God's Army III – Die Entscheidung [2000]

Wertung: 3.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Dominik Starck  |   Hinzugefügt am 23. November 2002
Genre: Horror

Originaltitel: The Prophecy 3 – The Ascent
Laufzeit: 80 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2000
FSK-Freigabe: nicht unter 18 Jahren

Regie: Patrick Lussier
Musik: Steve Beoddeker (Prophecy Themes by David C. Williams)
Darsteller: Christopher Walken, Vincent Spano, Kyren Ann Butler, Brad Dourif, David Buzzotta, Steve Hytner


Kurzinhalt:
Danyael (David Buzzotta), das Ergebnis einer Nacht zwischen Engel und Mensch (siehe God's Army II – Die Prophezeiung [1997]) ist inzwischen zu einem jungen Mann heran gewachsen und wird zum zweiten Mal geboren, als er am Rednerpult einer Veranstaltung von einem Mann (Brad Dourif) erschossen wird und in der Leichenhalle zu neuem Leben erwacht. Er ist ein Nephalim, ein Engel/Mensch-Hybride- und vielleicht die letzte Chance auf ein Ende des anhaltenden Krieges der Engelscharen.
Doch der Engel Zophael (Vincent Spano) ist ihm bereits auf der Spur, um das zu vollenden, was dem blinden Attentäter nicht gelungen war; Danyaels Herz aus der Brust zu reißen und ihn damit zu vernichten.
Wie sich zeigt, steht Zophael aber weder auf der Seite der Gott-getreuen Engel noch auf Seiten der Aufständigen. Er kämpft für Pyriel.
Doch ist das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen? Und ist Danyael wirklich die letzte Hoffnung für das Gute oder nur eine Marionette dunkler Kräfte?
Da kann nur der zum Menschen gewordene Ex-Erzengel Gabriel (Christopher Walken) helfen...


Kritik:
Knapp ein Jahr nach der späten Veröffentlichung von God's Army II in Deutschland erschien hierzulande relativ zeitnah das zweite Direct-to-Video-Sequel des Kinofilms God's Army auf DVD und Video.

Wie bei seinem Vorgänger war der geistige Vater der Saga um den Krieg des Himmelreichs, Gregory Widen, auch hier nur als Executive Producer tätig und überließ das Buch Joel Soisson und Carl Dupré, während Patrick Lussier im Regiestuhl Platz nahm.
Lussier ist hier zwar noch ein relativer Regieneuling, im Filmmetier jedoch schon seit Jahren als Editor erfolgreich. In dieser Funktion war er u.a. jahrelang für die Filme von Scream-Regisseur Wes Craven tätig. Mit Craven als Produzent und Soisson als Autor machte er sich im Anschluss an God's Army III mit Dracula 2000 [2000] an eine Neuauflage des Urvaters aller Vampirmythen.

Die Perspektive des Cutters als Regisseur merkt man God's Army III recht stark an, was sich vor allem in der ersten Hälfte des Films als etwas aufdringlich erweist, da man permanenten Flashs, Überblendungen und Cuts ausgesetzt ist, und einem kaum eine ruhige Einstellung vergönnt ist. Dennoch bleibt Lussier dabei recht kreativ und beweist ein Gespür für alternative Aufnahmewinkel, Szenenverbindungen und das Einfangen schöner Landschaftsansichten.

