Fringe: Grenzfälle des FBI – Staffel 3 [2010 / 2011]
Wertung: |
Kritik von Jens Adrian |
Hinzugefügt am 27. Januar 2021
Genre: Science Fiction / Thriller / ActionOriginaltitel: Fringe: Season 3
Laufzeit: 961 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2010 / 2011
FSK-Freigabe: ab 16 Jahren
Regie: Joe Chappelle, Jeffrey Hunt, Brad Anderson, Ken Fink, David Straiton, Chuck Russell, Charles Beeson, Jeannot Szwarc, Dennis Smith, Thomas Yatsko, Frederick E. O. Toye,
Musik: Chris Tilton, J.J. Abrams (Thema)
Besetzung: Anna Torv, Joshua Jackson, John Noble, Lance Reddick, Jasika Nicole, Blair Brown, Michael Cerveris, Ryan McDonald, Seth Gabel, Kirk Acevedo, Andre Royo, Amy Madigan, Philip Winchester, Orla Brady, Kevin Corrigan, Leonard Nimoy
Kurzinhalt:
Während Dr. Walter Bishop (John Noble) erleichtert ist, dass die Mission, seinen Sohn Peter (Joshua Jackson) zu retten, scheinbar ein Erfolg war, wird FBI-Agentin Olivia Dunham (Anna Torv) für Pläne eingespannt, die die Sicherheit der ganzen Welt bedrohen könnten. Unerklärliche Ereignisse beschädigen zunehmend das Gefüge von Raum und Zeit und lassen den brillanten Wissenschaftler erahnen, dass seine Entscheidung vor einem Vierteljahrhundert ihn nun heimsuchen wird. Dabei ahnen weder er, noch „Fringe“-Leiter Broyles (Lance Reddick), noch Walters Assistentin Astrid (Jasika Nicole), dass sie einen Maulwurf unmittelbar in ihrer Einheit haben. Um ihre Welt zu retten, wird es laut dem Beobachter (Michael Cerveris) notwendig sein, dass Walter erneut ein Opfer bringt, das er einst nicht bereit war, erbringen zu können …
Kritik:
Ungeachtet des hohen Unterhaltungswerts für Kenner von Fringe: Grenzfälle des FBI, lässt Staffel 3 sein Publikum mit gemischten Gefühlen zurück. Dabei fällt es überraschend schwer, genau zu benennen, woran dies liegt. Es ist zum Teil dem Umstand geschuldet, dass die Macher sich hier ausschweifender ihrer Hintergrundgeschichte widmen, anstatt eigenständige Episoden zu erzählen. Stellenweise scheinen sie mehr Wert darauf zu legen, irgendetwas zu erzählen, anstatt darauf, was das ist.
Dabei knüpft die Story verständlicherweise direkt an das Staffelfinale des vorigen Jahren an, in welchem das bekannte Team aus FBI-Agentin Olivia Dunham sowie Peter und Walter Bishop getrennt wurde. In welcher Art, soll das interessierte Publikum selbst entdecken. Es soll genügen zu sagen, dass die Schwierigkeiten, die auf sie alle warten, kaum größer sein könnten und verständlicherweise zu Verwerfungen innerhalb des Teams führen werden. Dass die Macher den Handlungsort der jeweiligen Folge auch durch einen individuell angepassten Vorspann unterstreichen, ist eine ebenso unerwartete, wie gelungene Idee. Vor allem jedoch greifen sie Elemente der vorangegangenen Staffeln wieder auf, wenn beispielsweise weitere Cortexiphan-Versuchspersonen auftauchen, oder erneut eine Episode im Jahr 1985 spielt. Anstatt sich auf eine Erzählebene zu verlassen, jongliert Fringe mit mehrere Zeitebenen und -realitäten. Stets den Überblick zu behalten, was wo geschehen ist, ist in der Tat nicht immer einfach. Es klingt, als wäre Staffel 3 mehr Fantasy als Science Fiction und für gewisse Teile stimmt das auch. Doch fällt es Genre-Fans nicht schwer, sich darauf einzulassen, solange das SciFi-Element überwiegt. Immerhin bemühen sich die Autorinnen und Autoren, sei es noch so absurde Erklärungen für das Gezeigte zu liefern.
Bringt Fringe jedoch eine an sich bereits verstorbene Figur zurück, würde man wenigstens erwarten, dass die Serie eine aberwitzige Erklärung liefern würde. Tatsächlich versuchen es die Macher nicht einmal, sondern kompensieren eine Geister-Story stattdessen – erneut – mit ihrer Besetzung, die der Herausforderung durchaus gewachsen ist. Die verschiedenen Rollen, in die Anna Torv als Olivia Dunham hier schlüpfen muss, sind in der Tat bemerkenswert. Ihrer Wandlungsfähigkeit ist es zu verdanken, dass man nicht nur interessiert bleibt, sondern insbesondere in der ersten Staffelhälfte hin- und hergerissen ist, ob ihre Figur nun als sympathisch empfunden werden soll, oder nicht. Vor allem zum Ende der Season unterstreicht John Noble erneut, weshalb die Serie ohne ihn nur halb so sehenswert wäre, doch dankenswerterweise wird auch die restliche Besetzung spürbar mehr gefordert. Von Lance Reddick als Phillip Broyles, bis hin zu Jasika Nicole als Astrid Farnsworth, ist es schön zu sehen, dass auch bisherige Nebenfiguren stärker eingebunden werden. Kurze Gastauftritte wie derjenige von Christopher Lloyd als ein Rockstar, Lost [2004-2010]-Star Jorge Garcia oder Brad Dourif veredeln die einzelnen Folgen zusätzlich.
