Hypnotic [2023]

Wertung: 3 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 5. November 2023
Genre: Thriller / Action

Originaltitel: Hypnotic
Laufzeit: 93 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2023
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren

Regie: Robert Rodriguez
Musik: Rebel Rodriguez
Besetzung: Ben Affleck, Alice Braga, William Fichtner, J. D. Pardo, Dayo Okeniyi, Jeff Fahey, Jackie Earle Haley, Zane Holtz, Ruben Cabaalero, Kelly Frye, Sandy Avila, Ryan Ryusaki, Hala Finley, Ionie Olivia Nieves


Kurzinhalt:

Es verfolgt Polizist Danny Rourke (Ben Affleck), dass er nicht verhindern konnte, dass seine eigene Tochter unter seiner Obhut entführt wurde. Sie wurde nie gefunden, der vermeintliche Täter behauptet, er könne sich an nichts erinnern. Jahre sind seitdem vergangen, doch als Danny mit seinem Partner Nicks (J. D. Pardo) zu einem Banküberfall gerufen wird, bei dem eine anonyme Tippgeberin genau vorhergesagt hat, aus welchem Schließfach etwas gestohlen werden soll, wird Danny auf einen Mann aufmerksam, der offenbar in den Überfall verwickelt ist. Dellrayne (William Fichtner) besitzt dabei die Fähigkeit, in den Verstand anderer Menschen einzudringen und sie eine maßgeschneiderte Realität sehen zu lassen. Nicht nur, dass sich in dem Schließfach, auf das es Dellrayne abgesehen hat, ein Bild von Dannys Tochter befindet, kurz darauf wird der Polizist selbst wegen Mordes gesucht. Zusammen mit der Hellseherin Diana (Alice Braga) macht er sich daran, die Zusammenhänge dieser mysteriösen Verschwörung aufzudecken. Was er findet, stellt sein ganzes Leben auf den Kopf …


Kritik:
Mehr als 20 Jahre versuchte Filmemacher Robert Rodriguez, seinen Psychothriller Hypnotic zu realisieren. Umso mehr überrascht, dass das Ergebnis kaum mehr ist, als das Konzept, auf dem es basiert. Durchaus mit unvorhersehbaren Wendungen gespickt, ist es vor allem die merklich behäbige Umsetzung, die spürbar enttäuscht. Darüber hilft auch die routinierte Besetzung nicht hinweg. Genrefans finden mäßige Unterhaltung, bei der man regelmäßig feststellt, wie wenig vom Potential genutzt wird.

Im Zentrum der Geschichte steht Polizist Danny Rourke, der zu Beginn seiner Psychologin erzählt, dass er über den Verlust seiner Tochter nicht hinwegkommt. Am helllichten Tag aus einem öffentlichen Park entführt, wurde der vermeintliche Täter sogar gefasst, konnte sich allerdings an nichts erinnern. Da weder Tochter Minnie, noch ihre Leiche gefunden wurde, wird Danny seitdem von Schuldgefühlen heimgesucht. Einzig die Arbeit lenkt ihn ab. Von seinem Partner Nicks abgeholt, fahren sie zum Schauplatz eines Banküberfalls, der einer ganzen Reihe bereits verübter ähnelt. Laut eines anonymen Tipps befindet sich die Beute in einem Schließfach und als Danny sich Zugang verschafft, entdeckt er darin eine Fotografie seiner verschwundenen Tochter. Dahinter ist offenbar der mysteriöse Dellrayne her, der die Fähigkeit besitzt, in die Gedanken anderer einzudringen und sie Dinge sehen zu lassen, die nicht existieren. Was es damit auf sich hat, wird Danny von der Hellseherin Diana erklärt und ehe sie sich versehen, sind sie beide auf der Flucht, sowohl vor Dellrayne als auch vor der Polizei, da Danny im Verdacht steht, einen Mord begangen zu haben.

Die genauen Hintergründe seien an der Stelle nicht verraten, es soll genügen zu sagen, dass Hypnotic von der Grundidee her an eine Mischung aus Stephen Kings Feuerkind [1980] und einer typischen Episode der Mystery-Serie Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI [1993-2002] erinnert. Die Geschichte handelt insofern von Menschen mit besonderen Fähigkeiten und Regierungsverschwörungen gleichermaßen. Das ist auch kein Kritikpunkt, selbst wenn die gesamte Motivation von Dellrayne scheinbar in einer großen Exposition verraten wird. In mehreren Momenten pausiert das Drehbuch gewissermaßen die Erzählung, um den übrigen Figuren und vor allem dem Publikum die notwendigen Hintergrundinformationen zu vermitteln. So auch beim Finale, wenn alle Beteiligten regelrecht innehalten, um gebannt der Erläuterung der Zusammenhänge zu lauschen. Das wirkt hölzern und ist darüber hinaus nicht die eleganteste Art, eine Geschichte zu erzählen. Umso unnötiger ist das vor allem davor, da die großen Twists der Story das bis dahin Geschehene ohnehin auf den Kopf stellen.

