Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile. [2009]

Wertung: 4 von 6 Punkten  |   Kritik von Jens Adrian  |   Hinzugefügt am 19. Mai 2019
Genre: Action / Krimi / Thriller

Originaltitel: Fast & Furious
Laufzeit: 107 min.
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2009
FSK-Freigabe: ab 12 Jahren

Regie: Justin Lin
Musik: Brian Tyler
Darsteller: Vin Diesel, Paul Walker, Jordana Brewster, Michelle Rodriguez, John Ortiz, Laz Alonso, Gal Gadot, Jack Conley, Shea Whigham, Liza Lapira, Sung Kang


Kurzinhalt:

Nachdem Dominic Toretto (Vin Diesel) und seine Freundin Letty (Michelle Rodriguez) in der Dominikanischen Republik mit ihren spektakulären Diebstählen die Aufmerksamkeit der Gesetzeshüter auf sich gezogen haben, setzt sich Dominic ohne Letty ab, immerhin wird nach ihm bereits gefahndet. Doch wenig später berichtet ihm seine Schwester Mia (Jordana Brewster), dass Letty ermordet wurde. Dominic reist nach Los Angeles, um diejenigen ausfindig zu machen, die dafür verantwortlich sind. Dabei kreuzt er unerwartet den Weg des inzwischen als FBI-Agent tätigen Brian O’Conner (Paul Walker), der ihn vor Jahren laufen ließ. Das FBI ist dem Drogenbaron Arturo Braga auf der Spur, zu dem auch Dominics Nachforschungen führen. Nachdem sie beide eine von Campos (John Ortiz) gestellte Aufnahmeprüfung bestehen, um in Bragas Kreis von Fahrern zu gelangen, stehen Dominic und Brian auf Abruf und müssen zusammenarbeiten, um Lettys Mörder zu finden …


Kritik:
Vom ersten Moment an macht der vierte Teil der Fast and the Furious-Reihe so Vieles richtig, dass es umso ärgerlich ist, wenn Filmemacher Justin Lin in alte Muster verfällt. Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile. erfindet zwar nicht die Figuren der ersten Stunde, dafür aber die inhaltliche Ausrichtung des Franchise neu, weg von der Zurschaustellung der Auto-Tuning-Szene hin zu einem actiongeladenen, testosterongetriebenen Thriller. Man könnte auch sagen, dies ist der Film, den Regisseur Rob Cohen acht Jahre zuvor mit dem ersten Teil an sich machen wollte.

Fünf Jahre, nachdem Dominic Toretto den Gesetzeshütern mit Hilfe des damaligen Polizisten Brian O’Conner entkommen konnte, hat er sich mit seiner Freundin Letty in der Dominikanischen Republik eine neue Crew aufgebaut. Zusammen kapern sie in waghalsigen Manövern Tanklaster – während der Fahrt. Die Eröffnungssequenz von Fast & Furious ist dabei pures Adrenalin und voll so vieler sehenswerter Stunts und absurder Ideen, dass man ohne Übertreibung behaupten kann, sie ist hinsichtlich Aufbau und Ausführung besser als alles, was die Macher der Reihe bis dahin gezeigt haben. Obwohl Regisseur Lin viele weitere Action-Momente platziert, erreicht keiner diese Qualität.
Im Anschluss setzt sich Toretto nach Panama ab, wo er einige Monate danach eine Nachricht seiner Schwester Mia erhält: Letty wurde ermordet. Für ihre Beerdigung reist Dominic nach Los Angeles und schwört Rache an den Verantwortlichen. Seine Nachforschungen führen ihn auf die Spur des mexikanischen Drogenbarons Arturo Braga. Nach dem fahndet bereits der inzwischen als FBI-Agent tätige Brian O’Conner unter Hochdruck. Beide ergattern sich Plätze bei einer Rekrutierungsveranstaltung für Braga, der – wie soll es anders sein – Fahrer sucht.