Inhaltlich verschränken die Geschichten einzelne bisherige Storyfäden und führen sie gekonnt zusammen. Hier beweisen die Verantwortlichen im Hintergrund mehr Weitblick, als man beispielsweise zu Beginn der zweiten Staffel noch vermutet hätte. Gerade der Erzählstrang um Peter und seine Verbindung zur Weltuntergangsmaschine ist dabei gelungen, ebenso wie Art und Weise, wie der mysteriöse Sam Weiss in all dies hineinspielt. Es ist, als würden die einzelnen Geschichten die Facetten der Figuren vertiefen, sie stärker herausarbeiten. Umso mehr verwundert das zweiteilige Finale von Staffel 3, das nicht nur einen inhaltlichen Bruch aufweist, sondern dessen zweite Hälfte spürbar langsamer gerät. Das wäre dann kein Grund zur Sorge, würde eben das oben genannten geschehen: Die Figuren vertieft, die Charaktere weiter herausgearbeitet. Doch die letzten 45 Minuten der Staffel können schwerlich zur eigentlichen Haupthandlung etwas beitragen. Das Ergebnis ist ein Ende, dessen letzte Sekunden das Publikum zum Weitersehen anspornen sollen, das zuvor mit der restlichen Staffel aber kaum verbunden ist.
Dass Fringe in diesem Moment nicht enttäuscht, verdankt die Serie wie bereits erwähnt der Besetzung, die den unterschiedlichen Ausprägungen ihrer Rollen nicht nur hervorragend gewachsen ist, sondern geradezu darin aufzugehen scheint. Handwerklich bewegen sich die einzelnen Folgen auf gewohnt hohem Niveau, wobei die Episode „LSD“ dank ihrer animierten Erzählebene in Erinnerung bleibt. Inhaltlich prägt „Versuchsperson 13“ die bekannten Figuren merklich, selbst wenn sie nicht zu sehen sind. Für Walter erweist sich „Das Glühwürmchen“ als entscheidender Moment und als eine Episode, der es dank der überraschenden Beziehungen innerhalb der Folge gelingt, dem Publikum die Augen zu öffnen. Es gibt zahlreiche Episoden in Staffel 3, die im besten Sinne bemerkenswert sind. Und doch wird beispielsweise die Story-Arc um die Weltuntergangsmaschine auf so viele einzelne Folgen aufgeteilt, dass diejenigen dazwischen erscheinen, als würden sie die Staffel nur in die Länge ziehen. Finden die Macher Wege, die meisten sonderbaren Vorkommnisse in irgendeiner Weise zu erklären, lässt man sich darauf gerne ein. Doch eine Nebenhandlung in der zweiten Hälfte der Season überspannt den Bogen der Glaubwürdigkeit, selbst für Fringe, spürbar, ungeachtet der Tatsache, dass man die Beteiligten gern in diesen Rollen sieht. Es bleibt die Hoffnung, dass die Macher im kommenden Jahr fokussierter bleiben. Es würde der Geschichte insgesamt guttun.
Fazit:
An der handwerklichen Umsetzung von Staffel 3 gibt es nach wie vor nichts zu bemängeln. Zwar wiederholen sich manche Kameraeinstellungen, die bestimmte Realitäten veranschaulichen, spürbar oft, aber nicht nur die Maskenarbeit, die bei Walters alltäglicher Arbeit dafür sorgt, dass Fringe keine Serie ist, die sich für ein sehr junges Publikum eignet, macht deutlich, auf welchem Niveau sich die Produktion bewegt. Die Ausstattung ist tadellos, die Detailtreue in den Realitäten beeindruckend und die Besetzung, angeführt von Anna Torv und John Noble, ist über jeden Zweifel erhaben. Dass die Hintergrundgeschichte konsequent weitererzählt wird, die „Monster-der-Woche“-Episoden weniger sind, ist an sich kein Vorwurf. Doch erscheinen die verschiedenen Erzählebenen mit bekannten Figuren in unterschiedlichen Ausprägungen unnötig komplexer gestaltet, als wolle man auf diese Weise mehr Folgen pro Jahr erzählen. Das wird daran deutlich, dass sich mit den vielen Nebenschauplätzen die eigentliche Story-Arc nur langsam entwickelt. Das schadet zwar über weite Strecken nicht dem Unterhaltungswert, es macht das Ergebnis für Kenner der ersten Stunde jedoch stellenweise unbefriedigend bis enttäuschend. Insbesondere, wenn man sich vor Augen führt, wie wenig die große Hintergrundgeschichte in den 22 Episoden vorangebracht wird, während die einzelnen Folgen durchaus temporeich erzählt werden. Nichtsdestotrotz ist Staffel 3 von Fringe: Grenzfälle des FBI hochwertig produziert und sehenswert gespielt. Selbst wenn die Ideen hier nicht mehr in dem Sinne überraschen, wie dies zuvor der Fall war. Das heißt aber nicht, dass man nicht gespannt bleibt, wie die Macher all das denn auflösen wollen.