Garfield: Eine extra Portion Abenteuer [2024]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 5. Mai 2024
Genre: Animation / Komödie

Originaltitel: The Garfield Movie
Laufzeit: 101 min.
Produktionsland: Großbritannien / USA / Hongkong
Produktionsjahr: 2024
FSK-Freigabe: ohne Altersbeschränkung

Regie: Mark Dindal
Musik: John Debney
Stimmen: Chris Pratt (Hape Kerkeling), Samuel L. Jackson, Hannah Waddingham (Anke Engelke), Ving Rhames, Nicholas Hoult, Cecily Strong, Harvey Guillén, Brett Goldstein, Bowen Yang, Janelle James, Snoop Dogg, Aurel Mertz, AnniTheDuck


Kurzinhalt:

Fünf Jahre ist es her, dass das damalige Katzenjunge Garfield (Chris Pratt / Hape Kerkeling) von seinem Vater Vic (Samuel L. Jackson) in einer Gasse zurückgelassen wurde. Garfield hat seither bei dem Menschen Jon (Nicholas Hoult) und seinem Hund Odie (Harvey Guillén) ein Zuhause gefunden und sein Leben könnte kaum besser sein. Bis Odie und Garfield eines nachts gekidnappt und der finsteren Katze Jinx (Hannah Waddingham / Anke Engelke) vorgeführt werden. Dort trifft Garfield auch auf seinen Vater Vic, der für Jinx in die „Laktose Farm“ einbrechen und etwas stehlen soll. Da Vic den Coup nicht alleine durchführen kann, ist es an Garfield, seinem Vater zu helfen. Dabei ist Garfield immer noch tief verletzt, dass Vic ihn damals im Stich gelassen hat. Wenn ihr Einbruch mit dem ausgestoßenen „Laktose Farm“-Maskottchen Otto (Ving Rhames) erfolgreich verlaufen soll, müssen sich Vic und Garfield zuerst einander annähern und Garfield bereit sein, seinem Vater zu verzeihen …


Kritik:
Trotz allem, was Filmemacher Mark Dindal bei seiner zeitgemäßen Interpretation der Comic-Figur Garfield in Garfield: Eine extra Portion Abenteuer gut gelingt, bleibt die Frage offen, an wen sich der familientaugliche Animationsfilm richten soll. Denn während ein junges Publikum zahlreiche Popkulturreferenzen und diejenigen an die Vorlage kaum verstehen wird, werden Fans derselben ihre philosophischen Lebensweisheiten und den Sarkasmus vermissen. Was bleibt, ist ein unterhaltsamer Spaß für Groß und Klein, dem das gewisse Etwas fehlt.

Dabei richtet sich das Drehbuch bewusst sowohl an bestehende Comicfans als auch ein neues Publikum. Immerhin führt der gefräßige Kater mit orangefarbenem Fell, an das Publikum gerichtet, durch die Erzählung und weist bereits zu Beginn darauf hin, dass dies eine Geschichte ist, die noch niemand gehört hat. Sie beginnt damit, wie Katzenbaby Garfield von seinem Vater Vic in einer Gasse abgesetzt wird und seinem Jungen verspricht, dass er gleich zurück sein wird. Doch er kommt nicht und so findet Garfield, vom Hunger getrieben, den Weg zu einem Restaurant, wo er auf Jon Arbuckle trifft. Fünf Jahre später führt Garfield bei Jon zusammen mit Hund Odie ein, wie er selbst findet, perfektes Leben, das aus Essen und Schlafen besteht. Bis Garfield und Odie eines nachts gekidnappt werden. Kurz darauf steht Garfield seinem Vater Vic gegenüber, der für die diabolische Katze Jinx in 72 Stunden einen Raubüberfall durchführen soll. Das kann aber nur mit Garfields Hilfe gelingen und so stehen Vater und Sohn kurz darauf vor der Erlebniswelt „Laktose Farm“ und versuchen, mit Hilfe des ausgestoßenen Maskottchens Otto dort einzubrechen, um Milch zu stehlen. Da Garfield Vic jedoch vorwirft, ihn im Stich gelassen zu haben, müssen sich Vater und Sohn erst annähern, nicht dass der Coup sonst scheitert.

Die Geschichte von Garfield klingt nicht nur bekannt, viele Elemente sind so offensichtlich aus anderen Filmen entliehen, dass die Verantwortlichen keinen Hehl daraus machen und sie als Hommage sogar mit eingespielter Musik (beispielsweise zu Mission: Impossible [1996] oder Top Gun - Sie fürchten weder Tod noch Teufel [1986]) einweben. Diese Anspielungen wird ein junges Publikum ebenso wenig verstehen, wie subtilere Hinweise auf das Comic, beispielsweise wenn das Datum der Erstveröffentlichung den Code von Jons Handy darstellt oder Odie von Garfield wie von einem Cowboy geritten wird. Nichtsdestotrotz werden auch ihnen die berührenden Momente nahegehen, zum Beispiel, wenn Vic seine Sicht der Dinge schildert. Doch ist das, wenigstens für Erwachsene, ebenso absehbar, wie der grundsätzliche Verlauf der Story. Was Jinx im Schilde führt, sorgt daher nicht wirklich für Spannung und der Humor setzt zu selten auf bissig-sarkastische Dialoge, um die Älteren anzusprechen, gleichzeitig aber zu wenig auf körperlichen Slapstick, um Kinder mitzunehmen.

