God's Army – Die letzte Schlacht [1995]

Wertung: 5.5 von 6 Punkten  |   Kritik von Dominik Starck  |   Hinzugefügt am 16. November 2002
Genre: Horror

Originaltitel: The Prophecy
Laufzeit: 93 min.
Produktionsland: USA/KAN
Produktionsjahr: 1995
FSK-Freigabe: nicht unter 18 Jahren

Regie: Gregory Widen
Musik: David C. Williams
Darsteller: Christopher Walken, Elias Koteas, Virginia Madsen, Eric Stoltz, Viggo Mortensen


Kurzinhalt:
Der Polizist Thomas Dagget (Elias Koteas), der einst Priester werden wollte, wird mit einem recht mysteriösen Todesfall konfrontiert. Bei dem Toten findet er eine uralte Bibel aus dem 2. Jahrhundert, die ein zusätzliches, bisher unbekanntes Kapitel enthält.
Hierdurch kommt er Engeln auf die Spur, die in menschlicher Gestalt mitten unter uns einen zweiten Krieg des Himmelreichs austragen. Dabei führt der Erzengel Gabriel (Christopher Walken) selbst eine Schar der Engel gegen diejenigen, die Gott die Treue halten. Gabriel neidet dem Menschen seine Seele, die ihn und seinesgleichen niedriger als die "sprechenden Marionetten" erscheinen lässt. Nun will er die "alte Ordnung" wieder herstellen mit den Engeln als Gottes Lieblinge vor dem Menschen.
Doch Engel Simon (Eric Stoltz) hat die dunkle Seele eines kannibalischen Militärs, die Gabriel für den Entscheidungsschlag benötigt, gut versteckt und so beginnt für Thomas ein Wettlauf gegen die Zeit- und gegen einen zornigen Erzengel ...


Kritik:
Das Drehbuch für God's Army stammt aus der Feder von Gregory Widen, der bei diesem Film erstmals Regie führte. Ein weiteres – auch heute noch sehr populäres – verfilmtes Skript von Widen ist Highlander [1986], welches der Videoclip-Regisseur Russel Mulcahy spektakulär mit Christopher Lambert in Szene setzte. Noch heute gilt die Mär der Unsterblichen, die sich über Jahrhunderte mit dem Schwert bekämpfen und nur durch Enthauptung getötet werden können, verdientermaßen als Kultfilm, der drei schwache Kinofortsetzungen nach sich zog (ebenso wie eine erfolgreiche TV-Serie, ein nach einer Season eingestellten Spinn-Off und eine Trickserie).
So lassen sich auch einige Vergleiche zwischen beiden Konzepten herstellen, denn hier wie da geht es vordergründig um nahezu unsterbliche Wesen mit langen Mänteln, die einander spüren können und nur auf eine sehr spezielle Art getötet werden können. Dennoch gehen beide davon abgesehen sehr verschiedene Wege, auch wenn dem Fan des einen Films gegebenenfalls auch der andere gefallen dürfte.
Während in Highlander die Zerrissenheit der Jahrhunderte alten Recken mit Unterstützung diverser Rückblicke portraitiert wird, zeigt sich God's Army jedoch (wie der Titel und Kurzinhalt schon vermuten lassen) wesentlich religiöser.

So ist der Film denn auch voll von religiöser Symbolik und einer ganzen Reihe Querverweise zur Bibel.
Neben den übermächtigen Engelwesen ist es aber auch hier ein zwischen Glaube und Zweifel hin- und hergerissener Mensch, der Dreh- und Angelpunkt der Handlung ist. Fallen viele Menschen vom Glauben ab, weil ihnen der Himmel zu wenig offenbarte, ist es im Falle von Thomas Dagget gerade andersherum. Während seiner Priesterweihe wird er von Visionen von sterbenden und kämpfenden Engeln überwältigt. Eine Erfahrung, die ihn nachhaltig genug geprägt hat um sich von der Religion abzuwenden.
Ironischerweise liegt es dann jedoch an ihm, auf einen Erzengel zu treffen, der selbst in einem Glaubenskonflikt ganz anderer Art steckt. Zwar hat Gabriel eine gänzlich andere Perspektive, dennoch ist er seinem Kontrahenten Thomas auf vielerlei Weise verbunden.

