmend in seinen privaten Problemen, vor denen ihn weder seine ehemalige Assistentin Pepper Potts (Gwyneth Paltrow), noch seine neue, Natalie Rushman (Scarlett Johansson), oder sein Freund James Rhodes (Don Cheadle) bewahren können ...
Kritik:
Endete die Kritik zu Iron Man [2008], man dürfe "gespannt sein, was sich die Macher für die fest geplante Fortsetzung [würden] einfallen lassen", kann man nun eher ernüchtert die Antwort geben: Nicht viel. So überraschend unverkrampft der erste Teil erzählt war, so ziellos ist es der zweite. Erfuhr der Sohn des größten Rüstungsunternehmers der Welt, Tony Stark, damals seine Läuterung, verliert er sich hier in Bedeutungslosigkeit. Insofern ist es erstaunlich, dass hinter der Kamera viele Namen erneut zu finden sind, die Iron Man zu einem Überraschungshit haben werden lassen. Iron Man 2 wiederholt und vervielfacht, was zwei Jahre zuvor nicht gut funktionierte und verzichtet darauf, die Figuren wirklich zu entwickeln – von einem absehbar aufgelösten Vaterkomplex der Hauptfigur einmal abgesehen. So befinden sich am Ende beinahe alle Charaktere, wo sie beginnen und was dazwischen geschieht ist zwar aufwändig und laut, aber wenig ergreifend und schon gar nicht verblüffend.
Die erfolgreichen Comic-Verfilmungen, sei es nun Iron Man, die X-Men-Reihe, Spider-Man [2002] und dessen Fortsetzung, oder die beiden jüngsten Batman-Produktionen, bemühen sich darum, wirkliche Figuren zu erschaffen, und uns ihren Werdegang nahezubringen, selbst wenn was um sie herum geschieht nicht wirklich ist. In Iron Man 2 sehen wir computergenerierte Figuren, die auf computergenerierte Gegner einprügeln und dabei eine künstliche Umgebung in Schutt und Asche legen. Nicht nur, dass wir wissen, wie es enden wird, wir spüren nichts, was uns den Charakteren verbinden würde. Es mag sein, dass der porträtierte Absturz Tony Starks notwendig ist, um ihn auf lange Sicht auf die rechte Bahn zu bringen – nur hätte dies geschehen sollen, bevor er sich als schillernder Held im ersten Teil empfahl. Oder seine Wandlung sollte schneller vonstattengehen, denn das Einzige, was wir uns nach den ersten Minuten, bis hin zum Abspann wünschen ist, dass jemand Tony Stark mit einem rechten Schlag endlich zur Vernunft bringt.
Bis es soweit ist, beobachten wir, wie das US-Militär von ihm die Herausgabe seines Kampfanzugs erzwingen will, welche dieser allerdings verweigert. Dies führt schließlich dazu, dass ein zweiter Anzug gestohlen wird, während Tony sich immer mehr dem Alkohol hingibt, seine Blutvergiftung durch den Palladium-Kern in seiner Brust immer weiter zunimmt und er der Meinung ist, er würde in Kürze das Zeitliche segnen. Statt jedoch (seinem im letzten Film entdeckten Helden-Gen folgend) der Welt ein Vermächtnis zu hinterlassen, entschließt er sich, zu tun, wozu er Lust hat – auch wenn es sein Ableben nur beschleunigt und ihn von all denjenigen Menschen entfremdet, die über die Jahre zu ihm gehalten haben. Man könnte zudem behaupten, der Reaktor, den er in seiner Brust trägt, ist seine Achillesferse, sein Kryptonit. Weswegen sich das Drehbuch dann jedoch dazu entscheidet, diese Bedrohung aus Tonys Leben zu nehmen (etwas, was man ja in ferner Zukunft hätte angehen können), und ihn in dem Bezug unempfindlich zu machen, ist unverständlich. Das zumal die Lösung ewig lange vorweg geschoben wird, ehe sie in wenigen Minuten umgesetzt und aufgelöst wird. Sicher wird niemand auf die Idee kommen, Logik und Physik bei einem Unterhaltungsfilm als Maßstab anzulegen, doch kommt die Auflösung dieser Story des Films so schnell, als hätten es die Macher auch noch eilig gehabt.
Unterdessen befördert Tony seine Assistentin Pepper Potts zur Geschäftsführerin des Konzerns, den er sträflich vernachlässigt und sieht sich bei ihrer Nachfolgerin Natalie Rushman einer nicht weniger attraktiven Dame gegenüber. Dass sie mehr ist, als sie zu sein scheint, erahnt man nicht nur an der hochkarätig besetzten Darstellerin. Doch während es hier wenigstens Einiges zu sehen gibt, enttäuschen Iron Mans Gegner durch einen Einfallsreichtum, der an eine sträfliche Arbeitsverweigerung grenzt und Waffen, die außer Schauwerten nichts zu bieten haben. Wie sonst ist es zu erklären, dass Whiplashs Starkstrompeitschen sogar Rennwagen halbieren, aber Iron Mans Anzug nicht wirklich beschädigen können? Wieso drängt man Tony Stark nicht in die Defensive und zwingt ihn, sich etwas Neues auszudenken? Über den gesamten Film hinweg werden Whiplash alias Ivan Vanko und sein Gönner, der gehörnte Waffenproduzent Justin Hammer, als Widersacher aufgebaut, doch wenn es letztlich zur Konfrontation kommt sieht man nicht einmal ihre Gesichter und was das Publikum in dem im Computer generierten Finale erwartet ist weit abzusehen.
Iron Man 2 wartet mit einer namhaften Besetzung auf, die sich ein Jahr nach Veröffentlichung des Films auch kritisch zur Fortsetzung äußert. Nicht nur, dass die Untertöne des Vorgängers verschwunden sind, auch eine erzählenswerte Geschichte findet sich hier nicht. Einige Actionszenen sind nett anzusehen und dank der vielen Explosionen offensichtlich aufwändig gemacht, doch was dazwischen geschieht, ist nicht packend und erscheint mehr, als wollte es die eigenständig verfilmte Comic-Superhelden-Zusammenkunft Marvel's The Avengers [2012] vorbereiten, anstatt auf eigenen Beinen zu stehen. Die sympathischen Darsteller entschädigen dabei für viel, auch wenn Sam Rockwell für seine Rolle mehr zu bedauern denn zu beneiden ist.
Nach dem Abspann ist erneut eine kleine Szene zu sehen, die einen weiteren Superhelden-Film aus dem Marvel-Comicuniversum vorbereitet. Fans sollten also sitzen bleiben.
Fazit:
Es ist weder handwerklich schlecht dargebracht, was Iron Man 2 zeigt, noch ist es inhaltlich eine Beleidigung für das Publikum. Es ist ärgerlich angesichts des Potentials, das in den Charakteren und den dahinterstehenden Schauspielern steckt, wie wenig davon ausgenutzt wird. Wer die Geschichte überladen nennt, hat sich nicht angesehen, wie orientierungslos die Story im einstündigen Mittelteil mäandriert. Doch liegt das nicht an zu vielen Figuren, sondern zu wenig definierten.
Selbst wer sich nur durch die Actioneinlagen unterhalten lassen will, wird hin und wieder einen Blick auf die Uhr riskieren. Auch wenn es nie wirklich langweilig wird, überraschend ist es nicht. Und wollte man gern wissen, wie es am Ende des vorigen Films weitergehen würde, werden für den dritten Teil der Iron Man-Reihe die Erwartungen deutlich niedrigerer angesetzt.