Der mit eher bescheidenem Budget ausgestattete Film nimmt im Vergleich zu Teil 2 eine erneute Kehrtwendung in Erzählstil und Atmosphäre vor und versucht dabei möglichst viele Elemente aus den beiden vorangegangenen Filmen aufzugreifen und miteinander zu verbinden um die einzelnen Handlungsstränge zu einem runden Ende zu bringen.
Dieser Ansatz ist durchaus lobenswert, jedoch hat man dabei des Öfteren das Gefühl, dass man etwas verpasst hat, wenn es zu abrupten Wechseln kommt und diverse Vorgänge und Hintergründe in einer beiläufigen Bemerkung abgespeist werden, oder man sich mit mysteriösen Andeutungen begnügen muss.
So ist der dritte Teil der Saga bei weitem nicht so geradlinig wie Teil 2 und lässt auch die erzählerische Dichte des Originals vermissen. Man kann nur mutmaßen, dass zusätzliche zehn Minuten Film (also dem "Normmaß" von 90 min. entsprechend) dem recht kurzen Film gut getan hätten.
Auch im finalen Endkampf gibt es so einiges, was leider jeglicher Erklärung entbehrt. Dazu gehören u.a. der "Sandsturm", der nicht näher erklärte Übergang der normalen Steppe in den düsteren "Zwischenort", in dem Pyriel sich aufhält, aber auch der wie bestellt vom Himmel schießende Blitz. Zwar kann man sich natürlich seinen Teil dazu denken und in Verbindung mit dem Schlusswort ist der Blitz auch eine gute Idee. Es wäre nur schön gewesen, wenn man es wenigstens mit ein paar Worten erklärt und damit "offiziell" gemacht hätte.
Ein weiterer Makel ist die zeitliche Abfolge. Theoretisch müssten zwischen dem Ende von Teil 2 und dem Anfang von Teil 3 schätzungsweise fünfzehn bis zwanzig Jahre liegen, was im Film aber geflissentlich übergangen wird. Da Danyael hier aber scheinbar um die 20 Jahre alt ist und Gabriel auch des Öfteren erwähnt – sie kennen sich schon eine ganze Weile –, müsste diese Zeitspanne ungefähr stimmen. Eine schnellere Alterung Danyaels (er wurde ja auch in Rekordzeit geboren) wäre zwar möglich, doch dann hätte er ja schon vor seinem Tod wissen müssen, dass er nicht ganz normal ist.

Dennoch greift der Film – wie bereits erwähnt – recht gekonnt eine ganze Reihe verschiedener Dinge auf, die man schon vergessen glaubte. So spielt die erste Hälfte des Films wieder in der Stadt der Engel, Los Angeles, welche hoffnungsloser wirkt, als je zuvor, während man danach zu den Wurzeln zurückkehrt – in die Steppe des Indianerreservats. Bei der Gelegenheit taucht auch die "kleine Mary" wieder auf, die einst die dunkle Seele eines perversen Armee-Colonels beherbergte, bis man sie von ihr befreien konnte.
Und Gabriel trifft auf seiner Reise sogar noch einmal auf Madge, die Bedienung mit der er ebenfalls im ersten Film schon das Vergnügen hatte.
Einige von vielen netten Anspielungen, die dem inneren Zusammenhalt der Trilogie auf jeden Fall gut tun und dem Kenner der Vorgeschichte ein breites Schmunzeln entlocken.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht jedoch eindeutige Danyael, dessen Geburt Gabriel in Teil 2 noch um jeden Preis verhindern wollte, und dessen Leben er danach wie ein Schutzengel verteidigt. Zum ersten Mal hat er dazu Gelegenheit, als ein aufgepeitschter Mob seine Mutter Valerie ermordet (die in den kurzen Flashbacks nicht mehr von Jennifer Beals gespielt wird). Richtig stressig wird diese selbstauferlegte Mission jedoch erst nach Danyaels "zweiter Geburt".
Bezeichnend ist dabei, dass er auf einer Kundgebung erschossen wird, in der er der versammelten Menge sagt, dass Gott sich nicht mehr um seine Schöpfung schert und die Menschen einfach alleine gelassen hat. Wie schon Thomas Dagget und auch Gabriel hadert der junge Mann mit seinem Glauben, der verloren scheint. So kommt auch der Zuschauer im Laufe der Geschichte ins Grübeln, ob der Nephalim wirklich der Retter der Menschheit sein soll oder nur ein Werkzeug des Bösen ist. Verstärkt wird dieser Zweifel noch durch die Tatsache, dass Zophaels Zugehörigkeit und Loyalität lange ungewiss erscheint und er trotz seines Terminator-artigen Verhaltens durchaus die "richtige" Mission haben könnte.