Die werden stattdessen mit auffällig viel Produktplatzierungen konfrontiert, die man so in Animationsfilmen selten zu sehen bekommt. Seien es aggressiv eingeblendete Kopfhörermarken oder Hersteller von Saugrobotern, Garfield: Eine extra Portion Abenteuer lässt viele – und in diesem Fall zu viele – Einflüsse der wirklichen Welt in diese fiktive zu. Dabei ist der Look zwar anders, als man ihn aus den Comics gewohnt ist, doch ist das nicht als Kritikpunkt gemeint. Angefangen von dem immens knuddeligen Garfield als Katzenbaby, bis hin zu Odies subtil plastischem Fell, sind die Figuren unverkennbar, gleichzeitig aber passend modernisiert. Dass ihre bekannten Charaktereigenschaften weiterentwickelt werden, ist sogar eine gute Idee, wobei das Fehlen von Jons Unbeholfenheit sichtlich vermisst wird. Während Garfields Egozentrik, seine Verfressenheit und sein einnehmendes Wesen, nebst seiner Aversion für Montage, gelungen auf den Punkt gebracht wird, ist Odie der heimliche Star des Films. Seine Gestik allein, sein Einfühlungsvermögen und sein Einfallsreichtum sorgen beinahe öfter für Aufheiterung, als der körperbetonte Humor. Oder die deutsche Synchronfassung, die einmal mehr auf unterschiedliche Dialekte setzt, um vermeintlich „lustige“ Dialog hervorzubringen. Wirklich gelingen mag das nicht.

Zusammen mit der universellen Story über Familienbande, die man so oder ähnlich bereits unzählige Male gesehen hat, weiß Garfield am Ende nicht so recht, was es mit seiner Figur anfangen soll, zumal die Story Charaktere wie Jon oder Odie gar nicht oder kaum zur Geltung kommen lässt. Während Tierärztin Liz und der putzige Nermal zumindest Gastauftritte besitzen, gibt es weder Mäuse zu sehen, noch Garfields Gefährtin Arlene. So sehr man verstehen kann, dass die Verantwortlichen neue Figuren einführen, um sich von der Comicvorlage abzuheben, aus dessen inzwischen 45 Jahre umspannendem Fundus hätten sie sich durchaus stärker bedienen können.

Sieht man Garfield: Eine extra Portion Abenteuer allerdings als das, was er ist, gelingt Filmemacher Mark Dindal ein im besten Sinne harmloser Familienfilm, der sich zwar nicht durch neue Ideen auszeichnet, diejenigen, die er mitbringt, aber tadellos präsentiert. Zwar ist es schade, wie viel Fans der Vorlage hier vermissen werden, aber vielleicht findet darüber ein junges Publikum den Weg zu dem langlebigen Comic-Strip. Außerdem könnten sich die Verantwortlichen in einer Fortsetzung weiterer Aspekte der Figuren annehmen. Weitere Abenteuer mit ihnen kann man sich jedenfalls mühelos vorstellen.


Fazit:
Sieht man die Sehnsucht in Jon Arbuckles Augen zu Beginn, wenn er die Familien beim Abendessen im Restaurant sieht, während er selbst allein am Tisch sitzt, dann versteht man zwar, wie sehr er sich selbst eine Familie wünscht. Doch dass er fürchten muss, diese verloren zu haben, als Odie und Garfield verschwinden, leuchtet das Drehbuch nie aus. Außer dem Titel gebenden Kater treten die übrigen Figuren durchweg auf der Stelle und tatsächlich neue Eigenschaften sucht man bei ihnen lange vergebens. Dass Garfield sogar nett zu Jon ist, wenn niemand es sieht, ist ein schöner Einfall, doch auch hier bleibt Potential ungenutzt. Sieht man über die stellenweise gruselige deutsche Synchronfassung hinweg, bleibt Filmemacher Mark Dindal vorzuwerfen, dass der sarkastische Kater vor allem seine Bissigkeit eingebüßt hat, was aber der Ausrichtung für ein junges Zielpublikum geschuldet ist. Dass die aus der Vorlage bekannten Lebensweisheiten und eine mitunter philosophische Tiefe fehlen, ist ebenfalls schade. Doch obwohl es der Leinwandadaption an Tiefgang und Hintersinn fehlt, eignet sich Garfield: Eine extra Portion Abenteuer, auch mit seiner universellen Aussage, als leichtfüßige Unterhaltung für die ganze Familie. Als solche ist der Animationsfilm durchaus einen Blick wert.