Guardians of the Galaxy [2014]

Wertung: 5 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 11. März 2015
Genre: Science Fiction / Action / Komödie

Originaltitel: Guardians of the Galaxy
Laufzeit: 121 min.
Produktionsland: USA / Großbritannien
Produktionsjahr: 2014
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: James Gunn
Musik: Tyler Bates
Darsteller: Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Vin Diesel (Hans-Eckart Eckhardt), Bradley Cooper (Fahri Yardım), Lee Pace, Michael Rooker, Karen Gillan, Djimon Hounsou, John C. Reilly, Glenn Close, Benicio Del Toro, Laura Haddock


Kurzinhalt:

An einem der tragischsten Tage seines jungen Lebens wird Peter Quill (Chris Pratt) von Außerirdischen entführt. Als Erwachsener ist er ein Gelegenheitsschmuggler und Plünderer, der mit seinem Entführer Yondu (Michael Rooker) zusammenarbeitet, um einen speziellen Orb zu erhalten. Doch als Peter den Orb in Händen hält, wird er von Schergen des rachsüchtigen Ronan (Lee Pace), angeführt von Korath (Djimon Hounsou), überrascht. Ihm gelingt zwar die Flucht, doch wenig später findet er sich an der Seite des Kopfgeldjägers Rocket (Bradley Cooper / Fahri Yardım) und dessen Gefährten Groot (Vin Diesel / Hans-Eckart Eckhardt) wider. Zusammen mit Ronans Assassine Gamora (Zoe Saldana) und dem entflohenen Häftling Drax (Dave Bautista) sind sie die einzigen, die wissen, welche Zerstörung Ronan mit dem Orb anrichten kann. Es liegt an dieser zusammengewürfelten Gruppe, die Galaxis zu retten – wenn sie es schaffen, zusammen zu arbeiten ...


Kritik:
Sieht man, wie leicht es Guardians of the Galaxy scheinbar fällt, die Zuschauer für sich zu gewinnen, übersieht man schnell, welche Leistung von Ko-Autor und Regisseur James Gunn tatsächlich dahintersteht. Nicht nur, dass er aus dem Stand ein ganzes Universum voll fremdartiger Figuren und Kulturen erschaffen muss, er muss es in einem Genre, das traditionell kein Massenpublikum anspricht. Es gelingt ihm dank einer toll aufgelegten Besetzung und einem ansteckenden Humor. Außerdem macht er dabei so vieles richtig, was so viele Filme derzeit so falsch machen.

Angesichts des ernsten Kerns ist es dabei eine Gratwanderung, ob die Comic-Komödie funktioniert, oder nicht. Glücklicherweise nimmt Gunn sein Superheldenthema selbst zwar ernst, weiß aber mit den Klischees und Erwartungen zu spielen. Auf einem verlassenen Planeten findet der als Kind von der Erde entführte und unter Aliens überall in der Galaxis aufgewachsene Peter Quill den Orb, den der Plünderer suchen sollte. Doch offensichtlich sind noch andere Parteien an der ominösen Kugel interessiert. Kenner der Marvel-Comic-Verfilmungen werden wissen, was sich hinter dem Orb verbirgt, doch auch für diejenigen, die mit den ständigen Querverweisen der wie am Fließband erscheinenden Filme und Serien nicht vertraut sind, hält Guardians of the Galaxy eine Erklärung bereit.

Der Infinity-Stein, der sich in dem Orb befindet, bündelt als einer von mehreren die unvorstellbare Energie, die beim Urknall vor Milliarden von Jahren entstanden war. Ronan der Ankläger, der mit dem zerstörerischen Thanos eine Übereinkunft getroffen hat, dass Thanos den Planeten Xandar vernichten wird, sobald er den Orb erhält, erkennt das Potential des Infinity-Steins und will ihn selbst nutzen. Zu diesem Zeitpunkt ist Quill bereits von den Kopfgeldjägern Rocket (einem Waschbär) und Groot (einem Baumwesen) ins Visier genommen und alle drei zusammen mit Thanos' Adoptivtochter Gamora in ein Gefängnis des Nova Corps auf Xandar gebracht worden.

Auch wenn sich die Geschichte kompliziert genug anhört, dass sie in mehreren Filmen erzählt werden könnte, James Gunn packt all dies in einen mit zwei Stunden überaus kurzen Marvel-Film. Im Gefängnis treffen die vier auf Drax, dessen Familie von Ronan ermordet wurde und der sich – auf Rache sinnend – der Gruppe anschließt. All das klingt nicht wirklich neu oder innovativ, doch ist Guardians of the Galaxy mit so vielen Verweisen an die 1970er und 80er (samt der eingängigen Songs) gespickt, finden sich auf den unterschiedlichen Planeten und Raumschiffen, bzw. in den Räumlichkeiten des Collectors derart viele Anleihen an andere (Science Fiction-)Filme, dass Filmfans hier in Standbildern zusehen müssten, um alles zu entdecken.

Obwohl sich Gunn ganz offensichtlich an dieses spezielle Publikum richtet, auch diejenigen, die auf spaßige Unterhaltung eingestellt sind, kommen auf ihre Kosten. Der Umgangston der fünf unterschiedlichen 'Guardians' ist im Vergleich zu üblichen Superhelden so andersartig, so geradeheraus und der Wortwitz, der sich gerade durch die skurrilen Figuren Rocket und Groot ergibt, so erfrischend, dass es eine Freude ist, zuzusehen. Hinzu kommt, dass Guardians of the Galaxy nicht nur umwerfend gemacht, sondern zudem toll gefilmt ist. Bereits in den ersten Momenten beweist der Regisseur mehr Einfallsreichtum bei seinen Perspektiven und dem Szenenaufbau als viele andere Filmemacher großer Studiofilme und sieht man sich das auf drei Ebenen aufgebaute, spannende Finale an, dann ist es, als würde man die Original Star Wars-Trilogie anschauen. Hier greifen die Handlungen ineinander, steigern sich die Einsätze, die auf dem Spiel stehen, und das mit einem überlegten Schnitt, durch den man immer weiß, was wo und weshalb geschieht. Es ist, als hätte James Gunn mehr als nur das Flair jener Zeit eingefangen – er hat auch das filmische Können wiederentdeckt, das in Zeiten von Schnitten in Sekundenbruchteilen und Lens Flares statt Bildkomposition verloren gegangen scheint.


Fazit:
Was in Guardians of the Galaxy geschieht, ist oft albern und auch wenn die Hintergrundgeschichte mit ernstem Ton dargebracht wird, sieht man sie sich genauer an, zeigen sich viele Lücken auf, die erklärt das Ganze auch nicht sinniger machen würden. Bei den Figuren ist es ähnlich, sind sie zwar durchgehend sympathisch, aber trotzdem nicht wirklich gut entwickelt. Die Dialoge sind ebenso oberflächlich, auch wenn sie erfrischend unverkrampft dargebracht sind.
Doch diese Kritikpunkte verfliegen, sobald James Gunn den Charme seines temporeichen Actionabenteuers entfaltet. Guardians of the Galaxy ist der unterhaltsamste und leichteste Superhelden-Film seit Marvel's The Avengers [2012] mit Charakteren, die so viel Energie und Humor mitbringen, dass man sich dem kaum entziehen kann. Ein spaßiges Feuerwerk mit so vielen skurrilen Ideen, dass die Fortsetzung nicht schnell genug in die Kinos kommen kann.