Dass sich Fast & Furious nach wie vor hauptsächlich auf Verfolgungsjagden und andere Auto-Action konzentriert, überrascht nicht und ist auch kein Kritikpunkt, solange sie gut umgesetzt sind. Während die Krimi- und Thriller-Story hier überraschend gut funktioniert, selbst wenn manche Entwicklungen inhaltlich haarsträubend sind, es sind die Figuren, denen man auf ihrem Weg zur Vergeltung folgt. War im ersten Teil Brian die eigentliche Hauptfigur, verschiebt sich der Fokus hier zu Toretto, was der charismatische Vin Diesel zu nutzen versteht. Dass die Dialoge nicht bahnbrechend oder vielschichtig sind, wird kaum jemanden überraschen. Aber sie helfen, die Figuren zu definieren. Mit Dominics Schwester Mia, die erneut kaum etwas zu tun bekommt, dem für Braga tätigen Campos oder seiner Gehilfin Gisele, gibt es auch genügend Charaktere, die vorzustellen sich lohnen würde. Doch daraus weiß das Skript bedauerlicherweise nichts zu machen.

Der Pfad der Rache ist zwar ein ausreichender Aufhänger für die Geschichte, aber die Suche nach der wahren Identität Bragas interessiert deshalb nur am Rande, weil nichts davon abhängt. Dass ein Drogenbaron selbst für Lettys Tod verantwortlich ist, ist unwahrscheinlich und auch für Brian und das FBI wäre dies allenfalls ein „gelöster Fall“. Eine Dringlichkeit ergibt sich aus der Konstellation nur nicht. Dafür warten die Macher in der Mitte des Films mit einer interessanten Idee hinsichtlich des Drogenschmuggels über die mexikanische Grenze in die USA auf. Aber während die Action sonst echt und handgemacht aussieht, ist diese ganze Sequenz merklich am Computer entstanden. Das trübt sichtlich den Gesamteindruck. Doch als wäre das nicht genug, greift Fast & Furious für das Finale auf genau dieselbe Idee zurück, so dass ausgerechnet die beiden vermeintlichen Höhepunkte des Films in Wirklichkeit die schwächsten Abschnitte darstellen.

Dass Filmemacher Justin Lin ein Gespür für packende Actionmomente besitzt, merkt man Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile. merklich an. Die Eröffnungssequenz ist ein wahrer Hingucker, auch wenn hier der Abschluss sichtbar nicht „echt“ ist. Zwar sind manche Passagen wie Brians Verfolgungsjagd zu Fuß etwas zu hektisch geschnitten, alles in allem ist es jedoch die temporeiche Inszenierung, die hier in Erinnerung bleibt. Dass ausgerechnet das Finale schwächer ausfällt als der Anfang, ist bedauerlich. Der vierte Teil beweist eindrucksvoll, dass weitere Filme der Reihe nicht so zäh ausfallen müssen, wie die ersten drei. Wenn nichts anderes, dann kann man sich hier bestens unterhalten lassen.


Fazit:
Nach zwei Fortsetzungen, die nur einen Teil der ursprünglichen Besetzung zurückbrachten, wirbt der vierte Film der Reihe bereits im deutschen Titel damit, dass man sich auf den Ursprung besinnt. Insoweit ist Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile. zwar ein „direkteres“ Sequel zu Teil eins, inhaltlich aber gewissermaßen ein weicher Reboot des Franchise. Statt getunten Autos steht nun eine Krimi- bzw. Thriller-Story im Fokus und die Action ist – ähnlich wie beim Vorbild des ersten Films, Gefährliche Brandung [1991], – vielseitiger. Davon profitiert der Unterhaltungswert merklich, ebenso von der temporeichen Musik von Brian Tyler, wobei sich die Story glücklicherweise nicht zu ernst nimmt. Vielschichtig ist sie zwar nach wie vor nicht und auch die handwerkliche Umsetzung gerät phasenweise zu hektisch oder ist zu sichtbar computerunterstützt. Aber alles in allem ist Fast & Furious überaus gelungene, kurzweilige und actiongeladene Unterhaltung. Mehr sollte und kann man nicht erwarten – und genau das wird auch geboten.