Bedeutend schwerer wiegt jedoch, dass Robert Rodriguez keinen passenden Erzählrhythmus für seinen Film findet. Sämtliche Figuren scheinen durch die Szenerie zu schleichen, anstatt zu rennen, die Dialoge werden mit einer getragenen Langatmigkeit dargebracht, als würde man sie bewusst langsam abspielen. Ein Gefühl für Dringlichkeit oder Tempo kommt so nie auf. Sitzen Diana und Danny in einer Szene auf einem Motorrad und fliehen vor den Angreifern, scheint das aus einem vollkommen anderen Film zu stammen. Doch der Moment ist so schnell vorbei, wie er gekommen ist. Dass hier kaum Spannung aufkommt, liegt auch an der dudeligen Musik von Rodriguez’ Sohn Rebel, die zu einem packenden Thriller nicht passen mag. Dass viele Szenen in Hypnotic den Anschein erwecken, sie stammten aus einem Traum, sich die Figuren nicht immer nachvollziehbar verhalten und den übermächtigen Dellrayne nicht einfach erschießen, wenn dieser vor ihnen steht, erklärt das Drehbuch in gewisser Weise. Doch die holprigen Szenenübergänge, die nicht immer zusammenpassen wollen, dass Diana zwei Figuren aufsucht, deren Bedeutung erst erklärt wird, wenn sie und Danny schon vor den Unbekannten stehen, entschuldigt das nicht.

Es unterstreicht den Eindruck, dass Hypnotic über die Konzeptphase kaum hinausgewachsen ist. Am Budget allein kann es kaum gelegen haben, denn was der Filmemacher zeigt, ist grundsätzlich solide eingefangen. Nur die Story, in die er all das einbettet, nimmt kaum mit, so überraschungsreich sie im Grunde auch ist. Zu distanziert und wenig greifbar sind hier sämtliche Figuren. Dass mit einer Szene während des Abspanns eine mögliche Fortsetzung angedeutet wird, unterstreicht den Mystery-Serien-Charakter noch. Als solche wäre die Idee durchaus tragfähig, wenn man ihr mehr mit auf den Weg geben würde, als nur die notwendigsten Genreversatzstücke.

Die Heimvideoveröffentlichung von EuroVideo Medien GmbH wartet indes mit (fast) allem auf, was Fans interessieren dürfte. Die 4K Ultra-HD-Disc überzeugt mit einer durchgehend guten Bildqualität sowie Unterstützung des dynamischen HDR-Formats Dolby Vision. Farben und Schärfe sind eindrucksvoll, wovon vor allem die dunklen, in Neonfarben getauchten Einstellungen profitieren. Darüber hinaus wartet Hypnotic mit vielen angenehm hellen Aufnahmen auf, die einen tollen Kontrast bieten. Die deutsche sowie englische Tonspur liegt jeweils in Dolby Atmos vor, wobei wenigstens die deutsche Sprachfassung nicht einlösen kann, was das Format verspricht. Zu wenig werden die Rückkanäle eingebunden und auch der Bass klingt merklich zurückhaltend. Die Extras der Disc umfassen eine viel zu kurze Featurette, darüber hinaus jedoch überraschend ausführliche Interviews von Besetzung und Beteiligten. Hinzu kommen Trailer, zum Film wie auch zu sonstigen Programmen. Einen Audiokommentar sucht man leider vergebens, was die durchweg gelungene Präsentation jedoch nicht schmälert. Mehr können Fans des Films kaum erwarten.


Fazit:
Nicht zuletzt die großen, unvorhersehbaren Wendungen der Story nach zwei Dritteln des überaus kurzen Thrillers verdeutlichen das Potential der Idee, die das Publikum mühelos auf falsche Fährten sendet. Das macht es umso tragischer, wie wenig interessant Filmemacher Robert Rodriguez sein Konzept zum Leben zu erwecken vermag. Zu behäbig die grundsätzliche Inszenierung, die von Szene zu Szene springt, aber oftmals kaum begründet, weshalb sich die Figuren dorthin aufmachen. Die gesamte Erzählweise wirkt so holprig wie die Actionszenen lust- und einfallslos umgesetzt. Wüsste man es nicht besser und wäre unter anderem mit Ben Affleck und seinen Co-Stars nicht auch Hollywood-Prominenz beteiligt, man könnte meinen, Hypnotic wäre eine Fließband-Videoproduktion. Auch dank der interessanten Prämisse bleibt damit ein mitunter unterhaltsamer und leidlich ambitioniert umgesetzter Psychothriller, von dem man sich deutlich mehr erwartet hätte. Schade.



Die 4K Ultra-HD-Disc-Veröffentlichung von Hypnotic

Wertung der Disc: 5 von 6 Punkten

Features der 4K Ultra-HD
Tonspuren Deutsch, Englisch: Dolby Atmos
Untertitel Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte
Extras  • Featurette* (ca. 2 min.)
 • Interviews mit Cast und Crew*
    › Robert Rodriguez (ca. 8 min.)
    › Ben Affleck (ca. 6 min.)
    › Alice Braga (ca. 4 min.)
    › William Fichtner (ca. 5 min.)
    › Dayo Okeniyi (ca. 5 min.)
 • Trailer zum Film

* Deutsche Untertitel

Hypnotic-Packshot Hypnotic
ist ab 9. November 2023 digital,
ab 23. November 2023 als 4K Ultra-HD sowie als
Blu-ray, DVD und TVoD
von EuroVideo Medien GmbH erhältlich!
Urheberrecht des Bildes liegt bei
EuroVideo Medien GmbH / Hypnotic Film Holdings Ltd..
Verwendet mit freundlicher Genehmigung.