Ich - Einfach unverbesserlich 3 [2017]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 18. Dezember 2017
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: Despicable Me 3
Laufzeit: 90 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2017
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Kyle Balda, Pierre Coffin, Eric Guillon
Musik: Heitor Pereira, Pharrell Williams
Stimmen: Steve Carell (Oliver Rohrbeck), Kristen Wiig (Martina Hill), Trey Parker (Joko Winterscheidt), Miranda Cosgrove (Marie Christin Morgenstern), Dana Gaier (Zalina Sanchez), Nev Scharrel (Hannah Kunze), Pierre Coffin, Steve Coogan (Thomas Danneberg), Julie Andrews (Kerstin Sanders-Dornseif)


Kurzinhalt:

Der ehemalige Superschurke Gru (Steve Carell / Oliver Rohrbeck), der sich inzwischen der Anti-Verbrecher-Liga (AVL) angeschlossen hat und mit seiner Frau Lucy (Kristen Wiig / Martina Hill) die Bösen jagt, erlebt ein böses Erwachen, als ihn die neue Chefin der AVL kurzerhand feuert. Grund hierfür ist, dass Gru wiederholt der Superschurke Balthazar Bratt (Trey Parker / Joko Winterscheidt) entwischt ist, dem es gelingt, den größten Diamanten der Welt an sich zu bringen. Weshalb, darüber braucht sich Gru keine Gedanken zu machen als er erfährt, dass er einen Zwillingsbruder hat – Dru (Steve Carell / Oliver Rohrbeck). Dieser will dagegen nichts mehr, als selbst ein Schurke werden. So ist Gru hin- und hergerissen und fasst den Plan, bei einer Mission mit seinem Zwillingsbruder Balthazar Bratt dingfest zu machen. Aber nicht nur, dass er Dru damit vor den Kopf stößt, er unterschätzt seinen Widersacher gewaltig, der riesige Pläne geschmiedet hat …


Kritik:
Ich - Einfach unverbesserlich 3 fühlt sich an wie der dritte Film einer Reihe, deren Hauptfigur nie der eigentliche Star der Show gewesen ist. Das waren schon seit jeher die gelben, großäugigen und tollpatschigen Gehilfen des einstigen Superschurken. Diese Minions haben inzwischen sogar ihren eigenen Film bekommen und spielen hier eine bedeutend unwichtigere Rolle als im letzten Film mit Gru. Was die Enttäuschung so groß macht ist die Tatsache, dass die Macher in den ersten Minuten des Abspanns eine Story skizzieren, die bedeutend interessanter klingt als alles, was den Rest des Films über geschieht.

Die eigentliche Geschichte umfasst zwei verschiedene Erzählstränge. Da ist zum einen der einstige Kinderstar einer 1980er-Jahre-Fernsehserie, Balthazar Bratt, der inzwischen zu dem Bösewicht herangereift ist, den er damals auf dem Bildschirm verkörperte. Auf der anderen Seite erzählt Ich - Einfach unverbesserlich 3 davon, wie Gru erfährt, dass er einen Zwillingsbruder mit dem Namen Dru hat. Der möchte nichts lieber, als selbst ein Schurke werden, während Gru wieder als Agent der Anti-Verbrecher-Liga AVL arbeiten möchte. Von dort war er zusammen mit seiner Frau Lucy gefeuert worden, weil ihm zum wiederholten Male Schurke Bratt durch die Finger geglitten ist.
Hinzu kommen die üblichen Nebenhandlungen wie diejenige um Lucy, die lernt, eine Mutter für die drei Ziehtöchter ihres Frischvermählten zu sein, Margo, Edith und Agnes. Wobei sich Agnes in den Kopf setzt, ein lebendiges Einhorn zu fangen.

Man fragt sich, wo hier denn der Platz für die Minions sein soll. Nun, die kündigen in den ersten Minuten ihren Dienst als Schurkengehilfen, weil ihnen ihr Meister als häuslicher Pantoffelheld nicht gefällt. Immer wieder schneidet Ich - Einfach unverbesserlich 3 zu ihnen zurück, wie sie zuerst bei einem Sing-Wettbewerb teilnehmen, im Gefängnis landen, fliehen und – das sollte keine Überraschung und somit kein Spoiler sein – zum Finale wieder da sind. Aber auch dort treten sie kaum in Aktion und sind in keinem einzigen Moment für den Fortgang der Geschichte notwendig. Es ist beinahe, als wären ihre Szenen nachträglich hinzugeschrieben worden, weil sich ein Film mit ihnen auf dem Plakat besser dem Zielpublikum verkaufen lässt, als ohne sie.