Vincent Spano nimmt in seiner Rolle als Zophael "Jones" jenen Part des zynischen und unerbittlichen Verfolgers ein, den Christopher Walken die ersten beiden Male inne hatte. Anfangs wirkt er damit wie eine ärgerliche Kopie, doch dank einiger guter Kniffe im Drehbuch und dem Talent von Spano entwickelt er sich im Laufe der Geschichte zu einem durchaus gelungenen Charakter, der dem Zuschauer mehr als einmal auch Spaß macht (wenngleich der Humor nicht mehr ganz so präsent ist, wie im ersten Sequel).
Neben ihm liegt das Hauptaugenmerk des Zuschauers aber natürlich nachwievor auf Christopher Walken, der hier als Ex-Engel im Pennerlook durch die Szenerie schlurft, von dem man am Ende von Teil 2 bereits einen Vorgeschmack bekam. Als Mensch mit all seinen Schwächen und der mit den Jahren eingekehrten innigen Bindung an die "sprechenden Affen" ist Walken hier einfach wieder eine Wucht und es ist sehr bedauerlich, dass man ihm hier (erstaunlicherweise) weniger Platz eingeräumt hat, als zuvor. Trotzdem spielt er die anderen Protagonisten problemlos an die Wand, was aber auch dadurch verstärkt wird, dass David Buzzatto, mit dem er die meisten gemeinsamen Szenen hat, eine kleine Enttäuschung ist.
Der weitgehend unbekannte Darsteller ist der durchaus vielschichtigen Rolle einfach nicht gewachsen und schafft es weder sie auszufüllen, noch ihr vielleicht zusätzliche Nuancen zu verleihen, die man zwischen den Zeilen erkennt. Damit bleibt er weit hinter den Erwartungen des Zuschauers und den Möglichkeiten der Figur zurück und wirkt einfach nur fade.
Solider kommt da schon Kyren Ann Butler daher, die Danyaels Freundin spielt.
Einen netten kurzen Auftritt als blinder Assasin hat zudem Horror-Star Brad Dourif, der durch die Chucky-Filmreihe bekannt wurde und neben tollen TV-Gastparts (u.a. Akte X, Millennium und Star Trek – Raumschiff Voyager) auch in vielen kleinen und größeren Kinofilmen (Alien – Die Wiedergeburt [1997]) aktiv war. In Kürze kann man den vielseitigen Darsteller in Der Herr der Ringe – Die zwei Türme bewundern.
Neben Christopher Walken ist übrigens Steve Hytner (der u.a. eine wiederkehrende Rolle in der 1. Staffel von Roswell hatte) der einzige Darsteller, der in allen drei Teilen der God's Army-Reihe mit von der Partie ist. Nach einem kleinen Auftritt in Teil 2 bekommt sein Jacob im vermutlich letzten Kapitel der Saga noch einmal etwas mehr Raum.

Zusätzlich zu der erneut zum Großteil ausgetauschten Besetzung gibt es in God's Army III zudem einen komplett neu aufgenommenen und abgemischten Sound, der dieses Mal von Steve Beodekker stammt. Zwar basiert dieser noch immer lose auf David C. Williams hervorragender Musik doch stellt er eine wesentlich elektronischere Variante dar. So versucht der Score zwar ebenfalls eine sphärisch-mythische Atmosphäre zu kreieren, wirkt dabei aber einfach zu neumodisch und künstlich um wirklich zu überzeugen.

An Design und Ausstattung gibt es nichts zu bemängeln. Es gibt eine nette neue Engel-Waffe und ein paar sehr ansehnliche Effekte (sowohl Splatter-FX als auch Elemente aus der digitalen CGI-Schmiede) sowie erneute Engel-Action mit einer Reihe netter Wire-Tricks. Lediglich das künstliche Feuerzeichen am Ende, bei dem Danyael auf Pyriel persönlich trifft, fällt unangenehm aus der Reihe.

