Ice Age 3 - Die Dinosaurier sind los [2009]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 02. Juli 2009
Genre: Animation / KomödieOriginaltitel: Ice Age: Dawn of the Dinosaurs
Laufzeit: 94 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ohne Altersfreigabe
Regie: Carlos Saldanha, Mike Thurmeier
Musik: John Powell
Stimmen: Ray Romano (Arne Elsholtz), John Leguizamo (Otto Waalkes), Denis Leary (Thomas Fritsch), Queen Latifah (Daniela Hoffmann), Simon Pegg (Michael Iwannek), Josh Peck (Julien Haggége), Seann William Scott (Rainer Fritzsche), Chris Wedge, Karen Disher, Carlos Saldanha
Kurzinhalt:
Die ungewöhnliche Herde um Mammut Manny (Ray Romano / Arne Elsholtz), Säbelzahntiger Diego (Denis Leary / Thomas Fritsch) und das Faultier Sid (John Leguizamo / Otto Waalkes) ist in heller Aufregung: Manny und Ellie (Queen Latifah / Daniela Hoffmann) erwarten ein Baby und der übereifrige Vater in Spe übertreibt es ein wenig mit der Fürsorge. Doch während sich Sid vernachlässigt vorkommt und ersatzweise ein paar gefundene Dinosaurier-Eier in seine Obhut nimmt, fasst der alternde Diego den Plan, allein weiterzuziehen.
Doch Sids Eierdiebstahl bleibt nicht unbemerkt und bald schon sehen sich die Eiszeittiere einer an sich längst ausgestorbenen T-Rex-Mamma gegenüber. Diese nimmt ihre Babys wieder mit in die unter dem Eis eingeschlossene Höhle und entführt dabei Sid. Manny, Diego und Ellie starten eine Rettungsmission und betreten eine verborgene Welt voller Gefahren. Dort begegnen sie, mit dem Eiszeitnager Scrat (Chris Wedge) und seiner Begleiterin wider Willen Scratte (Karen Disher), dem Einzelkämpferwiesel Buck (Simon Pegg / Michael Iwannek), der ihnen bei der Suche hilft – doch er weiß auch von einem viel gefährlicheren Gegner, der in jener Welt für Furcht und Schrecken sorgt ...
Kritik:
Es ist der dritte Ausflug in die Eiszeit mit den sympathischen Figuren Manny, Sid, Diego und Scrat nach ihrem Einstand Ice Age [2002] und ihrem zweiten Abenteuer Ice Age 2 – Jetzt taut's [2006]. Wie groß das Stirnrunzeln bei den Zuschauern war, als es hieß, die Urzeittiere würden hier auf Dinosaurier treffen, kann man sich vorstellen, immerhin lebten beide Tierarten zu ganz unterschiedlichen Zeiten. Die Lösung hierfür haben die Filmemacher schnell gefunden, auch wenn die Idee mit einer unter dem Eis eingeschlossenen Höhle voller Urzeitechsen nicht wirklich bemerkenswert ist, immerhin gab es sie in Film und Buch schon oft genug. Doch so schnell die Story auch erzählt ist, so ewig lange mäandriert die Geschichte letztlich um den heißen Brei herum. Sie scheint zudem bei den Filmemachern auch leider nicht den höchsten Stellenwert eingenommen zu haben, dafür ist der Film ganz eindeutig auf die große Neuerung zugeschnitten: die 3D-Präsentation. Wie zuvor beispielsweise Bolt - Ein Hund für alle Fälle [2008] oder kürzlich erst DreamWorks' Monsters vs Aliens [2009] ist auch Ice Age 3 mit entsprechenden Brillen in entsprechenden Kinos durchweg in 3D zu sehen. Dieses Jahr folgen auch noch weitere Produktionen, darunter Pixars Oben [2009], der in den USA bereits gestartet ist.
Der 3D-Effekt ist bei Ice Age 3 stellenweise atemberaubend gelungen und die verschiedenen Szenen und Schauplätze sind auch speziell auf dieses Erlebnis zugeschnitten. Doch welchen anderen Sinn mancher Moment haben soll, außer eben diese Technik vorzustellen, das bleibt wohl den Produzenten vorbehalten.
So bleibt die Geschichte selbst leider auf der Strecke, die Rettungsmission um Faultier Sid verkommt zu einer Safari voller lustiger Sprüche des dschungelerprobten Buck (im deutschen etwas übereifrig gesprochen von Michael Iwannek), während Sid selbst mit den T-Rex-Babys und ihrer "Mama" herumalbert. Otto Waalkes gibt sich dabei merklich Mühe, der Figur Tiefe zu verleihen und ihre Momente lustig zu gestalten, doch inhaltlich müssen sich alle Zuschauer, die älter als 10 Jahr sind, an den Kopf fassen, wenn ein Urzeitfaultier einem übrig gebliebenen T-Rex-Weibchen Tipps bei der (vegetarischen) Ernährung des Nachwuchses geben will.