Angesichts des deutlich temporeicheren und witzigeren Vorgängers darf allerdings bezweifelt werden, dass selbst ganz junge Zuseher hier zweimal einschalten, wenn sie die vorigen Filme mit zur Auswahl haben. Das liegt vor allem daran, dass Ich - Einfach unverbesserlich 3 nie wirklich zündet. Die Gags bewegen sich allesamt auf einem absehbaren und zahmen Niveau, Vieles soll lustig sein, selbst wenn die Macher nicht erklären, warum. So lebt Dru auf dem Anwesen seines Vaters abgeschieden in einem Dorf, in dem überall Schweinchen umherlaufen. Nur weshalb wird abgesehen von einer lapidaren Bemerkung nie geklärt. Dass die putzig aussehen, ist unbestritten, und Kinder werden wohl auch lachen, wenn sie einen Minion auf einem Schwein reiten sehen, oder ein Schwein als Blindenhund agiert. Aber es wird sie nicht fesseln. Ebenso wenig der Bösewicht der Geschichte, der in den 80ern "gefangene" Bratt mit einem beinahe Furcht erregenden Haarschnitt und einem lilafarbenen Anzug samt Schulterpolstern. Bis auf die Einführung zu Beginn erfährt man nichts über ihn. Wer darauf hofft, dass sein Schicksal eine Art sozialer Kommentar dazu beinhaltet, welche Folgen ein Ruhm in Kindertagen mit sich bringen kann (man denke an eine Generation minderjähriger YouTube-Stars), der wird enttäuscht. Auch Agnes' Suche nach dem Einhorn hat zwar eine Pointe, doch sie spiegelt weder die Aussage der eigentlichen Story um Grus Bruder wider (sofern man dieser eine Botschaft unterstellen mag), noch bleibt sie in Erinnerung.

Die meisten Gags sind bereits in den Trailern zum Film enthalten, auch die meisten um die Minions. Was sonst noch zu sehen ist, sorgt bis auf ein paar Momente nur für verhaltene Heiterkeit, ist nie so böse, wie Gru insgeheim vielleicht gern wäre und dabei nur notdürftigst von den verschiedenen Storys zusammengehalten. Dank der Song-Einlagen, in denen sich die 80er-Jahre-Affinität von Bratt wiederfindet, klingt das mitunter zumindest gut und auch das obligatorische Tanzduell zwischen Gru und Bratt ist kurzzeitig witzig, aber es täuscht nicht darüber hinweg, dass nicht einmal das Finale in Fahrt kommt. Beginnt der Abspann, hat man vielmehr den Eindruck, als würde jetzt der eigentliche Film beginnen können. Dass die Macher in Zeichentrickmanier andeuten, wohin dieser sich entwickeln könnte, macht das Gesehene nur noch enttäuschender. Ich - Einfach unverbesserlich 3 mag für die Jüngsten nette Unterhaltung sein, aber angesichts der Vorgänger ist das bereits ein Rückschritt.


Fazit:
Dass es mit Publikumsmagneten wie den Minions gelingt, jeden Film zu einem Kassenschlager zu machen, beweist Ich - Einfach unverbesserlich 3 überaus eindrucksvoll. Doch wäre dies der erste Film der Reihe gewesen, darf bezweifelt werden, ob zwei Fortsetzungen und ein Spin-off gefolgt wären. Die Geschichte um Grus Zwillingsbruder Dru besitzt keinerlei Tiefgang und selbst das vermeintliche Zerwürfnis nach ihrer gemeinsamen Mission hält keine fünf Minuten. Der eigentliche Bösewicht der Story nimmt keinen nennenswerten Platz darin ein und selbst Grus Kinder oder Lucy haben kaum etwas zu tun, ebenso wenig die Minions. Blickt man nach den mäßig spannenden eineinhalb Stunden zurück, bleibt eher die Frage, woraus der Film überhaupt besteht. Es sind viele einzelne Szenen, die mitunter einen Gag präsentieren, aber nur wenig Zusammenhalt. Die Kinder im Publikum wird das angesichts der putzigen Animationen und der Momente mit den Minions wohl nicht stören. Aber dass sie gebannt auf den Bildschirm schauen, ist mehr als unwahrscheinlich und dass dies besser geht, haben die Macher selbst bereits bewiesen.