Wenngleich der komplette Film streckenweise einfach nur bemüht wirkt, so hat er dennoch ein wirklich gelungenes Ende.
Dieses lässt zwar noch immer Raum für Spekulationen (und damit auch für weitere Fortsetzungen), bildet aber trotzdem einen versöhnlichen Abschluss, mit dem diese Trilogie durchaus ausklingen könnte.
Die Erlösung Gabriels mündet in einem magisch-schönen Abgang und während die Kamera wieder in die faszinierende Ansicht des Weltraums schwenkt, die man bereits vom Anfang des Filmes kennt, entlässt ein gleichermaßen ausdrucksstarkes wie zitierfähiges Schlusswort den Zuschauer in den Abspann, welches es durchaus mit dem Ende des ersten Teils aufnehmen kann.
Sollte dies tatsächlich das Ende der Geschichte um Gabriel und seine Brüder sein, so klingt es trotz einiger Schlaglöcher versöhnlich aus.

Die DVD-Veröffentlichung ist leider genau, wie die der beiden anderen Filme eine herbe Enttäuschung.
Der englische Originalton ist nur mit Zwangsuntertiteln aufgespielt, Extras fehlen völlig. Lediglich einige Texttafeln und Trailer von Filmen, die mit diesem nicht das Geringste zu tun haben, sind mit auf die Scheibe gepresst.
Dafür ist der Film wenigstens ungekürzt und das Bild überzeugt durch seine kräftigen Farben sowie das weitgehende Fehlern von Fehlern. Der deutsche Ton in Dolby Digital 5.1 weiß ebenfalls zu überzeugen und wartet zudem mit einigen guten Surround-Effekten auf.
Der deutsche Untertitel Die Entscheidung ist zwar nicht so gut, wie es die direkte Übersetzung von "The Ascent" mit "Der Aufstieg" gewesen wäre, stellt jedoch auch nicht so eine Kuriosität wie beim letzten Film dar. Dort hatte man aus dem englischen Originaltitel aller drei Filme einen deutschen Untertitel gemacht: Die Prophezeiung. Über das reißerische Die letzte Schlacht von Teil 1 braucht man dabei sicher keine Worte zu verlieren. Der ist genauso überflüssig wie die Ersetzung eines englischen Originaltitels (The Prophecy) durch einen neuen englischen Titel (God's Army).
Die Synchronisation von God's Army III ist zwar weitgehend gelungen, enthält aber auch ein paar kleinere Schnitzer, die man sich in Teil 2 nicht erlaubt hatte.
Darüber hinaus darf man sich fragen, wieso auf dem Cover von Video beziehungsweise DVD ein grimmig dreinschauender Christopher Walken mit kurzen schwarzen Haaren und schwarzem Mantel zu sehen ist. Das war der Look der ersten beiden Teile, in diesem Film war er nicht ein Mal so zu sehen.

Einen kleinen Tipp für Nitpicker gibt es abschließend auch noch: In der Tradition von Pretty Woman [1990] bekommt man bei Danyaels Flucht vor Zophael aus dem Donut-Shop die komplette Kameracrew in der spiegelnden Fensterfront zu sehen.


Fazit:

In der Tradition der meisten Fortsetzungen ist auch dieser Film ein Stück schlechter als seine Vorgänger und wäre im Grunde verzichtbar.
Dennoch gelingt es God's Army III einen Bogen vom reinen Sequel zurück zu den Anfängen zu schlagen und alles zu einem recht gefälligen Abschluss zu bringen, der für einige Schwächen im Skript entschädigt und für Fans ohnehin ein Muss ist.
Außerdem: Eine weniger gelungene Fortsetzung von God's Army lässt die meisten drittklassigen Videoproduktionen noch immer um Längen hinter sich.