In diesem Film werden so viele religiöse Thematiken angesprochen, dass man kaum allen gleichermaßen gerecht werden kann. Daher mag er auch vielen Leuten mit religiösen Motiven überfrachtet erscheinen, zumal er in der zweiten Hälfte, die in einem Indianerreservat spielt, noch mit indianischer Mythologie bereichert wird. Dennoch bleibt sich der Film innerhalb seiner Richtlinien treu und ist beileibe nicht nur für Gläubige interessant – im Gegenteil.

Dabei wechselt der Film relativ gekonnt zwischen existentialistischen Fragen, teil recht derben Horrorelementen und nicht zuletzt auch einem Funken sarkastischem Humor.

Die vieldeutige Handlung wird dem Zuschauer nicht zuletzt durch die großartige Arbeit der beteiligten Schauspieler nahegebracht.
Niemand außer Christopher Walken hätte wohl der Rolle des Gabriel ein solches Profil verleihen können. Wie in den meisten seiner Filme ist Walken einfach unglaublich charismatisch und seinem Spiel beizuwohnen macht immer wieder Spaß.
Aber auch Eric Stoltz als Simon und Viggo Mortensen (jüngst als Aragorn in Peter Jacksons Der Herr der Ringe [2001-2003] -Trilogie bekannt geworden) als Luzifer glänzen in ihren jeweiligen Engelsrollen.
Michael Madsens Schwester Virginia (Candyman's Fluch [1992]) zeigt eine solide Leistung und nicht zuletzt auch der vielen aus der Comicverfilmung Turtles [1990] bekannte Elias Koteas (der bereits in Ist sie nicht wunderbar? [1987] mit Stoltz gearbeitet hatte) ist als Thomas mehr als überzeugend.

Für einen Regiedebütanten liefert Widen eine solide Leistung ab, die zwar durchaus noch ausbaufähig ist, der es aber auch an störenden Durchhängern fehlt. Allerdings war Widen seit God's Army nicht mehr als Regisseur tätig.

Ein besonderes Lob gebührt auch David C. Williams für seine sehr atmosphärische, oft chorale Sakralmusik, die viel zu der überzeugenden Wirkung des Films beiträgt.

Wofür der Film selbst nichts kann, was aber durchaus erwähnenswert ist, ist die Tatsache, dass er leider ein weiteres Beispiel von meist nur gekürzt gezeigten Werken ist, was einem den Spaß daran durchaus ziemlich verderben kann.
Bei TV-Ausstrahlungen und ebenso den Videoveröffentlichungen präsentiert sich der Film um einige Minuten geschnitten. Etwas, was man auch bei der ersten Veröffentlichung auf DVD nicht behoben hat.
Das Label "Laser Paradise" hat jedoch schon vor geraumer Zeit eine "ungeschnittene Version" mit der FSK-Freigabe "Nicht unter 18 Jahren" herausgegeben. Auf diese Version bezieht sich auch die oben genannte Laufzeit. In ihr sind zwar alle "brutalen" und fürs Fernsehen entfernten Szenenteile enthalten; doch auch dies ist keine wirklich komplette Version des Films.
So gibt es einen (dankenswerterweise zum Teil auf der DVD enthaltenen) alternativen Anfang, in dem der Engel Simon in der Wüste über dem Skelett eines Engels steht. Unter anderem fehlen auch einige Spezialeffekte, die am Ende verdeutlichen sollten, dass "der böse Geist" die kleine Mary verlassen hat.
Man kann nur hoffen, dass es irgendwann eine bessere DVD-Edition dieses Films geben wird, deren Bild man auch etwas aufgearbeitet hat und welches vor allem die (wie so oft) viel bessere englische Tonspur enthält, was bei der "Laser Paradise"-Ausgabe leider nicht der Fall ist.


Fazit:

Ein großartiger religiöser Horrorfilm, der zwar ein paar kleine Längen hat und es mit religiösen Phrasen manchmal ein wenig übertreibt, jedoch die richtigen Fragen stellt, und durch viel Atmosphäre und eine von grandiosen Darstellern zum Leben erweckte stimmige Story voll überzeugen kann.