Für die kleinen Zuschauer ist das alles durchaus unterhaltsam, nicht zuletzt dank der bunten Farben, der Slapstickeinlagen und der interessanten Geräusche. Doch erwachsene(re) Zuschauer werden sich wie bereits beim letzten Film von einem Scrat-Moment zum nächsten hangeln, die auch wieder durchaus witzig ausfallen. Nur hat man beinahe alle von ihnen schon in der Vorschau zum Film gesehen, so dass nicht allzu viele Überraschungen erhalten bleiben.
Das beherrschende Thema des Filmes ist zweifelsohne die Gründung der Familie mit einer schwangeren Ellie, einem überdrehten Manny, der sich auf seine Vaterrolle vorbereitet und Sid, der das dadurch ausgleichen möchte, dass er sich als Ersatzmutter für die Dinobabys aufdrängt. An sich nur als Nebenfigur zu sehen ist dabei Diego, dem einmal mehr Thomas Fritsch die Stimme leiht. Er hat nicht wirklich etwas zu tun, entwickelt sich auch nicht weiter und bekommt allenfalls die Momente zugeschrieben, die die Wartezeit zum nächsten Ereignis überbrücken sollen. Arne Elsholtz hört sich vertrauter an, als beispielsweise noch bei Illuminati [2009], doch gelingt es dem routinierten Sprecher ebenso wenig, die mitunter im Sand verlaufenden Wortwitze zu retten, während sich Daniela Hoffmann keine große Mühe geben muss, um Ellie Charakter zu verleihen. Auch Crash und Eddie führen ein Schattendasein und sind, wenn man es einmal genauer nimmt, angesichts von Scrats Angebeteter Scratte schlichtweg überflüssig.
Geht man allerdings mit dieser Frage an die unterschiedlichen Stationen in Ice Age 3 heran, muss man leider feststellen, dass ein Großteil der Erzählung ebenso hätte der Schere zum Opfer fallen können, ohne dass die Geschichte selbst gelitten hätte. Die Regiearbeit von Carlos Saldanha und Mike Thurmeier besteht zum großen Teil aus "Gelöschten Szenen", die nur deshalb ihren Weg in den Film gefunden haben, weil er sonst nicht die notwendige Länge erreicht hätte. Kinder wird das beim Zuschauen nicht stören, doch stimmt es einen angesichts der langen Produktionszeit durchaus nachdenklich.
Technisch gesehen befindet sich Ice Age 3 auf der Höhe der Zeit, immerhin sind die Hintergründe gerade in der Dschungelhöhle detailliert gestaltet, auch wenn man Ähnliches bei Die Unglaublichen - The Incredibles [2004] nochmals realistischer bewundern durfte. Der comichafte Look bleibt Manny, Sid & Co. erhalten, sodass die Verbesserungen auf sehr subtile Weise wahrgenommen werden.
Wenn man sich im Vergleich beispielsweise das erste Ice Age-Abenteuer ansieht, und man sich an die Nebenhandlung um Mannys tragische Kindheitserfahrungen erinnert, wird deutlich, dass die Autoren damals zumindest versuchten, den Erwachsenen einen Storyaspekt zu bieten, der Kindern eher verschlossen blieb. Dieser Anspruch wurde beim zweiten Teil bereits heruntergefahren. Jetzt allerdings verkommt das "Urzeitroadmovie" zu einer inhaltlich hanebüchenen, stellenweise lang gezogenen und bis auf die etablierten Hauptfiguren charmefreien Kleinkindalberei. Genau das mögen die Kleinen vielleicht erwarten, doch angesichts der Ankündigungen und der groß angelegten Werbekampagne hätte man sich mehr versprochen.
Fazit:
Handwerklich gibt es am dritten Eiszeitabenteuer um Manny, Sid und Diego kaum etwas zu bemängeln. Insbesondere die Verfolgungsjagd mit den Flugsauriern im letzten Drittel beeindruckt durch den Detailreichtum und die Geschwindigkeit. Auch der 3D-Effekt kommt hier am besten zum Einsatz. Der Rest des Films besteht aus zusammengewürfelten Szenen, die die ohnehin spärliche Story nicht wirklich voran bringen, und von denen die lustigsten und besten bereits in der Filmvorschau zu sehen waren.
Die Kinder im Publikum wird das nicht stören, doch wer erhofft hatte, dass die Macher den Figuren oder der Geschichte mehr Tiefe verleihen, der wird leider enttäuscht. Man kann es vielleicht auch noch einfacher zusammenfassen: Sind die Scrat-Szenen erneut der Höhepunkt des Films? Ja. Sind sie so lustig wie in den ersten beiden Filmen? Mitunter ja. Muss man sie unbedingt im Kino in 3D gesehen haben? Es ist so zumindest ein anderes Erlebnis als zuhause im Heimkino.
Das disqualifiziert Ice Age 3 nicht als kindertauglichen Animationsfilm mit der Aussage, dass Familie und Freundschaft sich gegenseitig nicht ausschließen und alle Gefahren überstehen können. Nur sollte man auch nicht mehr erwarten, wenn man sich das Kinoticket kauft.